Samstag, 28. November 2020

Umzug eines Operators [654]

Ein Blog-Verwalter ist umgezogen. Das ist wirklich ein Nicht-Ereignis. Die Nutzer dürfen es ja eh nicht spüren. Gut 20 km sind es zwischen den Standorten. Betroffen ist nur einer der beiden Verwalter und Betreuer, der schon vor längerer Zeit das Reisen aufgegeben hatte. Denke ich an die Frühzeit seiner Karriere, ist es der Operator des Zentral-Computers, den das Schicksal traf. Operator 2 blieb in stiller Reserve.

Im Rollstuhltaxi

Dieser Operator 1 ist so gut wie unbeweglich. Selbst wandern, ja laufen kann er schon lange nicht mehr. Inzwischen versagten seine Beine vollends. Er ist auf den Rollstuhl angewiesen. Sein physischer Umzug erfolgte reibungslos mit der Hilfe eines Spezialtaxis. An der Qualität der Straße machte sich die Güte der Radaufhängung hin und wieder bemerkbar. Mit weniger als einer Stunde hielt sich der Schüttelmodus in Grenzen. 

Die sich anschließende Zeit diente dem Anpassen des Computers, auf dem der Server beheimatet ist. Hier mussten Geräte-Niveau und Software-Level in die schon länger erstrebte Konvergenz gebracht werden. Auch das nahm rund eine Stunde in Anspruch. Danach waren alle mit dem Erreichten zufrieden. Wie gut, dass es stressfreie Wochenende gibt, selbst in Corona-Zeiten. Da Sie sich einloggten, überzeugten Sie sich, dass Organisation und Technik verlässlich wirkten.

 

 Wir sehen ja, alles läuft

PS: Dieser Tage las ich einen Rückblick von 1972 von Dietmar Hopp und Hasso Plattner, nachdem sie bei der Firma Imperical Chemistries in Östringen bei Mannheim die Echtzeitanwendung Finanzanalyse (RF) zum Laufen gebracht hatten. Sie galten fortan als die Operatoren dieser Anwendung. Viel später lösten sie sich wieder davon.

Operateuse oder Operatorin von 1961

Aus der Frühzeit meiner Berufserfahrung möchte ich an eine Person erinnern, die als Operator zu ihrer Rolle fand. Die hieß Frau Warnke. Ihr Vornamen ist mir entfallen. Sie war vermutlich die erste Person, der ich zu einer Festanstellung verholfen habe. Es war Anfang der 1960er Jahre in der westdeutschen Großstadt Düsseldorf - nicht unweit from Hauptbahnhof entfernt. Dabei will ich es bewenden lassen.

Ich weiß nicht, wo sie verblieben ist. Vielleicht hat sie geheiratet, eine Familie gegründet, und hat dann in einer ganz anderen Tätigkeit ihre Erfüllung gefunden. Ich sage dies gleich am Anfang, da ich mehrere Frauen kannte, die es nach kurzer Zeit wieder aus ihren technischen Tätigkeiten heraustrieb. Sie wollten lieber Lehrerin oder Krankenschwester werden.

 

 Frau Warnke als Operateuse,
an Console einer IBM 650 in Düsseldorf
(1961)

Frau Warnke kam jeden Morgen gut gelaunt in unserem Betrieb an. Sie wohnte nicht allzu weit weg und kam per Straßenbahn oder U-Bahn, manchmal auch per Fahrrad - was aber noch sehr unüblich war. Als Erstes begrüßte sie alle anwesenden Personen, egal ob Mitarbeiter, Kunden oder Dienstleister. Dann kamen die Sträucher und Blumen dran. Tiere. also Vögel, Katzen oder Hunde, besaßen wir keine. Weiter ging es mit den Maschinen. Der Raum von der Größe eines einstöckigen Geschäftsladens war voll davon. Außerdem gäbe es mit Leder- oder Stoffkissen gepolsterte Teakholz-Möbel. Vorrang hatten die Maschinen. Nicht nur mussten sie in vornehmer Zurückhaltung auf Benutzer warten, sie mussten auch zu erkennen geben, dass sie bereit waren, sich derer Aufgaben anzunehmen. Sollte dies nicht offensichtlich sein, musste Abhilfe geschaffen werden. Wenn nötig (und möglich), musste ein Ersatzgerät her, oder aber ein Wartungstechniker bemüht werden.

Jeder Nutzer der Maschinen, der dies so wollte, bekam Unterstützung bei der generellen Handhabe der Maschinen und Betreuung bei konkreten Einzelschritten. Sie verabschiedete alle Kunden am Ende ihres Aufenthalts, sowie sie sich um diejenigen kümmerte, für die der Spezialist oder Sachbearbeiter gerade nicht zur Verfügung stand.

Heute gehört der hier beschriebene Operator bzw. die Operateuse zu den ausgestorbenen Berufen. (Noch gibt es einige etwas anders ausgerichtete)  Wie wir wissen, hat uns später die Do-it-yourself-Haltung in den Griff genommen. So wie der Friseur dem Selbstrasierer wich, so betätigt man heute jedes Schalter selbst. Kosten, die ein Geschäft zu schädigen schienen oder seiner Ausbreitung im Wege standen, wurden auf den, der den Dienst haben wollte, zurückdelegiert. Der Chefchirurg musste auch Autofahren selbst können und wollen, sich rasieren und die Schuhe putzen. Langfristig wird man sich fragen, ob die entsprechende Antwort immer vorgeben sein und gleich sein muss.