In der
Woche vom 22. bis 26. September fand die diesjährige Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik (GI) in Stuttgart statt.
Das Tagungsthema hieß ‚Big Data – Komplexität meistern‘. Die
Hauptveranstaltungen waren in einem ‚Tag der Wirtschaft‘ und einem ‚Tag der
Informatik‘ zusammengefasst. Daneben gab es Tutorien und Workshops. Parallel
zur Jahrestagung fanden drei weitere Fachtagungen statt, was die hohe
Teilnehmerzahl von über 1200 erklärt. Es waren dies die KI 2014 über Künstliche
Intelligenz, und MATES 2014 über Multiagent Systems Techology, sowie der
Integrata-Kongress der Integrata-Stiftung.
Informatik
ist angekommen
Eine
Jahrestagung ist für den Vorstand und den Präsidenten der GI eine Gelegenheit,
über den Stand des Fachgebiets zu reflektieren. Im Gegensatz zu früheren
Jahrzehnten steht heute außer Frage, dass die Informatik in der Öffentlichkeit
angekommen ist. Damit erübrigt sich der Teil der Arbeit der GI, der dazu diente
aufzuklären, was Informatik überhaupt ist. Jeder Erwachsene, ja jeder Schüler,
benutzt heute Informatiksysteme. Sie heißen zwar Navi, Notebook, Tablet oder
Smartphone, jeder weiß jedoch, dass die alles entscheidende Komponente ein
Computer ist, und dass kein Computer ohne Software funktioniert. Oft ist es die
Software, die den Unterschied zwischen den Fabrikaten macht. Viele Probleme,
die Nutzer haben, sind durch Software bedingt. Bessere Systeme gibt es in
Zukunft nur, wenn auch die Software verbessert wird.
Die
Repräsentanten der GI laufen geradezu offene Türen ein, wenn sie mit Politikern
oder den Bundesbehörden sprechen wollen. Der Wirtschaftsminister übernimmt die
Schirmherrschaft über den Innovations- und Entrepreneurpreis der GI und die
Wissenschaftsministerin tut das Gleiche für den Dissertationspreis. Niemand in
unserem Lande redet mehr über Arbeitslosigkeit, die durch die Digitalisierung
verursacht wird. Dass ganze Branchen, wie das Druck- und Pressewesen, vor einem
Wandel stehen, wird als unvermeidbar angesehen. Andere Branchen, wie der Maschinenbau
oder das Verkehrswesen, sind bemüht, die Chancen zu nutzen, die sich ergeben.
Immer noch ist die GI vorwiegend ein Akademikerverein. Das Interesse unter
Praktikern lässt sehr zu wünschen übrig. Durch die Einrichtung eines Industrie-
und Wirtschaftsbeirats soll – mal wieder – versucht werden, bei diesem Problem
Abhilfe zu schaffen. Da bereits über 50.000 Absolventen des Studiengangs Informatik
im Berufsleben stehen, ist vermutlich schon bei vielen Studierenden die Chance versäumt
worden, die entsprechende Saat auszulegen.
Einzelne
Aktionen der GI
Hatte
das BMBF 2006 zum Jahr der Informatik erklärt, so stand 2014 die ‚Digitale
Gesellschaft‘ im Blickpunkt der Politik. Die GI beteiligte sich unter anderem
durch die Auswahl und Nominierung von 39 ‚Digitalen Köpfen‘. Darunter sind Praktiker
und Hochschullehrer. Sie sollen durch Innovationen und Leistungen die digitale
Zukunft unseres Landes prägen. Beim
jährlichen IT-Gipfel mit der Bundeskanzlerin ist die GI in Arbeitsgruppen
vertreten. In einer Poster-Aktion stellte die GI bereits im letzten Jahr international bekannte
Informatiker vor. Begonnen wurde mit Alan Turing. Jüngere Kollegen wie Tim
Berners-Lee oder Jerry Page und Sergey Brin gehörten auch dazu. Fünf
Nachwuchs-Wissenschaftler wurden zu Junior Fellows ernannt.
