Bertolt Brecht und seine Dreigroschenoper sind weltberühmt, Weniger
bekannt ist, dass er dabei recht großzügig von andern Autoren kopierte, und das,
ohne immer die Quellen zu benennen. Das war kein Zufall, sondern Absicht.
John Gay’s Bettleroper von 1724
Der größte Teil des Stoffes stammt aus einer recht bekannten englischen
Quelle des 18. Jahrhunderts. Als The Beggars‘ Opera war
das Werk von John
Gay (1685-1732) mit der Musik von Johann Christoph Pepusch seit 1728
bereits ein großer Erfolg auf Londoner Bühnen. Es erfuhr in den 1920er Jahren
eine Neuentdeckung und Wiederbelebung.
Darin kommen alle wichtigen Personen und Handlungselemente vor, so
der Hehler Peachum und seine zwar unbedarfte aber romantisch veranlagte Tochter
Polly, die sich zu dem Wegelagerer und Frauenhelden Macheath hingezogen fühlt. Mr.
und Mrs. Peachum sind darüber so entsetzt, dass sie planen Macheath zu töten.
Polly will ihn warnen und ihm zur Flucht verhelfen. Zwei Huren verraten Macheath
an Mr. Peachum, der ihn verhaften lässt. Lucy, die Tochter des Gefängniswärters,
besucht ihn. Ebenso wie Polly wird sie von Macheath betört,
der die höfische Ausdrucksweise beherrscht und sich auf Schmeicheleien
versteht, Auch Polly besucht Macheath und streitet sich mit ihrer Rivalin Lucy.
Peachum bringt Polly nach Hause. Lucy stiehlt den Zellenschlüssel und verhilft
Macheath zur Flucht. Lucy will Polly vergiften, aber Polly weigert sich, das
Gift zu trinken. In der Zwischenzeit wird Macheath wieder eingesperrt. Die
beiden Frauen bitten ihre Väter inständig darum, den Verhafteten vor der
Todesstrafe zu retten. Am Galgen stehend, will er nun endlich gehängt werden. Ein
Bettler tritt auf und fordert die Hinrichtung. Aus Rücksicht vor dem Publikum,
das ein Happy End verlangt, wird Macheath freigesprochen.
Als Vorlage diente Brecht eine deutsche Übersetzung dieser Oper. Die
Dreigroschenoper ist – trotz des Namens, der an die Vorlage angelehnt ist –
keine Oper im engeren Sinn, sondern ein politisch engagiertes Theaterstück mit
22 abgeschlossenen Gesangsnummern, für die keine Opernsänger benötigt werden,
sondern singende Schauspieler.
Aufführung in Berlin ab 1928
Die Uraufführung von Brechts Version fand im August 1928 im
Theater am Schiffbauerdamm in Berlin statt. Das „Stück mit Musik in einem
Vorspiel und acht Bildern“ wurde die erfolgreichste deutsche Theateraufführung
bis 1933, einige Musiknummern wie die Moritat von Mackie Messer (engl. 'Mack
the Knife') wurden Welthits. Kurt Weill vermischte in seiner Musik zur
Dreigroschenoper Elemente aus Jazz und Tango, Blues und Jahrmarkts-Musik, und
garnierte sie mit ironischen Seitenhieben auf Oper und Operette. Eine
Musiknummer, der Morgenchoral des Peachum, wurde aus der Vorlage übernommen.
Eingelegt sind Balladen nach François Villon (u. a. Ballade, in der Macheath
jedermann Abbitte leistet, Ruf aus der Gruft oder Die Zuhälter-Ballade) und
Rudyard Kipling (Der Kanonensong).
Die Dreigroschenoper wurde erst geschrieben, als Brechts
Mitarbeiterin Elisabeth Hauptmann 1926 Presseberichte über den anhaltenden
Theatererfolg der wiederentdeckten Beggar’s Opera von John Gay gelesen hatte.
Zunächst erarbeiteten Brecht und Hauptmann gemeinsam eine erste Textfassung,
einen großen Teil des Theaterstücks schrieb Hauptmann dann selbständig, wurde
aber später im Zuge der weltweiten Erfolgsgeschichte nie entsprechend genannt
oder gewürdigt (das Programmheft der Uraufführung nennt sie noch).
