tag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post193449178186481607..comments2023-11-16T11:27:59.903+01:00Comments on Bertals Blog: Von digitalen Köpfen zur digitalen Gesellschaft und Wirtschaft Bertal Dresenhttp://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.comBlogger5125tag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post-41125527006206465162018-01-16T10:14:09.705+01:002018-01-16T10:14:09.705+01:00Kleine historische Reminiszenz. Das Wort ‚digital‘...Kleine historische Reminiszenz. Das Wort ‚digital‘ ist lateinischen Ursprungs. ‚Digitalis‘ ist auch heute noch der lateinische Name einer Pflanze, die bei uns Fingerhut heißt. Griechen und Römer benutzten Buchstaben, um Ziffern zu bezeichnen. Eigene Zeichen für Ziffern hatten zuerst Inder und Araber. Seit dem Jahr 1000 nach Chr. wurden diese auch in Westeuropa verbreitet. Gerbert d’Aurillac, bekannt als Papst Silvester II., war daran maßgeblich beteiligt. Deshalb widmete ich ihm auch im August 2011 einen Beitrag in diesem Blog.<br /><br />Die erste Maschine, die durch einen in Lochkarten gestanzten Code gesteuert wurde, war 1805 der Webstuhl von Joseph-Marie Jacquard. Herman Hollerith erhielt 1895 ein Patent auf die von ihm erfundenen Lochkarten. Sie dienten der Datenspeicherung.<br /><br />Mit diesen Lochkarten wurde der Rechner programmiert und gefüttert, an dem ich 1956 das Programmieren lernte. Das war mein Einstieg in die digitale Welt. Ich bin daher ein digitaler Einwanderer (engl. digital immigrant). Der Rechner (IBM 650) hatte eine biquinäre Zahlendarstellung. Mit Rechnern, die Ziffern rein binär darstellten, hatte ich es ab 1958 zu tun. Meine Kinder wurden in diese Welt hinein geboren. Sie sind daher digitale Eingeborene (engl. digital natives).Bertal Dresenhttps://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post-68712922652350989342018-01-14T15:04:28.730+01:002018-01-14T15:04:28.730+01:00Philipp Riederle bemüht sich in seinem Buch, die N...Philipp Riederle bemüht sich in seinem Buch, die Nicht-Nutzung digitaler Medien als antiquiert oder weltfremd darzustellen. Mehrmals beutzt er als Beispiel, dass wohl niemand, der noch bei Trost ist, auf die Idee käme, ein Taxi per Brief zu bestellen.<br /><br />Wie sehr ein derartiger Vergleich daneben gehen kann, wurde mir klar, als ich an einen Unfall dachte, der sich 1889 in meinem Heimatdorf ereignete. Als der Sohn des Schlosspächters mit dem Arm in eine wassergetriebene Dreschmaschine geriet, waren innerhalb kürzester Zeit drei Ärzte aus zwei verschiedenen Nachbarstädten da. Sie waren telegraphisch herbei gerufenen worden. Auch in den Jahren danach standen Kommunikationsmittel zur Verfügung (z.B. das analoge Telefon), die schneller waren als ein Brief. Ein digitales Telefon oder das Internet hätten die Situation kaum verbessert.<br /><br />Wäre es nicht Teil der professionellen Verantwortung von Informatikern und ihrer Fachorganisation dafür zu sorgen, dass die offensichtliche Sprachverwirrung bekämpft oder eingedämmt wird? Inzwischen sind nämlich nicht nur Menschen und Organisatioen digital, obwohl sie aus analogen Bestandteilen bestehen, sondern auch Anwendungen, die analoge Medien benutzen. Sich damit herauszureden, dass das dumme Volk bestimmt, was Sache ist, sollte man nicht akzeptieren.Bertal Dresenhttps://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post-78845276955284926882018-01-14T13:28:44.192+01:002018-01-14T13:28:44.192+01:00Peter Hiemann aus Grasse schrieb: Der Begriff '...Peter Hiemann aus Grasse schrieb: Der Begriff 'Digitalisierung' ist nicht mehr auf seine ursprüngliche 'unschuldige' Bedeutung als eine Transformation und Darstellungsstruktur von Information beschränkt, seit mobile Computer und quasi beliebiger Zugang zu Information für jeden und überall verfügbar geworden sind. Ich teile Simone Rehms Ansicht, dass das Thema 'Digitalisierung' heute in der Öffentlichkeit unter vielfältigen Aspekten diskutiert wird. Ich habe auch den Eindruck, dass bei der heutigen Verwendung des Begriffs 'Digitalisierung' nicht klar unterschieden wird, welche unterschiedlichen Perspektiven und Argumente von Vertretern unterschiedlicher Interessengruppen benutzen werden, um unterschiedliche Ziele zu verfolgen.