Nichts
bestimmt das Leben einer Gesellschaft mehr als die Wirtschaft. Auf diese Wahrheit
muss immer wieder hingewiesen werden. ‚It‘s
the economy, stupid!‘ so formulierte es einst das Wahlkampf-Team Bill
Clintons. Mehrmals kam in diesem Blog der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz zu
Wort. Wenn Stiglitz zu aktuellen Fragen Stellung bezog, hörten ihm nicht nur
Wirtschaftswissenschaftler zu. Jeremy Rifkin (*1945) ist
Soziologe, Ökonom und Publizist. Er ist zwar weder Nobelpreisträger noch
Wirtschaftsprofessor, aber seine Einsichten in Fragen der Wirtschaft werden
mindestens so viel diskutiert wie die von Stiglitz. Ich habe mich in den
letzten 20 Jahren des Öfteren mit ihm befasst. Bekannt wurde er 1995 mit dem
Buch Das Ende der Arbeit und ihre
Zukunft. Im Folgenden will ich auf zwei seiner neuesten Bücher eingehen.
Dritte
industrielle Revolution
Das
Buch ‚Die dritte
industrielle Revolution‘ erschien 2011. Rifkins Vision ist die einer kohlenstofffreien
Zukunft. Die Zweite Industrielle Revolution fand bekanntlich statt, als es der
Menschheit gelungen war, zumindest in den Industrieländern durch den Abbau
fossiler Energien und dank der Nutzung der Elektrizität eine neue Stufe des
Wohlstands zu erreichen. Nicht nur gehen die fossilen Energien inzwischen zur
Neige. Es hat sich herausgestellt, dass ihre weitere extensive Verwendung nicht
ohne Auswirkungen auf Umwelt und Klima möglich ist. In dieser Diagnose sind
sich viele Menschen einig. Über die Therapie, d.h. die Abkehr vom derzeitigen
Wege, wird heftig diskutiert. Rifkin plädiert für eine totale Neuorientierung
der Energieversorgung, unterstützt durch den verstärkten Einsatz von moderner Informations-
und Kommunikationstechnik. Um das Ziel der CO2-freien Wirtschaft zu
erreichen, sei nichts weniger als eine Revolution erforderlich. Diese beruhe
auf fünf Säulen:
- Konsequenter Umstieg auf erneuerbare Energien
- Umwandlung aller Gebäude in Mikrokraftwerke
- Einsatz von Energiespeichern jeder Art
- Nutzung der Informationstechnik (Internet der Dinge), um Erzeugung und Verbrauch von Energie zu optimieren
- Umstellung des gesamten Transportwesens auf Elektro-Antrieb.
Das
Buch richtet sich primär an amerikanische Leser. Ihnen wird die Europäische
Union (EU) teilweise als nachahmenswertes Vorbild entgegengehalten. Die EU sei
für die Dritte Industrielle Revolution (DIR) gewappnet. Sie habe einen Plan,
ein Narrativ. Die USA würden sich lieber für ‚technische Kinkerlitzchen‘ aus
dem Silicon Valley interessieren, und glaubten an ihre Fortüne, anstatt etwas
zu tun. Er fände bei Kanzlerin Merkel und Kommissionspräsident Barroso echtes
Gehör, nicht jedoch bei Präsident Obama.
Laut
Rifkin erreichte die Globalisierung – wie er sie versteht ̶ im
Jahre 2008 ihren Gipfel. Die Finanzkrise sei zugleich der Anfang vom Ende der
auf Erdöl basierten Wirtschaft gewesen. An der Energiefrage würde sich außer
dem Schicksal unseres Planeten auch die Struktur der Wirtschaft entscheiden.
Der Kapitaleinsatz erkläre ohnehin nur 14% des wirtschaftlichen Geschehens. Der
Energieeinsatz sei ausschlaggebend. In Zukunft baue man auf dezentraler Energie.
Dadurch würde auch die zentralistisch oder hierarchisch organisierte Wirtschaft
durch eine laterale Wirtschaft mit einem horizontalen Markt abgelöst. Energie sei
jetzt überall zu finden. Für ihre Beschaffung bedürfe es keiner großen Konzerne
mehr. Eine kollaborative oder genossenschaftliche Organisation der Wirtschaft
gewinne an Bedeutung.
