Das Thema Geld ist zweifellos
sehr interessant. Es beschäftigt viele Menschen. Auch mich als Ingenieur und
Informatiker fasziniert es. Die eminent wichtige Frage, die sich vielen aufdrängt,
heißt: Wie komme ich an Geld, oder besser, zu Geld. Natürlich will jeder von
uns genug davon haben. Schon dahinter steckt wieder eine offene Frage: Was
heißt hier genug? Anstatt mich mit diesen und anderen lebenswichtigen Fragen
auseinander zu setzen, weiche ich ins Grundsätzliche aus. Ich stelle die Frage:
Was ist eigentlich Geld? Meine Antwort ist bewusst vereinfachend. Manche Details,
die ein Fachmann nicht weglassen würde, mussten dran glauben.
Funktion des Geldes
In jedem Lehrbuch oder Lexikon der Volkswirtschaft steht: Geld hat drei
Funktionen: es ist Zahlungsmittel, Währungseinheit und Werterhaltungsmittel. In
einfachen Worten ausgedrückt, die auch Klein-Fritzchen versteht, heißt dies:
(a) Zahlungsmittel: Geld
dient dazu, ungleiche Dinge zu tauschen. 'Ich gebe Dir etwas oder tue etwas,
wenn Du mir dafür X Euro gibst.' Die Ungleichheit kann sich auch auf den
Zeitpunkt beziehen, an dem Angebot und Nachfrage aufeinander treffen. Ganz am
Anfang gab man bei uns Gold oder Silber (und Kupfer) her, anderswo schöne
Steine oder Muscheln. Es funktionierte, weil meist ein Fürst oder König drohte
denjenigen zu bestrafen, der mogelt, d.h. der sein Wort nicht hält, also
Vertrauen missbraucht. Geld ist eine Sache des Vertrauens. Vor allem bei
Papiergeld ist es sogar Glaubenssache, und zwar Glaube daran, dass die Notenbanken
(Fed und EZB) die Dinge unter Kontrolle behalten.
(b) Währungseinheit: Der
Nominalwert einer Währung ist die Dimension oder die Einheit in einem bestimmten
Währungsraum. Er war der Gegenwert von irgendetwas zu irgendeinem Zeitpunkt,
etwa einer früheren Währungseinheit (1 Euro = 1,95583 DM) oder eines bestimmten
Handelsguts. Der Wert einer Währung erodiert im Laufe der Zeit. Einige Experten
sagen, dass muss so sein, d.h. es muss Bewegung da sein. Sonst würde die
Wirtschaft nicht funktionieren. Auch hätten die vielen Finanzjongleure ja nichts
zu tun. Es gibt Kursbewegungen im Verhältnis verschiedener Währungen zu
einander. Es gibt Deflation und Inflation innerhalb einer Währung. Deflation
tritt ein, wenn die verfügbare Geldmenge zu knapp ist bezogen auf das Warenangebot; Inflation, wenn zu viel Geld im
Umlauf ist - grob vereinfacht ausgedrückt.
(c) Werterhaltungsmittel: Früher
glaubte man, dass Geld, das man im Boden vergräbt oder unter das Kopfkissen
legt, seinen Wert behält. Das hat sich jedoch als Illusion erwiesen, zumindest
bei Papiergeld. Bei Edelmetallen stimmt es noch weitgehend, auch dann wenn es
noch gar nicht zu Geld geprägt worden war. Aber auch hier gibt es Schwankungen.
Medium Geld und Währungen
Geld ist einerseits ein Kontinuum, so wie Wasser und Luft. Es lässt
sich aber auch gut konkretisieren und messen. Dazu dienen Währungen Es gibt
deren fast so viele, wie es Staaten gibt. Nur in Europa versuchen 19 Staaten
mit derselben Währung, dem Euro, klarzukommen. Dass dies nicht ganz einfach
ist, beweisen die regelmäßigen Währungskrisen. Das Beispiel Griechenland ist in
aller Munde. Auch in diesem Blog kamen Währungsfragen wiederholt vor, so zum
Beispiel im Dezember
2011, im August
2012 und zuletzt im Juni
2015. Wenn ich die beiden älteren Blogs lese, bin ich überrascht, wie wenig
ich heute anders ausdrücken würde. Zugegeben, das klingt etwas nach Selbstlob. Hier
werde ich einige zusätzliche und generelle Fragen zu beleuchten versuchen.
Interessante, teilweise offene Fragen
Die im Folgenden behandelten Fragen tauchen auf, wann immer über Geld
und Währungen gesprochen wird. Die Auswahl ist subjektiv, die Erläuterung erst
recht. Sie ist bestenfalls die Meinung eines interessierten und leidlich
informierten Laien.
