Donnerstag, 9. Mai 2019

Interventionspolitik der USA unter Woodrow Wilson und FDR

Aus Anlass des hundertjährigen Jubiläums der deutschen Kapitulation nach dem Ersten Weltkrieg bietet das Luxemburger Nationalarchiv eine Online-Ausstellung an, die an dieses Ereignis erinnert. Besonders faszinierten mich dabei neun kurze Filme aus amerikanischen Quellen, die den Einmarsch amerikanischer Truppen im November 1918 in Luxemburg und in das Rheinland dokumentierten. Mein Vater sowie seine Geschwister hatten dies persönlich erlebt und erzählten öfters davon. Meine Geschwister und ich wurden im Februar 1945 Zeugen eines zweiten Einmarschs amerikanischer Truppen. Sie legten die Basis für die Welt, in der wir heute leben.

Woodrow Wilson vor dem Ersten Weltkrieg

Woodrow Wilson (1856-1924) entstammte einer presbyterianischen Pfarrersfamilie aus den Südstaaten. Er wurde in Virginia geboren und wuchs in Georgia (Augusta) auf. Er studierte in Princeton, NJ, und kehrte 1890 als Professor für Politische Ökonomie und Jurisprudenz dorthin zurück. Er schrieb Bücher über die Verfassung der USA (engl. constitutional government) und den Bürgerkrieg. Seine Vorbilder waren Edmund Burke (1729-1797) und der englische Parlamentarismus. Burke hatte eine Analyse der Französischen Revolution verfasst, die großen Eindruck hinterließ. Seiner Sichtweise kann ich mich heute noch voll anschließen: ‚Es ist besser und einfacher zu reformieren als niederzureißen und hinterher aufzubauen‘, so folgerte Burke.

Wilson wurde alsbald Präsident seiner Universität und baute diese zu einer der Spitzenschulen der USA aus. Er ließ jüdische Studenten und Professoren zu, aber keine Afroamerikaner. Im Jahre 1910 wechselte er in die Politik und wurde Gouverneur von New Jersey. Im Jahre 1912 wurde er Kandidat für die US-Präsidentschaft der Demokraten und gewann gegen Theodore Roosevelt (1858-1919) und William Taft [Teddy Roosevelt hatte eine eigene Partei gegründet]. Wilson galt als guter Redner und glaubte fest an eine Sonderrolle der USA, den amerikanischen Exzeptionalismus.

In der Innenpolitik ging Wilson den Weg vom Manchester-Liberalen zum Progressiven. Er erließ Gesetze gegen Kinderarbeit und führte eine Unfallversicherung für Bundesbedienstete ein. Er tat jedoch nichts gegen die soziale Ungleichheit und den Rassismus. In der Außenpolitik galt die Monroe-Doktrin. Sie galt seit Präsident James Monroe (1758-1831) und besagte, dass die Vereinigten Staaten sich in keine europäischen Konflikte einmischen würden und umgekehrt die Europäer die westliche Hemisphäre den Amerikanern zu überlassen haben. Sie war 1904 durch Teddy Roosevelt dahingehend ergänzt worden, dass die USA sich zum Eingreifen verpflichtet sahen, falls die Lage irgendwo in Amerika instabil zu werden drohte. In diesem Sinne unternahmen die USA 1914 einen Angriff auf die Hafenstadt Veracruz, um in die mexikanische Revolution einzugreifen.

Erschwerte Neutralität und propagandistische Profilierung

Das Ringen um die Aufgabe der Neutralität bezüglich des europäischen Schlachtfelds zog sich über Jahre. Weil deutsche U-Boote im Atlantik auch neutrale Schiffe attackierten, baute sich in den USA eine Deutschland feindlich gesinnte Stimmung auf. Einen Höhepunkt bildete die Versenkung der HMS Lusitania im Mai 1915, wobei 1200 Personen den Tod fanden. Zu denen, die damals eine Kriegserklärung an Deutschland forderten, gehörte der junge Franklin D. Roosevelt (FDR). Er übte in Wilsons Regierung damals das Amt des Staatssekretärs im Marineministerium aus. Wilson plädierte weiter für die Beibehaltung der Neutralität.


