Mit Manfred Roux gedenken wir eines Freundes und Ex-Kollegen,
mit dem ich fast während der gesamten Zeit seiner Berufslaufbahn sowie während
der gesamten Dauer seiner Rentnerzeit eng zusammenarbeitete. Wir fühlten uns in
unseren Interessen und in vielen Ansichten sehr verwandt und sahen uns
regelmäßig. Wir wohnten in zwei benachbarten Stadtteilen. Der Altersunterschied
von 15 Jahren hatte zur Folge, dass er sehr oft bereit und in der Lage war, mir
einen Gefallen zu tun und mir zu helfen. In gewisser Hinsicht war ich sogar von
seiner Unterstützung abhängig geworden, insbesondere während der letzten 10
Jahre.
Familie und Studium
Wie aus dem Familiennamen Roux ersichtlich, hatte
seine Familie französische Wurzeln. Im Internet findet man den Familienstammbaum. Manfred Roux war der Nachfahre eines
Hugenotten, der nach dem Widerruf des Edikts von Nantes durch Ludwig XIV. 1685 Frankreich
verließ. Von Vienne im Rhônetal floh François Roux zunächst nach Lausanne. Von
dort ging er später nach Thüringen, wo er sich 1703 in Jena als Student der
Rechte einschrieb. Er verteidigte 1705 dort seine Dissertation. Er arbeitete anschließend
als Sprachlehrer.
Manfred Rouxs Vater lebte zuletzt in der Nähe von
Koblenz. Er starb 2016 in Boppard. Er war in den 1960er Jahren längere Zeit für
das Beschaffungsamt der Bundeswehr in den USA tätig. Daher erhielt Manfred Roux
dort seine Berufsausbildung. Er erwarb 1969 seinen Bachelor in Physik an der
Oakland University und 1972 seinen Master of Science (MS) am Illinois Institute
of Technology in Chicago, IL.
IBM-Laufbahn
Nach einem zweijährigen Intermezzo als
Doktorand am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart, trat er
1974 in den Bereich Software-Qualitätssicherung (engl.: product test) des IBM Labors Böblingen ein. Da um diese Zeit andere
Laborbereiche keine Einstellungen vornahmen, war dies ein bewährter Weg, um in
die damals sehr begehrte IBM zu gelangen.
Im Jahre 1977 verließ er den
Testbereich und wechselte in die eigentliche Softwareentwicklung. Dort
bekleidete er ab 1979 verschiedene Aufgaben im Management – Test, Entwicklung,
Systementwurf. Ab 1987 leitete er das erste Client-Server-Projekt für System-Management-Software
im IBM Labor Böblingen. Ab 1995 übernahm er die Leitung der systemnahen
Softwareentwicklung für Betriebssysteme. Ab 1997 leitete er den Bereich
Softwareentwicklung für alle Entwicklungen und Services um das IBM
Datenbanksystem DB2 in Deutschland. Dazu gehörte auch die Suche und Analyse
strukturierter und unstrukturierter Daten (Text und Data Mining).
Bei Mitarbeitern und Kollegen hatte
Manfred Roux den Ruf einer ausgeglichenen und starken Persönlichkeit. Er
verstand es auf alle Menschen in verbindlicher und interessierter Weise
zuzugehen. Personalproblemen ging er nicht aus dem Wege, sondern nahm sich ihrer
an. Er war für neue technische Ideen aufgeschlossen und förderte sie gezielt.
So galt er als ein starker Unterstützer objekt-orientierter Methoden und
netzbasierter Werkzeuge.
Von 2003 bis zu seinem Ausscheiden
aus dem aktiven Dienst der IBM im Jahr 2005 war er verantwortlich für die
Beziehungen der IBM zu Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Über
diese Tätigkeit sprach er in einem Interview in diesem Blog.
