Montag, 18. April 2011

Apple und Steve Jobs

Die Firma Apple gibt es seit 1976, also seit 35 Jahren. Die beiden Steves (Jobs und Wozniak) bastelten damals Rechner für andere Bastler und nannten sie Apple I und II. Das war fünf Jahre bevor IBM mit dem IBM-PC einen Massenmarkt schuf. Angeregt von den Arbeiten der Xerox-Gruppe um Doug Englebert baute man den ersten Rechner mit grafischer Oberfläche, den Apple Lisa. Später kam der MacIntosh, ausgestattet mit Software für Textverarbeitung und Grafik. Auf dieser Basis erwarb sich Apple eine treue Kundenschar, insbesondere unter Autoren und Künstlern. Der Marktanteil stagnierte jedoch bei 5-8%. Der erste, in der Hand zu haltende Rechner, Newton genannt, wurde ein Reinfall.

Nach einer Durststrecke suchte Apple nach neuen Betätigungsfeldern außerhalb des eigentlichen Rechnermarkts. Ein erster Versuchsballon war ein elektronisches Vertriebs- und Abrechnungssystem für Musiktitel, iTunes genannt. Apple erhielt von allen namhaften Musikverlagen das Recht, Originaltitel zum Preis von 99 Cents anzubieten. Trotz der im Internet um sich greifenden Raubkopien entwickelte sich iTunes alsbald zum größten Musikladen der Welt. Nach und nach wurde das System erweitert. Es ist jetzt ein breit aufgestellter elektronischer Laden für Musik, Videos, Bücher und Software. Apple hat iTunes-Läden in 23 Ländern. Das Musikabspielgerät (iPod), das Apple dazu anbot, bestach durch sein sehr funktionales Design und seine geringen Abmessungen. Später gab es davon eine Version mit Berührbildschirm (iPod Touch).

Die Wende für das Unternehmen kam, als Apple sich entschloss, mit der im Rechnermarkt gewonnenen Kompetenz in den Markt für Mobiltelefone einzusteigen. Man brachte 2007 mit dem iPhone ein Produkt heraus, das hinter einem ansprechenden Design (inkl. Berührbildschirm) eine Vielzahl von Funktionen kombinierte. Es war ein Mobiltelefon mit Kamera, MP3-Player, mobilem Mailsystem, Web-Browser und Navigationsgerät. Das Gerät wurde ein Riesenerfolg, obwohl es sehr teuer ist und nur zusammen mit Exklusivverträgen einzelner Telefonge­sellschaften angeboten wird. Dabei erwies sich das Vorhandensein eines funktionierenden Abrechnungs­systems (iTunes) als unschlagbarer Vorteil. Über Nacht entwickelte sich ein Markt von Anwendungen (Apps genannt), wie es ihn bisher nicht gab. Es gibt fast alles, was es auf einem PC gibt, aber hunderte von Dingen, an die vorher niemand gedacht hatte. Geschicklichkeitsspiele, Navigationshilfen, Auskunfts- und Nachrichtendienste, und vieles mehr. Da es unmöglich ist, eine Übersicht über 150.000 Anwendungen zu behalten, kann man nur schnuppern. Heute ist Version 4 des iPhone (iPhone4) im Markt.

Auf dem Erfolg des iPhone aufbauend, brachte Apple im Januar 2010 einen Tablettrechner heraus, iPad genannt. Er ist voll verträglich mit dem iPhone. Das iPad gestattet es, längere Dokumente, ganze Bücher, Bilder und Filme in bequemer Sitzposition zu betrachten. Inzwischen gibt es die Version 2 (iPad2).

Beide Produkte wurden der Firma Apple so zu sagen aus der Hand gerissen. Es bildeten sich Schlangen vor den Läden – nicht nur in den USA − und potentielle Kunden mussten mehrwöchige Lieferfristen akzeptieren. In beiden Fällen versucht die Konkurrenz sowohl preislich wie funktionell mit Apple gleich zu ziehen, musste aber feststellen, dass Apple emotional einen Vorsprung hat, der nur noch schwer aufzuholen ist. Was ich hier als gefühlsmäßige Kundenbindung bewerte, wird auch schon mal als Kult bezeichnet.