Wilsons 14 Punkte von 1917

Zum großen Leidwesen, sowohl der Franzosen wie der Engländer, sah sich Wilson weniger als Kriegsverbündeter denn als Mahner und Schiedsrichter. Sein 14-Punkte-Programm, das er im Januar 1918 im US-Kongress vorstellte, löste daher gemischte Reaktionen aus. Frankreichs stets scharf formulierender Georges Clemenceau (1841-1929) lästerte, dass Moses mit 10 statt mit 14 Geboten ausgekommen sei. Der britische Premier David Lloyd George (1863-1945) meinte später, Wilson sei ruhmvoll gescheitert. Mit den 14 Punkten habe er zu den Sternen gegriffen. Wilsons amerikanische Widersacher Theodore Roosevelt und Henry Cabot Lodge senior (1850-1924) bezeichneten das Dokument als wolkige Rhetorik und Heuchelei. Noch vor Ende des Krieges schloss England mit Italien Geheimverträge ab auf Kosten Österreichs und des Osmanischen Reiches.

Die endgültige Wende zum Eingreifen kam, als im April 1917 Deutschland den U-Boot-Krieg wiederaufnahm und gleichzeitig der Staatssekretär Zimmermann im deutschen Auswärtigen Amt die Regierung Mexikos aufforderte, die USA anzugreifen, um dadurch Texas, Arizona und Neu-Mexiko wiederzugewinnen. Das bewog den US-Kongress, Deutschland den Krieg zu erklären. Die USA gaben den Grundsatz der Nichteinmischung auf. Man wolle die Welt sicherer machen für die Demokratie – so hieß es − und zwar für alle Völker, auch für Deutschland.

Militärische Expedition nach Europa

Präsident Wilson ernannte im Mai 1917 Generalmajor John Joseph Pershing (1860-1948) zum Kommandeur der amerikanischen Eingreiftruppen (engl.: american expeditionary forces, Abk. AEF). Pershing bestand darauf, dass die US-Truppen nicht nur dazu benutzt wurden, um Lücken in der französischen und britischen Armee zu schließen − wie dies die Alliierten wünschten − sondern dass sie als eigene Kampfeinheiten auftreten sollten. Dies erklärt teilweise die relativ hohen Verluste, welche die AEF zu beklagen hatte. Über 100.000 Tote blieben auf dem Schlachtfeld, weitere 20.000 fielen danach der Spanischen Grippe zum Opfer (im Zweiten Weltkrieg waren es über 400.000 Tote).

Die ersten amerikanischen Truppen landeten im Juni 1917 in Europa. Die AEF beteiligte sich jedoch erst ab Oktober 1917 an den Kampfhandlungen, und zwar in der Nähe von Nancy. Den Hauptschlag versetzte die AEF Anfang 1918 an der Verdun-Front. Dort verdrängte sie die deutschen Einheiten aus ihren seit drei Jahren gehaltenen Stellungen. Die Verschiffung von über einer Million Soldaten über den Atlantik wurde zu einer großen logistischen Aufgabe. Sie zu bewältigen verhalf der amerikanischen Wirtschaft zu bisher nicht gekannter Stärke. Bis zum Ende des Krieges hatten auch über 350.000 Afroamerikaner an der Westfront gedient. Sie wurden jedoch getrennten Einheiten zugewiesen, die von weißen Offizieren befehligt wurden. Sie wurden hauptsächlich mit Nachschubaufgaben betraut.

Wilson auf Pariser Friedenskongress

Nachdem ein Waffenstillstand vereinbart worden war, begann im Januar 1919 der berühmte Friedenskongress von Versailles. Es nahmen über 10.000 Personen teil. Geleitet wurde der Kongress von dem aus Clemenceau, Lloyd George, dem italienischen Minister Vittorio Orlando und Wilson gebildeten 'Rat der Vier'.

Rat der Vier, Paris 1919
Da die Republikaner die Kongresswahlen 1918 gewonnen hatten, bestritten sie Wilson das Recht, die USA in Paris zu vertreten. Er fuhr trotzdem hin. Sein Einfluss wirkte durchaus mäßigend auf den Vertrag, der im Mai Deutschland zur Annahme übergeben wurde. Wilson konnte die 14 Punkte nur zum Teil und in entscheidenden Punkten nicht durchsetzen. Das lag daran, dass Clemenceau das französische Revanchebedürfnis befriedigen und auch Orlando in Südtirol die italienischen Annexionswünsche durchsetzen wollte. Wilson wurde 1919 der Friedensnobelpreis verliehen.

