Es war die Absicht mit dem Jubiläumsheft der Beiträge zur Geschichte des Bitburger Landes
(Heft 3/2015; Nr. 100) für die Südeifel zu werben. Es ist ganz in
diesem Sinne, wenn ich meinen Beitrag zu diesem Heft auch meinen Blog-Lesern
anbiete. Vielleicht führt einmal eine Fahrt sie in diese Gegend. Dann kann die
folgende Information von Nutzen sein. Auch im demnächst erscheinenden Band 3
meiner Geschichten aus der Eifelheimat
wird dieser Beitrag enthalten sein.
Niederweis
ist eine Ortsgemeinde im Eifelkreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz. Sie gehört
der Verbandsgemeinde Südeifel an. Niederweis liegt 207 Meter über NN im unteren
Nimstal und grenzt an den Naturpark Südeifel. Zur Gemeinde gehören zwei
Aussiedlerhöfe (Eichelhof, Sonnenhof), der Höhjunk, die Maschmühle und das Waldhaus.
Das
Schloss der früheren Herrschaft Niederweis
Der Bau
eines Schlosses in Niederweis erfolgte vermutlich im 12. Jahrhundert, nachdem
die Burg Prümzurlay, die derselben Familie gehörte, zum ersten Mal zerstört
wurde. Schloss Niederweis wird als ‚graue Burg‘ in den Akten erwähnt und kam
1598 in den Besitz der Bitburger Adelsfamilie der Cob von Nudingen.
Abb. 1: Ansicht des Schlosses von Osten (Foto
© Lothar Monshausen, 2015)
Da Philipp
Christoph, der im Turm der Niederweiser Kirche begrabene letzte männliche Erbe,
kinderlos blieb, erbte 1699 seine Schwester Maria Ursula das Schloss. Sie war
mit Johann Hermann von der Heyden verheiratet, der Besitz in Stolzenburg und
Niedersgegen besaß. Ihr Sohn Franz Eduard Anton von der Heyden (1693–1755)
baute das heutige barocke Schloss. Er wurde 1743 von Kaiserin Maria Theresia
vom Freiherrn zum Baron erhoben. Er war Präsident des Provinzialrates von
Luxemburg und damit ranghöchster Beamter des Luxemburger Landes. Seine
Besitztümer umfassten Ländereien von der Our bis an die Mosel. Der Neubau war
ursprünglich mit drei Flügeln (entre cour et jardin) geplant, wurde aber nicht
mehr vollendet. Bereits im Kataster von 1775 wird das Schloss als unvollendet
aufgeführt.
Beim
Einfall der Franzosen im Jahre 1794 floh sein Enkel Clemens Wenzeslaus von der
Heyden (1774-1840) nach Wien, um in der Nähe seines Verwandten, des Grafen von
Metternich zu sein. Durch geschickte Intervention des Hausgeistlichen und dessen
Familie entging das Schloss der Beschlagnahme und Versteigerung. Als Clemens
Wenzeslaus 1840 unverheiratet und kinderlos starb, übereignete er das Schloss
und die zugehörigen Ländereinen einer Stiftung. Ihr Zweck war die Erziehung
verwaister Kinder und die Pflege armer älterer Personen aus dem Kreis Bitburg.
Der Kreis Bitburg errichtete damit die Von der Heyden und Schütz’sche Stiftung.
Schloss Niederweis wurde in der Folge mehrfach verpachtet. Es wurde als
landwirtschaftlicher Betrieb genutzt und verlor seinen ursprünglichen
Charakter.
Abb. 2:
Südportal des Schlosses (Foto © Heinz Drossard)
Das
Schloss ist ein zweigeschossiger verputzter Bruchsteinbau mit einem Mansarddach.
Eine Freitreppe mit sieben Stufen führt zu einem Rundbogenportal, über dem im Schlussstein
das Baujahr zu lesen ist. Aus der Bauzeit sind in den Zimmern des Hauptflügels
ein großer Kamin mit Aufbau, Wand- und Takenschrank sowie eine Stuckdecke erhalten.
