Der bevorstehende Jahreswechsel gibt
Veranlassung etwas über die derzeitige wirtschaftliche und politische Situation
nachzudenken. Ein Beispiel offerierte der Journalist Gabor Steingart. Er
betrachtete einen Ausschnitt, nämlich die allgemeine Wirtschaftslage. Das ist
aber längst nicht alles, was einen beschäftigen kann und sollte. Seine Sicht
deckt sich nicht mit der Sicht anderer maßgeblicher Meinungsmacher. Immerhin
lieferte er die Anregung zu diesem Beitrag. Im Folgenden wird der Bogen etwas
weiter gespannt. Ich gebe meistens eine Art von Vorlage (so wie der Ausdruck im
Fußball verwendet wird), auf die Leser reagieren können. Die Auswahl der Themen
ist weder systematisch, noch vollständig.
Gabor Steingarts wirtschaftlicher
Ausblick
Der Journalist und Blogger Gabor
Steingart verteilt an jedem Werktag ein so genanntes Morning Briefing. Am
19.12.2019 schrieb er:
… die Rezession des Jahres 2019 blieb weitestgehend ein mediales
Phänomen („SZ“: „Es droht die nächste große Wirtschaftskrise“), das seine
Reichweite durch die politische Apokalyptik erhielt. Olaf Scholz gefiel sich
mit dem Satz: „Die fetten Jahre sind vorbei“. Das stimmte, aber nur in Bezug auf
die Karriere von Scholz. Die Realwirtschaft dagegen wird in 2020 erneut
durchstarten. Die Prognosen von IWF und OECD zeigen eine Weltwirtschaft im
Wachstum. Auch die Stimmungsdaten des Münchner Ifo-Instituts zum Geschäftsklima
deuten auf eine optimistisch gestimmte Unternehmerschaft hin. Sieben Gründe
sprechen dafür, dass wir auf absehbare Zeit keine Rückkehr zum traditionellen
Konjunkturzyklus erleben und womöglich sogar vor einem Jahrzehnt weltweiter
Prosperität stehen:
Erstens: In den kommenden 30 Jahren steigt die Weltbevölkerung von
fast 7,7 Milliarden auf rund 9,6 Milliarden Menschen, sagt die OECD. Ein
Anstieg von etwa 25 Prozent. Wenn die Staatengemeinschaft nicht alles falsch
macht, bedeutet dieser Zuwachs eine nie dagewesene Stimulierung von Kaufkraft
und Wirtschaftsleistung.
Zweitens: Die Notenbanken in Europa, den USA und Asien fluten die
Geldmärkte. Das treibt die Aktienkurse. Zugleich findet die wundersame
Geldvermehrung über die laxe Kreditvergabe der Banken ihren Weg in die
Realwirtschaft. Nahezu risikolos können Investitionskredite aufgenommen werden
Drittens: Die Welt fühlt ökologisch, aber lebt hedonistisch. Die
Lust auf Kaffeekapseln, Onlineshopping und Billigflüge ist ungebrochen, wovon
die großen Konsumartikelhersteller Nestlé, Procter & Gamble, PepsiCo, aber
auch Walt Disney, McDonald’s und Netflix profitieren. Die Aktie von PepsiCo hat
sich seit Jahresbeginn um 30 Prozent im Wert gesteigert. Die Aktie von Walt
Disney legte um 40 Prozent zu. Diese Wertpapiere erzählen die Geschichte einer
Gesellschaft, die anders handelt, als sie redet.
Viertens: Wir erleben die Gleichzeitigkeit von Globalisierung und
Digitalisierung, was einen Wachstumsturbo ohne historisches Vorbild bedeutet.
Die wachstumsfördernde Wirkung der Fließbandproduktion, wie Henry Ford sie
einst in Detroit erfand, wird durch die heutige Kettenreaktion der Innovation
um ein Vielfaches übertroffen.
Fünftens: Die Welt hat gelernt, mit ihrer Überforderung zu leben.