Rifkin
beschreibt ausführlich drei Vorzeige-Projekte, bei denen er (oder seine
Mitarbeiter) als Berater wirkten: die Stadt San Antonio, Texas, das Fürstentum Monaco,
sowie die Stadt Utrecht in Holland. Im Falle San Antonios wird das Ziel der
emissionsfreien Wirtschaft nur durch den Bau zweier neuer Atomkraftwerke (AKWs)
erreicht. Als die ausführende japanische Firma Toshiba die Kostenziele verfehlte
(statt 8,5 plötzlich 12,5 Mrd.$), kommt es fast zum Abbruch des Projektes. Es
wurde nach dem Umdefinieren der Ziele und dem Auswechseln der Verantwortlichen
schließlich fortgeführt. Aus deutscher Sicht interessant ist der Hinweis, dass
Dieter Zetsche 2009 bei einer verkehrspolitischen Tagung die besorgte
Bundeskanzlerin beeindrucken konnte mit der Aussage, dass Daimler-Benz plane,
im Jahre 2015 mit Brennstoffzellen für Autos, Lastwagen und Busse in Serienfertigung
zu gehen [Laut Wikipedia wurde das
entsprechende Planungsdatum inzwischen auf 2017 verschoben].
Für das
von Rifkin bereits vor 20 Jahren vorhergesagte Ende der massenhaften abhängigen
Beschäftigung böten sich jetzt Alternativen an, gerade im Energiesektor. Nur
muss der Staat helfen, den Wandel zu unterstützen, so wie er der Zweiten
Industriellen Revolution durch den massiven Ausbau des öffentlichen
Straßennetzes half. Jetzt gehe es darum, ähnlich wichtige
Infrastrukturmaßnahmen zu finanzieren, etwa durch die Förderung neuer Techniken
der Energiespeicherung, den Aufbau von elektrischen ‚Tankstellennetzen‘, die steuerliche
Begünstigung des ‚Car sharing‘ gegenüber dem privaten Autobesitz, usw.
Ein
sehr schönes Zitat, das auf den Chemiker und Biologen L.J. Henderson
zurückgehen soll, möchte ich unbedingt wiedergeben: ‚Die Wissenschaft verdankt der Dampfmaschine mehr als die Dampfmaschine
der Wissenschaft‘. Ersetzt man das Wort Dampfmaschine durch das Wort Computer,
ist es sehr aktuell.
Null-Grenzkosten-Gesellschaft
Infolge
des Fiaskos der UN-Klimakonferenz 2012 in Kopenhagen rückte das öffentliche
Interesse an der CO2-Revolution etwas in den Hintergrund. Rifkins
Beratungsunternehmen wandte sich daher einem andern Thema zu. ‘The Zero Marginal
Cost Society’
(deutsch: Null-Grenzkosten-Gesellschaft) so heißt das neueste 2014 erschiene
Buch aus Rifkins Schreibkammer. Die Grenzkosten (auch Marginalkosten) sind in der
Betriebswirtschaftslehre diejenigen Kosten, die durch die Produktion einer
zusätzlichen Mengeneinheit eines Produktes entstehen. Sie entsprechen den variablen Kosten, bezogen auf einen bestimmten Zeitpunkt im Verlaufe der Produktion. Den variablen Kosten stehen
die Fixkosten gegenüber. Sie fallen an, unabhängig von der Zahl der produzierten
Einheiten. Es ist seit über 50 Jahren bekannt, dass bei allen digitalen Produkten
die variablen Kosten sehr gering sind im Vergleich zu den Fixkosten. Die These
dieses Buches ist, dass dies auch bei nicht-digitalen, also physikalischen
Produkten der Fall sei, und dass dies die Gesellschaft verändere.
Es
fällt auf, dass der Begriff der Transaktionskosten in der Weise benutzt
wird, dass er die (Re-) Produktionskosten mitumfasst. Das ist nicht
selbstverständlich und sollte gesagt werden. Transaktionskosten im engeren
Sinne entstehen nämlich dann, wenn zwischen den an einem Geschäft beteiligten
Personen oder Unternehmen Kommunikationsbedarf, Verständigungsprobleme,
Missverständnisse oder Konflikte auftreten. Diese lassen sich reduzieren, indem
man Vermittler und Sublieferanten ausschaltet, also stark vertikal integriert.