In einem Vertrag mit dem Verlag Felix Bloch Erben legte Brecht die
Gewinnbeteiligung fest. Brecht bestand auf 62,5 Prozent. Weill erhielt 25,
Elisabeth Hauptmann 12,5 Prozent. Im Juni und Juli 1928 arbeiten Brecht und
Elisabeth Hauptmann dann an der französischen Riviera gemeinsam mit Weill und
dessen Frau Lotte Lenya an der Endfassung. Brecht hatte für die Oper
ursprünglich den Titel Gesindel vorgesehen. Erst Lion Feuchtwanger machte den
Vorschlag, das Stück Dreigroschenoper zu nennen.
Lieder von Villon und Kipling
Brecht benutzte für die Dreigroschenoper einige Lieder von
François Villon, die in der Übersetzung von K. L. Ammer (Karl Anton Klammer)
erschienen waren. François Villon (1431-1463) war ein bekannter französischer
Autor des Spätmittelalters, dessen Werke gerade neu ins Deutsche übertragen worden
waren. In zahlreichen Balladen verarbeitete er die Erlebnisse seines
abenteuerlichen Lebens als Scholar, Vagant und Krimineller. Es war der Kritiker
Alfred Kerr, der im Mai 1929 entsprechende Vorwürfe gegen Brecht erhob. Brecht
räumte daraufhin seine „Laxheit in Fragen geistigen Eigentums“ ein (betroffen
waren rund fünf Prozent der Verse).“
Ähnlich leichtsinnig verfuhr Brecht mit dem Kanonenlied, das er
bei dem englischen Dichter Rudyard Kipling (1865-1936) gefunden hatte.
Soldaten wohnen auf den Kanonen
von Cap bis Couch Behar.
Wenn es mal regnete und es begegnete
ihnen? ne neue Rasse,? ne braune oder blasse,
dann machen sie vielleicht daraus ihr Beefsteak Tartar.
Kiplings Gedicht heißt "Screw Guns". Es kommt zur
Aufführung, weil Macheath und der Polizeichef sich daran erinnern, in Indien
gedient zu haben – ein geografischer und inhaltlicher Sprung aus dem Milieu der
Handlung in Soho.
Verfilmungen des Stoffes
Es glbt inzwischen sieben Verfilmungen
des Stoffes.
Im Jahre 1930 hatte die Nero-Film
AG Rechte für die Verfilmung vom Verlag Felix Bloch Erben
erworben, als Regisseur war Georg Wilhelm Pabst vorgesehen. Finanziers waren die Warner
Bros. und die Tobis-Film. Brecht sollte die „Grundlage für
das Drehbuch“ liefern. So entstand im September 1930 das Filmexposé „Die Beule
– Ein Dreigroschenfilm“. Mitte September 1930 begannen die Dreharbeiten zu zwei
Filmfassungen, einer deutschen und einer französischen. Die Filmfirma
beteiligte Brecht nicht mehr (der Vertrag war bereits am 23. August 1930
gekündigt worden), woraufhin dieser gemeinsam mit Kurt
Weill gegen den Produzenten klagte, um ein Aufführungsverbot zu
erreichen. Die Klage wurde in erster Instanz abgewiesen und endete schließlich
mit einem Vergleich, wonach der Film fertiggestellt und 1931 in Berlin
uraufgeführt werden konnte. Die Vorstellungen Brechts in seinem Exposé waren
weitgehend unberücksichtigt geblieben. Im Zuge der Auseinandersetzung hatte die
Filmgesellschaft gegen Brecht den Vorwurf erhoben, dem Film eine „ausgesprochen
politische Tendenz“ geben zu wollen, was man als „politisch neutrale Firma“
nicht zulassen könne. Die Verfilmung und der Prozess sind Thema des Spielfilms Mackie
Messer – Brechts Dreigroschenfilm (2018). Es ist ein Film über einen
Film, der nie gedreht wurde. Joachim Langs Film ist für einen Monat in der Arte
Mediathek verfügbar.
