tag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post9123614874261752082..comments2023-11-16T11:27:59.903+01:00Comments on Bertals Blog: Kann man die EZB noch verstehen? (Ad-hoc-Reaktionen)Bertal Dresenhttp://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.comBlogger5125tag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post-23989314519426463642015-03-10T08:45:56.706+01:002015-03-10T08:45:56.706+01:00Ich bin zwar volkswirtschaftlicher Laie, versuche ...Ich bin zwar volkswirtschaftlicher Laie, versuche dennoch grob zu verstehen, was da abläuft.<br /><br />In meinen Augen betreibt die EZB keine projektbasierte Ökonomie. Dafür sind andere da, die Unternehmen und die Regierungen. Sie betreibt ausschließlich Effekt-Ökonomie. Manchmal nennt man das auch Globalsteuerung.<br /><br />Beim Fluten des Euroraumes mit Geld habe ich den Eindruck, dass man lediglich versucht die Fed, die US-Notenbank, nachzuahmen, Sie scheint mit ihrer Politik des billigen Geldes die US-Wirtschaft erfolgreich aus der Talsohle gebracht zu haben. Dass die Geldpolitik die Ursache war, mag jedoch eine Selbsttäuschung von Währungshütern sein. In Wirklichkeit führte die exzessive Nutzung von Schieferöl (engl. fracking of shale gas) die USA in einen unerwarteten Boom. Dummerweise haben Europäer Angst vor Fracking. Die europäischen Währungshüter glauben deshalb daran, dass der Aufschwung in den USA auch von der Zinspolitik ihrer Kollegen beeinflusst sein müsse. Sie konstruieren aus einer Koinzidenz eine Kausalität, die überhaupt nicht vorhanden sein muss. Anders gesagt, man dreht halt an den Schrauben, die man hat. Eine andere Analogie ist der Betrunkene, der seinen verlorenen Hausschlüssel im Lichtkegel einer Straßenlaterne sucht, nicht weil er vermutet, dass er dort sein könnte. Nur dort hat er Licht.<br /><br />Man kann Währungshüter auch mit Autofahrern im Nebel vergleichen. Es gibt keine leitende Theorie, die hilft, aber anhalten kann man auch nicht. Also fährt man langsam. Aus makroökonomischer Sicht hat Geld bekanntlich die Rolle eines Schmiermittels. Hält man es zu knapp, kann es zum Kolbenfresser kommen (den kenne ich persönlich, ist unangenehm). Bei zu viel Liquidität kommt es zu Verschiebungen im Gebälk, auch Inflation genannt. Diese Verschiebungen, auch Umstrukturierungen genannt, sind ohnehin unvermeidbar, ja sogar erwünscht, sagen die Ökonomen (!!). Nur müssen sie langsam erfolgen. Im Moment sind Dollar, Pfund und Schweizer Franken härter als der Euro. Wegen der Südländer ist der Euro leider eine Weichwährung geworden, die man als Externer meiden sollte.Bertal Dresenhttps://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post-51163826678574192522015-03-10T04:40:37.083+01:002015-03-10T04:40:37.083+01:00Gestern Abend schrieb Hartmut Wedekind aus Darmsta...Gestern Abend schrieb Hartmut Wedekind aus Darmstadt:<br /><br />Betrachte ich die neuen Berichte über die Draghi-Aktionen, so meine ich eigentlich zwei völlig unterschiedliche Ökonomieansätze zu erkennen.<br /><br />(1) Effekt-Ökonomie. Beispiele: Man senkt die Preise und hofft als Effekt eine Steigerung des Absatzes. Oder: Man pumpt über Banken Geld im Überfluss in die Wirtschaft (easy money) und hofft über einen niedrigen Zinssatz (Geld gibt’s wie Heu) auf ein Anspringen der Investitionen. Alles unter der Annahme "ceteris paribus", wie man gelehrt sagt, d.h., wenn alles andere konstant bleibt. <br /><br />(2) Die konstruktive oder die kalkulatorische Ökonomie. Sie ist projektorientiert. Das Projekt muss zusammengesetzt und berechnet (kalkuliert) werden. Denken wir an den Berliner Flughafen oder an die Elbphilharmonie.<br /><br />Was soll man mit niedrigen Preisen oder billigem Geld, wenn die entsprechenden Projekte fehlen. Dann aber: Wie soll man kalkulieren, wenn die Preis im Himmel sind und die Zinsen sich jenseits von Gut und Böse befinden. Man sagt klassisch effekt-ökonomisch (1) "Die Pferde sind zur Tränke geführt, aber sie saufen nicht" (Strauß/ Schiller oder Plisch und Plumm). Man sieht die Projekte nicht. Dann unter (2) Debakel wie z. B. BER oder Elbphilharmonie (um den Faktor 3 teurer als ursprünglich kalkuliert). Es ist unsinnig, beide ökonomische Ansätze zu trennen, was ich Herrn Draghi vorwerfe. Bertal Dresenhttps://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post-13497082700383697162015-03-09T16:26:58.861+01:002015-03-09T16:26:58.861+01:00Sehr geehrter Herr Hiemann,