Eine
Aktion, auf die ich bereits in diesem Blog hinwies, diente der
Definition von großen Herausforderungen (engl. grand challenges). Aus der
Vielzahl von Vorschlägen wurden fünf ausgewählt. Sie lauten:
- Digitales Kulturerbe
- Internet der Zukunft, sicher, frei, vertrauenswürdig
- Systemische Risiken in weltweiten Netzen
- Allgegenwärtige Mensch-Computer-Interaktion
- Verlässlichkeit von Software
Vom Treffen der GI-Fellows
Etwa 40
Fellows trafen sich am ersten Tag, dem Montag, mit dem GI-Vorstand. Außer der
Erledigung von Formalitäten wie der Verabschiedung einer Art Satzung gab es
einige Themen, die allgemein interessieren dürften. Die GI will in Zukunft eine
Kommunikations-Plattform im Internet einrichten, nur für die Kommunikation der
Fellows untereinander. Obwohl nicht klar ist, ob dieses so genannte Fellow Forum nur
eine andere Netzleiche oder aber ein Medium zur Selbstdarstellung einzelner
wird, taucht die Frage auf, ob es von Vornherein eine Sparten-Struktur ähnlich
der FAZ haben sollte.
Das Fellow-Treffen
vor einem Jahr hatte ganz im Zeichen der
NSA-Affäre gestanden. Damals gab es vor allem von Seiten des Kollegen Bayer
konkrete Vorschläge, was die GI tun könnte, um die Verschlüsselung von E-Mails
populärer zu machen. Entsprechende Empfehlungen wurden im Laufe des Jahres
veröffentlicht. Dieses Jahr verabschiedeten die Fellows einen Antrag an den
Vorstand, stärker als bisher politisch zur Verletzung des Art 10 GG durch
Geheimdienste Stellung zu nehmen. In der Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass
die
bekannten Verfahren zur asymmetrischer Verschlüsselung und Zertifizierung durch
CAs meist als zu schwer und zu unsicher angesehen würden, und daher kaum
Chancen haben von der Mehrheit der GI-Mitglieder akzeptiert zu werden. Demgegenüber
gäbe es andere Verfahren, die leichter zu nutzen seien. Ein Beispiel böte der
Chat-Dienst Threema (der Konkurrent von WhatsApp). Außerdem hätte eine
Meinungsumfrage ergeben, dass etwa 97% der deutschen Bevölkerung der Ansicht
ist, dass die ganze NSA-Affäre zu sehr aufgebauscht wurde und sie überhaupt
nicht berühre. Ein anwesender GI-Fellow hielt dem entgegen, dass Revolutionen
sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen dürfen, auch wenn nur 3% der Bevölkerung sie unterstützen.
Über
den Tag der Informatik
Der
Vortrag des Kollegen Manfred Broy von der TU München
war der Höhepunkt des Tages. ‚Cyber-Physical Systems – digital vernetzt in die physikalische
Wirklichkeit‘ hieß der Titel seines Referats. Der Ausdruck cyber-physische
Systeme wurde in Deutschland durch eine Studie der acatech, der Deutschen
Akademie der Technikwissenschaften, populär gemacht. Es sind ‚software-intensive
Systeme, die unmittelbar mit der physikalischen Wirklichkeit verbunden sind,
aber im Gegensatz zu klassischen eingebetteten Systemen tief und umfassend über
globale Netzstrukturen, wie das Internet und damit verfügbare Daten und
Dienste, vernetzt sind.` Weiter heißt es: ‚Bisher zielten die Modelle der
Informatik eher auf den Lösungsraum (die abstrakte Rechenmaschine) und weniger
auf den Problemraum (die Welt der organisatorischen oder physikalischen
Prozesse). … Von
besonderer Bedeutung sind letztlich Modelle von Zeit und Raum. Eine Informatik,
die diese Konzepte harmonisch integriert und in einen Engineering-Ansatz
umsetzt, ist das geeignete Vehikel, um die Cyber-Physischen Systeme der Zukunft
zu erschließen.‘ Dass für Informatiker und Informatik-Systeme jetzt plötzlich eine
‚Real World Awareness‘ gefordert wird, mag manchen Praktiker, der nie ohne
Realitätsbezug auskam, etwas überraschen. Wenn außerdem gefordert wird, Zeit und
Raum als real anzusehen, kann es sein, dass Kollegen sich wundern, die ein
Berufsleben lang Echtzeit-Datenverarbeitung betrieben haben. Mit theoretischen
Physikern mag Broy sich allerdings Probleme einhandeln, die weder Zeit noch
Raum als unverrückbar anerkennen. Es ist dem Kollegen Broy hoch anzurechnen,
dass er sich bemüht, die Kluft zwischen Theorie und Praxis nicht als
unveränderlich hinzunehmen. Wenn immer die Praxis fortschreitet, sollte die Theorie aufholen. In Anlehnung an das Schlagwort Industrie 4.0
definierte Broy die Informatik 4.0. Die ganze Geschichte der Informatik wurde
neu strukturiert.
