Samstag, 29. Januar 2011

Heusers Heinz und der IT-Gipfelprozess

Kaum hatte ich meinen letzten Beitrag ‚gepostet‘, fielen mir zwei weitere Blogs ein, über die ich eigentlich auch erzählen wollte. Da sie sich berühren, kann ich sie zusammen vorstellen. Außerdem eröffnet der Hinweis auf sie einen neuen Faden (Thread ist der Fachbegriff) von Diskussionen, den man später aufgreifen kann.

Heinz‘ Life ist der Titel eines Buchs, das der Kollege Lutz Heuser, damals Forschungschef von SAP, im Mai 2010 herausbrachte. Es ist eine Sammlung von 71 Beiträgen von 40 verschiedenen Kollegen −  darunter etwa einem Dutzend aus meinem Bekanntenkreis − die Zeitspanne von 1962 (dem Geburtsjahr des Protagonisten) bis 2032 (seinem 70. Geburtstag) umfassend. Auf sehr anschauliche und unterhaltsame Weise wird anhand der Lebensgeschichte eines an der Universität Karlsruhe ausgebildeten Informatikers namens Heinz gezeigt, was die Technik in der Vergangenheit für sein Leben tat, und was sie in den nächsten zwei Dekaden noch in petto hat. Der Untertitel des Buchs heißt: Kleine Geschichte vom Kommen und Gehen des Computers. Kategorie: Sehr lesenswert und als Geschenk für Kolleginnen und Kollegen gut geeignet.

Seit seinem Erscheinen wird das Buch von einem Heinz-Life-Blog begleitet. Genau das brachte mich auf die Idee, so etwas Ähnliches jetzt auch für ‚Schuld sind die Computer!‘ zu tun, dieses von Herrn Gunzenhäuser und mir verfasste Büchlein. Herr Heuser nimmt mir Ideenklau hoffentlich nicht übel. Jedenfalls danke ich für die Anregung.

Nun zur Brücke: Vor dem letzten IT-Gipfel in Dresden sammelte Herr Heuser über genau diesen Blog Meinungen von Kollegen über die Nöte der IT-Branche in Deutschland. Sein Ziel war es, Gesprächsthemen für ein geplantes Mittagessen mit Kanzlerin Merkel zu sammeln. Einige interessante Meinungen sind auf dem Blog zu lesen. Was Herr Heuser daraus herauskristallisierte und der Kanzlerin vortrug, ist nicht überliefert, noch die Reaktion der Kanzlerin.

Jetzt zum zweiten Teil der Überschrift: Auch für den IT-Gipfelprozess gibt es einen eigenen IT-Gipfel-Blog. Er wird vom Hasso-Plattner-Institut in Potsdam betrieben. Für alle fünf bisher stattgefundenen IT-Gipfel hält er Material und Referenzen (d.h. Web links) im Archiv. Für den Gipfel in Dresden am 7. Dezember 2010 brachte er Mitschnitte aller Sitzungen sowie Video-Interviews mit mehreren Teilnehmern während der Veranstaltung.

Einige der Papiere, die für den Dresdener Gipfel vorbereitet worden waren, habe ich zeitgleich zum Gipfel zuhause auf dem Sofa liegend gelesen. Ich hatte sie − wie ich das bei mehrseitigen Dokumenten inzwischen immer häufiger tue − auf mein iPad übertragen. Die Ausarbeitungen stammten vom durchaus elitären Münchner Kreis und vom nicht weniger bekannten Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim.

Nur so viel: Die angesprochenen Themen sind alle sehr wichtig und interessant. Die Berichte sind allerdings etwas umfänglich. Für mich als zeitreichen Rentner ist das sicherlich weniger ein Problem als für die Politiker, für die diese Berichte gedacht waren. Alle Berichte sind grafisch und layout-mäßig recht aufwendig gestaltet. Das erinnert mich etwas an ein bekanntes Problem aus der industriellen Praxis. Je weniger das Produkt, das man verkaufen will, von sich aus überzeugt, umso mehr muss man in Verpackung und Werbung investieren.
 
Vielleicht spielt dabei der (aus der Papierwelt stammende)  Gedanke eine Rolle, dass Politiker die Zusammenfassung eines Dokuments (auch Management Summary genannt) umso eher lesen lassen, desto gewichtiger ein Dokument daherkommt. Nur so kann ich mir erklären, dass der Jahresbericht der Wirtschaftsweisen immer etwa die Größe einer Einkaufstüte hat. Andererseits soll es aber Politiker geben, die in der Lage sind, Stellungnahmen zu Büchern abzugeben, ohne dass man (oder ihre Assistenten) sie überhaupt in der Hand (oder auf dem Bildschirm) hatten. 

