Sonntag, 16. November 2014

London und Rom

Während meines Berufslebens und danach besuchte ich beide Städte, und zwar mehrmals. Ich will nur einige Details von meinem letzten Rombesuch im Jahre 2002 nachtragen. Sie sind auf der CD Gunst und Kunst des Reisens enthalten. 

Patriarchalkirchen 

Bei diesem Besuch besuchten wir neben anderen Kirchen auch alle vier Patriarchalkirchen Roms. Statt einer ausführlichen Beschreibung, erwähne ich nur ihre Besonderheiten. Sankt Johann im Lateran war früher der Sitz des Papstes. Hier liegt Silvester II., auch bekannt als Gerbert d’Aurillac, begraben. Santa Maria Maggiore hat eine herrliche Seitenkapelle. Sankt Paul vor den Mauern ist die schönste Gesamtanlage. In ihrer Rotunde gibt es Rundbilder aller Päpste.

 
Abb. 1: St. Johann im Lateran 

In Sankt Peter waren wir dreimal. Der Grund dafür war die Suche nach dem Grab von Ludwig Kaas, über den ich gerade einen Artikel für das „Neue Trierische Jahrbuch“ geschrieben hatte.

Abb. 2: Santa Maria Maggiore 

Den ersten Versuch machten wir an einem Samstag (14.9.). Wir hatten eine Stadtrundfahrt mit dem Bus gebucht, die uns von der Station Termini zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt brachte. Dabei konnte man mehrmals aussteigen und eine oder zwei Stunden später weiterfahren. Unser erster Zwischenstopp war am Petersplatz. Wir folgten den anstehenden Gruppen durch die Sicherheitskontrolle in die Peterskirche. Dort stiegen wir in die Krypta hinab, in der sich die Papstgräber befinden. Wir suchten einen Seitengang, der zum Kaas-Grab führen würde, fanden aber keinen. Da der Fluss der Besucher in der Krypta nur in einer Richtung ging, stiegen wir am Ende der Krypta wieder nach oben. Vor dem Petersdom fragten wir einen Schweizer Gardisten (in Deutsch) nach dem deutschen Friedhof, dem Campo Santo Teutonico. Er zeigte uns die Richtung, sagte aber, dass er nachmittags geschlossen sei. Das beste wäre, wir kämen am nächsten Morgen um neun Uhr in die deutsche Messe in der benachbarten Kapelle. Dann könnten wir den Direktor bitten, uns hineinzulassen.

 
Abb. 3: St. Paul vor den Mauern

Da wir am Sonntag etwas anderes vorhatten, kamen wir erst am Montag (16.9.) wieder auf den Petersplatz. Der Schweizer Gardist erkannte uns wieder und ließ uns zum deutschen Friedhof durch. Dort fanden wir nach einigem Suchen das Grab von Johannes und Karin Schauff, sowie das von Schwester Pascalina Lehnert. Schwester Pascalina war die Haus­hälte­rin von Papst Pius XII. Schließlich fanden wir auch einen Grabstein von Ludwig Kaas. Darauf stand, dass er von 1952 bis 1965 hier gelegen habe, dann aber in die Basilika von St. Peter um­gebettet worden sei. Wir erkundigten uns im Nebenhaus, wie man zu den Gräbern im Peters­dom käme, und wurden an eine Seitentür der Kirche verwiesen, dem Büro der Aus­grabungen (Ufficio Scarvi). Als wir dort unseren Wunsch vortrugen, an einer Besichti­gungs­tour teilzunehmen, erhielten wir die Antwort: „Vielleicht nächste Woche; diese Woche haben wir schon zu viele Anmeldungen“. Wir machten uns den Vorwurf, mal wieder schlecht geplant zu haben, und stellten uns in die mehrere Kilometer lange Schlange, die zu den vatikanischen Museen führte.

 
Abb. 4: Schweizer Gardist 

Am Mittwoch darauf besuchten wir Sankt Paul vor den Mauern. Im Souvenirladen lag ein schöner Bildband über die Patriarchal-Basiliken Roms, den wir erwarben. 