vielen Dank für Ihre...Sehr geehrter Herr Hiemann, <br /><br />vielen Dank für Ihre Fragen. Sie sprechen ein kompliziertes Thema an, auf dass ich versuchen will, Ihnen in der gebotenen Kürze so klare Antworten wie möglich zu geben. <br /><br />(1) Wozu werden die zusätzlich verfügbaren Euro verwendet werden? <br />Die als „quantitative easing“ bezeichnete geldpolitische Strategie der EZB zielt im Kern darauf ab, die Inflationserwartungen anzuheben, um sie wieder in die Nähe des Zieles von knapp zwei Prozent zu bringen. Das hat indirekt auch etwas mit der Deflationsgefahr in Europa zu tun, richtet sich aber primär zunächst an die Inflationserwartungen in der Bevölkerung. Die amerikanische Notenbank hat mit dieser Politik in den letzten Jahren Erfolg gehabt. <br /><br />Zu Ihrer Frage nach der Veröffentlichung der Gründe für die geldpolitischen Entscheidungen des EZB-Rates kann ich Ihnen übrigens mitteilen, dass die EZB von diesem Jahr eine Zusammenfassung der Beratung veröffentlicht. Wir begrüßen diesen Schritt zu mehr Transparenz. <br /><br />(2) Wer ist bereit, zusätzliche reale Investitionen in Unternehmen und privat vorzunehmen? <br />Der Mechanismus des „quantitative easing“ soll über den niedrigeren Wechselkurs des Euro und steigende Aktienpreise die Unternehmen dazu bringen, verstärkt Investitionen vorzunehmen. Zugleich arbeitet das Bundeswirtschaftsministerium daran, zusätzliche Maßnahmen zu entwickeln, um die private Investitionstätigkeit in Deutschland anzukurbeln. Ähnliche Initiativen gibt es auch auf europäischer Ebene. Die SPD unterstützt dies. <br /><br />(3) Wie wird sich die EZB Aktion auf die Bevölkerung in verschiedenen EU Ländern auswirken? <br />Die momentane Situation ist für Sparer natürlich ärgerlich. Die Politik der EZB zielt auch darauf ab, nach steigenden Inflationserwartungen auch die Zinsen wieder anheben zu können. Doch so bedauerlich das niedrige Zinsniveau für die Sparer im Augenblick ist – die Sorge der Menschen, die durch die Wirtschaftskrise ihre Arbeit verloren haben und in existenziellen Nöten sind, sollten wir gerade in Deutschland nicht vergessen. <br /><br />(4) Hat die EZB Aktion das Potential, politische Veränderungen nach sich zu ziehen? <br />Die EZB-Aktion nicht direkt. Aber eine lang anhaltende wirtschaftliche Krise, wie wir sie in einigen Ländern im Süden Europas beobachten müssen, zeigt, wie die ökonomische Krise auf die Politik durchschlägt. Einige Veränderungen beobachten wir dabei mit Sorge, insbesondere das stärker werden der Parteien an den Rändern des politischen Spektrums. Deswegen versuchen wir alles, um die Krise auf nationaler und europäischer Ebene zu bekämpfen. <br /><br />(5) Können politischen Institutionen zusätzliche Aktionen mit dem Ziel initiieren, die Euro Währung langfristig zu stabilisieren? <br />Wir haben, neben den Strukturreformen, die in einigen Ländern dringend notwendig sind (z.B. der Aufbau einer funktionierenden Steuerverwaltung in Griechenland), ein europäisches Investitionspaket vorangetrieben. Zugleich müssen wir mittelfristig versuchen, die ökonomischen Unterschiede zwischen den Euro-Ländern zu reduzieren. Wechselkursschwankungen zwischen Euro und anderen Währungen wie dem Dollar oder dem Yen sind jedoch normal. <br /><br />Viele Grüße, Judith Althaus <br /><br />Abteilung Internationale Politik <br />Willy-Brandt-Haus <br />Wilhelmstraße 141 <br />D-10963 BerlinBertal Dresenhttps://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post-19570295503349833622015-03-09T16:24:52.829+01:002015-03-09T16:24:52.829+01:00Heute schrieb Peter Hiemann aus Grasse:
Ende Janu...Heute schrieb Peter Hiemann aus Grasse:<br /><br />Ende Januar hatte ich meine Zweifel geäußert, dass die Bereitstellung billigen Geldes durch die EZB etwas ändern könnte an den kritischen Situationen in einigen EU Ländern und auch wenig zur Stabilisierung des Euro beitragen kann. Die ökonomischen Profis sind ziemlich sprachlos geworden, bzw. haben schon lange nichts Wesentliches oder gar Konkretes zu Krisensituationen zu sagen. Nach unserer Kommunikation im Januar habe ich zusätzlich Sigmar Gabriel gebeten, mir seine Einschätzung der Situation mitzuteilen. Ich habe natürlich auch von der SPD nicht erwartet, dass sie sich konkret über derzeitige politische Bewegungen auf Grund ökonomischer Problemsituationen äußert. Wie alle anderen Institutionen ist auch diese wohl ziemlich ratlos. Ich wollte meine Einschätzung aber schwarz auf weiß und habe sie erhalten. Ich bin ziemlich sicher, dass auch CDU Eliten ziemlich ratlos sind. Die CSU bewegt sich deutlich nach rechts, um am rechten Rand zu "fischen". Ich will Ihnen die Antwort des SPD Büros nicht vorenthalten.<br />-----------------------------------------------------------------<br /><br />Lieber Sigmar Gabriel, <br /><br />nachdem die EZB Entscheidung gefallen ist, den Finanzmarkt mit einer unglaublichen Menge zusätzlicher Euro auszustatten, stellen sich für den ökonomischen Laien ein paar wichtige Fragen: <br /><br />(1) Wozu werden die zusätzlich verfügbaren Euro verwendet werden? <br />(2) Wer ist bereit, zusätzliche reale Investitionen in Unternehmen und privat vorzunehmen? <br />(3) Wie wird sich die EZB Aktion auf die Bevölkerung in verschiedenen EU Ländern auswirken? <br />(4) Hat die EZB Aktion das Potential, politische Veränderungen nach sich zu ziehen? <br />(5) Können politischen Institutionen zusätzliche Aktionen mit dem Ziel initiieren, die Euro Währung langfristig zu stabilisieren? <br /><br />Antworten zu diesen Fragen konnte ich weder Mitteilungen der EZB noch Aussagen ökonomischer Experten in der Presse entnehmen. Ich bin ziemlich sicher, dass mögliche Antworten zu diesen Fragen in SPD Gremien eine wichtige Rolle spielen. Sie könnten viele zukünftige Wahlentscheidungen beeinflussen. Vertrauensverlust in eine Währung verbunden mit der Sorge um die Sicherheit von Euro Besitzständen (z.B. Ersparnisse, Lebensversicherungen) haben das Potential, relativ schnell ganze Bevölkerungsgruppen politisch in Bewegung zu versetzen. Die gegenwärtigen politischen Umorientierungen in Griechenland (Syriza), Spanien (Podemos) und Frankreich (FN) sind kaum misszuverstehen. <br /><br />Lieber Sigmar Gabriel, ich bitte Sie, einem um politische Orientierung besorgten Mitbürger obige Fragen zu beantworten, so gut es möglich ist. Am Rande sei bemerkt, dass ich in Dresden aufgewachsen bin und dort studiert (Mathematik) habe. 1959 habe ich die DDR verlassen und konnte meinen Lebenslauf nach meinen Vorstellungen gestalten. Ich habe mich keiner Partei angeschlossen, habe aber bisher politische Ziele der SPD unterstützt. Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Aufmerksamkeit und verbleibe mit freundlichen Grüßen <br /><br />Peter Hiemann <br /><br />P.S. Mir scheint, dass EZB Entscheidungen wohl nicht nach demokratischen Prinzipien getroffen werden. Wenn doch, könnten wesentliche Gründe der Entscheidungen, die alle betreffen, öffentlich gemacht werden. <br />Bertal Dresenhttps://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8476761749021763994.post-80587776344085163152015-01-26T18:00:03.359+01:002015-01-26T18:00:03.359+01:00Heute schrieb Otto Buchegger aus Tübingen:
Die Ko...Heute schrieb Otto Buchegger aus Tübingen:<br /><br />Die Kommentare von Peter Mertens halte ich für sinnvoll. Und man sollte wenigstens honorieren, dass die EZB aktiv wird, während alle anderen nur zuschauen.Bertal Dresenhttps://www.blogger.com/profile/01435152037884170636noreply@blogger.com