<br /><br />Die wohl bedeutendte Interessengruppe, die sogenannte 'digitalisierte' Anwendungen als grundlegendes Geschäftsmodell nutzen, bilden finanzstarke Vertreter von Unternehmen wie Google, Apple, Facebook, Amazon und Finanzinstitutionen, die potentiell erfolgreiche 'digital orientierte' Start-up Projekte unterstützen und spekulatives Investitionskapital platzieren. Die Entwicklung 'digitalisierter' Anwendungen wird von Informatikern und Programmierern vorangetrieben. Sie erschließen Methoden und Möglichkeiten des Einsatzes von vernetzten Computeranwendungen und widmen sich Bereichen wie Mobil Computing, Big Data, neuronale Netzwerke (Deep Learning), Virtuelle Realität, Künstliche Intelligenz. Und nicht zu vergessen: Datensicherheit und Schutz der Privatsphäre.<br /><br />Hochgeschwindigkeitsnetze und 'digitalisierte' Infrastrukturen werden heute benutzt, um Staatswesen politisch und wirtschaftlich effektiv gestalten zu können. Die 'digitalen' Anwendungen betreffen alle Bereiche der Gesellschaft wie Administration, Versorgung, Sicherheit, Gesundheitswesen und Bildung. Soziale Netzwerke, Smartphones und 'digitalisierte' Apps beeinflussen individuelle Denk- und Verhaltensweisen tiefer gehender als andere Technologien zuvor. Sie haben Einfluss auf persönliche Orientierungen und Entwicklungen. Sie können Individuen sowohl nützen (z.B. Informationsverfügbarkeit, Kooperation) als auch schaden (z.B. übertriebene Unterhaltungsbefriedigung, Computerspielsucht).<br /><br />Mich interessiert, welche Rolle die Gilde der professionellen Informatiker spielt. Einige derzeitige Vorstellungen wie etwa hinsichtlich Industrie 4.0, technologische Singularität oder Transhumanismus halte ich für überzogen und illusionär (siehe meine Ausführungen zu 'Digitalisierung' im Essay 'Einsicht ins Ich' in diesem Blog). Die derzeitigen Technologie orientierten, gesellschaftlichen Entwicklungen in Japan, Südkorea und China werden zu wertvollen Erkenntnissen beitragen. Übrigen hätte sich Lenin gefreut und es freuen sich die politischen 'heutigen Jünger Lenins in China und Nordkorea' über die Möglichkeiten, ihre Bevölkerungen mittels 'digitaler' Anwendungen zu kontrollieren. Von nordkoreanischen Informatikern wird sogar vermutet, dass sie sich auf das Hacken digitalisierter' Systeme spezialisiert haben, um Staatsaufgaben zu finanzieren.<br /><br />Übrigens, 3Sat hat eine Dokumentation „Das Ende des Zufalls - Die Macht der Algorithmen“ gesendet. Sie ist geeignet, das heutige Phänomen 'Digitalisierung' besser zu verstehen.<br /><br />(http://www.3sat.de/page/?source=/wissenschaftsdoku/sendungen/180296/index.html)Bertal Dresenhttps://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post-74831047441068102432018-01-13T14:00:29.325+01:002018-01-13T14:00:29.325+01:00Dass die Digitalisierung eine Technologie mit groß...Dass die Digitalisierung eine Technologie mit großer gesellschaftlicher Wirkung ist, ist unbestritten. Das galt auch vorher für die Elektrifizierung. Wie sagte doch W.I. Lenin 1920: ‚Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes‘. Ähnliches würde er heute über die Digitalisierung sagen. Vielleicht tun dies seine heutigen Jünger in China und Nordkorea.Bertal Dresenhttps://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post-43672946940108162702018-01-13T13:59:07.532+01:002018-01-13T13:59:07.532+01:00Simone Rehm aus Stuttgart schrieb: Ich sehe Digita...Simone Rehm aus Stuttgart schrieb: Ich sehe