Wilsons Scheitern und politisches Ende

Wie andere ausländische Politiker so unterschied auch Wilson zwischen dem deutschen Volke und seiner militärischen Führung. Nach dem harten Frieden von Brest-Litowsk, den Deutschland Russland Anfang 1918 aufgezwungen hatte und den die deutsche Opposition nicht verurteilt hatte, soll sich Wilsons Auffassung geändert haben. Bekannt ist auch seine Bemerkung Lloyd George gegenüber, dass ihn die deutsche Fachliteratur auf seinem Fachgebiet, dem Staatsrecht, immer enttäuscht habe.

Der US-Kongress lehnte den mit dem Versailler Vertrag verbundenen Beitritt zum Völkerbund ab. Der Republikaner Warren Harding (1865-1923) gewann 1920 die Präsidentenwahl, indem er sich unter anderem gegen die missionarische Rhetorik und die Selbststilisierung Wilsons wandte. Unter ihm und seinem Nachfolger Coolidge kam es wieder zur Abkehr vom Interventionismus und einer vom Isolationismus geprägten Außenpolitik.

FDR vor dem Zweiten Weltkrieg

Auch Franklin D. Roosevelt (1882-1945) gehörte wie Wilson der Demokratischen Partei an. Er entstammte einer bekannten und wohlhabenden Familie holländischer Abstammung aus dem Staat New York. Sein Geburtsort und zugleich sein lebenslanger Wohnort war Hyde Park, nördlich von Poughkeepsie, NY, direkt am Hudson gelegen. Seine Mutter Sara Delano, die bis 1941 bei ihm wohnte, hatte großen Einfluss auf ihn. Sie entstammte der in Leiden ansässigen Familie De Lannoy, deren Namensträger seit dem Mittelalter zum flämischen Uradel gehörten. [Ein Ferdinand de Lannoy (1520-1579) stand im Dienst Karl V. und Philipp II. und war der Statthalter der Provinz Holland in den spanischen Niederlanden. Eine Stéphanie de Lannoy (*1946) ist die Gemahlin des Erbherzogs Guillaume von Luxemburg]. Franklins Ehefrau Eleonore war eine entfernte Verwandte aus der in Oyster Bay, NY, beheimateten Familie des Theodore Roosevelt.

Nach einem Studium der Jurisprudenz wurde FDR 1910 in den Senat des Staates New York in Albany gewählt. Woodrow Wilson machte ihn von 1913 bis 1921 zum Staatssekretär im Marineministerium. Im August 1921 erkrankte er an Kinderlähmung; er war fortan von der Hüfte ab weitgehend gelähmt und konnte kaum selbstständig gehen. Er nahm 1928 seine politische Karriere wieder auf und wurde zum Gouverneur von New York gewählt. Dieses Amt übte er bis 1932 aus und konnte dort wichtige Reformen zur Bekämpfung der Großen Depression umsetzen.

Bei den Wahlen zur US-Präsidentschaft von 1932 besiegte er den Amtsinhaber Herbert Hoover. Nach seiner ersten Amtszeit wurde er dreimal (1936, 1940 und 1944) wiedergewählt – er ist damit der einzige US-Präsident, der länger als zwei Wahlperioden amtierte. FDRs Präsidentschaft war vor allem durch innenpolitische Reformen unter dem Schlagwort New Deal zur Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise geprägt. Seine Politik setzte die Leitlinie zum regulierenden Eingreifen der amerikanischen Regierung ins wirtschaftliche Geschehen, um bestimmte, im allgemeinen Interesse bestehende Ziele durchzusetzen. Zudem brachten die Einführung der Sozialversicherung und eines bundesweiten Mindestlohns nachhaltige Veränderungen im Sozialwesen des Landes mit sich – so sieht es Wikipedia.

Eintritt in den Zweiten Weltkrieg  − pazifischer Teil

Roosevelt hatte 1940 die Wahl mit dem Versprechen gewonnen, sein Land aus dem gerade ausgebrochenen Krieg in Europa herauszuhalten. Der Überfall der Japaner im Dezember 1941 auf Pearl Harbor machte dieses Versprechen obsolet. Nicht nur waren über 2400 Amerikaner ums Leben gekommen. Japans Verbündeter Deutschland erklärte den USA am darauf folgenden Tag den Krieg. Der Überfall erwies sich nicht nur für Japan sondern auch für Deutschland als fatal. Angesichts des enormen Industriepotentials der USA wandte sich das Blatt jetzt zugunsten der Alliierten.