Trump, Johnson, Putin, Erdoğan und Bolsonaro amüsieren das Publikum, aber
ängstigen es nicht. Nirgendwo auf der Welt gibt es Anzeichen für eine
Angststarre, die zur Konsumverweigerung führen könnte.
Sechstens: Die beschleunigte Emanzipation und damit der Eintritt
gut ausgebildeter Frauen in das Erwerbsleben bedeutet eine enorme Steigerung
der Produktivkraft. Allein seit 2002 stieg die deutsche Erwerbstätigenquote der
Frauen von 62 Prozent auf zuletzt 76 Prozent. Die ehemals stillgelegten
Potenziale kommen zur Entfaltung.
Siebtens: Die Qualifizierung der Menschen und damit die
Anreicherung der Erwerbspotenziale schreiten in Europa voran. Seit 2009
verfügen rund 50 Prozent der EU-Bürger über einen Bildungsabschluss im
Sekundarbereich II (Abitur). Im tertiären Bildungsbereich (zum Beispiel
Universitäten und Hochschulen) stieg die Quote von über 22 auf knapp über 30
Prozent.
Fazit: Die Wachstumskräfte wirken mit hoher Dynamik und in voller
Breite. Selbst mit Vorsatz dürfte es nicht leicht sein, die Weltkonjunktur
abzuwürgen. Erst die Gleichzeitigkeit einer weltweiten Terrorserie, einem
wuchtigen Ölpreisanstieg und den Ansteckungseffekten einer zahlungsunfähigen
Bank könnte die Weltwirtschaft in die Knie zwingen. Dieses Szenario beschäftigt
bisher lediglich das Genre der Crash-Literatur.
Peter Hiemann aus Grasse reagierte
darauf wie folgt:
Ich halte Steingarts Einschätzungen für zu kurz gegriffen und auch
für leichtfertig.
1. Er übersieht die Probleme, die durch weltweites
Bevölkerungswachstum entstehen.
2. Die wundersame Geldvermehrung findet derzeit selten ihren Weg in
die Realwirtschaft.
3. Wertpapiere erzählen nur einen kleinen Teil der Geschichte
einer Gesellschaft.
4. Globalisierung und Digitalisierung bedeuten sowohl ökonomisches
Wachstum als auch
Ursache für ökonomische
Konfrontationen.
5. Bevölkerungen amüsieren sich nicht über Trump, Johnson, Putin,
Erdoğan und
Bolsonaro, sie
polarisieren sich.
Steingart übersieht, dass veränderte Umwelt- und
Gesellschaftsverhältnisse dazu zwingen, auch politische Rahmenbedingungen und
ökonomische Prozesse zu verändern.
Europas erhoffte Revitalierung
Eine neue EU-Kommission hat ihre
Arbeit begonnen. Die Präsidentin Ursula von der Leyen wurde mit vielen
Vorschusslorbeeren ins Amt gehoben. Ihr erstes großes Thema, die Umwelt, wurde
ihr von außen aufgedrückt. Mit der Ausnahme Polens konnte sie sogar schon alle
Mitgliedsstaaten auf die neue Richtung einschwören. Die Frage bleibt, wie
konkret werden die Maßnahmen, die von der EU-Kommission veranlasst werden und
wie wirken sie.
Sollten die Regierungen es
schaffen, hier an einem Strang zu ziehen, so ist noch längst nicht sicher, dass
auch die Wirtschaft und die Bevölkerung mitziehen. Die Sorge besteht, dass
Wohlstand und Wachstum leiden. Sobald der Eindruck entsteht, dass einzelne
Gruppen gewisse Besitzstände verlieren können, formt sich Widerstand. Das haben
uns vor allem die Franzosen vorgemacht.
UK in selbstgewählter glorreicher
Isolation
Boris Johnson hat einen
fulminanten Wahlsieg errungen und kann jetzt seinen Weg gehen, so wie er dies möchte.
Der Brexit ist unausweichlich geworden. Offen ist jedoch seine Gestaltung.
