Mein Freund und langjähriger Kollege Peter Hiemann, der
sich schon des Öftern in diesem Blog äußerte, ist ein in der DDR aufgewachsener
Mathematiker. Er lebt im Ruhestand da, wo er für sein letztes Projekt von
seinem Arbeitgeber hin verschlagen wurde, an der Côte d’Azur. Er wohnt – zusammen mit Geneviève, seiner Frau, einer Malerin – über der
Parfümstadt Grasse, am Abhang der Seealpen, den Alpes Maritimes. Ganz in der Ferne schimmert das Mittelmeer.
Er tut das, was viele Rentner sich wünschen. Er liest sehr viel und macht sich Gedanken über Gott und die Welt. Manchmal argumentiere ich mit ihm (‚streiten‘ ist das falsche Wort), manchmal gebe ich ihm Tipps. Zu letzteren gehörte ein Buch über Niklas Luhmann, das ich ihm anlässlich meines Besuches im Sommer 2010 in Grasse schenkte. Wir hatten uns wiedergefunden, als ich 2007 einen Leserbrief an die Zeitschrift ‚Bild der Wissenschaft‘ schrieb, die er auch im Abonnement bezieht. Seither tauschen wir fast wöchentlich E-Mails aus. Seit ich blogge, liefert er regelmäßig Beiträge. Manche Beiträge schrieben wir auch zu dritt, wobei Hans Diel die Sicht eines Physik-Liebhabers beiträgt.
Was ich an Peter Hiemann besonders schätze, ist die Rigorosität, mit der er alle ihn interessierenden Fragen behandelt. Seine DDR-Erfahrung brachte ihn dazu, jede Form von Ideologie und Doktrin kritisch zu bewerten, ja abzulehnen. Er ist geradezu allergisch dagegen. Das betrifft nicht nur den Materialismus Marxscher Prägung, der ihm schon während der Schulzeit in der DDR zuwider war. Ihm geht auch jene Voreingenommenheit gegenüber der jüdisch-christlichen Tradition ab, mit der wir Westdeutsche groß geworden sind. Dass es die Naturwissenschaften sind, die unser Verständnis von der Welt und den Menschen eher weiterbringen als die Geisteswissenschaften, diese Auffassung teilt er mit vielen Zeitgenossen. Hiemanns Augenmerk richtet sich jedoch auf beide Seiten der Erkenntnis-Welten, wobei Biologie und Physik bzw. Soziologie und Philosophie eine besondere Rolle spielen. Philosophisches Denken ohne biologisches Wissen hält er für nutzlos.
Hiemann lässt sich nicht davon abbringen, auch außerhalb der Biologie die Evolution am Werke zu sehen. Das veranlasste mich bereits zu einem eigenen Blog-Eintrag. Überhaupt werden dem Leser dieses Blogs manche der genannten Autoren bekannt vorkommen, so Damasio, Edelmann, Kandel, Küppers und Metzinger.
Ehe ich versuche, Hiemanns Gedankenwelt näher zu erklären, schlage ich vor, dass Sie den Essay lesen, den er mir vor etwas über einer Woche per E-Mail schickte. Ich möchte hinzufügen, dass er mir den Essay sandte, wenige Tage bevor er sich einer Herzoperation unterzog. Seit gestern weiß ich, dass er die Operation gut überstanden hat. Man kann Peter Hiemann keine größere Freude machen, als seinen Essay zu lesen und mit ihm zu diskutieren. Wer es nicht per Kommentare in diesem Blog tun möchte, dem gebe ich auch gerne seine (elektronische) Adresse.
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