Digitalisierung nicht als Technologie an, sondern als eine technologisch getriebene, letztlich aber von Menschen vorgenommene umfassende Veränderung unserer Arbeits- und Lebenswelt. Aufgrund ihrer umfassenden Auswirkungen auf nahezu alle Bereiche unseres Lebens als Individuum, aber auch als Gesellschaft kommt der Digitalisierung - in der Tat ähnlich wie der Elektrifizierung und Automatisierung - epochale Bedeutung zu. Das soll heißen, sie ist kein vorübergehendes Phänomen, kein modischer Trend, sondern eine bewusst herbeigeführte und somit eine wenn auch nicht mehr aufhaltbare, aber so doch steuerbare Entwicklung, die unsere Welt über viele Jahre und Jahrzehnte prägen und im wahrsten Sinne verändern wird. Ich unterscheide bei der Verwendung des Begriffs der Digitalisierung drei Bedeutungsebenen:<br /><br />1 - Die eng gefasste, rein technische Bedeutung: Als Digitalisierung im engeren (wörtlichen) Sinne bezeichnet man die Übertragung von analogen Informationen in ein digitales Format. So bezeichnet man zum Beispiel in einer Bibliothek die sukzessive Konvertierung des Buchbestandes in digital repräsentierte, elektronisch verfügbare Medien als „Digitalisierung“.<br /><br />2 - Die weiter gefasste, im Laufe der Jahre entstandene, eher evolutionäre Bedeutung: Als Digitalisierung im etwas weiteren, vom wörtlichen bereits abweichenden Sinne bezeichnet man (vor allem im Firmenkontext) das sukzessive Vorantreiben der IT-Unterstützung von Geschäftsprozessen, also die schlichte Einführung von Softwaresystemen, mit deren Hilfe die bisher nicht IT-gestützten Prozesse stabiler, schneller oder sicherer abgewickelt werden können. Die Einführung eines ERP-Systems in einem Unternehmen oder der Umstieg auf ein elektronisches Dokumentenmanagement kann in diesem Sinne als Schritt der Digitalisierung verstanden werden.<br /><br />3 - Die sehr weit gefasste, gesellschaftliche Entwicklungen implizierende und induzierende, revolutionäre Bedeutung: Mit Digitalisierung im ganz breiten, die gesellschaftlichen Implikationen mit betrachtenden Sinne beschreibt man das Entwickeln und Entstehen völlig neuer Geschäftsmodelle in der Wirtschaft oder Umwälzungen in der Gesellschaft, als Folge des Einsatzes von digitaler Technologie, mit dem Potenzial, Vorhandenes in Frage zu stellen und komplett durch Neues zu ersetzen. In einem Artikel der FAZ über den Taxi-Dienst Uber wurde dieser Prozess als „Prozess kreativer Zerstörung“ bezeichnet, was ich allerdings als euphemistisch empfinde. Als weitere Beispiele für Digitalisierungsschritte auf dieser Ebene können hier all die Umwälzungen genannt werden, die unter Industrie 4.0 subsumiert werden.<br /><br />Man MUSS nicht alles digitalisieren, man kann es auch lassen. Es sollte immer eine bewusste Entscheidung sein, unter Abwägung der Kosten und der mit der Digitalisierung einhergehenden Vor- und Nachteile, oder besser: Chancen und Risiken. Und Digitalisierung ist auch nicht gleich Digitalisierung. Man kann und muss sie auch inhaltlich gestalten.<br /><br />Ich erlebe leider häufig, dass Außenstehende wie auch die Informatiker sich selbst gerne als reine „Handwerker“ betrachten, die „ihr Handwerk“, also das Wissen um informatische Grundbegriffe und Zusammenhänge anwenden, sich aber um die Folgen dieser Anwendung keine Gedanken machen müssen, sollen oder auch können. Ich sehe das nicht so und schließe mich dem, was Sie oben als Richtschnur vorgeben, uneingeschränkt an. Es stellt sich freilich die Frage, ob wir unseren Nachwuchs, die Jung-Informatiker, auch entsprechend ausbilden bzw. darauf vorbereiten. Dazu würde mich die Meinung bzw. die Sicht derer interessieren, die als Hochschullehrer oder als Studierender das Curriculum eines zeitgemäßen Informatikstudiums besser kennen als ich.Bertal Dresenhttps://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.com