Da die öffentliche Meinung in den USA einen Gegenangriff auf Japan erwartete, wurden ab 1942 Truppen in den Pazifik entsandt. Die Japaner erwiesen sich als äußerst kompromissloser Gegner, was auf beiden Seiten zu vielen Kriegsverbrechen und hohen Verlusten führte. Die Schlacht um Midway im Juni 1942 erbrachte einen klaren Sieg der Amerikanern, der sowohl in militärischer Hinsicht als auch für die Kampfmoral der US-Streitkräfte von hoher Bedeutung war.

Europäischer Feldzug

Einem Wunsch Stalins entsprechend sahen sich Churchill und Roosevelt veranlasst, amerikanische Einheiten in Marokko zu landen. Sie sollten das in Libyen operierende deutsche Afrikakorps in die Zange nehmen. Die im November 1942 durchgeführte Invasion erwies sich als Erfolg. Churchill schlug nun vor, das Deutsche Reich vom Mittelmeer aus anzugreifen. FDR zeigte sich beim Treffen der beiden in Casablanca im Januar 1943 nicht sehr angetan, stimmte aber der Landung in Sizilien zu. Sie wurde im Juli 1943  durchgeführt. Stalin forderte einen Angriff auf Deutschland unmittelbar vom Atlantik aus. Nur das könnte seine Truppen entlasten.

Unterdessen begannen ab 1943 die Streitkräfte der USA und des Vereinigten Königreiches mit ausgedehnten Luftangriffen gegen Ziele in Deutschland und Japan. Hier zeigte vor allem die Überlegenheit der amerikanischen Luftwaffe große Erfolge. Durch die Bombardierung großer Städte kam es jedoch sowohl in Deutschland als auch Japan zu hohen Verlusten in der Zivilbevölkerung. Anders als im Ersten Weltkrieg hatten sich die Alliierten früh darauf verständigt, den Krieg bis zur bedingungslosen Kapitulation der Achsenmächte fortzuführen.

Endkampf beginnend in der Normandie

Während von Süden her amerikanische und britische Einheiten sich durch Italien hochkämpften, drang von Osten her die Rote Armee immer weiter vor. Im Juni 1944 begannen Amerikaner und Briten, unterstützt von kanadischen Truppen, mit der als D-Day bekannt gewordenen Invasion in der Normandie (Operation Overlord). Mit der militärischen Planung und Durchführung des Unterfangens hatte Roosevelt den General und späteren US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower (1890-1969) beauftragt. Trotz hoher Verluste auf beiden Seiten erwies sich auch diese Operation als voller Erfolg. Nun war eine zweite Front gegen die Wehrmacht eröffnet. Sowohl Briten und Amerikaner als auch die Sowjets konnten die deutschen Verbände jetzt rasch zurückdrängen. Bereits im August des Jahres gelang den westlichen Alliierten der Einzug in Paris.

Da der Sieg der Alliierten sich langsam abzeichnete, trat die Frage der Nachkriegsordnung auf den Plan. Eine erste Konferenz, die sich damit beschäftigte, fand Anfang 1943 in Teheran statt. Es war die erste persönliche Begegnung zwischen FDR und Stalin. Stalin bestand bei den Gesprächen in Teheran darauf, jene polnischen Gebiete zu behalten, die er sich im Rahmen des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 angeeignet hatte. FDR stimmte dem zu, um so Stalin die Zustimmung zur Gründung der Vereinten Nationen (UN) abringen zu können. FDR hatte Wilsons Vision wiederaufgegriffen, eine weltweite Organisation zu schaffen, mit deren Hilfe künftige Konflikte auf diplomatischen Wegen gelöst werden könnten. Dabei sollten den USA, der Sowjetunion, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und der Republik China eine Schlüsselrolle zufallen, indem ihnen im Weltsicherheitsrat, dem höchsten Organ der Institution, ein Vetorecht eingeräumt würde. Stalin gab seine Zustimmung, da die Mitgliedschaft im Weltsicherheitsrat seinem Land einen Platz am Tisch der mächtigsten Nationen gab.

Morgenthaus Plan

Roosevelts Finanzminister Henry Morgenthau (1891-1967) schlug vor, Deutschland nach dem Sieg der Alliierten in einen Agrarstaat umzuwandeln, um so zu verhindern, dass von Deutschland je wieder ein Angriffskrieg ausgehen könnte. Die deutsche Wirtschaft sollte etwas das Niveau von 1870 haben. Die industriellen Zentren sollten demontiert und die maschinellen Einrichtungen an Russland als Reparationen geliefert werden. Der Morgenthau-Plan gelangte jedoch nicht in ein konkretes Planungsstadium. In Deutschland weckte er tiefes Misstrauen gegen die USA, was bei Wilsons 14 Punkten ganz anders war.