‚Smart Big Data‘ so hatte Karl-Heinz
Streibich,
der CEO der Software AG, seinen Vortrag überschrieben. Ich zitiere aus seinem
Abstrakt; ‚Die intelligente Nutzung von digitalen Daten spielt eine zentrale
Rolle, wenn es darum geht, Antworten auf zukünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche
Herausforderungen zu geben. Software ist hierbei der fundamentale Werkstoff für
innovative Produkte und Dienstleistungen. Die Wettbewerbsfähigkeit der
deutschen Wirtschaft wird entscheidend von der Fähigkeit abhängen,
softwarebasierte Produkte und Dienstleistungen mit höchster Qualität zu
erstellen.‘ Dass alles, was auch Software enthält, gleich als ‚smart‘ gilt, ist
ein Klischee, das wir irgendwann aufgeben müssen. Es gab halt lange keine
Software-Skandale mehr.
Peter Schaar, der frühere Datenschutz-Beauftragte der
Bundesregierung, hatte das Thema ‚Big Data mit Datenschutz - Mission
impossible?‘ gewählt. Nach seiner Meinung stellt Big Data ‚wesentliche
Datenschutzprinzipien auf den Kopf‘. Es bestünde ein Widerspruch zu den
Anforderungen der Erforderlichkeit, Zweckbindung und der Datensparsamkeit. Vorkehrungen
zur Anonymisierung und Pseudonymisierung und ein Höchstmaß an Transparenz
würden helfen. Ich konnte es mir nicht verkneifen, darauf zu verweisen, dass
demnächst ein Informatiker, nämlich Jaron Lanier, den Friedenspreis des Deutschen
Buchhandels erhalten wird, in dessen bekanntestem Buch der Satz steht. 'Wir
Informatiker machen sehr oft den Fehler, dass wir Daten und Information Rechte
zubilligen. Daten und Information haben null Rechte. Rechte haben nur Personen
oder Körperschaften'. Was er davon hielte? Die Antwort von Schaar war
sinngemäß. 'Natürlich hat Jaron Lanier Recht. Dummerweise hat sich in
Deutschland eine andere Terminologie eingebürgert.' Gedacht, aber nicht gesagt,
habe ich mir: Terminologie führt oft zu Denkweisen. 'Information muss frei
sein' heißt es z.B. bei den Piraten. Auch müsste das Gerede über Datensparsamkeit
nicht nur einem Informatiker kalt über den Rücken laufen. Da mehr Daten oft
auch mehr Wissen bedeutet, fordern Schaar und Gleichgesinnte – hoffentlich
unbewusst – eine Einschränkung des Wissenserwerbs. Soviel zu den Vorträgen, die
ich besucht habe.
Festveranstaltung
im Mercedes-Benz-Museum
Als
Festredner hatte man den Stuttgarter Technik- und Umweltsoziologen Ortwin
Renn
eingeladen. Er spannte den Bogen zwischen den Urmenschen auf der Schwäbischen
Alb, die sich glücklich fühlten, wenn sie 30 Jahre leben konnten, und den
heutigen Kindern, die mit einer Lebenserwartung von über 90 Jahren geboren
werden. Man brauche nur daran zu denken, um sich klar zu machen, was die Technik bewirkt
hat. Sehr entscheidend sei zwar die medizinischer Technik gewesen. Aber unserer
Technik, der Informatik, falle zunehmend die Rolle zu, das verlängerte Leben
lebenswert zu machen. Wir können nicht nur das Gehen, das Hören und das Sehen
unterstützen. Wir können die Teilhabe an geistigem Leben ermöglichen und
sicherstellen. Auch dieses Thema war schon einmal
Gegenstand dieses Blogs. Als Soziologen bedrückt Renn die Ungleichheit der
Möglichkeiten, die Menschen haben. Ob die von ihm favorisierte Umverteilung aller
Reichtümer alle Weltkonflikte löst, wage ich zu bezweifeln.