Brecht als Lichtgestalt des Widerstands und der Linken
Bertolt
BrechtBertolt Brecht (1898-1956) wuchs in gesicherten wirtschaftlichen und sozialen
Verhältnissen auf. Sein Vater Berthold Friedrich Brecht (1869–1939) war seit
1893 bei der Augsburger Haindl’schen Papierfabrik tätig. Er wurde 1901 zum
Prokuristen und 1917 zum Direktor der kaufmännischen Abteilung ernannt.
Brecht schrieb außer der Dreigroschenoper eine Vielzahl von
Bühnenstücken. Viele sind heute noch im Repertoire vieler Theater. Fast alle
vermitteln eine sozialpolitische Botschaft. Ab 1930 begannen die Nationalsozialisten,
Brechts Aufführungen vehement zu stören. Nach dem Reichstagsbrand verließ
Brecht mit seiner Familie und Freunden Berlin und flüchtete ins Ausland. Seine
ersten Exilstationen waren Prag, Wien, Zürich, danach Paris. Im April 1933
wurden seine Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt und die Aufführung seiner
Werke verboten. Ihm wurde 1935 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Er
erwarb ein Haus in Dänemark (Svendborg) und verbrachte dort die nächsten fünf
Jahre. Im Jahre 1939 verließ er Dänemark, lebte ein Jahr in einem Bauernhaus in
Lidingö bei Stockholm und im April 1940 in Helsinki.
Gegen Ende des Krieges hielt er sich in der Schweiz auf. Die Einreise
nach Westdeutschland, speziell in die amerikanische Besatzungszone, wurde ihm jedoch
untersagt. Als er von Freunden gedrängt wurde, nach Deutschland zurückzukommen
und seine Stücke selbst zu inszenieren, entschied er sich 1948 dafür in das 'bessere‘ Deutschland, die DDR, zu gehen. In Ost-Berlin fand er Kontakt zu
maßgeblichen Künstlern und Funktionären.
Noch während Brecht sich in der Schweiz aufhielt, hatte Helene
Weigel alles Notwendige in die Wege geleitet, um für Brecht ein eigenes
Ensemble gründen zu können. Genehmigt wurde schließlich ein Helene-Weigel-Ensemble,
was Brecht insoweit entgegenkam, dass er sich auf die künstlerische Seite
konzentrieren konnte.
Im Oktober 1951 erhielt Brecht den Nationalpreis der DDR. Brecht
habe mit seinen Werken geholfen, „den Kampf für Frieden und Fortschritt und für
eine glückliche Zukunft der Menschheit zu führen“, hieß es in der Laudatio. Als
es am 17. Juni 1953 in Berlin zu Massenprotesten der
DDR-Arbeiter kam, drückte Brecht noch am selben Tag in einem Brief an Walter
Ulbricht seine „Verbundenheit mit der Sozialistischen Einheitspartei
Deutschlands“ aus. Des Weiteren schrieb er: ‚Es war offensichtlich, daß das
Eingreifen der sowjetischen Truppen sich keineswegs gegen die Demonstrationen
der Arbeiter richtete. Es richtete sich augenscheinlich ausschließlich gegen
die Versuche, einen neuen Weltbrand zu entfachen. Es liegt jetzt an jedem
einzelnen, der Regierung beim Ausmerzen der Fehler zu helfen, welche die
Unzufriedenheit hervorgerufen haben und unsere unzweifelhaft großen sozialen
Errungenschaften gefährden‘. Obwohl Brecht erste Skrupel bekam – die er
allerdings nur im kleinen Kreise äußerte − begannen westdeutsche Bühnen seine
Stücke von den Spielplänen abzusetzen. Heute sieht man Brecht seine DDR-Voreingenommenheit etwas nach.
Bert Brechts Vermächtnis
von Peter Hiemann, Grasse
Bert Brechts Weltanschauung war geprägt durch Karl
Marx' ökonomische Studien und anderer Analysen kapitalorientierter
gesellschaftlicher Verhältnisse. Brecht
wusste aber auch die Vorteile ökonomischer Annehmlichkeiten zu schätzen. Joachim A. Langs Film “Mackie
Messer: Brechts Dreigroschenfilm“ von
2018 ist ein Beitrag, Brechts
Gedankenwelt im Rahmen der gesellschaftlichen Wirklichkeit der 1920er Jahre
darzustellen.