Bisher vermied man es, konkret zu werden. Das wird sich jetzt ändern. Ich
erwarte, dass die anstehenden Verhandlungen schwierig werden, hat doch die
Rest-EU einige Vorstellungen, die bei den Tories nicht sehr beliebt sind, etwa
die Sicherung von Arbeitnehmerrechten.
Der von Johnson gehegte Wunsch,
dass jetzt die USA die englische Wirtschaft verhätscheln, mag zwar bestechend
sein, hat aber Tücken. Als Kolonialisten haben die USA keinen besonders guten
Ruf, siehe Puerto Rico und die Philippinen. Als 51. Bundesstaat der USA könnte man sich dem Beispiel Nevadas annähern. Orte mit Spielcasinos wie Las Vegas
und Reno leben zwar gut, ihre kulturelle Ausstrahlung ist jedoch gering. Das
mag nicht alle Briten glücklich machen. Hongkong und Singapur scheiden als Vorbild aus. Dafür ist der Anteil fleißiger Chinesen noch zu gering.
Deutschlands müde Realisten
Manchmal entsteht der Eindruck,
dass es bei uns nur noch resignierende Politikerinnen gibt. Kanzlerin Angela
Merkel scheint sich im Ukraine-Konflikt in einer Weise zuständig zu fühlen, dass
andere Fragen zurücktreten müssen, vor allem alles, was Deutschland betrifft. Hier
hat sie eine designierte Nachfolgerin, Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK). Diese
arbeitet sich immer noch ein. Ihre derzeitigen Projekte gereichen einem
Gesellen durchaus zur Ehre, zum Meister ihres Fachs muss sie sich aber noch
qualifizieren.
Die SPD hat ihre halbjährige
Nabelschau beendet und sortiert ihr neues Personal ein. Von den übrigen
Parteien erwarte ich keinen politischen Gestaltungswillen, der das Land
verändert. Da schließe ich die ach so bewunderten Grünen mit ein.
In dieser Situation erwarte ich
weder, dass neue Ideen bezüglich technisch-wirtschaftlicher Potentiale
aufgegriffen werden, noch dass die Gesellschaft an sich flexibler und
durchlässiger wird. Ich habe auch wenig Hoffnung, dass Beweger von außerhalb
der Politik den nötigen Schwung generieren. Berlin ist halt kein Silicon
Valley, Hamburg und München scheinen nicht interessiert zu sein.
USA und Trump gewöhnen sich
aneinander
Ein Telefonat mit dem neugewählten
Präsidenten der Ukraine ist von den oppositionellen Demokraten zum casus belli gegen
Präsident Donald Trump hochstilisiert worden. Sie unterliegen anscheinend der
Illusion zu glauben, dass der Mann oder die Frau im Volke dies ebenso
gewichten. Da scheinen sie sich zu täuschen. Trump weiß dies auch, und wird aus
der Anklage Kapital für eine Neuwahl schmieden.
Trump ist ein Enfant terrible. Das
war er und das wird er bleiben. Wie obiges Beispiel zeigt, verfügt es aber über
eine Art von Schläue (das Wort Bauernschläue drängt sich auf, ist aber falsch),
die ihm hilft, aus allen peinlichen Situationen herauszukommen. Es ist ziemlich
fest damit zu rechnen, dass er die Wiederwahl gewinnt.
Trump hat seinen Stil längst
gefunden, wie er mit dem Rest der Welt umgeht. Er fährt jeden ausländischen
Politiker so hart an, dass dieser erschrocken zusammensackt. Hat er sich
erholt, darf er wiederkommen. Wer sich
von Vornherein als Schoßhund gebiert, darf dies tun. Er gewinnt dadurch jedoch
keinen Respekt. So ist es Emmanuel Macron ergangen.
Putins Russland wird immer mutiger
und fordernder
Putin und seine Freunde befinden
sich derart lange und sicher im Sattel, dass sie sogar Fehler zugeben können.
So geschah es bei einem Mord, mit dem der Geheimdienst einen Gegner entfernte.
Er beschimpfte dafür Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass Deutschland den
Auftragsmörder nicht auslieferte. Inzwischen hat er den Fehler eingesehen und
schweigt.
