Dienstag, 11. Oktober 2016

Barockschloss Niederweis in der Südeifel

Es war die Absicht mit dem Jubiläumsheft der Beiträge zur Geschichte des Bitburger Landes (Heft 3/2015; Nr. 100) für die Südeifel zu werben. Es ist ganz in diesem Sinne, wenn ich meinen Beitrag zu diesem Heft auch meinen Blog-Lesern anbiete. Vielleicht führt einmal eine Fahrt sie in diese Gegend. Dann kann die folgende Information von Nutzen sein. Auch im demnächst erscheinenden Band 3 meiner Geschichten aus der Eifelheimat wird dieser Beitrag enthalten sein.

Niederweis ist eine Ortsgemeinde im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Südeifel an. Niederweis liegt 207 Meter über NN im unteren Nimstal und grenzt an den Naturpark Südeifel. Zur Gemeinde gehören zwei Aussiedlerhöfe (Eichelhof, Sonnenhof), der Höhjunk, die Maschmühle und das Waldhaus.

Das Schloss der früheren Herrschaft Niederweis

Der Bau eines Schlosses in Niederweis erfolgte vermutlich im 12. Jahrhundert, nachdem die Burg Prümzurlay, die derselben Familie gehörte, zum ersten Mal zerstört wurde. Schloss Niederweis wird als ‚graue Burg‘ in den Akten erwähnt und kam 1598 in den Besitz der Bitburger Adelsfamilie der Cob von Nudingen.

  
Abb. 1: Ansicht des Schlosses von Osten (Foto © Lothar Monshausen, 2015)

Da Philipp Christoph, der im Turm der Niederweiser Kirche begrabene letzte männliche Erbe, kinderlos blieb, erbte 1699 seine Schwester Maria Ursula das Schloss. Sie war mit Johann Hermann von der Heyden verheiratet, der Besitz in Stolzenburg und Niedersgegen besaß. Ihr Sohn Franz Eduard Anton von der Heyden (1693–1755) baute das heutige barocke Schloss. Er wurde 1743 von Kaiserin Maria Theresia vom Freiherrn zum Baron erhoben. Er war Präsident des Provinzialrates von Luxemburg und damit ranghöchster Beamter des Luxemburger Landes. Seine Besitztümer umfassten Ländereien von der Our bis an die Mosel. Der Neubau war ursprünglich mit drei Flügeln (entre cour et jardin) geplant, wurde aber nicht mehr vollendet. Bereits im Kataster von 1775 wird das Schloss als unvollendet aufgeführt.

Beim Einfall der Franzosen im Jahre 1794 floh sein Enkel Clemens Wenzeslaus von der Heyden (1774-1840) nach Wien, um in der Nähe seines Verwandten, des Grafen von Metternich zu sein. Durch geschickte Intervention des Hausgeistlichen und dessen Familie entging das Schloss der Beschlagnahme und Versteigerung. Als Clemens Wenzeslaus 1840 unverheiratet und kinderlos starb, übereignete er das Schloss und die zugehörigen Ländereinen einer Stiftung. Ihr Zweck war die Erziehung verwaister Kinder und die Pflege armer älterer Personen aus dem Kreis Bitburg. Der Kreis Bitburg errichtete damit die Von der Heyden und Schütz’sche Stiftung. Schloss Niederweis wurde in der Folge mehrfach verpachtet. Es wurde als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt und verlor seinen ursprünglichen Charakter.

 

Abb. 2: Südportal des Schlosses (Foto © Heinz Drossard)

Das Schloss ist ein zweigeschossiger verputzter Bruchsteinbau mit einem Mansarddach. Eine Freitreppe mit sieben Stufen führt zu einem Rundbogenportal, über dem im Schlussstein das Baujahr zu lesen ist. Aus der Bauzeit sind in den Zimmern des Hauptflügels ein großer Kamin mit Aufbau, Wand- und Takenschrank sowie eine Stuckdecke erhalten. Südlich des Hauptgebäudes stehen die noch erhaltenen Pferdeställe und eine große Scheune, die durch Keilsteine über ihren beiden Toren auf das Jahr 1755 datiert werden kann.