Südlich des Hauptgebäudes stehen die noch erhaltenen Pferdeställe und eine
große Scheune, die durch Keilsteine über ihren beiden Toren auf das Jahr 1755
datiert werden kann.
Abb. 3: Südflügel des Schlosses mit Altbau
(Foto © Heinz Drossard)
Im
Giebelfeld der Hauptfassade prangt unter einer Freiherrenkrone (sieben Perlen)
das Allianzwappen des Erbauers Franz Eduard Anton von der Heyden und seiner
Frau Marie Wilhelmine von Eltz-Rodendorf. Das Erbauer-Ehepaar hatte 1732 geheiratet.
Die Familie Eltz-Rodendorf ist mit den Besitzern von Schloss Eltz bei Mayen
verwandt. Ihr Wappen ist der goldene Löwe, der rechts dargestellt ist. Die
Familie lebte in Freistroff in Lothringen, besaß das Château Rouge bei
Oberdorff und ist danach benannt. Sie besaß auch Wohnhäuser in der Stadt
Luxemburg, wo Maria Wilhelmina - ähnlich
wie ihr Gatte - mehr Zeit als in
Niederweis verbracht hat. Das linke Wappen ist das der Familie von der Heyden.
Es enthält drei nach links schreitende rote Löwen. Der Name dieser Familie ist
eng verbunden mit der Geschichte Luxemburgs und der Südeifel.
Abb.4 : Allianzwappen der Erbauer (Foto © Matthias Schneider)
Im
Jahre 2005 gelangte das Schloss in Privatbesitz und wurde fünf Jahre lang fachgerecht
restauriert. Nach Beendigung der Arbeiten öffnete das Eigentümer-Ehepaar Matthias
und Petra Schneider das Schloss der Öffentlichkeit für Veranstaltungen und
richtete dort eine Gastronomie ein. Liebe Leserin, lieber Leser, bitte besuchen
Sie ein Kleinod der Südeifel. Das Team von Schloss Niederweis plant gerne Ihre
nächste Familienfeier oder Ihr nächstes Firmentreffen.
Das
Dorf Niederweis
Eine
steinzeitliche Besiedlung der Gemarkung Niederweis ist durch Waffen-, Gefäß-
und Grabfunde aus der Urnenfelderzeit (um 1000 vor Chr.) belegt. Umfangreiche
Funde stammen aus keltischen Siedlungen (etwa im Graulsbüsch) um 600 bis 300
vor Christus. Mindestens zwei Landhaussiedlungen mit Gräbern aus römischer Zeit
sind bekannt, die eine in der Talaue der Nims (Im Böcklichfeld), die andere
westlich des Höhjunk (Im Mauerfeld). Sie datieren aus der Zeit von 50 vor bis
400 nach Christus. Gräber und Waffenfunde in der Ortsmitte stammen aus der Zeit
der fränkischen Eroberung um 430 bis 500. Die erste urkundliche Erwähnung des
Ortes erfolgte im Jahre 771. Es handelte sich dabei um die Stiftung eines
landwirtschaftlichen Anwesens zwischen ‚Wys‘ und Edingen an das
Willibrordskloster in Echternach durch einen Martheus. Später erfolgten
ähnliche Stiftungen unter anderem durch die Eheleute Harduwin und Ada um 801
und durch den Priester Helmgaud um 867.
Politisch
gehörte Niederweis seit dem Mittelalter zur Propstei Echternach. Diese gehörte
lange Zeit als Teil des Herzogtums Luxemburg zu Burgund. Das Herzogtum
Luxemburg wurde 1477 ein Teil der österreichischen und ab 1621 ein Teil der
spanischen Niederlande. Nach diversen französischen Einfällen genoss Luxemburg
ab 1698 fast 100 Jahre lang Frieden und Wohlstand unter
österreichisch-habsburgischer Herrschaft. Als Folge der französischen
Revolution gehörte die Gegend von 1795 bis 1814 zu Frankreich (Departement der
Wälder),
bevor sie mit der Probstei Bitburg 1815 auf dem Wiener Kongress dem Königreich
Preußen zugeordnet wurde.
