Wie vor einem Jahr in Dresden so stand am 6. Dezember 2011 in München die Informations- und Kommunikationstechnik im Fokus der Politik. Das Ereignis heisst IT-Gipfel. Dass man die wegen der Eurorettung so sehr beschäftigte Kanzlerin dazu bekommt, mal wieder den Vertretern einer einzelnen Branche zuzuhören, ist schon etwas Besonderes. Immerhin nimmt die Branche in Anspruch, nach den Autobauern die groesste Zahl an Arbeitsplätzen zu schaffen, nämlich 858.000.
Von den Dokumenten, die für den Münchner Gipfel vorbereitet wurden, habe ich eines gelesen. Es heisst 'Monitoring-Report Deutschland Digital 2011' und stammt vom Bundeswirtschaftsministerium. Es hat das Ziel, die Position Deutschlands im internationalen Wettbewerb zu beschreiben. Als Massstab dienen eine Reihe von Kriterien. Alle Kriterien sind auf die Bevölkerung des Landes normiert. Die herausragende Messzahl ist der von der Branche erzielte Umsatz. Für das Jahr 2010 ergab sich folgende Reihenfolge: Südkorea, USA, Grossbritannien, Dänemark, Japan, Deutschland und Schweden.
Bei andern Kriterien ist die Reihenfolge oft die gleiche. Es gibt jedoch eine Reihe interessanter Ausnahmen. So gibt es in den USA die meisten Internet-Hostsysteme bezogen auf die Zahl der Internet-Nutzer. Bei der Internet-Penetration führt Norwegen und beim mobilen Internet Japan. Die Verbreitung Sozialer Netze ist in Indien und China groesser als in Skandinavien.
Als besondere Stärken Deutschlands werden der Mittelstand angesehen, sowie Forschung und Entwicklung. Die Herausforderung besteht darin, unsere starken Branchen zur IKT hinzuführen. Es sind dies Autobau, Maschinenbau, Energie und Umwelttechnik.
Um die Chancen zu nutzen, gilt es in die Wachstumsfelder zu investieren, Infrastruktur und Qualifizierung zu verbessern, sowie den Mittelstand verstärkt zu Innovationen anzuregen. Die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung wird als möglicher Weg angesehen. Die erwarteten Wachstumsfelder für die IKT sind Embedded Systems, Cloud Computing, IT-Sicherheit und E-Health.
Die von einer Regierung erwartete Neutralität gegenüber Marktteilnehmern hat zur Folge, dass der Report einen großen Bogen um spezielle Unternehmen macht. Dabei wird der IKT-Markt immer wieder von einzelnen Unternehmen neu definiert. Nur dank einzelner Firmen besteht der Markt. Was heute durch Namen wie Amazon, Apple, eBay und Google repräsentiert wird, waren früher Firmen wie DEC, IBM, Intel, Nixdorf und Siemens. Daneben sind Dell, Oracle, Samsung und SAP noch im Markt aktiv. Alle diese Unternehmen entwickeln und produzieren weltweit. Die im Report betrachteten Zahlen stellen Umsätze dieser Firmen in einem ihrer Teilmärkte dar, dem deutschen Markt. Nur in der Telekommunikation gibt es einen national beschränkten Lieferanten. Alle anderen nur den deutschen Markt anvisierenden Unternehmen sind im Grunde Zulieferer zu den marktbestimmenden Firmen.
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, hier redet jemand nicht über die Realität. Die genannten Zahlen verhüllen das eigentliche Geschehen.
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