Grab eines Trierers  

Im Abschnitt über den Petersdom befand sich ein kleines Bild, welches das Grab von Ludwig Kaas wiedergab, sowie eine Wegbeschreibung, wie man dorthin gelange. Nach diesem Fingerzeig war klar, dass wir noch ein drittes Mal suchen mussten. Am Donnerstag (19.9.) marschierten wir zielstrebig auf den Lon­ginuspfeiler zu. Das ist einer der vier Pfeiler, welche die Kuppel der Peterskirche tragen. Er ist benannt nach der Statue des Soldaten Longinus, der am Kreuz stehend mit seiner Lanze die Brust Christi öffnete, um seinen Tod festzustellen. Wir mussten feststellen, dass der Ein­stieg in die Krypta an dieser Stelle verschlossen war. Daraufhin gingen wir zum gegen­über­liegenden Andreaspfeiler und fragten einen der dort postierten Aufseher, ob er wisse, wo sich die deutsche Kapelle (capella tedesca) und das Grab von Prälat Kaas befinden. Er meinte, eine „Capella tedesca“ gäbe es nicht, aber das Grab von „Bischof Kaas“ sei gleich unten rechts. Wir stiegen also am Andreaspfeiler ein, fanden aber weder rechts noch links einen Hin­weis auf das Grab von Kaas.  



Abb. 5: Grab von Ludwig Kaas

Ich fragte auch eine Reiseleiterin, die gerade mit ihrer Gruppe aus einem abgeschlossenen Teil der Krypta herauskam. Da sie uns nicht helfen konnte, stiegen wir entgegen der Richtung des Besucherverkehrs wieder die enge Treppe nach oben. Oben ange­kommen, machten wir dem dort noch stehenden Wächter mittels trauriger und verzweifelter Mimik klar, dass wir erfolglos waren. Darauf gab er seinem gerade in der Nähe stehenden Chef ein Zeichen. Dieser deutete mir an, ihm zu folgen. Ich alarmierte meine Frau und hinunter ging es wieder über die steile Treppe am Andreaspfeiler. Unten ange­kommen, öffnete unser Begleiter mit seinem Schlüssel die rechte Seitenkapelle und deutete auf das Kaas-Grab. Ich machte schnell meine Photos. Als ich dem Oberaufseher zum Dank ein Trinkgeld geben wollte, lehnte er ab. Er schloss die Kapelle und wir folgten dem Touristen­strom zum normalen Ausgang. 

Andere Höhepunkte 

Natürlich besuchten wir auch einige der bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt, da wir zuletzt vor 30 Jahren dort waren. Wir benutzten ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel. Bei einer U-Bahnfahrt zog mich meine Frau plötzlich zur Seite. Sie hatte eine Hand gesehen, die unter einer Zeitung hervor kam und sich in Richtung auf meine Hosentasche bewegte.



Abb. 6: Spanische Treppe 

Die Spanische Treppe und die Fontanta di Trevi waren fest in der Hand von Touristen. Kaffee und Kuchen gab es im Cafe Greco nahe der Spanischen Treppe für 25 Euro.

 
Abb. 7: Bei Marc Aurel am Kapitol

Ganz in Ruhe konnten wir uns die Exponate in beiden Museen des Kapitols (Konservatorium, Neues Museum) ansehen. Der Blick über die Dächer der Stadt ist hier sehr lohnend. Dass die Statue des Marc Aurel die Jahrhunderte überlebt hat, hat er einem Irrtum zu verdanken. Man hielt den Reiter lange Zeit für Kaiser Konstantin, der ja bekanntlich das Christentum zur Staatsreligion gemacht hatte.


Abb. 8: Im Colosseum 

Das Collosseum wie das Forum konnten wir uns gründlich ansehen. Dass hier andere Touristen herum liefen, störte nicht. Wir besuchten auch das Goethe-Haus (Casa Goethe) an der Piazza del Populo und waren überrascht, dort das allseits bekannte Bild Tischbeins zu finden, das Goethe in der Campagne zeigt, also während seiner Italienreise. In der Casa Goethe sahen wir auch Goethes Versuche als Landschaftsmaler. Es war der am Hof des Königs von Neapel (in Caserta) tätige deutsche Maler Jakob Philipp Hackert, der mit ihm übte und ihn (zu unserer aller Glück) überzeugte, sich auf seine andere Begabung zu konzentrieren.


Abb. 9: In der Casa Goethe 

Dass Goethes Sohn in Rom begraben liegt, erfuhren wir erst als wir vor seinem Grab auf dem Evangelischen Friedhof standen. Auf demselben Friedhof bei St. Paul vor den Mauern liegen Wilhelm Waiblinger begraben, sowie ein Kind Humboldts (*1794 in Jena, †1803 in Rom). Wilhelm Friedrich Waiblinger (*1804 in Heilbronn; †1830 in Rom) war ein deutscher Dichter der Romantik und mit Hölderlin und Mörike befreundet.

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