Übergabe einer IBM-Spende an die Uni Paderborn
Er vertrat die IBM Academic Initiative – genauer den deutschsprachigen Teil einer weltweiten
Aktivität. Eine ihrer Zielsetzungen war, die Ausbildung junger Menschen mit IBM
Produktlinien zu fördern und zu unterstützen. Zu dem Zweck stellt die IBM
Studenten und Hochschullehrern fast das gesamte Softwareproduktspektrum kostenlos
zur Verfügung. Eine zweite Stoßrichtung war, die Kontakte zu Hochschulen zu
intensivieren, um auf diesem Weg die „Besten der Besten“ mit Hilfe der
Lehrstuhlinhaber zu identifizieren und später möglicherweise für die IBM zu
gewinnen. Dazu gab es verschiedene Studentenprogramme, von denen das
Projektpraktikum „Extreme Blue“ wohl das bekannteste war. Manfred
Roux verließ die IBM nach 31 Dienstjahren.
Nach-IBM-Zeit
Wie viele seiner früheren Kollegen
so betrachtete auch Manfred Roux seinen Ruhestand als Unruhestand. So nahm er acht
Jahre lang einen Lehrauftrag in Jena wahr, über den Klaus Küspert weiter unten
berichtet. Anschließend hatte Roux einen Lehrauftrag an der Hochschule (FH) in Esslingen.
In den Jahren 2013-2014 bot er dort einen Kurs an über Project Management in
IT-Projekten.
Als Gast bei Familienfeier 2008
Manfred Roux galt als charmanter
Unterhalter. Er war daher ein gern gesehener Gast bei mehreren meiner
Familienfeiern. Außer meinem obigen Interview mit ihm enthält mein Blog zwei
Beiträge, die von Manfred Roux besorgt wurden. Es sind dies die Interviews mit Klaus Küspert und das mit Namik Hrle.
Reisen durch die Welt
Zu den Themen, über die Manfred Roux und ich uns
besonders gerne austauschten, gehörten seine Weltreisen. Unsere letzte
Frankreichreise, die uns zur Atlantikküste in La Rochelle und ins Bordeaux
führte, profitierte sehr von seinen Ratschlägen. Sehr gut erinnere ich mich an
seine Berichte über die Vulkane im Süden Chiles. Lange Zeit stand ein Foto des
Pik Orsono auf seiner Homepage. Aber auch die Cinque Terra und Venedig kamen
vor, galt er doch als großer Italienfreund. Andere Bilder kamen aus Usbekistan
(2017) und dem Iran (2018). Im Folgenden lasse ich einige seiner früheren
Kollegen zu Wort kommen.
Pik Orsono, Chile
Stimme aus
der Fangemeinde (von Udo Hertz, Böblingen, beim Transatlantik-Flug verfasst)
Ich lernte Manfred 1983 im IBM Labor Böblingen kennen.
Er war damals ein junger Abteilungsleiter und ich war von Beginn an sehr
beeindruckt von ihm. Manfred war einfach cool. Über Grenzen von Abteilungen
hinweg sprach er Kollegen an. Er strahlte eine Lockerheit und Lebensfreude aus,
die einfach einladend wirkte. Mit Manfred konnte man super diskutieren,
streiten und lachen, über Neues in der IT, über Aktuelles aus der IBM, über die
Menschen im Böblinger Programming Lab (BPL), über Kultur und Politik. Er war
klug und klar in seinen Gedanken, hatte viel Witz und Humor und insbesondere
war er frech, unkonventionell und ein wenig rebellisch.
Manfred war der erste im BPL, der einen IBM Personal
Computer in seinem Büro hatte. In den Mittagspausen haben wir an einfachen
Computerspielen die Möglichkeiten des PCs erkundet. Wir haben viel über den
Bestseller “Gödel, Escher, Bach – ein
Endloses Geflochtenes Band” debattiert und darüber philosophiert, was
die Mathematik Gödels, die Kunst Eschers und die Musik Bachs wohl mit der
Informatik verbindet. Es machte Spaß.
