Von außen ist das Gerät dem alten sehr ähnlich. Es ist etwas flacher. Dafür
ist es statt 11 cm allerdings 13 cm lang. Es passt also nicht mehr in meinen
Halfter (engl. holster). Im Moment dient ein weiches Brillenetui als
Schutzhülle. Die Portierung meines Betriebssystems (IOS 9) und meiner
Anwendungen übernahm dankeswerterweise ein jüngeres Familienmitglied. Meine 120 Apps wurden auf
meinem Desktop zwischengespeichert (engl. backup) mit allen Daten, d.h. Fotos
und Musik. Das System iTunes bot sich als Zwischenspeicher an. Die iCloud, die
das normalerweise schneller macht, war gerade nicht verfügbar.
Innerhalb weniger Stunden wurden anschließend alle Apps voll automatisch auf
das neue Gerät portiert. Ein Eingreifen war nicht erforderlich. Man konnte
zusehen, wie eine App nach der anderen wieder Farbe annahm. Nur zwei
Anwendungen wollten nicht mehr laufen. Das Navi-System Navigon, das von der
Telekom als kostenloses Angebot zur Verfügung stand, erinnerte daran, dass die
zwei Jahre des kostenlosen Betriebs abgelaufen seien. Ich musste eine Zusatzfunktion
kaufen, um es wieder zu aktivieren. Ich entschied mich für den Fußgängerzusatz
für 4,99 Euro (engl. urban guidance feature). Die App, die ich benutze, um mich
an Geburtstage meiner Kontakte zu erinnern (engl. birthday reminder) gab es
nicht mehr. Ich musste eine neue kostenlose App finden und installieren. Übrigens
hätte ich mir diese Installation sparen können, da die neueste Kalenderversion
von Apple diese Information auch liefert.
Eine technische Neuerung sticht hervor. Ich habe jetzt die Wahl, mich
entweder per Code oder per Fingerabdruck als Besitzer des Smartphones zu
identifizieren. Sowohl Daumen wie Zeigefinger der rechten Hand öffnen jetzt das
System für mich. Hier wird also dem zunehmenden Alter Tribut gezollt. Es soll
ja Senioren geben, denen es schwer fällt, einen vierstelligen Schlüssel zu
behalten.
Wie weit ich die hoch gepriesene 3D-Funktion (engl. 3D touch) der
Benutzerschnittstelle verwenden werde, wird sich erst in den nächsten Wochen
herausstellen. Auch die erhöhte Leistungsfähigkeit des Rechners wird sich erst
im Dauerbetrieb zeigen. Die Auflösung des Bildschirms ist deutlich besser. Auch
das kommt älteren Nutzern entgegen. Da ich außerdem über ein iPad verfüge, habe
ich jetzt die Wahl, wo ich lange Texte lese oder Fotos ansehe. Ob sich meine
Arbeitsverteilung verschieben wird, muss sich herausstellen. Ich werde jedenfalls
den SPIEGEL weiterhin auf dem iPad Air lesen. Auch die Fernsehfilme und
Fußballübertragungen bleiben auf Tablets. Die Spielkarten bei Solitaire sehen auf
dem iPhone 6s echt schöner aus als auf dem iPhone 4. Das ist nur ein Beispiel, allerdings ein nicht ganz
unwichtiges.
Über Nachteile kann ich noch wenig sagen. Sie wird es auch geben. Es
ist jetzt schon nicht zu übersehen, dass die Batterie mehr beansprucht wird.
Alle Testberichte, die ich las, hoben diesen Punkt hervor. Nicht nur die Nutzer
von Smartphones hoffen hier sehnlichst auf den technischen Fortschritt. Auch
der gerade verunsicherten Automobilindustrie könnten bessere Batterien helfen.
Nachtrag
Nachdem ich mich in diesem Bericht leicht positiv
über ein Produkt der Firma Apple geäußert hatte, bekam ich anschließend gleich
ein schlechtes Gewissen. Würde ich Jonathan Franzen, dem US-Erfolgsautor,
folgen, würde ich meine Zeit nicht darauf verschwenden, seine Texte auf meinem
iPad zu lesen, sondern stattdessen würde ich nur noch eigene Geschichten erzählen.
Im SPIEGEL 40/2015 ist Franzens Festrede aus dem Jahre 2012 an der UC in Santa
Cruz wiedergeben. Darin heißt es:
Die ikonischen Helden der Gegenwart sind
Tech-Unternehmer Steve Jobs, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos. Das hat etwas
Deprimierendes, oder? Eine Handvoll nachweislich nicht sehr netter weißer
Männer darf sagenhaft reich und berühmt werden, während wir anderen 99,99
Prozent weiter nach den Regeln spielen, fair miteinander umzugehen versuchen
und unterdessen nicht aufhören können, diese skrupellosen weißen Männer noch
reicher zu machen, indem wir ihre Produkte benutzen.
Dass er es (wie dem weiteren Verlauf der Rede zu entnehmen) erlaubt, für eigene schriftstellerische Arbeiten einen iMac
zu verwenden, ist schon sehr gnädig. Mein Dell PC kommt für Literaten
anscheinend nicht in Frage. Wie gut, dass wir Techniker eigene Gedanken und
Präferenzen haben dürfen. Dass Literaten und Künstler sich in Fragen von
Wirtschaft und Technik äußern, kann und soll niemand ihnen verbieten. Schlecht
wäre es nur, wenn man auf ihren Rat angewiesen wäre, oder sich von ihnen belehren ließe.
Heute schrieb Otto Buchegger aus Tübingen:
AntwortenLöschenSpiegelt es (wie bisher alle Produkte) oder ist auch im Freien bei Sonnenlicht gut lesbar?
Da scheint sich etwas getan zu haben. Ich kann E-Mails besser lesen. Der Bildhintergrund ist nicht weiß, sondern grau und die Schrift ist größer.
LöschenIch schließe aus der vorsichtig formulierten Antwort, dass es immer noch spiegelt!
AntwortenLöschenDa kann ich mich noch nicht festlegen.
LöschenDer objektive Test ist einfach: Im Freien das Display mit einer Kamera fotografieren. Sieht man auf dem Bild die Kamera, dann spiegelt es!
AntwortenLöschenDas scheint nicht der Fall zu sein. Ich lasse Ihre Frage dennoch offen.
LöschenNB: Was mich etwas amüsierte (aber nicht beunruhigte), war die Beobachtung, dass im Abstand mehrerer Stunden immer wieder Apps sich meldeten, und fragten, ob sie dieses oder jenes dürften. Die Migration von einer Gerätegeneration zu einer anderen war wohl doch ein Schock, von dem sie sich erst langsam erholten.