Peter Liggesmeyer (Jahrgang 1963) ist seit 2015 der geschäftsführende
Leiter des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles
Software Engineering (IESE) in Kaiserslautern. Er ist seit 2004 Inhaber des Lehrstuhls „Software Engineering: Dependability“ an der TU
Kaiserlautern und leitet seit 2014 die Gesellschaft für Informatik (GI) als deren Präsident. Er ist Gründer der
Fraunhofer-Allianz Embedded Systems, deren Sprecher er von 2010 bis 2013 war.
Von 2004 bis 2014 war Liggesmeyer der wissenschaftliche Leiter des Fraunhofer
IESE. Von 2000 bis 2004 war Liggesmeyer Ordinarius
an der Universität Potsdam und Leiter des Fachgebiets „Softwaretechnik“ am
Hasso-Plattner-Institut für Software-systemtechnik in Potsdam. Von 1993 bis 2000
war er Projektleiter in der Zentralabteilung Forschung und Entwicklung der
Siemens AG in München. Er hat ein Diplom in Elektrotechnik (1988) von der
Universität Paderborn und wurde 1992 an der an der Ruhr-Universität Bochum (bei
Helmut Balzert) promoviert und habilitiert (2000). Liggesmeyer ist Träger des Software-Engineering-Preises
der Ernst-Denert-Stiftung (1993) und Autor zahlreicher Fachartikel und Fachbücher,
insbesondere des Standardwerks „Software-Qualität“
(2002, 2. Aufl. 2009).
Bertal
Dresen (BD):
Die Gesellschaft für Informatik (GI), deren Präsident Sie zurzeit sind, ist
zweifellos die mit Abstand wichtigste Fachgesellschaft für Informatik im
deutschsprachigen Raum. Gerne komme ich auf Ihr Angebot zurück, einige Fragen
zur GI zu diskutieren, die meine Leser und mich interessieren. Im Oktober 2012,
also vor rund drei Jahren, führte ich in diesem Blog ein Interview mit Stefan
Jähnichen,
in dem auch über seine zurückliegende Zeit als GI-Präsident gesprochen wurde.
Jähnichen wünschte sich mehr junge und aktive Mitglieder. Ist sein Wunsch in
Erfüllung gegangen? Wenn es nicht der Fall war, haben Sie noch Hoffnung auf
eine Wende oder leidet die GI auch unter der oft beklagten Vereinsmüdigkeit
junger Menschen? Was tut sich sonst bezüglich der Mitgliederentwicklung?
Peter
Liggesmeyer (PL):
In der Tat leidet auch die GI unter der allgemeinen Vereinsmüdigkeit. Viele
Informationen, Hintergründe und sogar Expertennetzwerke, die früher exklusiv in
einer Vereinsstruktur wie der GI angeboten werden konnten, sind heute offen und
für jedermann im Internet verfügbar. Die GI verzeichnet daher seit Längerem
einen Mitgliederschwund, der sich primär aus einer aus unserer Sicht zu
geringen Rate von Neueintritten begründet. Dieses Missverhältnis aus Ein- und
Austritten in unsere Fachgesellschaft konnte allerdings in der ersten Amtszeit
meiner Präsidentschaft verringert werden.
Das ist
Maßnahmen geschuldet, die wir im Vorstand ergriffen haben, z.B. den so genannten
„Schnuppermitgliedschaften“, die einen niedrigschwelligen Eintritt vor allem
für jüngere Menschen in unseren Verein ermöglichen sollen. Wir haben jüngst die
ersten Zahlen hierzu validiert und sind mit einer Rate von rund 50 %
Neumitgliedern aus dieser Aktion sehr zufrieden. Dies ist ein schöner Beweis
dafür, dass wenn man die Strukturen und Netzwerke der GI einmal erlebt hat,
auch gerne dort Mitglied wird. Die
Gewinnung weiterer GI-Mitglieder ist mein Ziel Nummer 1.
Um zudem
ein besseres Verständnis über den „Mythos“ GI-Mitglieder zu erhalten, haben wir
jüngst den Arbeitskreis Stärkung der GI
mit Vertretern aus Fellows, Junior Fellows, Geschäftsstelle und Vorstand sowie
weiterer Ehrenamtlicher einberufen und eine Mitgliederdatenaktualisierung und
Interessenabfrage vorgenommen. Ich stütze mich gern auf Fakten und nicht auf
Annahmen. Die Fakten sind: Die Altersstruktur und die Mixtur aus
Wissenschaftlern und Wirtschaftsvertretern sind in Ordnung. Wir haben nach wie
vor einen Mitgliederschwund. Das Problem ist erkannt und wird mit Hochdruck
bearbeitet. Verbesserungstendenzen sind bereits vorhanden.