Ich war nicht der einzige, den Manfred begeistern
konnte. Manfred hatte auf viele junge Kollegen einen großen Einfluß. Er stand
für eine neue Kultur im IBM Labor, mit Neugier, Offenheit, Spaß und einem
kritischen Geist, Engagement zeigend und Neues anpackend! Nicht jeder erlebte
seine Direktheit positiv. Wen Manfred nicht mochte, dem begegnete er mit
lockeren, aber spitzen und beißenden (sarkastischen) Sprüchen. Für die
Betroffenen war das nicht immer leicht wegzustecken.
Mit dem Management und den technischen Leitern aus dem
führenden US-Labor in Poughkeepsie gab es mitunter erhebliche Konflikte.
Manfred setzte sein Talent ein, um persönliche Beziehungen aufzubauen. Gepaart
mit seiner starken interkulturellen Kompetenz konnte er skeptische US-Kollegen
überzeugen und zu Freunden gewinnen. So hat er den Respekt für das kleine
Software-Labor aus Böblingen gestärkt und auf den Weg zum “global Player”
gebracht und viele internationale Freunde in der IBM gewonnen.
Dabei ging es Manfred nicht nur um Harmonie. Er
vertrat deutlich seine eigene Position und seine Interessen. Konflikten ging er
nicht aus dem Weg, vielmehr konnte er sie bewusst zulassen. Insbesondere
gegenüber den USA haben sich das nicht viele Kollegen getraut. Er hatte sich
selbst mal als “Stressfresser” bezeichnet.
Manfred prägte einen klaren Management-Stil: Führung
ist Beziehungsarbeit – das war sein Motto. Neben dem Labor am Rauhen Kapf in
Böblingen gab es damals ein weiteres, eigenständiges Software-Labor auf der
Hulb, das German Software Development Lab (GSDL). Manfred war der Richtige, um
das GSDL in das Böblinger Labor zu integrieren. Er hatte die Durchsetzungskraft,
um neue Strukturen in das Team zu bringen und seine Stärken herauszustellen. Er
gewann das Vertrauen der Mitarbeiter für diesen Wandel. Ich kann mich gut
erinnern, wie wir in einem Motorrad-Korso den Umzug des GSDL-Teams zum Rauhen
Kapf begleitet haben; vorneweg Manfred auf seinem roten Roller im
khaki-farbenen Staubmantel.
Manfred führte Veränderung durch und wirkte stets integrativ.
Zu seinen Mitarbeitern und Kollegen pflegte er enge Beziehungen. Er hatte immer
ein offenes Ohr für sie und kannte daher die Stärken und Schwächen sowie die
Lebensumstände seiner Leute genau.
Für mich war es immer ein Highlight, wenn ich mit
Manfred Beobachter bei Assessment Center für Führungskräfte sein konnte. Wir
saßen oft bis in die Nacht hinein zusammen, um die Führungskompetenzen der
Kandidaten zu beschreiben und ein wertvolles Feedback geben zu können. Seine
Beschreibungen des Verhaltens der Teilnehmer waren immer treffend, seine
Beurteilungen des Potenzials als Führungs-kraft waren fair und hilfreich. Das
zeigte eine weitere seiner Stärken. Für
Manfred gehörte ein ehrliches Interesse an den Menschen zum Führungsstil. Daher
hatten viele Mitarbeiter ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu ihm. Bei
seinen Teams war er sehr beliebt.
Für mich war Manfred mehr als einmal ein wichtiger
Mentor. Als ich nach einem Ausflug zum Vertrieb der IBM Europa wieder in die
Entwicklung im Labor zurückkehren wollte, gab es zunächst für mich keinen Job.
Ich wandte mich an Manfred, der mir schließlich eine Aufgabe als Hauptabteilungsleiter
anbot. Für mich war es die Rettung und ein super Einstieg in den Software-Bereich.
Direkt für Manfred zu arbeiten war eine tolle Zeit.
