Montag, 26. Dezember 2016

Bilder und Gedichte zur Weihnachtszeit (von Freunden und Verwandten)

Wie im letzten Jahr so soll auch dieses Mal das Blog-Jahr mit Lyrik beendet werden. Waren es damals Joachim Ringelnatz und mein Enkel, die mich inspirierten bzw. überraschten, so sind jetzt mehrere Brieffreunde einschlägig tätig gewesen. Einige haben mich statt auf Gedichte auf schöne Bilder hingelenkt. Im Folgenden ist nur eine kleine Auswahl der mir gesandten Post wiedergegeben.


(Von Informatiker aus St. Leon-Rot)

The Weihnachtszeit

When the snow falls wunderbar
And the children happy are,
When is Glatteis on the street,
And we all a Glühwein need,
Then you know, es ist soweit:
She is here, the Weihnachtszeit

Every Parkhaus ist besetzt,
Weil die people fahren jetzt,
All to Kaufhof, Mediamarkt,
Kriegen nearly Herzinfarkt.
Shopping hirnverbrannte things
And the Christmasglocke rings.

Mother in the kitchen bakes
Schoko-, Nuss- and Mandelkeks
Daddy in the Nebenraum
Schmücks a Riesen-Weihnachtsbaum
He is hanging auf the balls,
Then he from the Leiter falls...



(Von Geodät aus Bad Honnef)

Finally the Kinderlein
To the Zimmer kommen rein
And es sings the family
Schauerlich: "Oh, Chistmastree!"
And then jeder in the house
Is packing die Geschenke aus.
Mama finds unter the Tanne
Eine brandnew Teflon-Pfanne,
Papa gets a Schlips and Socken,
Everybody does frohlocken.
President speaks in TV,
All around is Harmonie,

Bis mother in the kitchen runs:
Im Ofen burns the Weihnachtsgans.
And so comes die Feuerwehr
With tatü tata daher,
And they bring a long, long Schlauch
And a long, long Leiter auch.
And they schrei - "Wasser marsch!",
Christmas now is in the arsch.

Merry Christmas, merry Christmas,
Hear the music, see the lights,
Frohe Weihnacht, Frohe Weihnacht,
Merry Christmas allerseits.

(Text: Wolfgang Hofer, mit Musik von Udo Jürgens 2003 veröffentlicht "Merry Christmas allerseits"; übersandt von Chemiker aus Karlsruhe)



(Von Geodät aus Bitburg/Eifel)


Gebet des Pfarrers von St. Lambert, Münster,
aus dem Jahre 1883:

Herr, setze dem Überfluss Grenzen
Und lasse die Grenzen überflüssig werden.
Lasse die Leute kein falsches Geld machen
Und auch das Geld keine falschen Leute.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
Und erinnere die Männer an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
Und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere solche Beamte, Geschäfts- und Arbeitsleute
Die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind.
Gib den Regierenden gute Deutsche
Und den Deutschen eine gute Regierung.
Herr, sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen
... Aber nicht sofort.

(Übersandt von Informatiker aus Darmstadt)



(Von Informatiker aus Stuttgart)

Wünsche an 2017

Goldne Gingkoblätter decken
im November unsren Garten.
Doch in roten Knospen stecken
Triebe, die auf Sonne warten.
Wolln wir hoffen, dass wir alle
gut durch diesen Winter leben
und das Frühjahr mild ausfalle.
Wärme soll der Sommer geben.
Ist dann auch der Herbst bereit,
goldne Tage uns zu schenken,
werden wir voll Dankbarkeit
an 2017 denken.

(Übersandt von anderem Informatiker aus Stuttgart)



(Von einer Buchdruckerei in Neuerburg/Eifel)


Weihnachtsgedicht 2016_vom Enkel aus Tübingen
(inzwischen 19 Jahre alt)

Zur Form: Die Wirkung hängt stark von der Betonung ab. Ich habe versucht diese durch Zeilenumbrüche in etwa darzustellen, aber vielleicht wäre es auch besser, wenn ich die zu betonenden Reimketten farblich markiere. Im Zweifelsfall kann man es aber auch sehr schnell lesen, dann klingt es auch rund, wie es sollte. 😉 Zum Inhalt: Mir ist bewusst, dass es sich um ein komplexes Thema handelt, das sich nicht in einem kleinen Gedicht abhandeln lässt, mir ging es nur um einen Aspekt.

Zweitausendsechzehn
Ein Haufen Pechsträhn'
Zwischen lauten Rechten
Die draußen hetzen
Hinter aufgesetzten
Masken hassen Massen,
Rassen, Religion und Kultur.
Und das endet nicht Silvester um null Uhr.
Das nächste Jahr wird ähnlich.
Hämisch verachten,
mit wenig bedachten
hohlen Parolen
besorgte Bürger das Fremde.



(Hirtenspiel in Oregon)

Aber was ist fremd?
Die Art und die Bräuche?
Die Sprache der Leute,
Die Farbe und Bräune
Von Haare und ...