Apple ist im Moment der Aufsteiger der Branche. Wie die nachfolgenden Zahlen zeigen, wurde der Umsatz im Geschäftsjahr 2010 gegenüber dem Geschäftsjahr 2009 um 52% gesteigert. Die Daten sind dem offiziellen Finanzbericht (SEC Filings) der Firma entnommen. Bei Apple endet das jeweilige Geschäftsjahr bereits am 24. September.


Interessant ist es, sich die einzelnen Produkte anzusehen. In der folgenden Tabelle sind die Zahlen für 2010 ausgewiesen, und zwar sowohl die Umsätze als auch die Stückzahlen. Die Zahl in Klammern drückt das Wachstum (in %) gegenüber dem Vorjahr aus. Zwar wächst das Computer-Geschäft (Mac) auch wieder, dominiert wird das Wachstum eindeutig von den Nicht-Computer-Produkten. Apple hat diesem Wandel inzwischen Rechnung getragen, indem man den Zusatz Computer aus dem Firmennamen entfernte.

Im Gegensatz etwa zu SAP ist Forschung und Entwicklung bei Apple (noch) sehr stark zentralisiert in Cupertino, CA. Zusätzliche Labors gibt es in Austin, TX, Singapur und Cork (Irland). Mit Ausnahme der Fabrik in Irland besitzt Apple keine eigenen Fertigungsstätten mehr. Für den größten Teil der Produkte (Mac, iPhone, iPad) erfolgt der Zusammenbau in China, wobei einzelne Komponenten aus Japan, Taiwan oder den USA bezogen werden. Der Vertrieb ist eine von Apples Stärken. Es gibt sowohl Direktvertrieb durch Mitarbeiter, elektronischer Vertrieb übers Internet und eigene Läden. Es gibt deren über 300, davon ein Viertel außerhalb der USA. Eine besondere Rolle spielen spezialisierte Händler (engl. value-added resellers). Wie bei Konsumartikeln üblich, so verzeichnet auch Apple einen deutlichen Höhepunkt des Geschäfts in der zweiten Jahreshälfte.

In der finanziell schwierigen Phase um 1985 musste Steve Jobs das Unternehmen verlassen. Nach Abstechern bei Pixar und NeXT kehrte er 1997 zurück. Mehrere Jahre hinweg arbeitete er für ein Jahresgehalt von einem Dollar. Er hat Apple zu dem Unternehmen gemacht, das es heute ist. Er gilt als der Ideengeber, der Guru, der die Intuition dafür hat, was der Markt haben will. Manche glauben inzwischen, dass alles, was er anfasst, zu Gold wird. Leider ist er infolge einer Krebserkrankung gezwungen, immer wieder gesundheitlich bedingte Pausen einzulegen. Wenn immer eine solche Pause angekündigt wird, bricht der Aktienkurs der Firma ein.

Die von Apple betriebene Produktpolitik ist nicht nur Gegenstand von Bewunderung, sondern auch von Kritik. Viele Beobachter werfen Apple vor, dass man zu sehr eine Strategie der geschlossenen Systeme verfolgt. Das gilt für Mac, aber auch für iPhone und iPad. Man verzichte auf die Vorteile, welche die Öffnung des Systems, vor allem die Trennung von Hardware und Software mit sich bringt. Auch stört es manche Leute, dass Apple sich das Recht behält, selbst zu entscheiden, welche Anwendungen es auf den Konsumgeräten zulässt. Von einem Problem offener Systeme scheint Apple bisher verschont geblieben zu sein. Weder beim iPhone noch beim iPad scheinen Viren und Schad-Software ein Thema zu sein.

Apple betreibt unter anderem Läden in München, Frankfurt, Hamburg, Oberhausen und Dresden. Als Arbeitgeber ist Apple in Deutschland vor allem für vertriebs­orientierte Fachkräfte von Interesse. Stellen für Entwickler gibt es vorwiegend im Ausland.

PS. Mit diesem Beitrag wird die Reihe von fünf Firmenbeschreibungen beendet. Es waren diejenigen Unternehmen, die von Informatikstudierenden als beliebte Arbeitgeber am häufigsten genannt werden.

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