Russland ist nicht leicht
kleinzukriegen. Die Sanktionen, die der Westen verhängte, als Russland die Krim
annektierte, dauern bereits drei Jahre. Sie können noch 10 Jahre dauern, dann
hat Russland für alle daduch verurachten Probleme eine Lösung gefunden. Meist
sind es Geschäftsleute aus dem Westen, die Russland helfen. So wird Russland
demnächst Kuhmilch und Butter exportieren, die aus Betrieben kommen, die ein
deutscher Unternehmer aufbaute, als der Import von Milch und Butter verboten
wurde. Wer Russland etwas nicht zutraut, ist dies selber schuld. Diesen Fehler
macht man nur einmal.
China expandiert seinen
Einflussbereich weiter
Immer mehr Länder sehen die
Vorteile, die ihnen eine gute Geschäftsbeziehung zu China einbringt. China
belohnt dies mit Investitionen, besonders in Entwicklungsländern. Das Projekt
Neue Seidenstraße vermittelt Chinas globale Denkweise. Man darf in allem das
stets freundliche Gesicht eines chinesischen Geschäftsmanns erwarten − auch
dann, wenn der Staat involviert ist. Man kann sich dafür eventuell einen
Konflikt mit den USA einhandeln. Dieser besteht aber meistens nur
vorübergehend, weil nämlich die USA ihre Politik gegenüber China ändern.
Viel gravierender ist es, Chinas
Interessen in Tibet oder in Xinjiang entgegen zu wirken. Wer dies tut, muss mit
einer harten Gegenreaktion Chinas rechnen.
Klaus Küspert aus St. Leon-Rot schrieb: Besser Vorsicht mit Themen aus Politik, Wirtschaft, Religion auf ansonsten harmonischer Familienfeier.
AntwortenLöschenPeter Hiemann aus Grasse
AntwortenLöschenEinige der voraussehbaren natürlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen werden ein paar gute Vorsätze erfordern, um mit ihnen zurechtzukommen: sich zu öffnen, sich zu wundern und sich zu orientieren.
Die Aussicht, die man gewinnt, st durchaus verlockend: Selbstvertrauen, Phantasie, Strukturverständnis.
Häufig stehen guten Vorsätzen die menschliche Natur im Wege: geschlossen zu denken, das Gewohnte zu schätzen, spontan und leichtfertig zu reagieren
Der Ökonom Hans Werner Sinn warnt davor, dass Deutschland mit dem gleichzeitigen Ausstieg aus Amtomenergie und Kohle vor einer Herkulesaufgabe stünde. Wo der zusätzliche Strom für E-Autos herkömme, sei ihm ein Rätsel.
AntwortenLöschenHiemanns Bemerkungen zu Steingarts Prognose will ich nicht widersprechen, sondern sie ergänzen.
AntwortenLöschen(1) Normalerweise wirkt das Anwachsen der Bevölkerung stimulierend auf die Wirtschaft. Das Schrumpfen der Bevölkerung ist eher Ausdruck einer schrumpfenden Wirtschaft und/oder umgekehrt, siehe ehemalige DDR.
(2) Auch die Realwirtshaft nutzt die Vorteile billiger Kredite. Nie wurden mehr Häuser gebaut als jetzt. Es mangelt aber an Bauarbeitern und Ingenieuren, also an Fachkräften.
(3) Aktien haben in Deutschland einen schlechten Ruf. Den werden sie nicht los, auch wenn das Geschäft seit Jahrzehnten boomt.
(4) Globalisierung und Digitalisierung haben nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer. Die Verlierer früherer Umwälzungen brauchten oft Jahrzehnte, um sich zu erholen, so die Pferdezüchter und Kutschenbauer.
(5) Autokraten sind meist ein Ärgernis, sowohl für das eigene Land, aber auch für das Ausland. Eine anschließende Versöhnung ist möglich, benötigt aber Zeit. Hitler und wir Deutsche sind das Musterbeispiel der Geschichte.
Hallo,
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