Während
der Feudalzeit waren sieben der neun Höfe des Dorfes Vogteien der Herrschaft
Niederweis. Zwei Höfe gehörten auswärtigen Besitzern (Alsdorf, Bettingen). Die
Leibeigenschaft wurde 1781 unter Kaiser Josef II. abgeschafft. Durch die Französische
Revolution gingen die Höfe in das Eigentum ihrer Besitzer über. Im Dorf gab es
früher außer den bäuerlichen Betrieben nur wenige andere Berufe (Schmied,
Schafhirt, Müller). Zurzeit wandelt sich der Charakter des Dorfes. Es gibt nur
noch wenige aktive landwirtschaftliche Betriebe.
Abb. 5: Dorf Niederweis (Drachen-Foto © Christian Credner)
Der Ort
Niederweis erhielt 1911 Anschluss an die Bahnstrecke von Bitburg nach Trier.
Der Personenverkehr wurde 1969, der Güterverkehr 1988 eingestellt; die
Gleisanlagen wurden in den Folgejahren abgerissen. Das Empfangsgebäude wurde
als Wohnhaus verkauft. Von 1835 bis 1935 stieg die Einwohnerzahl des Ortes von
250 auf 350, um danach auf knapp über 200 zu fallen.
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Zusätzliche Informationen: Liebevoll
wiederhergestelltes Barockschloss mit attraktivem Äußeren und vielen Erinnerungsstücken
an die adligen Erbauer und Vorbesitzer.
Adresse, Kontakte: Hauptstr. 9.
D-54668 Niederweis, Tel.06568-96660: E-Mail: kontakt@schloss-niederweis.eu
Öffnungszeiten, Führungen, Restaurant: Öffnungszeiten des
Restaurants Di – So 12-14 Uhr und 18-22 Uhr. Festsaal, Parkplätze,
Veranstaltungsräume. Führungen finden derzeit keine statt. Standesamtliche
Trauungen im Schloss möglich. Ansprechpartner: Petra Schneider, petra@schloss-niederweis.eu
Anfahrt:
Von
Trier in Richtung Bitburg; Abfahrt Helenenberg in Richtung Irrel; Von Irrel die
E42 in Richtung Bitburg; Ausfahrt
Niederweis.
Von Luxemburg
über Echternach die E42 in Richtung Bitburg; Ausfahrt Niederweis.
Von
Köln: A1 über Euskirchen bis Abfahrt Blankenheim. Weiter über B 51 bis Bitburg.
Abfahrt auf die B 257 in Richtung Echternach (Lux.), Ausfahrt Niederweis.
Von
Koblenz über A 1 bis Autobahnkreuz Wittlich, dann auf die A 60 in Richtung
Bitburg abbiegen. Beim Autobahnkreuz Bitburg auf die B 51 in Richtung Bitburg/Luxemburg
abbiegen. Abfahrt bei Bitburg auf die B 257 in Richtung Echternach (Lux),
Ausfahrt Niederweis.
Lagekarte:
Geografische
Koordinaten: 49°52’13,14‘‘N; 6°27’53,64‘‘O.
Luftbild: Google Earth
(2015)
Literatur
zu Schloss Niederweis:
Altmann,
Bernd; Caspary, Hans: Kulturdenkmäler Rheinland-Pfalz, Band 9.2, 1997, S. 486 -
488
Endres,
Albert; Schneider, Matthias: Eine Chronik von Dorf und Schloss Niederweis.
2010
Endres, Albert:
Frauenschicksale in Schloss Niederweis. Heimatkalender 2014 des Eifelkreises Bitburg-Prüm, 231-240
Chronologie:
12. Jht. Erbauung der ‚grauen Burg‘
1598 Im Besitz der Cob von Nudingen
1699 Im Besitz der von der Heyden
1751 Neubau als Barockschloss
1840 Von der Heyden und Schütz’sche Stiftung
2005 Übergang in Privatbesitz
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