Über den Inhalt der gerade erwähnten Dokumente werde ich vielleicht später etwas erzählen – aber bitte verlassen Sie sich nicht darauf

Mittwoch, 26. Januar 2011

Lesererlebnisse eines Blog-Banausen

Wie im ersten Eintrag dieses Blogs erwähnt, gehöre ich nicht zu den Menschen, die begeistert auf diesen neuen Wagen sprangen, als er zum ersten Mal vorbeifuhr. Ich ließ mir viel Zeit. Ich war vorher nämlich 15 Jahre lang Herausgeber einer Fachzeitschrift und dachte stets daran, wie schwierig es ist, einen Fluss guter Einreichungen zu starten und am Leben zu halten. Auch glaube ich immer noch, dass nicht alles, was eingereicht wird, es verdient veröffentlicht zu werden, oder zumindest nicht in der Form oder dem Zustand wie eingereicht.

Bei Blogs handele es nicht nur um ein Kunstwort (entstanden aus den beiden Wörtern Web und Log), hieß es, es sei auch sonst alles anders. Es sei eine Demokratisierung des Publikationsprozesses. Vor allem brauche man keine Herausgeber und keine Verlage mehr. Schnell und billig ist es auch noch.

Blogs im engeren Sinne sind Tagebücher, die von Privatleuten im Web geführt und frei angeboten werden. Sie bilden meines Erachtens keinen Gegensatz zu den Angeboten von kommerziellen Nachrichtendiensten oder Zeitungsverlagen, sondern eine Ergänzung, Das Phänomen Blog scheint sich zu halten, ja weiter um sich zu greifen. Von anderen Phänomenen des Internets wie Second Life lässt sich das nicht sagen.

Ich begann etwa vor einem Jahr mich mit Blogs zu befassen, indem ich mir zunächst mehrere Ranglisten (so genannte Blog Charts) ansah. Es gibt nicht nur eine, sondern mehrere Ranglisten. Diese konkurrieren teilweise miteinander. Es gibt getrennte Ranglisten für deutschsprachige und englischsprachige Blogs. Es gibt allumfassende Charts und solche nach Themengebieten. Besonders aktive Themen sind Computer, Fotografieren, Gesundheit, Politik, Reisen, Smartphones und Spiele. Sortiert wird meist nach der Zahl der Zugriffe in den vergangenen 30 Tagen. Das sagt nichts darüber, wie viel darin gelesen wird, oder wie gut ein Blog ist. Dazu gibt es von Zeit zu Zeit Aussagen von Fachmedien oder von Laien (wie mir), die sagen, welche Blogs sie als die besten ansehen. Zwei bekannte deutsche Ranglisten sind Deutsche Blog Charts und Topblogs. Das Bloggeramt listet Tausende von Blogs, ohne sie zu bewerten. Eine Liste englischsprachiger Blogs findet man bei Technorati.

Es gibt mehrere Anläufe, informatik-spezifische Blogs zu etablieren. Es fällt mir noch schwer, etwas Vernünftiges zu ihnen zu sagen. Der Informatik Blog von J.B. Dietrich wurde gerade erst gestartet. Er will über Software-Entwicklung und Anwendungen berichten. Einige der von Studierenden betriebenen Blogs machen einen gepflegten Eindruck. Sehr gut gefällt mir zum Beispiel der Informatik Saarland Blog. Er berichtet von der Universität Saarbrücken und vom DFKI, zwei Hochburgen deutscher Informatik in Lehre und Forschung. Nicht ganz so anspruchsvoll sind der Diplominformatik von Sven Seidel aus Leipzig, sowie der Informatik-Student von Joachim Schuler von der FH Würzburg. Außerdem gibt es Blogs, die von persönlichen Freunden oder Kollegen betrieben werden. Sie mögen keine Spitzenplätze auf den Charts belegen, sind aber unter Umständen für einen selbst sehr wichtig. Schon seit fast fünf Jahren versorgt mich (und wen immer es interessiert) ein amerikanischer Freund mit Buchbesprechungen und Lesetipps aus Geschichte, Philosophie, Politik und Wissenschaft.

Einige Bemerkungen möchte ich machen zu einigen der auf den deutschen Charts genannten Blogs, die ich selbst eine Weile lang verfolgt habe und teilweise noch verfolge:

Basic Thinking: Der Blog wurde ursprünglich von einem Mann namens Robert Basic gestartet. Er war lange Zeit der populärste deutsche Blog. Als Herr Basic keine Lust mehr hatte, verkaufte er den Blog. Die Thematik ist zwar technik-orientiert, aber nicht informatik-spezifisch.