BD: Welche großen Themen
beschäftigen Sie und ihre Vorstandskollegen zurzeit? Welche Themen wurden von
außen an die GI herangetragen? Welche Wünsche kamen von innerhalb der
Mitgliedschaft? In welchen Fällen wurde eine zufriedenstellende Lösung
gefunden? Welche Themen werden Sie vermutlich an Ihre Nachfolger vererben?
PL: Ich habe mich seit
meiner Wahl zum Präsidenten sehr engagiert, die GI nach Außen zu positionieren.
Eine Fachgesellschaft, die an den relevanten Stellen nicht in Erscheinung
tritt, ist irrelevant. Mir ist wichtig, dass die GI zu Informatikthemen gehört
wird und mitgestaltet. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Ich
bin unbescheiden genug, zu behaupten, dass wir an dieser Stelle in der jüngeren
Vergangenheit viel erreicht haben und kann das an einigen wenigen Beispielen
festmachen:
- Die GI hat gemeinsam mit dem BMBF im
Wissenschaftsjahr 2014 die Initiative „Deutschlands digitale Köpfe“
ausgerichtet. Wir haben mit den ausgewählten 39 digitalen Köpfen ideale
Multiplikatoren für unsere Informatikthemen gekürt.
- Die GI hat bilaterale Kooperationsvereinbarungen mit
zahlreichen Verbänden geschlossen, z.B. mit „Deutschland sicher im Netz“,
„MINT Zukunft schaffen“, dem FZI, dem Bundesamt für Sicherheit in der
Informationstechnik (BSI, dem Bundesverband IT Mittelstand (BITMi) oder
dem Verband der deutschen Internetwirtschaft eco.
- Die GI hat den Multiplikatorenstatus der Allianz für
Cybersicherheit erhalten und ist in den Beirat dieser Allianz aufgenommen
worden.
- Der erste parlamentarische Abend der GI in Berlin
war mit rund 100 Teilnehmern – darunter über ein Dutzend Parlamentarier ̶ ein voller Erfolg und führte überdies zu
einer Anhörung der GI im Bundestagsausschuss „Digitale Agenda“ zum Thema
„Industrie 4.0 ̶ Safety meets Security“.
- Erstmals unterstützt die GI gemeinsam mit dem FZI Karlsruhe
die Begleitforschung zum so genannten „Smart Data“-Technologieprogramm des
Bundeswirtschaftsministeriums.
- Und die GI ist mittlerweile durch die vier Ministerien BMWi, BMBF, BMI und BMJV in vier Arbeitsplattformen und somit drei Handlungsfelder des neu ausgerichteten IT-Gipfels der Bundesregierung eingebunden.
Im
Innenverhältnis sind sicherlich die Grand Challenges, sowie Themen rund um die
Gewinnung neuer Mitglieder hervorzuheben, die meines Erachtens noch sehr lange
auf der Agenda stehen werden. Und ein besonders wichtiges Fachthema, zu dem wir
als GI maßgebliche Beiträge geleistet haben, ist das aktuelle Thema
„Sicherheit“.
BD: Über ein Thema
hatten wir beide uns vor einigen Wochen ausgetauscht. Es ist die Attraktivität der
GI für Praktiker. Ich hatte beklagt, dass die GI immer wieder in das frühere
Klischee eines Professorenvereins zurückfällt. Sie meinten, dass sich in den
letzten fünf Jahren gerade in dieser Hinsicht Einiges verbessert habe. Können
Sie dies näher belegen. Gibt es Zahlen für den Anteil von Hochschulangehörigen und
Praktikern unter der GI-Mitgliedschaft, insbesondere bei dem aktiven Teil? Was
soll der geplante Beirat für Wirtschaft bewirken?