Eines
Teilnehmers Anregungen an die GI
Zum
Schluss möchte ich zwei Punkte aufgreifen, die ich teilweise in Gesprächen mit
Kollegen diskutiert habe. Sie mögen Leser dazu anregen, eine Meinung zu äußern.
So
erfreulich es ist, dass der Vorstand der GI so viele Kontakte knüpft und Dinge
anstößt, besteht leider die Gefahr, dass nach einem Wechsel der Personen
wieder am Punkt Null begonnen werden muss. Die Organisation der GI ist nicht
auf Nachhaltigkeit der politischen und fachlichen Arbeit angelegt. Zusätzliche
Personalstellen in der Geschäftsstelle sind nicht die einzige Lösung.
Eine Fokussierung
der GI auf die Jugend ist für ihr Überleben wichtig. Es darf jedoch nicht in
einen Jugendwahn ausarten. Hat man sich Gedanken gemacht, was aus Junior
Fellows oder Digitalen Köpfen wird, wenn sie sich nicht zu Leistungsträgern der
Gesellschaft entwickeln? Mit Gesellschaft ist hier die GI gemeint, oder die
Informatik (was nicht gleich GI ist), die Ausbildung des Nachwuchses für
Wirtschaft und Wissenschaft, die Wirtschaft oder die Wissenschaft und das Land
als Ganzes.
Am 27.7.2014 schrieb Klaus Küspert aus Jena:
AntwortenLöschenDürften die 50.000 Informatik-Absolventen nicht viel mehr sein? Informatik-Absolventen werden seit gut 40 Jahren 'produziert'. Mittlerweile Tausende jedes Jahr in Deutschland. Da hätte ich insgesamt mittlerweile auf klar sechsstellig getippt. Es ist sicher auch so ein bisschen wieder der "Zeitgeist". Insbesondere die heutige Jugend und Studierenden-Generation ist nicht mehr vereinsaffin. Überhaupt jeglichen längeren Bindungen gegenüber reserviert. Wenn VDI, VDE u.a. besser noch gegen jenen Trend ankommen, mag der Blick ("siegen lernen") in jene Richtungen hilfreich sein. Tut die GI bestimmt auch.
Heutzutage hat der Mobilfunk-Vertrag die Vereinsmitgliedschaft "ersetzt" ̶ etwas sarkastisch formuliert. Und selbst bei Mobilfunk-Verträgen, Bankverbindungen und dgl. ist "hopping" angesagt und Schnäppchenjagd. Ich bin ja kein depressiver Mensch und auch kein Philosoph. Aber siehe auch Gegenwart und Zukunft der traditionellen Kirchen, der einen oder anderen Partei, der Gewerkschaften, usw. Vieles ist 'im Fluss' und einiges sogar schon einen Schritt weiter, nämlich den Bach hinunter .
NB (Bertal Dresen): Dann müssen wir die GI wohl auf dem Altar des Zeitgeistes opfern. Bei mir war es vermutlich ohnehin das letzte Mal, dass ich an einer GI-Veranstaltung teilnahm. Nur des Alters wegen – so viel möchte ich klarstellen.
Am 28.9.2014 schrieb Hartmut Wedekind aus Darmstadt:
AntwortenLöschenDer tiefere Sinn und eine zentrale Aufgabe der GI sind, sich dem Nachwuchs zuzuwenden. So ähnlich sagt das auch Bertal Dresen in seinem obigen Blogeintrag. Vor zehn Jahren schon habe ich mit Koautoren und mit viel Mühe die Serie "Informatik als Grundbildung" (Spektrum 04/05) geschrieben, die kaum jemand gelesen hat. Zumindest: Keine Diskussion. Und was ist herausgekommen: Die Bildungsstandards 2008.