Heute bräuchte solche
Abgrenzung nicht existieren.
Doch mit "Brexit" zieren
Zeitschriften ihre Titelseiten
Bis diese für das Trump-Kapitel weichen,
reichen Hofer und Afd nicht?
Muss das zaghafte Teelicht
der Vernunft, in Zukunft ewig, 
rechten Stürmen standhalten, 
Die das Land spalten?

Erdogan, Front National, IS, Putin...
Die Welt kommt vom rechten Pfad ab,
oder vielmehr auf dem rechten Pfad an, 
ratsam, Satan
nicht an die Wand zu malen,
Anstand zu wahren und stark betroffen,
auf bess're Tage hoffen,
dennoch bleibt die Frage offen,
warum wir uns von Artgenossen 
überhaupt abgrenzen? Bremsen?
Angst vor Veränderung und
Angst vor Identitätsverlust, die Lebenslust?
Ändert sich Kultur nicht täglich?
Regt sich nicht stetig etwas Neues,
freut es nicht auch, 
vom häuslichen Brauch mal abzuweichen
Und jenen, die man für den Einheitsdrang
begeistern kann sei gesagt: der Weihnachtsmann
trägt doch erst seit Coca Cola rot.



(Bayrischer Himmelsbote)

Lodernd tobt die Debatte 
um Kultur und Verfremdung.
Sendung über Sendung 
versucht den Weg zu weisen,
doch entgeht den Meisten.
Es geht nur um ein Lebenszeichen,
um die Gelegenheiten,
in denen wir mittels kleiner Gesten zeigen,
wie dankbar wir jenen sind, 
die uns stets begleiten,
sie teilen unsere Ziele und Träume,
ob Familie ob Freunde
Oder entfernte Verwandte.
Ob langjährige Weggefährten
oder eben kennengelernte Bekannte.
Jeder. der es wert ist erwähnt zu werden,
jedem, dem ich von Herzen danke.

Kultur hat viele gute Seiten,
und einen ander'n Sinn.
Sie sollte uns zusammenhalten
und nicht auseinander bringen.

Und egal, 
ob es nun Hanukkah, Thanksgiving
oder Weihnachten heißt,
Hauptsache es gibt Geschenke.


(Bäume aus NRW und Virginia)

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Berliner Weihnachtsmarkt, der Islam und wir

Der Tunesier Anis Amri hatte 2011 während des ‚Arabischen Frühlings‘ das Gefängnis in Kairouan verlassen und war über Lampedusa nach Sizilien übergesiedelt. Dort wurde er alsbald wieder straffällig und kam im Gefängnis in Palermo in Kontakt mit dem militanten Islam. Er war vorher zwar gewalttätig und handelte mit Drogen, war aber nicht radikal. Er wurde im Gefängnis radikalisiert, wie es so schön heißt. Frühzeitig entlassen, ging er 2015 nach Deutschland. Er pendelte zwischen den Bundesländern hin und her. In Berlin schlug er schließlich zu. Bei Typen wie ihm hätte man früher gesagt, er sei auf eine schiefe Bahn geraten. Er war eindeutig ein Fall für die Behörden. Heute sucht man das Problem in seiner Religion. Armer Islam! Mit Moscheen als Treffpunkte für Gescheiterte, Verzweifelte und subversive Gruppen.

Islamische oder andere Identität

Die Islamische Identität ist ein Begriff, den Hartmut Wedekind in seinem Blog mengentheoretisch bzw. logisch von der westlichen Lebenswelt abgrenzt. Ein Bürger des Maghreb oder des Nahen Ostens müsste sich von ihr lossagen, wolle er bei uns leben. Mein Eindruck ist, dass hier am Ziel vorbei argumentiert wird. Vor allem wird angenommen, dass wir alle eine Identität haben, und zwar nur eine einzige. Dem wage ich zu widersprechen. Auch bestehen zwischen diesen diversen Identitäten Überlappungen, auch wenn die Trennlinien logisch nicht allzu präzise definiert sind. Die Grenzen können verwischt sein oder die Identitäten ergänzen sich. Ein der Wissenschaft dienender Mensch kann gläubig sein, ein Buddhist oder Jude kann Weihnachten feiern. Manche mischen sich eine Art Cocktail der Identitäten zusammen. Ehe ich die Diskussion vertiefe, lasse ich zwei Freunde zu Wort kommen. Ich werde vermutlich nach den Feiertagen das Thema wieder aufgreifen.

Hartmut Wedekind aus Darmstadt schrieb dieser Tage:

Die Lektüre des Buches von Samuel Schirmbeck: Der islamische Kreuzzug und der ratlose Westen.- Warum wir eine selbstbewusste Islamkritik brauchen (2016), ist für jeden zeit-kritischen Geist ein absolutes Muss. Hier redet einer systematisch und historisch, der auch aus langer Erfahrung in Algerien weiß, wovon er redet. Donnerwetter, ich habe einiges zum Thema gelesen, aber Schirmbeck übertrifft alle, auch in Sachen Präzision und Relevanz.