PL: Mir liegt daran,
die GI als echte Fachgesellschaft zu etablieren, die sich allen Aspekte des
Fachs Informatik widmet. Das muss sowohl die Wissenschaft als auch die Praxis
einbeziehen. Im aktuellen GI Vorstand ist uns dies beispielsweise bereits eindrucksvoll
gelungen: Simone Rehm ist bis vor Kurzem noch als CIO bei Trumpf Maschinenbau
aktiv gewesen. Christof Leng arbeitet mittlerweile bei Google in Irland und im
erweiterten Vorstand ist mit Christine Regitz eine Vertreterin des SAP Aufsichtsrats
in unseren Vorstandsstruktur aufgerückt. Damit ist der „Praktikeranteil“ in
diesem Gremium so hoch wie noch nie.
In den
Leitungen der GI-Gliederungen – beispielsweise Fachbereichen, dem Präsidium
oder auch den Beiräten – sind Wirtschaftsvertreter einerseits
unterrepräsentiert. Andererseits ist doch ganz klar, dass die inhaltlichen
Diskussionen zum Fach Informatik eher in Workshops und Konferenzen geführt
werden, die z.B. von GI-Arbeitskreisen und Fachgruppen veranstaltet werden,
und bei denen durchaus Wirtschaftsvertreter nicht zwingend in der Minderheit
sind. Menschen engagieren sich eben dort, wo es aus ihrer Sicht sinnvoll ist.
Dennoch möchte ich gerne Strukturen schaffen, die klar erkennbar die Relevanz
der GI für Wirtschaftsvertreter unterstreichen und Themen für die Wirtschaft in
der GI vorantreiben. So ist auch der geplante Beirat für Wirtschaft zu
verstehen, der im ersten Schritt Kontakt zu unseren korporativen Mitgliedern
suchen wird.
BD: Die GI ist ̶ neben
den Fakultäten- bzw. Fachbereichstag Informatik ̶ offensichtlich
federführend, was die Definition und die Fortentwicklung von Studiengängen an
Hochschulen betrifft. Das gilt sowohl für die Informatik wie die
Wirtschaftsinformatik. Wie sehen Sie diese Aktivität? Wie oft müssen Ausbildungsinhalte
an die technische Entwicklung angepasst werden? Wie geschieht dies? Haben dabei
die Kunden der Ausbildungsstätten hinreichenden Einfluss? Üben diese ihre
Einflussmöglichkeiten überhaupt aus?
PL: Das ist richtig: Die
GI versucht seit jeher auf Aus- und Weiterbildung in der Informatik Einfluss zu
nehmen. Aktuell gibt es intensive Diskussionen um das Schulfach Informatik. Die
GI hat kürzlich die „3. Dagstuhl-Erklärung zur informatischen Bildung in der
Schule 2015“ verabschiedet. Wir sind außerdem in die Diskussionen zu diesem
Thema im Rahmen des IT-Gipfels involviert. Lehre und Forschung sind – wie wir
ja bereits festgestellt haben – traditionelle Schwerpunkte in der Arbeit der
GI. Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer sind oft in der GI organisiert und
arbeiten dort auch an der Novellierung von Lehrinhalten. Dazu existieren zum
Teil auch eigenständige Veranstaltungen, z.B. die SEUH-Tagung. Ich würde an
dieser Stelle auch sehr gern die Involvierung von Wirtschaftsvertretern
intensivieren, um deren Anforderungen berücksichtigen zu können.
BD: Über die Entwicklung
des Bedarfs an Informatikern und Informatikerinnen wird lebhaft diskutiert,
seit es den Studiengang gibt. Was ist Ihre Meinung dazu? Welche Qualifikationen
werden in Zukunft am meisten gefragt sein? Welche Rolle spielt heute (und in
Zukunft) das Wissen über Anwendungsgebiete? Wie wird es am besten vermittelt?
Was halten Sie von der Meinung Ihres Amtsvorgängers Roland Vollmar, dass sich die
Informatik in die Anwendungsdisziplinen diffundieren wird? Mit andern Worten:
Wird die Informatik trivial und bedeutungslos?
PL: Ich glaube schon,
dass die Verbindung zwischen der Informatik und ihren Anwendungsbereichen
intensiver werden wird. Dadurch wird die Bedeutung der Informatik aber eher zu-
als abnehmen. Wir sehen diese Entwicklung doch bereits seit Langem:
Automobilbau ist heute kein reiner Maschinenbau mehr, sondern eine Disziplin
mit einem hohen Informatik-Anteil. Das Gleiche gilt für Medizintechnik, den Maschinen-
und Anlagenbau, den Bereich der Energieversorgung und viele weitere Anwendungsbereiche.