 

Abb. 3: Südflügel des Schlosses mit Altbau (Foto © Heinz Drossard)

Im Giebelfeld der Hauptfassade prangt unter einer Freiherrenkrone (sieben Perlen) das Allianzwappen des Erbauers Franz Eduard Anton von der Heyden und seiner Frau Marie Wilhelmine von Eltz-Rodendorf. Das Erbauer-Ehepaar hatte 1732 geheiratet. Die Familie Eltz-Rodendorf ist mit den Besitzern von Schloss Eltz bei Mayen verwandt. Ihr Wappen ist der goldene Löwe, der rechts dargestellt ist. Die Familie lebte in Freistroff in Lothringen, besaß das Château Rouge bei Oberdorff und ist danach benannt. Sie besaß auch Wohnhäuser in der Stadt Luxemburg, wo Maria Wilhelmina -  ähnlich wie ihr Gatte -  mehr Zeit als in Niederweis verbracht hat. Das linke Wappen ist das der Familie von der Heyden. Es enthält drei nach links schreitende rote Löwen. Der Name dieser Familie ist eng verbunden mit der Geschichte Luxemburgs und der Südeifel.

 

Abb.4 : Allianzwappen der Erbauer (Foto © Matthias Schneider)

Im Jahre 2005 gelangte das Schloss in Privatbesitz und wurde fünf Jahre lang fachgerecht restauriert. Nach Beendigung der Arbeiten öffnete das Eigentümer-Ehepaar Matthias und Petra Schneider das Schloss der Öffentlichkeit für Veranstaltungen und richtete dort eine Gastronomie ein. Liebe Leserin, lieber Leser, bitte besuchen Sie ein Kleinod der Südeifel. Das Team von Schloss Niederweis plant gerne Ihre nächste Familienfeier oder Ihr nächstes Firmentreffen.

Das Dorf Niederweis

Eine steinzeitliche Besiedlung der Gemarkung Niederweis ist durch Waffen-, Gefäß- und Grabfunde aus der Urnenfelderzeit (um 1000 vor Chr.) belegt. Umfangreiche Funde stammen aus keltischen Siedlungen (etwa im Graulsbüsch) um 600 bis 300 vor Christus. Mindestens zwei Landhaussiedlungen mit Gräbern aus römischer Zeit sind bekannt, die eine in der Talaue der Nims (Im Böcklichfeld), die andere westlich des Höhjunk (Im Mauerfeld). Sie datieren aus der Zeit von 50 vor bis 400 nach Christus. Gräber und Waffenfunde in der Ortsmitte stammen aus der Zeit der fränkischen Eroberung um 430 bis 500. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte im Jahre 771. Es handelte sich dabei um die Stiftung eines landwirtschaftlichen Anwesens zwischen ‚Wys‘ und Edingen an das Willibrordskloster in Echternach durch einen Martheus. Später erfolgten ähnliche Stiftungen unter anderem durch die Eheleute Harduwin und Ada um 801 und durch den Priester Helmgaud um 867.

Politisch gehörte Niederweis seit dem Mittelalter zur Propstei Echternach. Diese gehörte lange Zeit als Teil des Herzogtums Luxemburg zu Burgund. Das Herzogtum Luxemburg wurde 1477 ein Teil der österreichischen und ab 1621 ein Teil der spanischen Niederlande. Nach diversen französischen Einfällen genoss Luxemburg ab 1698 fast 100 Jahre lang Frieden und Wohlstand unter österreichisch-habsburgischer Herrschaft. Als Folge der französischen Revolution gehörte die Gegend von 1795 bis 1814 zu Frankreich (Departement der Wälder), bevor sie mit der Probstei Bitburg 1815 auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugeordnet wurde.