Heute schrieb Peter Hiemann aus Grasse:

Mein Bedürfnis, Wissen über islam-orientierte Regime und Bewegungen zu erwerben, ist weitgehend befriedigt, nachdem ich mich mit meines Erachtens sehr aussagekräftigen Analysen befasst habe:

(1) Am Anfang des Jahres, in dem, wie Francis Fukuyama meinte, die Geschichte endete, wurde in der nordenglischen Stadt Bradford ein Buch verbrannt. Mehr als tausend Muslime waren am 14. Januar 1989 zusammengekommen, um "Die satanischen Verse" des in Indien geborenen britischen Autors Salman Rushdie den Flammen zu übergeben. Ihr Vorwurf: Beleidigung des Propheten. Am Tag danach nahm Englands größte Buchhandelskette das Buch aus den Regalen. Einen Monat später rief der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini zur Ermordung des Autors auf und aller, die zur Verbreitung dieses Werkes beitragen. Die zur Vollstreckung aufgeforderten Henker: die Muslime der ganzen Welt. Der Aufruf gilt bis heute.

Das Buch, das da verbrannt wurde, beschreibt eine Gesellschaft, die bislang von den "drei großen Erzählungen" orchestriert wurde: von Geschichte, Wirtschaft und Ethik, und es erzählt davon, dass die Volksmassen nunmehr durch einen "undurchdringlichen Staatsapparat" von diesen Geschichten ausgeschlossen werden. Die Folge davon ist, "dass sie ihre ethische Befriedigung in der ältesten der großen Erzählungen, nämlich der Religion, suchten". Die Frontlinien werden neu gezogen: "säkular gegen religiös, Licht gegen Finsternis".

(2) Ein Journalist hat ausführlich beschrieben, welche Ziele der IS mit welchen Mitteln verfolgt: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-134097196.html

(3) In den vielen TV-Beiträgen zum Thema Religionen sehe ich keine Ansätze, wie konkrete Vorstellungen zur kurzfristigen Behebung aktueller Problemsituationen beitragen könnten. Kürzlich hat ein ‚Islam-Experte' in einem 3Sat-Kulturzeit-Beitrag behauptet, dass der Islam eine Reformation braucht, um nach heutigen Maßstäben allgemein verträglich zu werden. Er hat keine Vorstellungen zu erkennen gegeben, wie er sich das vorstellt. Er kann wohl kaum Reformationsbewegungen der christlichen Kirchen nach Martin Luthers „Hier stehe ich, ... „ im Sinn gehabt haben. Als Prediger darf Luthers Einfluss auf die Gesellschaft seiner Zeit als gering eingeschätzt werden. Luthers Vorstellungen waren jedoch Anlass, dass sich neben der katholischen Kirche evangelische religiöse Institutionen etablierten. Die Kirchenspaltung war nicht im Sinne Luthers. Sie war das Resultat der politischen Auseinandersetzungen zwischen Fürsten und dem Papst in Rom. Luther verlangte traditionell unbedingten Gehorsam zu Gott und der Obrigkeit. Er scheute sich auch nicht, im Sinne der damaligen Obrigkeit Hass gegen Hexen, Juden und Bauern zu schüren. Religiös christlich begründete Auseinandersetzungen finden noch heute in Nordirland und USA statt.



 Auf dem Weihnachtsmarkt © DER SPIEGEL

In einer 3Sat-Kulturzeit-Sendung dieser Tage hat sich ein ‚Bibel-Experte' nicht gescheut zu behaupten, dass er im „Buch der Bücher“ ausreichend Weisheiten findet, die auch die heutige 'Welt' erklären. Er hat übrigens sein Buch angepriesen und 3Sat hat sich nicht gescheut, die 'postfaktischen' Aussagen zu verbreiten. Ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass die einzige Hoffnung für Homo sapiens darin besteht, dass er sich um faktisches Wissen bemüht. Es geht um niemals endende Aufklärung, die erwiesenermaßen nicht gläubigen Experten und schon gar nicht Leichtgläubigen überlassen werden kann. 


Nachtrag am 24.12.2016

Inzwischen habe ich das Buch von Nicolas Hénin: Der IS und die Fehler des Westens (2016, 216 S.) gelesen. Um es vorweg zu sagen: Es hat die Erwartungen, die sein Titel weckt, nicht ganz erfüllt. Als ehemaliger Korrespondent westlicher Medien war Hénin in den Jahren 2013-2014 rund zehn Monate als Geisel in den Händen des 'Islamischen Staats' (IS). Man kann daher annehmen, dass er die Gedankenwelt der Dschihadisten besser versteht als mancher andere.

Sehr konsequent ist seine Meinung über Baschar al-Assad, dessen Regierung er nur als ‚das Regime‘ bezeichnet. Nachdem Assad im Jahre 2000 an die Macht kam, weckte er zunächst Hoffnungen. Es gab einen ‚Damaszener Frühling‘. Wenig später verschärfte er die Kontrolle durch den Geheimdienst und regiert nur noch autokratisch. Dabei gibt er sich laizistisch, d.h. alle Religionen sind gleich im Wettbewerb um seine Gunst.

