Dienstag, 14. Mai 2013

Heimat- und Weltgeschichte aus Sicht eines Moselfranken

In mehreren früheren Beiträgen gab es Belege für mein historisches Interesse. Ich ging dabei sehr selektiv vor. Geografisch beschränkte ich mich auf das Gebiet zwischen Tours und Bamberg in einer Richtung und zwischen Utrecht und Pforzheim in der anderen. Historisch umfasst dies einen Teil des römischen Imperiums und den späteren Siedlungsraum der Franken. In neuerer Zeit waren dies burgundische oder habsburgische Lande. Dass der französische und deutsche Sprachraum sich später politisch trennten, wird man einst als unglückliche Umstände ansehen, ebenso die Tatsache, dass es der Preußen bedurfte, um den Kölner Dom fertigzustellen. Obwohl meine unmittelbare Heimat, der Kreis Bitburg, erst im Wiener Kongress 1815 zu Deutschland kam, haben die meisten Einwohner die Anhänglichkeit an die alte Heimat überwunden. Nur 15% der Bewohner der Verbandsgemeinde Irrel stimmten im Jahre 2013 für die Rückkehr zu Luxemburg. Es war dies in Wirklichkeit eine Stimme für die Beibehaltung der derzeitigen Gliederung.

Bei einer kürzlich stattgefundenen Familienfeier konnte ich es nicht lassen, meinen Kindern und Enkelkindern eine Kostprobe meines Wissens zu servieren. Die Tour d’horizon hatte den Titel: Drei Schlachten, drei Hochzeiten. Näheres zu den erwähnten Ereignissen ist in zwei Veröffentlichungen [1,2] nachzulesen. Hier die Essenz:

Drei Schlachten 
  • 1136 Bitburg: Gefördert durch Schenkungen der salischen Kaiser dehnte sich der Besitz des Trierer Bischofs an der Kyll entlang in Richtung Idenheim, Röhl und Sülm aus. Damit geriet Trier zunehmend in Konflikt mit den Luxemburger Grafen. Als die Mönche des Trierer Klosters St. Maximin den Luxemburger Grafen Heinrich IV. (genannt der Blinde) gegen ihren Bischof (Albero von Montreuil) zu Hilfe riefen, ließ dieser die Gelegenheit nicht vorbeigehen. Er überfiel Trier in Abwesenheit des Bischofs. Dieser war auf einem Reichstag. Nach dessen Rückkehr rächte sich dieser. Es kam zur Schlacht von Bitburg und der anschließenden Plünderung Echternachs sowie der Zerstörung von mehreren Luxemburger Grenzfestungen. Eine davon war die Burg Prümzurlay, angeblich ein „altes Raubritternest“.
  • 1288 Worringen: Anlässlich eines Erbfalles im Hause Limburg machten die Luxemburger Grafen sich Hoffnung, ihr Gebiet weiter nach Norden ausdehnen zu können. Da sich dem das Haus Brabant (in Löwen) widersetzte, kam es zu einem vierjährigen Krieg. In der entscheidenden Schlacht am 5. Juni 1288 in Worringen bei Köln standen sich gegenüber: Graf Heinrich VI. von Luxemburg, Graf Reinald von Geldern und der Erzbischofs von Köln auf der einen Seite und Herzog Johann von Brabant, Herzog Adolf V. von Berg (mit den Düsseldorfer Bürgern und den märkischen Bauern) und die Bürger der Stadt Köln auf der anderen. In der Schlacht fielen Graf Heinrich VI. von Luxemburg, Gottfried von Vianden sowie die Herren von Brandenburg und Meisenburg, deren Familien Schloss und Dorf Niederweis damals besaßen. Durch diese Schlacht verlor Luxemburg seinen Anspruch auf die Provinz Limburg. Dasselbe Ziel wurde dann 1354 durch die Heirat von Graf Wenzel mit Johanna von Brabant erreicht. Der Bischof von Köln durfte fortan die Stadt Köln nicht mehr betreten. Er verlegte seine Residenz nach Bonn und später auf Schloss Brühl.
  • 1346 Crécy:  Walter IV. von Meisenburg, der Besitzer von Schloss Niederweis, starb am 28. August 1346 in der Schlacht von Crécy an der Somme, genauso wie sein Landesherr, König Johann der Blinde. Diese Schlacht des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich gilt als letzte Ritterschlacht des Mittelalters. Es kämpften 500 Luxemburger Ritter auf der Seite des französischen Königs Philipp VI. Die englischen Bogenschützen erwiesen sich den in traditioneller Ritterrüstung kämpfenden Franzosen überlegen und töteten 6.000 Ritter und 20.000 Pikeniere (mit der Pike kämpfende Fußsoldaten). König Johanns Sohn Karl verlässt noch am selben Tag das Schlachtfeld, reitet ohne Unterbrechung nach Luxemburg und regelt die Nachfolge in seinem Sinne. Als König und späterer Kaiser Karl IV. geht er in die Geschichte ein. Der Leichnam Johanns des Blinden wurde in einer Klause in Kastel an der Saar aufbewahrt, von wo aus er nach Kriegsende 1945 nach Luxemburg überführt wurde. Im Hause Meisenburg tritt Johann, der Sohn Walters IV., die Erbfolge an. Er wurde auch Herr zu Clerf (frz. Clervaux).
 Drei Hochzeiten
  • 1477 Gent: Der Habsburger Maximilian I. hatte wahrlich weltpolitische Ambitionen. Er beabsichtigte das nach der Pest größte Problem des Mittelalters zu lösen, nämlich den andauernden Streit zwischen Kaiser und Papst. Nach dem Tode des Papstes war er bereit, sich zum Papst wählen zu lassen. Die Kardinäle entschieden jedoch anders. Als zweitbeste Lösung erschien es, Burgund mit Habsburg zu verkoppeln. Auf Burgunds Reichtum waren alle europäischen Fürsten neidisch. Drei Monate lang verhandelte man im Herbst 1473 in Trier, vom dortigen Kurfürsten und Bischof bewirtet. Man trennte sich ohne Ergebnis, da - wie böse Zungen behaupteten - der Wein zur Neige ging. Das Herzogtum Luxemburg hatte 1442 seine Unabhängigkeit verloren, als Philipp der Gute von Burgund das Land eroberte. Als sein Sohn Karl der Kühne sich mit den verwegensten Kriegern seiner Zeit, den Schweizern, anlegte, zog er den Kürzeren und wurde 1477 nach der Schlacht von Nancy in einem zugefrorenen Teich tot aufgefunden. Noch im selben Jahr fand dann in Gent die Hochzeit von Karls Tochter Maria mit Maximilian von Habsburg statt. Nicht alle Luxemburger Ritter stimmten dem Anschluss an Österreich zu. Das zwang Maximilian dazu, im Jahre 1479 die Grafschaft Useldingen zu konfiszieren. Er gab sie dem Markgrafen Christoph von Baden (1453-1527) zusammen mit Rodemachern (heute Rodemack in Lothringen). Christoph war der Sohn Karls I. von Baden und ein treuer Vasall der Habsburger. Die Herrschaft Niederweis gehörte damals den Grafen von Useldingen. Das Nimstal nannte man das 'Useldinger Ländchen'.
  • 1672 Niederweis/Bitburg: Durch die Heirat von Ursula Cob von Nüdingen, der Nichte des im Niederweiser Kirchturm begrabenen Philipp Christoph, kam 1672 der Name ‚von der Heyden‘ in das Schloss Niederweis. Johann Hermann von der Heyden stammte von Burg Stolzenburg bei Vianden. Seine Vorfahren waren Dienstleute der Viandener Grafen gewesen. Das Paar lebte seit Beginn ihrer Ehe in dem damaligen Schloss Niederweis. Es wird vielfach angenommen, dass der Hauptteil des damaligen Schlosses identisch war mit dem Südflügel des heutigen Schlosses. Das heutige Schloss wurde von ihrem einzigen Sohn Franz Eduard Anton gebaut, der als Vorsitzender des Luxemburger Rittergerichts lokalpolitisch von Bedeutung wurde. Außer dem als fünftem Kind 1692 geborenen Sohn hatte das Paar noch zehn Töchter.
  • 1732 Luxemburg: Franz Eduard Anton von der Heyden heiratete Maria Wilhelmina, ein Mitglied der Adelsfamilie Eltz-Rodendorf, die mit der berühmten Burg Eltz bei Mayen verbunden ist. Es gibt drei bekannte Zweige dieser Familie. Die Eltz-Kempenich und Eltz-Rübenach teilen sich heute diese verwinkelte Burg. Eltz-Rodendorf ist eine dritte Linie. Sie verfügt als Wappen über einen goldenen Löwen, der über dem Eingang des Niederweiser Schlosses neben dem Wappen der von der Heyden dargestellt ist. Die Familie lebte in Freistroff in Lothringen, besaß das Château Rouge bei Oberdorff und ist danach benannt. Sie besaß auch Wohnhäuser in der Stadt Luxemburg. Ich nehme an, dass Maria Wilhelmina mehr Zeit in der Stadt Luxemburg als in Niederweis verbracht hat und auch auf dem dortigen Kapunziner-Friedhof begraben wurde. Vermutlich starb sie vor ihrem Ehemann. Es existiert ein Entwurf eines Ehevertrags zwischen Franz Eduard Anton und Maria Wilhelmina. Das einzig Besondere darin ist, dass der erstgeborene Sohn als Alleinerbe eingesetzt wird. Er hieß Philipp Karl. Seine Schwester Ferdinande Theodora war also schon vor ihrer Geburt enterbt. Maria Theresia (1720-1803), eine Tochter von Maria Wilhelminas Stiefbruder Johann Hugo Ferdinand, war zwischen 1762 und 1795 Herrin auf Schloss Bourscheid bei Diekirch.
Ich will es bei diesen bruchstückartigen Hinweisen aus der Heimat- und Weltgeschichte bewenden lassen. Wer mehr wissen möchte, kann in den angegebenen oder anderen Veröffentlichungen (oder in Wikipedia) weiterlesen. Er kann auch das Schloss Niederweis besuchen. Mehrere Dokumente im Archiv von Schloss Niederweis beziehen sich auf die oben genannten Personen und Ereignisse. Ich weiß dies, da ich das Material gerade archivarisch erfasst habe.


Dieser Beitrag könnte auch generell Appetit auf Geschichte machen, besonders auf die einer Region zwischen Frankreich und Deutschland. Diese hatte bereits europäische Bedeutung, bevor das europäische Parlament und die europäischen Behörden sich in Brüssel, Luxemburg und Straßburg festsetzten.

Zusätzliche Referenzen:
  1. Endres, A.: Die Niederweiser Schlossherren und ihr Anteil an der Geschichte des Nimstals. In: Beiträge zur Geschichte des Bitburger Landes, Heft 54, 1/2004, S. 15-27
  2. Endres, A.: Frauenschicksale in Schloss Niederweis. Eingereicht für Heimatkalender 2014 des Eifelkreises Bitburg-Prüm
  

2 Kommentare:

  1. Würde mich mal gerne mit Ihnen austauschen. Ich betriebe den Blog "Kuniberts Erben" unter http://www.beiwebers.de/kuniberts-erben/

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    1. Kein Problem. Familienforschung ist allerdings nicht mein Hauptthema.

      Bertal Dresen (alchwin1@email.de)

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