Anekdote aus dem Berufsleben (von Kristof
Klöckner, Ridgefield, CT)
Mir fällt zu Manfred Roux eine Anekdote ein, die
seinen (manchmal etwas sarkastischen) Humor illustriert. An seinem Büro hatte
er ein Schild, das ungefähr so lautete: "Before you enter, please
solve all your problems, so that I can help you better". Tatsächlich hat
er natürlich doch geholfen, er konnte bloß Jammerer nicht ausstehen. Ich
erinnere mich auch, dass er Initiative und vorausschauende Technologieansätze
gefördert hat.
‚Wallfahrten‘ nach Andechs (von Paul
Gatzhammer, Waldenbuch)
Ab Mitte der 1980er Jahre bis 2004 trafen sich
alljährlich etwa ein Dutzend Führungskräfte des Softwarebereichs des Böblinger
Labors zu einem Ausflug ins Kloster Andechs am Ammersee. Manfred Roux gehörte
zu den Initiatoren und Männern der ersten Stunde. Die Verantwortung für die Organisation
wechselte zwischen den Teilnehmern. Man fuhr mit Bahn oder Bus bis nach Pöcking
am Starnberger See. Von dort aus führte eine zwei- bis dreistündige Wanderung den
Berg hinauf, durch einen Laubwald oder über Felder, am Dorf Erling vorbei, zum
berühmten Klosterberg. Dort konnte der Durst mit gutem bayrischen Bier gelöscht
werden. Der Rückweg erfolgte meist über einen steilen Waldweg zum Bahnhof in
Herrsching am Ammersee. Obwohl diese Ausflüge rein privater Natur waren, haben
sie doch zum Zusammenhalt des Teams einen wichtigen Beitrag geleistet und
bleiben den Teilnehmern unvergesslich.
Wanderung der IBM-Rentner nach Andechs 1994
Engagement
in Jena (von Klaus Küspert, St. Leon-Rot)
Manfred
Roux erklärte sich im Frühjahr 2008 erfreulicherweise spontan dazu bereit, als
Externer an der Universität Jena die Lehrveranstaltung „Projekt-Management“ zu
übernehmen. Hier war durch das überraschende Ableben des vorherigen Lehrbeauftragten,
Wilhelm Neuhäuser von IBM, genau zu jener Zeit eine sonst für das Institut für
Informatik nur schwer zu schließende Lücke in Lehrangebot und Fachexpertise
entstanden.
Interesse
an der universitären Lehre allgemein und der zuvor erwähnte eigene familiäre
Hintergrund von Rouxs Vorfahren waren hier mit Auslöser für dieses dankenswerte
Lehrengagement von Manfred Roux. So hielt er von 2008-15 jedes Sommersemester,
insgesamt also über acht Semester hinweg, in Jena die
Projekt-Management-Vorlesung. In der Summe bedeutete dies für ihn um die 50
jeweils mehrtägige Jena-Reisen. Er war stets mit großer Begeisterung, die
natürlich auch auf die Vorlesungsteilnehmer abfärbte, bei der Sache. Besonders
zu würdigen dabei ist, dass ihm die privaten Umstände, Erkrankung seiner
Ehefrau, dies alles andere als leicht machten. Aber er hielt an der Jenaer
Lehre fest „in guten wie in schlechten Zeiten“. Er wurde folglich durch diesen
ungewöhnlich langen Durchführungszeitraum von acht Jahren sozusagen ein „Stück
Inventar“ des Jenaer Informatiklehrkörpers mit Anerkennung und Wertschätzung im
gesamten Dozentenkreis.