Das ist aber nicht gemeint. Die zentrale Aussage, dass alle Profite in den
Transaktionskosten lägen, macht ̶ wenn überhaupt ̶ nur
bei der erweiterten Definition von Transaktionskosten Sinn. Dass Grenzkosten
die Tendenz haben gegen Null zu gehen, macht er an vier Beispielen fest:
- Informationsprodukte (Musik, Filme, E-Books, Software)
- Online-Kurse (MOOCs)
- 3D-Drucken (mit wiederverwendbaren Materialien)
- Grüne Energie (kostenlos von der Sonne).
Um
Gegenargumenten den Wind aus den Segeln zu nehmen, stellt Rifkin klar, dass er,
wenn er Grenzkosten Null sagt, in Wirklichkeit ‚nahe Null‘ meint. Jedenfalls
bestehe in diesen Fällen kein Grund Profit zu machen. Da alle Branchen die
Chance hätten, ihre Grenzkosten zu senken, würden Unternehmen, die Profit
anstreben, an den Rand gedrängt und damit der Kapitalismus insgesamt. Natürlich
spielt auch hierbei die Informations- und Kommunikationstechnik wieder eine
wesentliche Rolle. Es ist das viel gelobte ‚Internet der Dinge‘ (engl. internet
of things, Abk. IoT), das die Produktivität in nie geahnte Höhen treibt. Wieso
bei null Grenzkosten noch eine Produktivitätssteigerung sinnvoll und möglich ist,
entgeht mir allerdings. Wie von Rifkin in einem andern Buch (The Age of Access, 2000) verkündet, ist
der Besitz von Produktionsmitteln oder Gütern ohnehin passé.
Nach
Rifkin gehört die Zukunft der Gemeinwirtschaft. Er benutzt dafür eine
Bezeichnung, die neu ist und sich schwer ins Deutsche übersetzen lässt: Collaborative Commons. Sie ist
offensichtlich dem Begriff der Creative
Commons
nachempfunden, einer Lizenzierungsform, die in akademischen Kreisen einen guten
Ruf hat. Bei dem Begriff Commons (deutsch:
Gemeingut, Allmende) denkt jeder an die Tragik der Allmende, ein Essay des
Biologen und Ökologen Garrett Hardin von 1968. Es dauerte bis 1990, bis Elinor Ostrom, die spätere
Nobelpreisträgerin, das von Hardin geschaffene negative Bild wieder etwas
zurecht rückte.
‘Collaborative commons have entered main
stage’
ist die Kernthese, die Rifkin vertritt. Reaganismus und Thatcherismus seien
überwunden. Richard Stallman habe Bill Gates besiegt. Damit seine amerikanischen
Landsleute keine Angst bekommen, macht er eine zeitliche Prognose. Erst in der
zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts gerate der Kapitalismus in Gefahr. Vorher
würden beide Wirtschaftssysteme, die Kooperativen Commons und der Kapitalismus
koexistieren. Die Jugend tendiere ohnehin weg vom Besitz materieller Güter, hin
zu Diensten für die Gemeinschaft und zu mehr Transzendenz und Sinnfragen. Die
Bewegung ‚Occupy Wall Street` und die Proteste im Gezi Park in Istanbul seien
Vorboten gewesen.
Die
Entwicklung, die das Internet derzeit nehme, entspräche zwar eher der
Einzäunungsphase der Weiden als der Allmende. Dennoch sei der Marsch der
Vergemeinschaftung der Wirtschaft unübersehbar und unumkehrbar. Ähnlich fest
glaubte auch Karl Marx an die Zwangsläufigkeit der von ihm vorgesehenen
gesellschaftlichen Entwicklung. Es bereitete mir Schwierigkeiten im Verständnis,
dass auch die Verteilung von Strom, Wasser und Nahrungsmitteln selbst als Teil
des Internets der Dinge (IoT) bezeichnet wird, nicht nur die Verteilung von
Informationen zur Steuerung dieser Dinge.
Wenn
Rifkin fordert. dass alles getan werden muss, um den ökologischen Fußabdruck
(engl. oecological footprint) der Menschheit zu reduzieren, greift er
eigentlich das Thema des vorangegangenen Buches auf. Aber da ist bekanntlich noch
viel zu tun. Im Angesicht von Terror und ethnischen Konflikten in der Welt würde
der technische Fortschritt allein nicht ausreichen. Es bedürfe des ‚homo
empathicus’ in Verbindung mit dem verstärkten Einfluss der großen
Weltreligionen. Dass das Buch bei einigen Lesern große Hoffnungen erweckt,
zeigt folgende Beurteilung; „Ein
visionärer Ansatz, der so seit einem halben Jahrhundert kaum noch gewagt wurde
und unserem Denken und unserer Orientierung aufhelfen wird!“ Das Zitat
stammt von Sigmar Gabriel, dem deutschen Vizekanzler.