Am Beginn des 21. Jahrhunderts muss
Homo sapiens feststellen, dass sich seine Wirklichkeit grundlegend ändert. Sein
Planet zeigt Homo sapiens die Grenzen des Wachstums. Homo sapiens kommt nicht
umhin, gewohnte Denk- und Verhaltensweisen zu überdenken. Homo sapiens muss
versuchen, eine Welt zu konstruieren, die allen Menschen das Überleben
ermöglicht. Seine Natur wird nicht verhindern können, dass er wohl immer auch
'Moritaten' begeht.
Im Rahmen der gesellschaftlichen
Wirklichkeit am Beginn des 21. Jahrhunderts drängt sich ein Vergleich auf.
Ein Lied der Moritaten am Beginn Ein Lied der Moritaten am Beginn
des 20. Jahrhunderts des 21. Jahrhunderts
(Brecht)
(unbekannt)
Und der Haifisch, der hat Zähne Und Gaia, die hat Zähne
Und die trägt er im Gesicht Und die trägt sie
im Gesicht
Und Macheath, der hat ein Messer Und Poli, die hat ein Lächeln
Doch das Messer sieht man nicht Damit man ihre Mitschuld nicht
erkennt.
An 'nem schönen blauen Sonntag In dem schönen, weißen Sand
Liegt ein toter Mann am Strand Liegt ein totes Tier am Strand
Und ein Mensch geht um die Ecke Und ein Mensch geht um die
Ecke
Den man Mackie Messer nennt. Die man Poli Unschuld nennt.
Und Schmul Meier bleibt verschwunden Biene Maja bleibt verschwunden
Wie so mancher reiche Mann Wie so manche
Kreatur
Und sein Geld hat Mackie Messer Und
Schuld ist Poli Unschuld
Dem man nichts beweisen kann. Der
man nichts beweisen kann.
Jenny Towler ward gefunden Jenny
Towler ward gefunden
Mit 'nem Messer in der Brust Vergiftet
in der Brust.
Und am Kai geht Mackie Messer Und
am Feld steht Poli Unschuld
Der von allem nichts gewusst. Die
von allem nichts gewusst.
Und das große Feuer in Soho Und
das große Feuer im Wald:
Sieben Kinder und ein Greis - Menschen
mittendrin und
In der Menge Mackie Messer, den In
der Menge Poli Unschuld, die
Man nicht fragt, und der nichts weiss Davon
nichts wissen will.
Und die minderjährige Witwe, Und
die alleinstehenden Frauen
Deren Namen jeder weiss, Deren
Namen jeder kennt
Wachte auf und war geschändet - Wachten
auf und riefen:
Mackie, welches war dein Preis? Poli
Unschuld, welches war dein Preis?
Bill Lawgen und Mary Syer Bill
Lawgen und Mary Syer
Wurden letzten Mittwoch Mann und Frau. Wurden
letzten Mittwoch Mann und Frau.
Hoch sollen sie leben, hoch! Hoch
sollen sie leben, hoch!
Wenn die Liebe anhebt Liebe
ist mächtig und
und der Mond noch wächst. Kann Berge versetzen.
›Wenn du wohin gehst, Sie
kann aber nicht
geh ich auch wohin!‹ Wege weisen.
Als sie drin standen vor dem Standesamt, Als
sie vor dem Priester standen,
Wusste er nicht, Wussten
sie nicht,
woher ihr Brautkleid stammt. Woher
das Brautkleid stammt.
Das ist der Mond über Soho, Da
scheint der Mond über das Meer
Das ist der verdammte Und
Poli Unschuld denkt den Text
›Fühlst-du-mein-Herz-Schlagen‹-Text, ›Fühlst-du-mein-Herz-Schlagen‹.
Anstatt dass sie was täten, Anstatt
dass sie was denkt,
was 'nen Sinn hat und 'nen Zweck, Was
Sinn ergibt und 'nen Zweck hat,
Machen sie Spaß. Denkt
sie vor allem an Spaß.
Grad als ob man ihnen eine Grad
als ob man ihr eine
Extrawurst gebraten hätt. Extrawurst
gebraten hätt.
Wach auf, du verrotteter Christ! Wacht
auf ihr Unschuldigen
Mach dich an dein sündiges Leben! Gesteht
eure Schuld,
Zeig, was für ein Schurke du bist Zeigt
euer Entsetzen!