FDR stimmte zwar der vollständigen Entwaffnung Deutschlands und der Zerstörung der gesamten Rüstungsindustrie zu, allerdings verwarf er den Morgenthau-Plan ausdrücklich bereits im Oktober 1944. Stattdessen solle die Ideologie des Nationalsozialismus vernichtet, die NS-Funktionäre für ihre Taten bestraft und Deutschland ein demokratischer und friedlicher Rechtsstaat werden. Um dauerhaften Frieden auf dem Kontinent zu erreichen, sprach er sogar von der Notwendigkeit des europäischen Zusammenschlusses, genau wie Churchill dies tat. Nach dem Kriegsende ersetzte Harry Truman Morgenthau als Finanzminister.

Von Jalta zur vierten Amtszeit

Als Herausforderer Roosevelts trat 1944 der republikanische Gouverneur von New York, Thomas E. Dewey (1902-1971), in den Ring. Um Gerüchten vorzubeugen, sein Gesundheitszustand habe sich verschlechtert, bestand Roosevelt auf einer energischen Wahlkampagne. So unternahm er ausgedehnte Reisen durchs Land, hielt mehrere Reden und fuhr in offenem Wagen durch die Städte, um Hände zu schütteln. FDR gewann die Wahl – seine vierte.

Große Drei, Jalta 1945
Kurz nach seiner Vereidigung begab er sich auf die Reise nach Jalta, um sich Anfang Februar 1945 mit Stalin und Churchill über die Nachkriegsordnung zu beraten. Die 'Großen Drei' verabredeten die Aufteilung Deutschlands und Österreichs in vier Besatzungszonen (neben den drei Hauptalliierten wurde später auch Frankreich eine Zone zugestanden). Für Stalin war es ein Erfolg, dass man die Tschechoslowakei und die baltischen Staaten seinem Einflussbereich zuschlug. Einigkeit bestand jedoch in der Bestrebung, die Vereinten Nationen zu gründen.

In den Wochen bis zur Kapitulation Deutschlands traten die ideologischen Gegensätze der Westmächte und der Sowjetunion mehr und mehr zutage. William Averell Harriman (1891-1986), der US-Botschafter in Moskau, lenkte in einem Memorandum Roosevelts Aufmerksamkeit auf die geänderte Situation. „Wir müssen klar erkennen, dass das sowjetische Programm die Einrichtung totalitärer Regime ist, das Ende von persönlicher Freiheit und Demokratie, so wie wir sie kennen“ schrieb er.

Nur wenige Wochen vor der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht starb der gesundheitlich angeschlagene FDR im April 1945 an einer Hirnblutung. Die Nachfolge als Präsident trat sein Stellvertreter Harry S. Truman (1884-1972) an. FDR ist in Amerika wegen seiner progressiven Reformpolitik des New Deal in hohem Ansehen, allerdings nur in den eher links gerichteten Kreisen der Ostküsten-Demokraten. Das gleiche gilt für seine Außenpolitik. Er versuchte anstelle eines Nationalismus dem Gedanken der globalen Abhängigkeit aller von allen Geltung zu verschaffen. Ausdruck wurde dem 1945 durch die Gründung der Vereinten Nationen (UN) verliehen, die FDR maßgeblich vorangetrieben hatte. Seine Politik des Interventionismus und des Internationalismus war nie unangefochten. Der Isolationismus ist in den USA eine latente Option, die jederzeit mit neuer Stärke in Erscheinung treten kann.

PS. Zwei Bücher liegen diesem Beitrag zugrunde, Manfred Bergs Woodrow Wilson (2017, 277 S.) und Roy Jenkins‘ Franklin D. Roosevelt (2004, 208 S.). Auch Wikipedia war wieder eine ergiebige Quelle.

2 Kommentare:

  1. Bei dem Adelsgeschlecht Lannoy werden viele Leute an Karl von Lannoy (1487-1527) denken. Als Vizekönig von Neapel griff er 1525 in die Schlacht von Pavia ein, nahm den französischen König Franz I. gefangen und brachte ihn zum Hof Karls V. in Madrid.

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  2. Übrigens, das 'S' in Trumans Namen war keine Abkürzung. Es sollte angeblich an beide Großväter erinnern, deren Vornamen beide mit 'S' begannen.

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