Dass das Fach "Informatik" in der Schule so, sagen wir es doch offen, gescheitert ist, ist eigentlich nicht verwunderlich. Nur in zwei Ländern ist das Fach, soweit ich weiß, mit kümmerlicher und entbehrlicher Stundenzahl noch Pflichtfach. Die GI müsste den Lehrern, und zwar allen Lehrern helfen und keinen Katechismus (Glaubensstandard) verfassen. Wenn das an der grässlichen Kultuspolitik vorbei geschehen kann, umso besser. Die soll sich weiter mit G8/G9 befassen und Schule als Selbstbeschäftigung betreiben. Die GI könnte an der Kultuspolitik vorbei manövrieren. "Meide die Politik und suche sie nicht", müsste ein Schlachtruf der GI sein.
Wenn ich Gedanken vortrage wie "Informatik im Deutschunterricht", dann lächelt alles milde über mich. Man versteht es eben nicht oder will es nicht verstehen. Ich ertrage das, d.h. den Spott, aber tapfer. Die Philologen sind nicht blöde, wie man offensichtlich annimmt. Wie an Universitäten wird doch auch in den Schulen das Fach "Informatik" von anderen Fächern (u.a. auch stark von der Mathematik) absorbiert (Vollmarsche These). Wie kommt das? Das kann man ja auch mal fragen. Wenn erbeten, gebe ich eine Antwort. Das Thema "Absorbierte Informatik" bleibt außen vor. Schlimm, ganz schlimm. Man versteht den Absorptionsprozess nicht. Das ist aber ein Problem der Informatik, nicht der absorbierenden Fächer. Man braucht "Informatik als Grundbildung". Ich wiederhole das wie der alte Cato mit seinem "Ceterum censeo, Carthaginem esse delendam". Und am Ende wurde Karthago zerstört. Cato ist meine Hoffnung.
NB (Bertal Dresen): Da einige dieser Gedanken nicht überraschen, nur so viel: Warum sollen sich Deutschlehrer die Köpfe zerbrechen über Ideen, die eine Mehrheit der Informatik-Fachexperten entweder nicht versteht oder nicht akzeptiert? Meine Sorge ist, dass Informatik-Professoren, die vorrangig unser Denken und Reden reformieren wollen, dabei evtl. vergessen, dass es ihre primäre Aufgabe ist, Studentinnen und Studenten auszubilden, damit sie hochqualifizierte Güter und Dienste konzipieren können. Würden Maschinenbauer und Chemiker anfangen zu philosophieren, würden einige Leute sagen: Schuster bleib bei Deinen Leisten! Frei nach Cato füge ich hinzu: Germaniam industriosam non esse delendam!
Am 29. 9. 2014 schrieb Volker Stiehl aus Erlangen:
AntwortenLöschenMir gefällt ein Satz besonders gut aus Manfred Broys Abstrakt, nämlich: "Bisher zielten die Modelle der Informatik eher auf den Lösungsraum (die abstrakte Rechenmaschine) und weniger auf den Problemraum (die Welt der organisatorischen oder physikalischen Prozesse)."
Der Satz geht runter wie Öl? Man möchte förmlich herausschreien "ENDLICH kapiert ihr es!!!". Und wo wird Prozessverständnis, Prozessdarstellung, Prozessumsetzung, Prozessanalyse, Prozessmethodik, Prozessarchitektur, Prozessmanagement usw. usw. in der Informatik unterrichtet? Wo bleibt der Informatik-Lehrstuhl, der sich dieses Themas ganzheitlich annimmt, mit den vielen neuen Herausforderungen, die sich insbesondere durch das IoT ergeben? Wir sollten dem IoT dankbar sein ̶ das ist Prozess-Automatisierung pur! Und wo bleibt ein abgestimmtes Curriculum zwischen Informatik und Wirtschaftsinformatik? Schließlich geht damit ein fundamentaler Wandel bei der Zusammenarbeit zwischen Informatikern und Wirtschaftsinformatikern einher. Sie sind es ja, die später eine vollständige Prozessausrichtung in den Unternehmen leben müssen. Wer vermittelt dieses Wissen? Fragen über Fragen.