John war darunter und Jim war dabei, John
war darunter und Jim war dabei,
Und George ist Sergeant geworden, Und
George ist Sergeant geworden,
Doch die Armee, sie fragt keinen, wer er sei Doch Soldaten fragen nicht, wer sie sind
Und marschierte hinauf nach dem Norden. Und
marschieren auf Befehl.
Soldaten wohnen Auf den Kanonen Soldaten
wohnen auf Kanonen
Vom Cap bis Couch Behar. Wo
auch immer sie sind.
Wenn es mal regnete Dass
Menschen flüchten,
Und es begegnete betrifft
geht sie nichts an.
Ihnen 'ne neue Rasse, Poli
Unschuld wird’s schon schaffen
'ne braune oder blasse, Mit
Flüchtlingen zurechtzukommen
Dann machen sie vielleicht daraus Auch
wenn sie im Meer ersaufen
ihr Beefsteak Tartar. Und
alle zuschauen können.
John ist gestorben und Jimmy ist tot, John
ist gestorben und Jimmy ist tot,
Und George ist vermisst und verdorben, Und
George will nichts wissen,
Aber Blut ist immer noch rot. Aber
Blut ist immer noch rot.
Nach anfänglichen
wissenschaftlichen Studien entschied sich Bertolt Brecht unter Einfluss des
Schriftstellers Lion Feuchtwanger zu einem Künstlerleben. Feuchtwanger äußerte
sich sehr positiv über Brecht und wurde zu einem der wichtigsten und
dauerhaftesten Förderer des jungen Brecht. Lion Feuchtwanger zählte in der
Weimarer Republik zu den einflussreichsten Persönlichkeiten im Literaturbetrieb
und gilt auch heute als einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren des
20. Jahrhunderts.
Wie viele Schriftsteller wollte
auch Brecht gesellschaftliche Deutungshoheit nicht denjenigen überlassen, die
über Machtbefugnisse verfügen. Brecht kritisierte gesellschaftliche
Verhältnisse, indem er Geschichten verfasste, die seine Gedankenwelt repräsentierten.
In der Geschichte “Die
Dreigroschenoper“ geht es Brecht um Ursachen der Armut und kriminelles Verhalten sowohl durch
gesellschaftliche Eliten als auch durch organisierte Proleten. Einleitender Text von
Brecht: „Sie werden jetzt eine Oper hören. Weil diese Oper so prunkvoll gedacht
war, wie nur Bettler sie erträumen, und weil sie so billig sein sollte, dass
Bettler sie bezahlen können, heißt sie “Die Dreigroschenoper‘“.
In der Geschichte “Das Leben des
Galilei“ ging es Brecht in der ursprünglichen Fassung um die Darstellung der Macht der katholischen
Kirche gegenüber wissenschaftlicher Erkenntnis.
In einer späteren Version (nach den Atombomben in Japan) ging es ihm
auch um die Verwertbarkeit von Wissen
sowie die politischen und gesellschaftlichen Bedingungen von Wissenschaft und
Technik.
In der Geschichte “Der kaukasische
Kreidekreis“ erweist sich die Magd, die in Liebe und täglicher Pflichterfüllung
das Kind ihrer Herrin lange betreut hat, als die wahrhaft Mütterliche und nicht
die Herrin. Brecht am Ende der Geschichte: „dass da gehören soll, was da ist,
denen, die für es gut sind“.
Brechts Wunsch für die Gestaltung
seines Grabsteins mit der von ihm vorgeschlagenen Aufschrift lautete:
Ich benötige keinen Grabstein, aber
Wenn ihr einen für mich benötigt,
Wünschte ich, es stünde darauf:
Er hat Vorschläge gemacht.
Wir haben sie angenommen.
Durch eine solche Inschrift wären
Wir alle geehrt.
Dem wurde nicht entsprochen. Man darf annehmen, dass
Brecht sich auch über menschliche Irrtümer Gedanken machte. Vielleicht
revidierte Brecht seinen ursprünglichen Wunsch und entschied sich, sein Werk
für sich sprechen zu lassen. Sein Grab ziert ein Stein mit seinem Namen.