Nachfolgereglung
in Jena (von Gerhard Strubbe, Herrenberg)
In den
vergangenen 20 Jahren hat mir Manfred Roux häufig bei wichtigen beruflichen
Entscheidungen als vertrauensvoller Ratgeber weitergeholfen. Zuletzt, als er
mir die Tore zur Friedrich-Schiller-Universität (FSU) in Jena öffnete. Im Jahre
2013 erwähnte ich ihm gegenüber, dass ich mir auch ein Engagement als Dozent
vorstellen könnte. Daraufhin gab er mir 2014 die Möglichkeit einen Gastvortrag
an der FSU im Rahmen seiner Vorlesung zu halten und mich mit dem Sponsor der
Vorlesung, Professor Klaus Küspert, zu treffen. Die gemeinsame Rückfahrt aus
Jena nutzten Manfred Roux und ich dann für ein sehr persönliches gegenseitiges
Kennenlernen.
Manfred
Roux war nicht entgangen, dass mir der Gastvortrag Spaß gemacht hatte. Als er
dann 2015 einen Nachfolger für seine Rolle als Dozent für Projektmanagement
suchte, unterstützte er meine Bewerbung. Die Tradition der IBM-Dozenten für
dieses Thema an der FSU war damit sichergestellt. Die Übergabe gestaltete
Manfred Roux pragmatisch, hilfsbereit, umfassend und mut-machend. Es war
sicherlich die intensivste Zeit unserer Zusammenarbeit, an die ich immer gerne
zurückdenken werde.
Nachbarlicher
Nothelfer (von Albert Endres, Sindelfingen)
Manfred
Roux galt als sehr praktisch veranlagter und hilfsbereiter Mensch. So hatte er
im Umkreis seines Wohnorts 5-6 Kollegen, die sich auf ihn in Sachen häusliche Computerunterstützung
verließen. Tat einer meiner im Hause installierten Rechner einmal nicht das,
was er sollte, genügte meist ein Telefonanruf. Manfred Roux gab eine
Ferndiagnose ab und dazu einen Therapievorschlag, der meist das Problem löste.
War das einmal nicht der Fall, schwang er sich auf seinen Motoroller und stand
10 Minuten später mit Helm vor der Haustür. Er kroch unter die Tische,
sortierte die Kabel und beschwor den Rechner, bis er sich wieder besann.
Meinen
vorletzten Rechner erklärte er irgendwann als rettungslos verkommen. Er
schleppte ihn zu einer lokalen Werkstatt. Als man dort nach acht Tagen
feststellte, dass er nicht mehr zu reparieren war, kümmerte er sich um eine
fachgerechte Entsorgung. Da sich auf meiner Festplatte sensible Daten (z. B.
Steuererklärungen) befanden, baute er diese aus und zertrümmerte sie mit einem
Hammer. Er bot sich an, mir bei der Beschaffung eines Ersatzrechners behilflich
zu sein. Nachdem wir zusammen die Auswahl getroffen hatten, fuhr er in die
Nachbarstadt, um mir das Gerät zu holen. Die Angebote der hiesigen Händler
seien nicht optimal. Da das Betriebssystem vorinstalliert war, wollte er den
Rechner innerhalb weniger Stunden zum Laufen bringen. Als das nicht
funktionierte, nahm er ihn über Nacht mit zu sich nach Hause. Am nächsten Tag
war auch dieses Problem erledigt.
Familiäres und Tragisches
Von außen gesehen galt uns Manfred Roux als
glücklicher Ehemann und vorbildlicher Familienvater. Seine erste Frau Margitta und
er hatten zwei erwachsene Kinder, Fiona und Philip, sowie ein Einfamilienhaus. Dennoch
wurde er von einem familiären Schicksalsschlag ganz besonderer Härte getroffen.
Nachdem sie jahrelang dagegen gekämpft hatte, erlag Margitta im Juli 2012 im
Alter von 67 Jahren einem Krebsleiden. Manfred Roux hatte dabei seine Frau in
bewunderungswerter Weise gepflegt und unterstützt. Nach der Überwindung dieses
Schlages heiratete Roux ein zweites Mal. Das Schicksal wollte es, dass er diese
Frau nach kurzer Zeit durch dasselbe Leiden verlor. Dass er ein drittes Mal
eine Lebensgefährtin gefunden hatte, erfuhr ich erst dieser Tage.