Ein Maschinenbauer ohne Informatik-Expertise ist daher auf die Herausforderungen
der Praxis schlecht vorbereitet. Der reine Informatiker, der nur seine enge
Sparte aus der Informatik beherrscht, ist aber ebenfalls schlecht präpariert
für die Zukunft. Der zukünftige Informatiker wird neben einem profunden Informatik-Wissen
auch in der Lage sein müssen, Schnittstellen zu anderen Disziplinen zu bedienen.
Die Informatik wird sich zunehmend öffnen müssen, was selbstverständlich auch
Konsequenzen für die Lehrinhalte von Studiengängen haben wird. Ich sehe die
Zukunft einer solchen Informatik sehr positiv.
BD: Seit Jahrzehnten –
und nicht erst seit Edward Snowdens Enthüllungen – wird das Thema Sicherheit an Informatiker herangetragen. Man
kann das Ganze auch vereinfacht als Schutz der Privatsphäre und Schutz vor
Industriespionage bezeichnen. Arbeitskreise der GI haben sich in den letzten
Jahren intensiv mit den rechtlichen und technischen Aspekten der Ausspähung von
Daten sowie der Sicherheit von E-Mails befasst. Die GI hat damit Einiges für
die Bewusstseinsbildung getan. Was kann eine Fachgesellschaft wie die GI
zusätzlich tun? Was ist geplant? Ist die Vergabe großer Forschungsprojekte auf
diesem Gebiet, etwa durch die EU, mehr als nur Aktionismus?
PL: Die GI befasst sich
seit Langem mit dem Thema Sicherheit. Als Konsequenz daraus sind wir in der
Lage konkrete Vorschläge für den Umgang mit Sicherheit vorzulegen. Aufgrund
unserer intensivierten Außenkontakte werden diese Vorschläge nun auch
wahrgenommen und in die richtigen Kanäle eingespeist. So gibt es z.B. eine
Vorlage der GI im Rahmen des vom Bundesinnenministerium gesteuerten Handlungsfeld
des IT-Gipfels, das das Thema Sicherheit adressiert und konkret das Thema
Verschlüsselung gemeinsam mit großen Unternehmen wie DTAG und 1&1 in der
Breite der Gesellschaft zu verankern. Ich habe als GI-Präsident kürzlich – wie
eingangs erwähnt ̶ auf Einladung des Bundestagsausschusses „Digitale
Agenda“ zum Thema berichtet. Ich halte die aktuellen Aktivitäten in der Politik
und vor allem die zur Verfügung gestellten Forschungsgelder in Deutschland und
Europa nicht für Aktionismus. Sicherheit ist ein kompliziertes Thema, zu dem
nach wie vor noch unbeantwortete Fragen existieren.
BD: Sie betonen immer
wieder, dass die GI von vielem Organisationen und Gremien um Rat gefragt wird.
Welche Dinge wollen und können andere Fachgesellschaften oder Organisationen
von der GI lernen? Als die GI vor 45 Jahren gegründet wurde, musste man noch
erklären, was Informatik ist und kann. Dieses Wissen darf man doch heute
voraussetzen, oder täusche ich mich? Was kann die GI von anderen technischen
Fachgesellschaften lernen, etwa von denen im Automobil- und Maschinenbau? Ich
meine primär die Fachgesellschaften und nicht deren Fachgebiete.
PL: Es ist nach meinem Verständnis eine zentrale Aufgabe
einer Fachgesellschaft, ihr Fach in allen Belangen zu vertreten. In dem Maße,
in dem die Relevanz von Informatik-Themen ansteigt, musste daher auch die GI
aktiv werden. Genau das haben wir in der jüngeren Vergangenheit erreicht. Ich
hätte Schwierigkeiten damit, wenn die Bundesregierung eine digitale Agenda ohne
Beteiligung der GI ersinnen würde. Glücklicherweise wird unsere Meinung aber
wahrgenommen und geschätzt. Ich glaube, dass wir als Fachgesellschaften weniger
voneinander lernen können, als vielmehr miteinander, durch die Gestaltung
gemeinsamer Inhalte.
BD: Täuscht das Gefühl,
dass die GI gerne Veranstaltungen durchführt zu Themen wie Industrie 4.0,
Internet der Dinge, Big Data, und dgl. vorwiegend um aktuelle Hypes zu
bedienen? Welche forschungs- oder industriepolitischen Ziele verfolgen solche
Veranstaltungen? Werden dabei auch genuine Beiträge aus der Informatik zu
diesen Themen behandelt ̶ egal ob von deutschen oder nicht-deutschen
Fachkollegen stammend? Werden außer Forschungsvorhaben auch Lösungen diskutiert,
die innerhalb der nächsten 3-5 Jahre praktische Relevanz haben können?