Wie in einem anderen Beitrag aus anderer Sicht dargestellt, startete im September 2011 in der Stadt Dara eine Revolution. Sie war Teil einer den ganzen Nahen Osten umfassenden Bewegung, der die Bezeichnung ‚Arabischer Frühling‘ gegeben wurde. In Syrien ging es vor allem um Arm gegen Reich. Es war also eine soziale Revolution. Sie scheiterte an dem Regime und den Islamisten. Wie andere Autokraten vor ihm, so benutzte Assad die Parole ‚Ich oder das Chaos‘. 

Der Iran begleicht seit Jahren für Assad massive Waffenlieferungen aus Russland. Er selbst kooperiert mit den Extremisten (al-Nusra, IS), indem er die demokratischen Kräfte besonders stark bekämpft. Die Rebellen radikalisieren sich, weil sie (angeblich) keine oder zu wenig Hilfe vom Westen erhielten. Wenn uns sonst niemand hilft, dann bleibe nur Allah  ̶  das sei die Logik dahinter. Das Einschreiten der UNO wird durch das russische Veto blockiert.

Das Regime habe nicht nur über 200.000 Tote zu verantworten, sondern machte sich auch brutaler Folterungen schuldig. Auf das Konto des IS gingen weniger als 1000 Tote. Darüber rede der IS aber, so laut er nur könnte, und zelebriere sogar die Art der Hinrichtung. Das sei aber in Wirklichkeit ein Zeichen von Schwäche.

Wer einen asymmetrischen Krieg gewinnen will, muss die Bevölkerung gewinnen. Das ist Hénins These. Einer der dies verstanden hatte, war David Petraeus während seiner Zeit von 2008 bis  2011 als Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte im Irak und in Afghanistan. Sein Ziel war es damals, die Zivilbevölkerung möglichst zeitnah mit dem Auftauchen von Soldaten spürbare Verbesserungen ihrer Lebensqualität erfahren zu lassen. Der IS ignoriere diese Strategie, weil ihm nicht wirklich an den Herzen der Menschen gelegen sei. Er muss irgendwann die Unterstützung der Bevölkerung verlieren, vielleicht durch eine Dummheit wie das generelle Rauchverbot.

Eine Lösung in Syrien müsste eine Lösung ohne Assad sein. Als erstes müsse Saudi-Arabien die Unterstützung des IS beenden. Die USA und mit ihr die Weltgemeinschaft müsse sich für ein Ende der syrischen Bombardements einsetzen, und zwar durch das Verhängen einer Flugverbotszone. Nur das würde der Bevölkerung signalisieren, dass kein IS mehr nötig ist, um die Bevölkerung zu schützen. Obwohl durch das Eingreifen Russlands die Dinge sich völlig anders entwickeln, hält Hénin an dieser Sicht fest.

Um Jugendliche aus dem Westen davon abzuhalten nach Syrien in den Tod zu wallfahrten, sollte endlich der Charakter des IS als Sekte betont werden. Er repräsentiere keine Massenbewegung, deren Verbreitung auf der ganzen Welt nur eine Frage der Zeit ist. Als eine Art Gegenbewegung sollte man einen ‚zivilen‘ Dschihad etablieren, der sich sozial und für die leidende Bevölkerung engagiert. Man sollte dies nicht den Imamen überlassen.

Ein Gutes hat die Flüchtlingsbewegung von Syrien in Richtung Europa. Sie widerlegt die Propaganda des IS, vor allem dann, wenn die Flüchtlinge freundlich empfangen werden. Der IS würde es als Erfolg ansehen, wenn wir die Flüchtlingsströme mit Gewalt stoppten. Die vom IS in Europa gelenkten Attentate befolgten den Zweck, eine Kluft zu schaffen zwischen Mohammedanern und Christen. Das Buch ist sicherlich ein Denkanstoß – so wie im Umschlagtext beworben. Ob mit dem Vorgeschlagenen gerettet wird, was noch zu retten ist, bezweifele ich. Selbst Hénin schafft es nicht, gedanklich mit der Entwicklung Schritt zu halten. Wieso erwarten wir dies eigentlich von jedem deutschen Landespolitiker?

Sonntag, 18. Dezember 2016

Supermächte und ihre imperialen Gelüste

Rechtzeitig zum Ende der achtjährigen Präsidentschaft Barak Obamas befasst sich die Weltöffentlichkeit mit der Frage, wie man diese Periode weltgeschichtlich einordnen kann. Dass aufgrund der Wahl Donald Trumps zum Nachfolger ein Bruch, zumindest jedoch eine gewisse Diskontinuität eintreten kann, liegt auf der Hand. Zwei Autoren regen derzeit zu dieser Betrachtung besonders an; ja, sie versuchen sie geradezu zu erzwingen, Noam Chomsky (*1928) und Daniele Ganser (*1972), ein Amerikaner und ein Schweizer, ein bald Neunzigjähriger und ein Mitvierziger.