Losgetretene
Gedanken
Ich
will hier nur Gedanken wiedergeben, die mich beim Lesen des zweiten Buches
beschäftigten. Das erste Buch ist vergleichsweise harmlos, ja uninteressant.
Beim zweiten Buch sträubte sich Einiges. Dennoch fasse ich meine Kommentare
unter zwei Teilthemen zusammen.
Informationsgüter
Niemand hat die
Problematik klarer dargestellt als Jaron Lanier [1]. Lanier ist sowohl Musiker/Komponist
wie Informatiker. Aufgrund der Digitalisierung verschob sich die Machtbasis
zwischen Produzent und Konsument zu Gunsten des Konsumenten. Das
Informationsprodukt kann (fast) ohne Grenzkosten auch vom Nutzer reproduziert
werden. Deshalb kann der Urheber seine Kosten kaum noch über den Verkauf von
Kopien wieder hereinbekommen. Er muss andere Wege suchen, um seinen
Lebensunterhalt zu verdienen, etwa Konzerte geben oder Andenken (e.g. T-Shirts)
verkaufen. Zu sagen, Informationsgüter seien kostenlos, ist eine Irreführung.
Fixe Kosten sind auch Kosten. Wenn bestimmte Marktteilnehmer in der Lage oder
bereit sind, auf die Erstattung ihrer Kosten zu verzichten, räumen sie andern
Marktteilnehmern einen Vorteil ein. Diese können sich dann Dinge leisten, die
normalerweise für sie unerschwinglich wären, oder sie erhöhen ihren eigenen
Profit.
Auch bei vielen
Nicht-Informationsprodukten verschieben sich die Kosten von der Reproduktion in
Richtung Planung und Entwurf, also von variablen zu fixen Kosten. Das kann eine
Folge der gestiegenen Produkt-Komplexität sein, aber auch eine Folge der gestiegenen
Sensibilität der Nutzer, etwa wegen des Umweltbewusstseins oder des Lärmschutzes.
Aus diesen Fällen eine neue Wirtschaftsordnung abzuleiten, ist sehr mutig, aber
wenig realistisch. Es besteht kein Grund anzunehmen, dass die Welt nur aus Information
besteht, oder dass wir von Information allein leben können. Bits und Atome
gleichzusetzen, führt nicht weit.
Gemeinwirtschaft
Gemeinschaftlich
betriebene Wirtschaftsunternehmen gab es in Europa seit dem Mittelalter. Der
Fachbegriff heißt Genossenschaft. Die Allmende war
und ist eine Form von Genossenschaft. In Amerika spielten Genossenschaften nie
die Rolle, die sie in Europa spielten und spielen. Erst der ‚New Deal‘ unter
Roosevelt änderte die Grundhaltung vieler Amerikaner. Sozialisten wurden sie
trotzdem nicht.
Genossenschaften
können den Einkauf von Rohstoffen oder Handelsware betreiben. Sie können Produktion
und Vertrieb unterstützen. Sehr bekannt sind Kreditgenossenschaften und Wohnungsbaugenossenschaften.
Den Anteil von Genossenschaften an der gesamten Wirtschaft schätze ich auch in
Deutschland auf deutlich unter 50%. Ihr Anteil steigt in wirtschaftlich schwierigen
Phasen meist an.
Referenz
1. Buchbesprechung Lanier, J.: You Are Not a Gadget. In: Informatik-Spektrum 33,3 (2010), 332-333 [Kopie im Netz]
Ich habe noch einmal nachgelesen, was ich 2010 über Laniers Buch geschrieben hatte. Es gefällt mir immer noch. Da diese Rezension noch in die Papierzeit fiel, habe ich sie nachträglich ins Netz gestellt. Nur die drei mittleren Abschnitte betreffen unser aktuelles Thema.