Von Familie verfasste Todesanzeige
Nachtrag vom 13.10.2018
Gestern
verabschiedeten sich weit über 100 Angehörige, Freunde und Ex-Kollegen von
Manfred Roux bei einer Trauerfeier auf dem Burghalden-Friedhof in Sindelfingen.
Es wurde an seine Jugend in Hamburg und seine Schulzeit in Berlin erinnert,
über die er selbst einen persönlichen Rückblick verfasst hatte. Sein Kollege und
Freund Udo Hertz ließ seine IBM-Zeit Revue passieren. Vieles davon ist in dem
obigen Beitrag enthalten. Außerdem wies Hertz darauf hin, dass Manfred Roux die Beziehungen zu den ehemaligen IBM-Kollegen wie kein anderer pflegte.
Dazu gehörten die regelmäßige Teilnahme an den Treffen im Restaurant Hasen in
Herrenberg und bei den Veranstaltungen des IBM 25-Jahr-Clubs. Hertz erinnerte auch
daran, dass Manfred Roux die Kooperation mit deutschen Informatikprofessoren intensivierte
durch die Bildung eines DB2-Arbeitskreises. DB2 ist das Produkt, durch das IBM
die von ihr erfundene relationale Datenbank-Technologie in den Markt brachte.
Übrigens flatterte mir gestern ein Foto auf meinen (von Roux installierten) Rechner. Es entstammt dem Album des Programming Centers aus dem Jahr 1992. Es zeigt Manfred Roux, seine Sekretärin und die an ihn berichtenden Abteilungsleiter. Das ist zufällig dasselbe Jahr, in dem ich die IBM verließ, um meinen Ruhestand anzutreten.
Klaus Küspert schrieb: Ab den Jahren 2002/03 wurden mehrere DB2-Hochschulinitiativen von Manfred Roux begonnen und danach von Udo Hertz fortgeführt.
AntwortenLöschenZum einen unterstützte das IBM Labor über Jahre hinweg DB2-Produktadministrator-Zertifizierungen für daran interessierte Studenten. Dafür kam ein IBM-Dozent an die jeweilige Universität und unterrichtete dort mehrere Tage intensiv (während der Semesterferien) einen Kreis von Teilnehmern. Direkt im Abschluss konnten die Teilnehmer durch Prüfungsbestehen DB2-Zertifikate erwerben: DB2-Grundlagen, darauf aufbauend DB2-Anwendungsentwicklung, bis hin zu DB2-Administration. Normalerweise hätte solch ein Zertifikatserwerb vierstellige Beträge gekostet, hier war er für die Studenten kostenlos. Unterm Strich war dies 'win-win' für beide Seiten, IBM und Teilnehmer. Nach kurzer Zeit war auch bereits der 1000. entsprechende DB2-Zertifikatserwerb an deutschen Universitäten erreicht.
Etwa zur gleichen Zeit, auch von Manfred Roux initiiert, begannen die Aktivitäten des DB2-Arbeitskreises (engl. DB2 Community). Hochschullehrer, die in Lehre und/oder Forschung DB2 einsetzten, trafen sich ein paar Mal im Jahr zum Erfahrungsaustausch im Labor Böblingen. Die Hochschulseite berichtete in Vorträgen über ihre DB2-nahen Projekte und Erfahrungen. IBM steuerte jeweils aktuelle DB2-Produkt-Vorträge bei, teils auch durch anwesende Vertreter der Entwicklungslabors aus Kanada (Toronto) und USA (San Jose). Ich kann mich erinnern, dass Manfred Roux diese Treffen immer selbst leitete, in der Organisation natürlich unterstützt von Mitarbeitern seines Bereichs. Anfangs waren es um die 10 beteiligte deutsche Universitäten, später mehr. Diese DB2-Community-Treffen setzten sich anschließend unter Udo Hertz‘ Leitung nahtlos und weiterhin sehr erfolgreich fort.