Zwei Aufrüttler des Volkes

Chomsky ist in der Informatik als Vater der Computerlinguistik ein alter Bekannter. Nicht erst mit seinem Buch Wer beherrscht die Welt (2016, 416 S., engl. Who rules the world) begibt er sich in die politische Arena. Er bezeugt, dass es in den USA außer Bernie Sanders noch weitere Linke gibt. Während des Wahlkampfes 2016 sprach er sich sehr deutlich gegen Donald Trump aus und empfahl, Hillary Clinton zu wählen. Auch nach Trumps Wahlsieg warnte er mit sehr deutlichen Worten. Er sagte, die Partei der Republikaner unter Trump sei zur ‚most dangerous organization in world history‘ (dt. gefährlichsten Organisation der Weltgeschichte) geworden und würde die Zerstörung organisierten menschlichen Lebens betreiben.

Ganser, der aus Lugano stammt, hält zurzeit Vorträge zu seinem Buch Illegale Kriege (2016, 374 S.) überall in Deutschland. Ich hörte mir zuerst auf Youtube seine Vorträge in Bautzen und Landau an. Dort stellte er sich als Historiker und Friedensforscher vor. Er hütet sich bewusst Vorhersagen zu machen, etwa was Donald Trumps Politik als US-Präsident betrifft  ̶  auch wenn er gefragt wird. Man möge Trumps erste 100 Tage abwarten. Danach dürfe man ihn als Historiker befragen, was er davon halte. Jetzt sammle er nur Daten über frühere Regierungen der USA und bewerte diese. Die Papierversion des Buches (4. Auflage innerhalb eines Jahres) sei derzeit vergriffen. Eine fünfte Auflage sei in Vorbereitung. Zum Glück gibt es heute eBücher (z.B. als Skoobe-Abo). Deshalb muss ich seine Zahlen nicht aus dem Gedächtnis reproduzieren.

Reich des Bösen und der Gier

Beide Autoren sind sich darin einig, dass die USA sowohl ein Imperium wie auch eine Oligarchie sind, und das nicht erst seit George W. Bush. Ganser belegt, dass die USA die unangefochtene Weltmacht Nr. 1 sind anhand einiger eindrucksvoller Zahlen. China, Russland, England und Frankreich fallen deutlich ab. Die USA gäben pro Jahr rund 600 Mrd. US$ für das Militär aus (gefolgt von China mit 200, Russland und Saudi-Arabien mit je 80, Frankreich und UK mit je 60 und Deutschland und Italien mit je 50). Die USA verfügten über 10 atomar angetriebene Flugzeugträger (Frankreich, UK und Russland je 1) und hätten 737 (!) Militärbasen im Ausland (Frankreich, UK und Russland jedes Mal weniger als 10).

Die USA seien keine Demokratie sondern eine Oligarchie, also nicht eine Herrschaft des Volkes, sondern eine Herrschaft weniger. Das Land würde von einer reichen Elite (etwa 1% der Bevölkerung) beherrscht. Diese mache eine Politik. die der Allgemeinheit schadet. Die wirkliche Macht läge in der Hand des National Security Council (NSC), einer Gruppe von wenigen Politikern, eng gesteuert von Militär und Rüstungsindustrie, dem so genannten Militärisch-Industriellen-Komplex (MIK). Das untere Ende der Gesellschaft lebe in Armut, was die Zahl von 50 Mio. Empfängern von Food Stamps (dt. Essensmarken) belege. Das wirklich Positive an den USA sei die verhältnismäßig hohe Zahl von etwa 30 Mio. Intellektuellen (wie auch immer man diese definiert). Aber auch das einfache Volk bestünde vorwiegend aus netten Leuten, wie er es in vielen Kontakten erfahren habe.

Während Ganser bemüht ist, die USA zwar hart aber höflich zu kritisieren, legt Chomsky sich keinerlei Hemmungen auf. Er bezieht alle Beschimpfungen, die sonst von USA-Vertretern auf andere Länder und Ideologien angewandt wurden, auf die USA. Der Ausdruck ‚Reich des Bösen‘ wurde seinerzeit von Ronald Reagan für die Sowjetunion geprägt. Chomsky bezeichnet in seinem Buch die USA als den ‚führenden terroristischen Staat‘ der Erde und als ‚Schurkensupermacht‘ (ein Ausdruck, den er bei Samuel Huntington gefunden habe). Henry Kissinger und Ronald Reagan seien ‚führende Terroristen‘ gewesen. Sie hätten den Sturz von Salvador Allende (1973) in Chile bzw. den Überfall auf die Karibik-Insel Grenada (1983) zu verantworten. Hätte die UNO noch einen Rest von Selbstachtung, müssten George W. Bush und Tony Blair als Kriegsverbrecher vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt werden. Sie hätten zusammen mit Donald Rumsfeld und Dick Cheney 2003 den Angriff auf den Irak verbrochen. Die USA seien voll in Bin Ladins Falle getappt. Sie reiben sich in kleinen Kriegen auf und bewirkten eine Radikalisierung des Islams.