AntwortenLöschenWer ist Jaron Lanier? So werden am 12. Oktober 2014 einige Leute fragen. Darunter werden bestimmt auch Informatiker sein. Lanier empfängt dann in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Der Erfolgsautor Jeremy Rifkin wurde gestern Abend ab 22:15 Uhr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen (ZDF) den deutschen Zuschauern vorgeführt. Er nutzte die Gelegenheit, um das Ankunftsdatum des (Freizeit-) Sozialismus zu präzisieren. Es wird im Jahre 2055, also in 40 Jahren sein. Das Gute an dem Datum ist, dass dann er und ich tot sind. Seine sonstigen Erklärungen wurden vom Gemurmel eines Dolmetschers überlagert.
AntwortenLöschenDie Vertreterin der Zuschauer, die Journalistin Maybrit Illner, wollte Genaues zum Thema 3D-Drucken wissen, nämlich ob sie sich dann ihr Auto zuhause statt in einer Fabrik bauen würde. Das wurde bejaht, mit der Bemerkung, dass sie aber später gar kein Auto mehr bräuchte. Der anwesende Ex-Umweltminister Peter Altmaier meinte, dass das wohl noch einige Zeit hin sei, und dass er (bei seiner Körperfülle) sich vermutlich nicht in dem von der Journalistin gedrucktem Gefährt sehr wohl fühlen würde.
Anders reagierte die Spitzenkandidatin der Piratenpartei für den Landtag von Brandenburg. Anke Domscheit-Berg kam schon letztes Jahr in diesem Blog zu Wort. Das Wahlprogramm ihrer Partei fordere inzwischen die Anschaffung von 3D-Druckern für alle Schulen in Brandenburg. Schließlich sei ihr Vater Stellmacher gewesen, und kaum jemand wisse heute noch, was diese Leute einst machten. Auch die anwesende Vertreterin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi versicherte den Zuschauer, dass man ihrerseits diese Entwicklungen genauestens verfolge,
Gefragt, ob er auch Facebook und Google für zu mächtig hielte, wich Rifkin aus. Man solle nicht vergessen, was diese Firmen für die Kommunikation zwischen Menschen, und damit für den Zusammenhalt der Gesellschaft täten. Um zu zeigen, dass es in Deutschland auch Unternehmer gibt, die sich über neue Geschäftspotentiale Gedanken machen, war ein Herr Froh (nomen est omen) der Firma WunderCar eingeladen. WunderCar vermittelt Mitfahr-Gelegenheiten im Netz. Er meinte, dass seine Software-Entwickler ganz schön hart ran mussten. Deshalb möchte er seine Firma auch nicht an Uber verkaufen. Uber kommt aus Amerika und breitet sich gerade in Europa aus. Dass deutsche Gerichte die Firma Uber ernsthaft aufhalten könnten, glaubte doch wohl niemand. Er habe bereits Verhandlungen mit Versicherungen aufgenommen, um Mitfahrer besser abzusichern. Uber könnte dies auch, wenn sie wollte.
Mehr über die Sendung können Sie heute in zwei Beiträgen der FAZ lesen.
Am 12.9.2014 schrieb Hartmut Wedekind aus Darmstadt:
AntwortenLöschenDer Herr Rifkin sieht etwas elementar falsch in Sachen Grenzkosten. Hier eine Rekapitulation. Sei: f(x) = Gesamtkosten in Abhängigkeit von der Produktmenge x: f(x)/ x = c Durchschnittskosten oder Stückkosten. Wir wenden die Quotientenregel des Differenzieren an (http://de.wikipedia.org/wiki/Quotientenregel), dc / dx = { f‘(x) x - 1 f(x) } / x2 = 0, um das Kostenminimum zu finden. Daraus im Optimalfall: f‘(x) = f (x) / x. Oder in Worten: Da wo die Grenzkostenkurve die Stückkostenkurve schneidet, liegt das anzustrebende Stückkosten-Minimum.
Ist f(x) linear, was häufig angenommen wird, brauchen wir eine unendliche Stückzahl x, um das Rifkinsche „Grenzkosten = 0“ oder f‘(x) =0 als Optimum zu erreichen. Das Internet ist in der Tat das Netz der großen Stückzahlen. Aber das Rifkinsche „Grenzkosten =0“ fällt nicht so einfach vom Himmel. ‚It isn‘t that easy.‘ Große Stückzahlen müssen hart erarbeitet werden, was jede Luftverkehrsgesellschaft beim Vollstopfen ihrer Maschinen mit Menschen weiß.