GoogleWatch: Wie der Name sagt, wird hier über die Produkte und das geschäftliche Gebaren des Suchmaschinen-Marktführers berichtet.

Netzpolitik: Der Blog wird von Markus Beckedahl betrieben. Er sieht darin eine politische Plattform für Freiheit und Offenheit im digitalen Zeitalter. Er scheint den Positionen der FDP nahezustehen. Beckedahl ist zurzeit Mitglied der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft des Deutschen Bundestages und berichtet ausführlich über deren Aktivitäten. Den Blog finde ich interessant.

Spreeblick: Dieser Blog berichtet primär aus der Berliner Szene. Er ist politisch neutral, ist aber mehr als nur Klatschspalte.

Sprengsatz: Hinter diesem Blog aus Berlin steht der bekannte Journalist Michael Spreng. Er steht der CDU nahe, nimmt aber alle Parteien aufs Korn.

Will man wissen, wer für einen Blog verantwortlich zeichnet, kann man sich das obligatorische Impressum ansehen. Dass Blogs auch in Schwierigkeiten kommen können, beweist Nerdcore. Seit 2005 schrieb er über Popkultur-Themen von Musik über Fotografie bis hin zu Design. Jetzt wurde er zwangsweise geschlossen. Näheres darüber bringt ein Artikel in Focus Online.

Zum Verfolgen von Blogs benutzt man am besten eine Kategorie von Werkzeugen, die als RSS Reader bezeichnet werden. Sie waren ursprünglich dafür gedacht, RSS Feeds zu lesen. RSS soll für ‚Really Simple Syndication‘ (auf Deutsch: einfaches Zusammenschließen) stehen, muss man aber nicht behalten. Ich selbst benutze auf meinem Windows-Rechner das Werkzeug FeedDemon. Auf dem iPhone und iPad tut es die Applikation FreeRSS. Erst wenn man Kommentare schreiben will, muss man bei vielen Blogger-Systemen zuerst ein Konto einrichten. Das ist ein minimaler Schutz gegen Vandalismus. Soweit ich dies feststellen konnte, bekommen die oben genannten Blogs relativ wenig Kommentare. Das ist anders bei Zeitungen und Zeitschriften. Ich kann mich erinnern, dass ein bestimmter Artikel bei Spiegel Online (zu Urheberrechtsfragen) in der ersten Nacht mehr als 500 Kommentare bekam.

Das – in knappen Sätzen – sind meine Erfahrungen. Jetzt hoffe ich darauf, dass meine Leser, die vielleicht über viel umfassendere Erfahrungen verfügen als ich, meine Ausführungen ergänzen. Das ist bei einem Blog naheliegend und kinderleicht. Also ran!

Sonntag, 23. Januar 2011

Warum ich mir diesen Blog zulege

Bisher war ich kein Freund von Bloggern. Ich hielt ihnen entgegen, dass es ihnen wohl primär um eine gewisse Form der Selbstdarstellung ging. Wenn sie etwas Vernünftiges zu sagen hätten, gäbe es doch bestimmt genug Fachverlage, die sich um das Material reißen würden.

Inzwischen habe ich nicht nur einige Blogs längere Zeit verfolgt und dabei beobachtet, dass einige eine durchaus respektable Botschaft haben, die sich in dieser Form am besten präsentieren lässt. Außerdem habe ich festgestellt, dass die Anzahl der Verlage oder Verlagsorgane im Schrumpfen begriffen ist, ja dass sie - um zu überleben - teilweise dazu übergehen, von den Autoren Kostenbeiträge zu verlangen.

Nichts von dem, was ich zu sagen habe, ist so wichtig, dass ich jemandem dafür Geld geben möchte, damit er es veröffentlicht. Wenn ich mir die Leser meiner Ergüsse vorstelle, dann denke ich eh nur an die 50-100 Kolleginnen oder Kollegen, die ich seit Jahren  kenne. Diese kann man vermutlich dazu motivieren, einen Blog zu abonnieren.

Inhaltlich werde ich mich um eine wenige Themen herum bewegen, die mich als Rentner interessieren. Es sind weniger spezifische Fachfragen, sondern allgemeine technische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Trends. Wer das Büchlein gelesen hat, das Herr Kollege Gunzenhäuser und ich Anfang 2010 publizierten, versteht, was ich meine. Übrigens haben wir einen eigenen Blog gestartet, der für dieses Büchlein werben soll. Man gelangt zu ihm, indem man diesen Link anklickt,

Da ich vermeiden will, dass man meine Aussagen mit einem bestimmten Unternehmen oder einer bestimmten Organisation in Verbindung bringt, benutze ich ein Pseudonym. Das Raten ist nicht besonders schwer.


Bertal