Sowohl der Republikaner Reagan wie der Demokrat Clinton hätten die Rechte der amerikanischen Arbeitnehmer beschränkt (unter anderem durch den Handelsvertrag NAFTA)  ̶  meint Chomsky. Sie hätten Produktionsverlagerungen erleichtert und Spitzeneinkommen ermöglicht. Sie hätten Sicherheit zum Staatsziel erklärt. Die Frage sei nur, Sicherheit für wen? Der Schutz aller Bürger gegen Atomkrieg und Klimakatastrophe, auf den es wirklich ankomme, würde von allen maßgeblichen Politikern sträflich vernachlässigt. Die Umwandlung öffentlicher Güter in Privateigentum sei auf der ganzen Welt im Gange. Ich bezweifle, dass Chomsky mit diesem Stil bei seinen Landsleuten großen Anklang findet.

Kriege und Konflikte im Überfluss

Seit 1945 gibt es eine UNO-Charter, nach der sich inzwischen 193 Staaten der Welt verpflichten, ihre Konflikte nur noch mit friedlichen Mitteln auszutragen. Trotzdem gab es eine Unzahl von Kriegen. Ein Krieg ist dann illegal, wenn man nicht angegriffen wurde oder wenn kein UNO-Mandat vorliegt.

Nach Gansers Auffassung verletzt jeder der einen Angriffskrieg führt, die UNO-Charta. Das ist meines Erachtens etwas zu einfach gedacht. Aus amerikanischer Sicht verfügt der Bürger über vier unveräußerliche Rechte (engl. unalienable rights): Leben, Freiheit, Eigentum und das Recht zur Verfolgung des Glücks. Nicht nur sein Leben und seine Freiheit darf man verteidigen, auch sein Eigentum. Einen Rinderdieb zunächst über den Rio Grande abziehen zu lassen, und dann vor einem mexikanischen Gericht zu verklagen, ist nicht sehr effizient. Dasselbe gilt für viele andere Besitzdelikte. Besonders dann, wenn im Ausland das Rechtssystem nur schwach ausgeprägt ist, wollen Supermächte, vor allem die USA, nicht gerne nach den Regeln spielen. Sie wollen lieber die Dinge in die eigene Hand nehmen. Die gegenseitige Obstruktionspolitik des Sicherheitsrats lässt oft keine andere Wahl.

Nach den bitteren Erfahrungen in Ruanda und Bosnien hat die UNO als neues Konzept eine Schutzverpflichtung der eigenen Bevölkerung gegen eine inhumane Regierung (engl. Responsibility to protect, R2P) definiert. Auf diese kann eine UNO-Resolution zurückgreifen. 



Ausgewählte Angriffskriege seit 1954

Aus der Vielzahl der in der Tabelle erwähnten Kriege oder Konflikte will ich drei herausgreifen. Sie illustrieren besonders deutlich die Sichtweise der beiden Autoren. Es sind dies der Gaza-, und der Ukraine-Konflikt sowie der Syrienkrieg. Sie sind immer noch als Brandherde aktuell, mal weniger, mal stärker.

Gaza-Konflikt ab 2008

Mit Gaza-Konflikt ist hier stellvertretend der Jahrzehnte lang andauernde Streit zwischen Israel und seinen Nachbarn gemeint. Mit Ägypten und Jordanien kam es zu einem Ausgleich. Mit den arabischen Volksgruppen im Libanon, in Syrien, in Gaza und im Westjordanland dauert der Konflikt an. Diese Gruppen waren bisher nicht bereit, das Existenzrecht Israels anzuerkennen.

Laut Chomsky stelle Israel Vorbedingungen für Verhandlungen, die für die Araber nicht akzeptabel seien, etwa der weitere Ausbau israelischer Siedlungen. Israel schaffe Fakten, wissend, dass die Welt sie akzeptiert. Bei den Verhandlungen in Oslo sei die Trennung des Gaza-Streifens vom Westjordanland herausgekommen. Das sei eine Folge davon, dass diese Verhandlungen unter der Ägide der USA stattfanden. Die USA seien zu sehr Partei. In der Anglosphäre sei Sympathie für Israel eine kulturelle Aufgabe.

In der Propaganda würden Israels Angriffe auf ein Krankenhaus und eine Schule im Gazastreifen heruntergespielt. Alles was Israel täte, sei Selbstverteidigung, alles was die Hisbollah täte, sei Mord. Obama unterscheide sich von früheren US-Präsidenten darin, dass er Israel freie Hand ließ. Ob Trump sich überhaupt um diesen Konflikt kümmern wird. ist noch offen. Chomskys jüdische Abstammung lässt ihn offensichtlich schärfer mit Israel umgehen, als sich ein Nicht-Jude trauen würde.

Ukraine-Konflikt ab 2014

Wie die Journalistin Gabriele Krone-Schmalz so sieht auch Ganser die Ursache des Ukraine-Konflikts im Jahre 1990. Damals habe der US-Außenminister James Baker mündlich die Zusage gegeben, dass wenn das vereinigte Deutschland in der NATO verbliebe, die NATO keine Osterweiterung vornähme. Inzwischen sind 10 ehemalige Sowjetrepubliken sowie Albanien und Kroatien der NATO beigetreten. Sie wurde von 16 auf 28 Mitglieder erweitert. Dadurch fühle sich Russland getäuscht und bedroht.

