tag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post8923315521082629080..comments2023-11-16T11:27:59.903+01:00Comments on Bertals Blog: Organisations-Anthropologie – was ist das?Bertal Dresenhttp://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.comBlogger1125tag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post-84385314377157885442013-01-08T08:36:31.385+01:002013-01-08T08:36:31.385+01:00Am 7.1.2013 schrieb Peter Hiemann aus Grasse:
1. ...Am 7.1.2013 schrieb Peter Hiemann aus Grasse:<br /><br />1. Wedekind bezeichnet Arnold Gehlen als „Hero der Anthropologie“. In Gehlens Publikation „Der Mensch“ von 1940 postuliert er, dass Integration der Gesellschaft allein über das „Gesinnungsmäßige“ erreichbar sei. Für Gehlen bedurfte es dazu einer von oben her institutionalisierten „Weltanschauung“ und „Oberster Führungssysteme“. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft sei gesichert, dass ein derartiges (auf Transzendenz verzichtendes) „immanentes Zuchtbild [...] imstande sei, tragende Grundsätze des Handelns aufzustellen und durchzuführen, eine feste Organisation des Wachstums und der Leistung des Volkes aufzustellen sowie notwendige, gemeinsame Aufgaben nachzuweisen und zu realisieren.“ ...<br /><br />Im übertragenen Sinn habe ich mich gefragt, welchen Stellenwert Herr Wedekind Ottmanns bzw. Luhmanns Thesen im Rahmen seiner Überlegungen zu "Organisations-Anthropologie" wohl beimessen würde. Stellt man Ottmanns und Luhmanns Sicht gegenüber, werden grundlegende Unterschiede theoretischer Ansätze deutlich. Die Sicht von Henning Ottmann (geb. 1944) zu Gesellschaft und Politik kommt u.a. in einem Interview Süddeutsche Zeitung vom 28.12.2012 zum Ausdruck. Niklas Luhmanns (1927-1998) Sicht von Gesellschaft und Politik finden sich vor allem in dem Werk: Die Politik der Gesellschaft.<br /><br />2. Wedekind meint es gut, wenn er dem Menschen gut klingende Eigenschaften zuspricht. Wedekinds Sichtweise entspricht Gehlens und Ottmanns philosophischen anthropologischen Hypothesen, wenn er den Zweck gesellschaftlicher Strukturen darin sieht, hauptsächlich „positive“ moralische und ethische Ziele verwirklichen zu können. Naturwissenschaftliche Hypothesen über die Natur des Menschen geben weniger Anlass, menschliche Organisationen und Verhaltensweisen in einem hauptsächlich ethisch „positiven“ Licht darzustellen. Dagegen sprechen die vielen historischen und gegenwärtigen gesellschaftlichen Krisensituationen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Das einzige Allgemeine, was sich über die komplexen biologischen und geistigen Strukturen und Prozesse des Menschen aussagen lässt, ist wohl: Der Mensch als biologisches, geistiges und soziales Wesen funktioniert recht und schlecht. Der Neurowissenschaftler David Linden („Das Gehirn – ein Unfall der Natur – und warum es dennoch funktioniert“) ist überzeugt, dass das menschliche Gehirn zwar ein beeindruckendes Produkt der Evolution ist, aber genau „daher ist das menschliche Gehirn sowohl auf der System- als auch auf der zellulären Ebene im Wesentlichen ein unnötig komplizierter, zusammengeschusterter und ineffizienter Apparat“. Joachim Bauer („Das kooperative Gen“) kann in biologischen Systemen immerhin Prozesse wirksam sehen, die auf den „positiven“ Prinzipien Kommunikation, Kooperation und Kreativität basieren. Ich setze die Worte „positiv“ in Gänsefüße, weil es bei evolutionären Entscheidungen (Selektionen) nicht darum geht, ob etwas die Kriterien „positiv“ oder „negativ“ erfüllt. Es geht nur darum, ob etwas Neues (Variation) funktioniert oder nicht.<br /><br />Die Herren Gehlen, Ottmann und Wedekind haben natürlich mit der Beobachtung Recht, dass viele der heutigen gesellschaftlichen Strukturen unter Zuhilfenahme ethisch/moralischen Orientierungsvorgaben funktionieren. Aber eben nur recht und schlecht. Viele historische und heutige Gesellschaftssysteme basierten bzw. basieren schlicht auf diktatorischen Orientierungsvorgaben. Ob dynamischen evolutionären Prinzipien in zukünftigen Gesellschaftssystemen eine anthropologisch wesentlichere Rolle zukommen wird, als von Theoretikern der „Organisations-Anthropologie“ angenommen, lässt sich nicht vorhersagenBertal Dresenhttps://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.com