Seit
Muammar al-Gaddafi im Jahre 2011 auf dramatische Art von der Spitze dieses Landes entfernt wurde, ist das Land
nicht mehr regierbar (engl.: failed state).
Der seit über 10 Jahren dort tobende Bürgerkrieg ist ein Stellvertreterkrieg. Beteiligt
sind: Ägypten, Frankreich, Italien, Katar, Russland, Saudi-Arabien, die Türkei
und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
Die von
der UN anerkannte Einheitsregierung unter Fayiz as-Sarradsch kontrolliert nicht
viel mehr als die Hauptstadt Tripolis. Sie wird bekämpft von General Chalifa
Haftar, den vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Russland und
Saudi-Arabien unterstützen. Er brachte bereits den größten Teil des Landes
unter seinen Einfluss. Russland Unterstützung erfolgt indirekt, und zwar durch
die so genannte Wagner-Gruppe, eine paramilitärische Einheit. Die Türkei hat
sich auf die Seite der Einheitsregierung
geschlagen.
Worum
geht es?
Das
Land ist ein Teil einer Wüste, einem Ausläufer der Sahara. Es hat kaum
Einwohner und nur ganz wenige größere Orte. Aber es gibt dort Erdöl und Gas,
eines der größten Vorkommen der Welt. Der französische und der italienische
Staatskonzern (Total, ENI) sind dort als Erschließende tätig, aber auch der
deutsche Wintershall-Konzern. Nach Russland und Norwegen ist Libyen
Deutschlands größter Gaslieferant.
Aus Europas
Sicht ist Libyen das primäre Durchgangsland für Migranten aus dem Teil Afrikas
südlich der Sahara. Außerdem ist es derzeit das Rückzugsgebiet von Terroristen,
die sich als Islamischer Staat bezeichnen. Deutschland ist nicht Kampf-Partei
in dem herrschenden Konflikt, hat aber ein großes Interesse, dass die
Flüchtlingsströme enden.
Berliner
Konferenz
An der
am letzten Sonntag in Berlin stattgefundenen Konferenz nahmen die Staatschefs
von acht beteiligten Ländern teil, so Russlands Wladimir Putin, der türkische Präsident
Recep Tayyip Erdogan, Abd al-Fattah as-Sisi von Ägypten, Frankreichs
Präsident Emmanuel Macron, Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte und der britische Premierminister
Boris Johnson. Die USA waren durch ihren Außenminister Mike Pompeo vertreten.
Die Konferenz fand im Bundeskanzleramt statt und wurde von Angela Merkel und
Heiko Maas, dem deutschen Außenminister, geleitet. Die Führer der
Konfliktparteien, Sarradsch und Haftar, hielten sich auch in Berlin auf. Sie
waren nicht Teilnehmer der Diskussion, wurden jedoch von Angela Merkel
informiert.
Ergebnisse
und erste Bewertung
Nach
Angaben von Angela Merkel hat man sich auf umfassende Schritte für eine
politische Lösung geeinigt. "Wir können feststellen, dass alle einig sind,
dass wir das Waffenembargo respektieren wollen", sagte sie in Berlin. Zudem
sollen die internationalen Anstrengungen zur Überwachung des Embargos verstärkt
werden. Gefordert wird eine umfassende Demobilisierung und Entwaffnung der
Milizen. Verletzungen eines Waffenstillstandes sollen sanktioniert werden.
"Wir
haben einen sehr verbindlichen Prozess vereinbart", sagte Merkel. Dieser
solle immer wieder überprüft werden. Es solle ein Prozess sein, bei dem die
Menschen in Libyen endlich wieder zu ihrem Recht kämen - das Recht auf ein
friedliches Leben. Es solle bald ein erstes Treffen geben, das die Grundlage
für einen gefestigten Waffenstillstand schaffen solle. Aktuell gibt es in dem
Bürgerkriegsland nur eine Waffenruhe.
Diskutiert
wurde auch die Entsendung internationaler Beobachter. Erst wenn es solch einen
dauerhaften Waffenstillstand gebe und die libyschen Konfliktparteien dazu bereit
seien, "dann könnte man auch eine Überwachung des Waffenstillstands ins
Auge fassen". Sie wertete es als "großen Fortschritt", dass
beide Konfliktparteien in Libyen fünf Namen genannt hätten, um ein sogenanntes
Fünf-plus-Fünf-Militärkomitee einberufen zu können. Diese könne der
UN-Sonderbeauftragte für Libyen, Ghassen Salamé, nun für den Folgeprozess
einladen.
Der
Prozess soll auf eine Rückkehr zum politischen Prozess unter Führung der
Vereinten Nationen abzielen. Eine Reform des Sicherheitssektors müsse das
Gewaltmonopol des Staates wieder herstellen, heißt es in der Erklärung.
Gefordert wird die Respektierung des humanitären Völkerrechts und der
Menschenrechte. Wer für
Angriffe auf Zivilisten und bewohnte Gebiete, Entführungen, außergerichtliche
Tötungen und sexuelle Gewalt, Folter und Menschenschmuggel verantwortlich sei,
müsse zur Verantwortung gezogen werden.
Annäherung
bei europäischen Nachbarn
Ein
besonderer Erfolg dieser Konferenz scheint zu sein, dass sich die europäischen
Partner bei ihren Positionen im Libyen-Konflikt deutlich angenähert haben. Merkel
verwies dabei unter anderem auf den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, den britischen Premierminister Boris Johnson und den EU-Außenbeauftragten
Josep Borrell. Die Europäer hatten bisher teilweise unterschiedliche Parteien
in dem Bürgerkrieg unterstützt. Sie habe jetzt das Gefühl, dass die Europäer
näher beieinander seien als noch vor zwei Jahren.
UN
sieht erste Reformerfolge in Libyen
UN-Generalsekretär
António Guterres rief bei der Pressekonferenz alle Teilnehmer auf, nichts zu
unternehmen, was den Weg zu einer friedlichen Lösung beinträchtigen könnte. Er
wies darauf hin, dass es im wirtschaftlichen Bereich bereits erste
Reformerfolge in Libyen gebe, etwa bei der Vereinheitlichung der Zentralbank
oder bei der nationalen Ölorganisation. Zugleich unterstrich er, dass sich alle
Konferenzteilnehmer einig waren, dass es keine militärische Lösung geben solle.
Außerdem dankte er Kanzlerin Merkel für ihren Einsatz für eine friedliche
Lösung des Libyen-Konfliktes.
NB: Die
außenpolitische Emsigkeit von Kanzlerin Merkel ist geradezu auffallend. Sie
arbeitet offensichtlich an dem Bild, das sie von sich hinterlassen will.
Was infrarot angeht sind wir mittlerweile mit Vitramo einfach nur zufrieden: https://www.infrarotheizung-vitramo.de/
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