Die Unruhen vom Februar 2014, die auf dem Maidan von Kiew zu Schießereien führten, seien ein von den USA gesteuerter Putsch gewesen (mit Victoria Nuland in einer Schlüsselrolle). Danach wurde dem vom Volk gewählten Präsidenten Wiktor Janukowytsch alle Schuld zugeschoben. Die Freunde der USA kamen an die Macht. Premier wurde Arsnenij Jazenjuk und Präsident Petro Poroschenko. Die im März 2014 erfolgte Annexion der Krim sei eine Sezession gewesen. Danach gab es Unruhen in der Ostukraine (dem Donbass). Dort wurde die Putsch-Regierung in Kiew nicht anerkannt. Seither kämpfen Ukrainer gegen Ukrainer. Die UNO ist machtlos. Es kam zu einem Massaker an prorussischen Kräften in Odessa im Mai und zum Abschuss der MH17 im Juli 2014. In Wirklichkeit – so sieht es Ganser – kämpften die USA und Russland verdeckt um Einfluss. Das bisherige Ergebnis sind 10.000 Todesopfer. Hoffen wir, dass Donald Trump erfolgreicher ist als Barak Obama, wenn es darum geht, diesen Konflikt zu beenden..

Syrienkrieg ab 2014

Der Syrienkonflikt, der schon seit 2011 andauert, ist besonders unübersichtlich. In einem Blog-Beitrag vom September 2015 hatte ich mich ausführlich damit beschäftigt. Gansers Deutung erscheint mir etwas gewöhnungsbedürftig. Es sei im Kern ein Wirtschaftskrieg. Saudi-Arabien und Katar versuchten Baschar al-Assad zu stürzen. Ihnen kamen die NATO-Länder USA, England, Frankreich, Türkei und Deutschland zu Hilfe. Das Ziel sei ein Regimewechsel, etwas wofür die UNO nie ein Mandat erteilen würde. Das Ergebnis seien über 400.000 Tote bis April 2016. Assad bekomme Hilfe vom Iran, dem inzwischen von Schiiten beherrschten Irak und der Hisbollah (aus dem Libanon), und neuerdings offen und sehr effektiv von Russland.

Begonnen habe es damit, dass Katar 2003 eine Pipeline durch Syrien und die Türkei ans Mittelmeer bauen wollte, um sein Erdgas an Europa zu verkaufen. Das hätte den Iran geschwächt, der dasselbe Feld anzapfen kann. Assad lehnte ab. Er wollte keine Konkurrenz für Gasprom entstehen lassen, die Russland aus dem Europa-Geschäft verdrängt. Assad habe in Wahlen 80% Unterstützung in der Bevölkerung Syriens. Im März 2011 kam es zu Unruhen in der Stadt Dara. Dabei floss Geld aus Katar und Saudi-Arabien. Die Waffen kamen aus den USA. Die Empfänger waren zunächst die als moderat geltende Freie Syrische Armee (FSA). Sie wurden an die al-Nusra-Front weitergegeben, einem Ableger von al-Qaida. Im August 2013 hatte es in Aleppo einen Giftgasangriff gegeben. Obwohl er von Rebellen verübt worden war, wurde er von westlichen Medien Assad zugeschoben.

Wie in andern Ländern, in denen der ‚Arabische Frühling‘ sich ausbreitete, erlangten immer mehr Salafisten, Moslembrüder und al-Qaida-Anhänger die Oberhand. Die Extremisten unter ihnen wollten einen ‚Gottesstaat‘ einrichten und bezeichnen sich seit Juni 2014 als Islamischer Staat (IS). Im September 2014 erschütterten Enthauptungsvideos die Welt. Ab September 2015 bombt Frankreich in Syrien. Kurz darauf bittet Assad Russland um Hilfe. Diese führen  ̶  völkerrechtlich gesehen  ̶  daher keinen Angriffskrieg. Inzwischen bomben Russen für Assad Städte wie Aleppo und verschaffen ihm einen strategischen Vorteil. Nach den Attentaten von Paris unterstützt Deutschland seine Verbündeten mit Beobachtungsflügen. Die von Deutschland unterstützten kurdischen Truppen werden von der Türkei bekämpft. In Gansers Worten verwende die NATO die Dschihadisten als ihre Bodentruppen. Saudi-Arabien und Katar, die Partner der NATO im Syrienkrieg, erhalten deutsche Waffen, ja sogar schweres Kriegsgerät.

Die USA seien in Syrien an einem verdeckten Angriffskrieg beteiligt, der genau nach dem Schema ablaufen sollte wie 1961 in Kuba und 1986 in Nicaragua. Russland. d.h. Putin, sei dabei es zu verhindern. In Syrien würden den USA und der NATO durch Russland Grenzen aufgezeigt, die es anderswo im Nahen Osten bisher nicht gab. Ob gewollt oder nicht, Obama habe dazu beigetragen, Syrien zu destabilisieren. Die Flüchtlingsströme, die dadurch verursacht werden, überfluten Europa. Trump hat aufgrund seines Faibles für Putin eine gute Chance, in Syrien einen neuen Ansatz zu finden und damit etwas für Europas Flüchtlingsproblem zu tun.