PL: Ich halte die
Themen Industrie 4.0, Internet der Dinge oder auch Big Data nicht für Hypes.
Ich bin der Überzeugung, dass es sich dabei im Kern um wichtige langlebige Informatik-Themen
handelt, die gesellschaftlichen Zündstoff und zudem auch noch eine hohe
Relevanz in vielen Anwendungsbereichen haben. Ich wünsche mir, dass die GI hier
Einfluss nimmt und dieses Feld nicht anderen überlässt. Jemand, der Praxisnähe
begrüßt, müsste eine Befassung mit diesen Themen eigentlich schätzen. Zur Frage
der Projekte der GI mit praktischer Relevanz verweise ich zudem auch gerne
nochmals auf das jüngst mit dem BMWi vereinbarte Begleitforschungsprojekt im
Bereich „Smart Data“. Hier werden 13 Technologieprojekte mit maßgeblicher
Wirtschaftsbeteiligung seitens der GI vernetzt und zum interdisziplinären
Austausch befördert, genauso wie es unsere Satzung seit 1969 vorsieht. Ergebnisse
aus diesen 13 Projekten werden 2018 erwartet.
BD: Zum Schluss noch zwei
Fragen zu Ihrer Arbeit in Kaiserslautern. Mein Interview mit Dieter
Rombach
im Juni 2011 war eines der ersten in diesem Blog. Sie haben – wie ich weiß –
Rombachs Amt als Direktor des IESE übernommen. Welche wichtigen Ergebnisse aus
den damals von Rombach beschriebenen Aktivitäten liegen inzwischen vor? Was hat
sich seither geändert, sei es in Bezug auf die Herkunft und Höhe der Fördermittel,
die Akzeptanz der Forschungsergebnisse in der Industrie, das Angebot
qualifizierter Fachkräfte, und dgl.?
PL: Das Fraunhofer IESE
ist – damals ganz richtig – als Software Engineering-Institut gegründet worden.
Mittlerweile liegt sein Schwerpunkt im Bereich des Systems Engineering. Diese
Umsteuerung ist in der jüngeren Vergangenheit bewusst vollzogen worden. Sie ist
durch die Veränderung der Informatik motiviert, die ich bereits ausführlich
beschrieben habe. Empirie ist für uns mittlerweile ein selbstverständlicher
Bestandteil guter Forschungsarbeit, so dass wir dies kaum noch explizit betonen,
sondern implizit mit erledigen. Das Institut ist in der Förderlandschaft gut
positioniert, und partizipiert insbesondere an strategischen Projekten des
Landes Rheinland-Pfalz, des Bundes und der EU. Fraunhofer-Institute benötigen
immer eine Akzeptanz der Forschungsergebnisse in der Industrie.
BD: Hat sich die Idee der
regionalen Kooperation zwischen Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden
bewährt? Welche Ergebnisse müssten mir aufgefallen sein? Haben Sie Bayern,
Bremen und Berlin die öffentlichen Fördertöpfe mit Erfolg streitig gemacht?
Gibt es signifikante Neugründungen in der Region? Wer außer der
Automobilbranche hat sich als deutsches Informatik-Schwergewicht entpuppt?
PL: Ich bin sicher,
dass wir in Deutschlands Süd-Westen gut positioniert sind. Dafür gibt es viele
Belege. So wird z.B. der Software-Cluster auch maßgeblich durch die Standorte
Saarbrücken, Kaiserslautern und Darmstadt vorangetrieben. Ich beobachte an
meinem eigenen Standort Kaiserslautern eine sehr ausgeprägte Schärfung des
Profils. Das zeigt bereits positive Konsequenzen – auch beim Anteil an
Fördertöpfen.
BD: Lieber Herr
Liggesmeyer, vielen Dank für dieses ausführliche Interview. Wie Sie wissen, bin
ich bereits 60 Jahre in der Informatik (früher meist Datenverarbeitung genannt)
tätig und 45 Jahre lang GI-Mitglied. Dass meine Wunschliste an die Repräsentanten
des Fachs etwas anders ausfällt als die von Kollegen, die gerade die Informatik
für sich entdeckten, sollte Sie nicht überraschen.
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