Während der Feudalzeit waren sieben der neun Höfe des Dorfes Vogteien der Herrschaft Niederweis. Zwei Höfe gehörten auswärtigen Besitzern (Alsdorf, Bettingen). Die Leibeigenschaft wurde 1781 unter Kaiser Josef II. abgeschafft. Durch die Französische Revolution gingen die Höfe in das Eigentum ihrer Besitzer über. Im Dorf gab es früher außer den bäuerlichen Betrieben nur wenige andere Berufe (Schmied, Schafhirt, Müller). Zurzeit wandelt sich der Charakter des Dorfes. Es gibt nur noch wenige aktive landwirtschaftliche Betriebe.

 

Abb. 5: Dorf Niederweis (Drachen-Foto © Christian Credner)

Der Ort Niederweis erhielt 1911 Anschluss an die Bahnstrecke von Bitburg nach Trier. Der Personenverkehr wurde 1969, der Güterverkehr 1988 eingestellt; die Gleisanlagen wurden in den Folgejahren abgerissen. Das Empfangsgebäude wurde als Wohnhaus verkauft. Von 1835 bis 1935 stieg die Einwohnerzahl des Ortes von 250 auf 350, um danach auf knapp über 200 zu fallen.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Zusätzliche Informationen: Liebevoll wiederhergestelltes Barockschloss mit attraktivem Äußeren und vielen Erinnerungsstücken an die adligen Erbauer und Vorbesitzer.

Adresse, Kontakte: Hauptstr. 9. D-54668 Niederweis, Tel.06568-96660: E-Mail: kontakt@schloss-niederweis.eu

Öffnungszeiten, Führungen, Restaurant: Öffnungszeiten des Restaurants Di – So 12-14 Uhr und 18-22 Uhr. Festsaal, Parkplätze, Veranstaltungsräume. Führungen finden derzeit keine statt. Standesamtliche Trauungen im Schloss möglich. Ansprechpartner: Petra Schneider, petra@schloss-niederweis.eu

Anfahrt:

Von Trier in Richtung Bitburg; Abfahrt Helenenberg in Richtung Irrel; Von Irrel die E42 in Richtung Bitburg; Ausfahrt Niederweis.

Von Luxemburg über Echternach die E42 in Richtung Bitburg; Ausfahrt Niederweis.

Von Köln: A1 über Euskirchen bis Abfahrt Blankenheim. Weiter über B 51 bis Bitburg. Abfahrt auf die B 257 in Richtung Echternach (Lux.), Ausfahrt Niederweis. 

Von Koblenz über A 1 bis Autobahnkreuz Wittlich, dann auf die A 60 in Richtung Bitburg abbiegen. Beim Autobahnkreuz Bitburg auf die B 51 in Richtung Bitburg/Luxemburg abbiegen. Abfahrt bei Bitburg auf die B 257 in Richtung Echternach (Lux), Ausfahrt Niederweis.

Lagekarte:

Geografische Koordinaten: 49°52’13,14‘‘N; 6°27’53,64‘‘O.

 

Luftbild: Google Earth (2015)

Literatur zu Schloss Niederweis:

Internet Homepage: http://schloss-niederweis.de/;
Altmann, Bernd; Caspary, Hans: Kulturdenkmäler Rheinland-Pfalz, Band 9.2, 1997, S. 486 - 488
Endres, Albert; Schneider, Matthias:  Eine Chronik von Dorf und Schloss Niederweis. 2010
Endres, Albert: Frauenschicksale in Schloss Niederweis. Heimatkalender 2014 des Eifelkreises Bitburg-Prüm, 231-240

Chronologie:

12. Jht.  Erbauung der ‚grauen Burg‘
  1598   Im Besitz der Cob von Nudingen
  1699   Im Besitz der von der Heyden
  1751   Neubau als Barockschloss
  1840   Von der Heyden und Schütz’sche Stiftung
  2005   Übergang in Privatbesitz


Wappen zum Barockschloss Niederweis:



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.