Macht die NATO noch Sinn?

Wo Ganser sicherlich Diskussionen hervorrufen müsste, sind seine Aussagen zur NATO. Sie habe sich vom ursprünglichen Verteidigungs- zu einem Angriffsbündnis gewandelt. Als der Warschauer Pakt sich 1990 auflöste, wäre die Chance versäumt worden, die NATO aufzulösen. Es sei die Sicht der Friedensbewegung, dass eine Auflösung auch jetzt geboten sei. Nach meiner Meinung ist Sicherheit für Europa ohne die USA kaum vorstellbar. Deshalb halte ich Diskussionen dieser Art nicht für sinnvoll. Im Moment verlegen die USA gerade 4000 Mann mit Panzern nach Polen. Das mag Russland wenig beunruhigen, umso mehr macht es Eindruck bei unseren osteuropäischen Verbündeten. Eine rein europäische Anstrengung hätte einen wesentlich geringeren Effekt.

Die UNO dagegen sollte man als Organisation stärken  ̶  meint Ganser. Vor allem das Veto-Recht der fünf Großmächte müsste verschwinden. Da drei von ihnen zur NATO gehören, kann die UNO die NATO kaum vor Aggressionen abhalten. Die fünf Veto-Mächte der UNO sind zufällig auch die größten Waffenexporteure der Welt.

Obamas Vermächtnis, Trumps Chancen

Obamas Außenpolitik war für uns Europäer wichtiger als seine Innenpolitik. Deshalb möchte ich mich auf sie konzentrieren. Auf seine Rolle im Gaza-, Ukraine- und Syrienkonflikt ging ich weiter oben ein. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit ging Obama auf frühere Gegner zu. So entschuldigte er sich 2009 für den Sturz von Mossadegh im Iran im Jahre 1953. Dieser hatte das Öl verstaatlicht, das der British Petroleum (BP) gehörte. Einige weitere Punkte listet Ganser auf: Bush verdarb seinen Ruf, weil er foltern ließ. Obama hat die Folter durch Amerikaner abgeschafft, dennoch habe er weiter foltern lassen, und zwar durch Gehilfen aus anderen Ländern. Vor allem aber ließ Obama Hunderte Gegner durch Drohnen töten, ohne sie vor Gericht zu stellen. Es heißt, dass Obamas Drohnen mehr Terroristen geschaffen als umgebracht hätten. Bei der Erschießung von Osama Bin Laden sei es unverständlich gewesen, dass die Atommacht Pakistan stillgehalten habe. Es sei pervers, dass der Träger des Friedensnobelpreises sich überlegte, wie er das Töten effizienter machen konnte. Obama habe mehr Whistleblower bestraft als alle Präsidenten vor ihm.

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass Trump eine Chance habe, das Verhältnis zwischen den USA und Russland neu zu gestalten. Ob er in der Lage sein wird, das Verhältnis zu China zu verbessern, ist fraglich. Obama hatte erkannt, dass er es im südchinesischen Meer mit einem aufwachenden Riesen zu tun hat. China ist in der Tabelle der Angriffskriege nicht vertreten. Die Besetzung Tibets wird nicht gezählt.

Die wirtschaftliche Bedrohung der übrigen Supermächte ist umso größer. China fordert auf diesem Gebiet vor allem die USA heraus. So sieht es jedenfalls Trump. Kein Wunder, dass er sich bemüht, die Technologie-Führer seines Landes zu sensibilisieren. Mir scheint, dass Trump jedwede ideologische Auseinandersetzung zuwider ist, ‚Let's make a deal!‘ passt eher zu ihm. Zu Deutsch: Wo liegt das Geschäft? Als Bauunternehmer blickt er auf die Welt wie ein Spekulant. Wo steigen, wo fallen die Grundstückpreise? Darin ist er besser geschult als Obama.

Misstrauen gegenüber politischem Establishment

Für den Vorwurf ‚Lügenpresse‘, der von AfD und Pegida ausging, liefern beide, Chomsky und Ganser, ihren Lesern eifrig Futter. Die Verunsicherung der Massen scheint ein echtes Problem geworden zu sein. Dieses Thema zu vertiefen würde hier zu weit führen. Dennoch sollen Gansers Schlusssätze aus seinen Vorträgen in Bautzen und Landau zitiert werden: ‚Bleiben Sie friedlich! Nur werden Sie wach! Glauben Sie nicht, was die Medien Ihnen sagen. Googeln Sie lieber selber‘. Ob das nicht zu viel der Romantik ist?

Den Lesern dieses Blogs wird aufgefallen sein, dass ich mich vor einfachen Antworten drücke. Alternative Sichten sind es manchmal wert, berücksichtigt zu werden. Was die richtige Interpretation der Geschichte ist, wird sich erst später zeigen. Da sprechen die Sieger bekanntlich ein Wort mit.