· Leitzins:
Der Leitzins legt fest, zu welchen Kosten Geschäftsbanken zusätzliches Geld von der Notenbank bekommen können. Sie können damit ihrerseits die Realwirtschaft eines Landes
unterstützen oder aber eigene Geschäfte betreiben. Letzteres wird den Banken
von vielen Leuten übel genommen. Da in den letzten Jahren die Gefahr einer
Deflation gesehen wurde, liegt bei den beiden Hauptwährungen der Leitzins schon
seit geraumer Zeit auf einem historischen Tiefpunkt (unter 1 %). Ob und wann man
zu ‚normalen Zinssätzen‘ (um 4 %) zurückkehrt, darüber wird spekuliert. Das
Ziel der US-Notenbank (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) ist es, eine
gleichbleibende Inflationsrate von rund 2 % über Jahre hinweg zu erreichen.
· Geldmengenpolitik:
Ob die Währungshüter dabei überhaupt noch eine signifikante Rolle spielen, ist
eine Frage, die Fachleute gerade beschäftigt. Wie gleich ausgeführt, sind
Zentralbanken nur einer unter vielen Geldschöpfern. Ein Problem ist, dass oft
das Geld, das Zentralbanken schaffen, um damit die Realwirtschaft anzukurbeln,
gar nicht dort ankommt. Es wird oft von Geschäftsbanken missbraucht, um eigene
Wertpapiergeschäfte zu betreiben.
Geldschöpfung: Heute entsteht
Geld auf zweierlei Art. Eine Zentralbank druckt Banknoten oder vergibt Kredite.
Das gilt als der normale Weg. Gleichzeitig schaffen andere Banken neues Geld,
indem sie ihrerseits Kredite vergeben, die wesentlich höher sind als ihre
Einlagen. Diese Schulden erhöhen die im Umlauf befindliche Geldmenge, egal ob
dies Schulden von Privatleuten, Unternehmen oder Staaten sind. Da die
Verschuldung überall auf der Welt astronomische Ausmaße angenommen hat, überwiegt
das auf diese Weise erzeugte Geld das von Zentralbanken generierte um Größenordnungen.
Währungsdeckung: Zu sagen,
eine Währung muss durch Wirtschaftsgüter gedeckt sein, war einmal die gängige
Vorstellung von Ökonomen. Aus dieser Zeit verfügen die USA über ihre Goldbestände
in Fort Knox. Auch die Deutsche Bundesbank, und nicht die EZB, hat erheblichen
Goldbestand. Politiker möchten dieses Gold gerne an Juweliere und Zahnärzte
verkaufen. Nur die Banker weigern sich. Wie Kobolde hüten sie den meistens
unterirdisch gelagerten Schatz. Heute sind 10-15 Mal mehr Dollar, Euro, Yen
oder Pfund im Umlauf als es Wirtschaftsgüter auf der ganzen Welt gibt. Der
Handel mit Vertrauen übersteigt längst den altmodischen Handel mit Waren.
Staatsschulden: Kaum ein
Staat kommt ohne Schulden aus. Manche Ökonomen halten es für eine Verfehlung,
wenn ein Staat sich knauserig verhält, also nicht mehr ausgibt als er einnimmt.
Wie ein Unternehmer so muss auch ein Staat investieren, und zwar möglichst nicht
nur mit eigenem, sondern auch mit fremdem Geld. Die berühmte schwäbische
Hausfrau wird dann ins Feld geführt – und zwar als Negativbeispiel. Nicht ihre
Sparsamkeit ist hier das Problem, sondern das von ihr verkörperte Frauenbild: Sie
pflegte nur so viel Geld auszugeben, wie der Hausherr ihr gab. Einsame Spitzenreiter
bezüglich Staatsschulden sind die USA. Wie im November
2012 in diesem Blog ausgeführt, müsste ein US-Präsident, der auch nur einen
Cent für die Schuldenreduzierung aufwendet, sofort aus dem Amt enthoben werden.
Da die Zinsbelastungen durch Schulden nicht mehr stören, wenn der Zinssatz gegen
Null geht, gibt es nur noch die Gefahr, Gläubiger zu verprellen oder im Geld zu
ertrinken. Andere Staaten müssen erkennen, dass die USA ihnen in der
Währungspolitik nicht länger als Vorbild dienen kann. Sie tun gut daran dafür
zu sorgen, dass ihre Schulden nicht das Bruttoinlandsprodukt (BIP)
überschreiten. Da Griechenland dies nicht schaffte, ist die Not dort groß.
Weiche und harte Währungen: Mit
der Härte einer Währung ist nicht mehr das Gefühl gemeint, dass beim Beißen in
ein Geldstück entsteht. Eine weiche Währung gibt leicht im Kurs nach, und muss oft durch Eingriffe der Zentralbank des Landes gestützt werden. Eine starke Währung hat die Tendenz im
Kurs zu steigen. Der
Schweizer Franken ist eine typische starke Währung. Die Schweizer Wirtschaft
muss dagegen ankämpfen. Ein Problem des Euro besteht darin, dass er einerseits
‚zu stark‘ ist für die Südländer (Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal
und Spanien) und ‚zu weich‘ für die Nordländer (Deutschland, Niederland,
Finnland).
Historisches zu Geld und Münzen
Heller und Batzen kennt man nur noch wegen eines Studentenlieds, in dem
sie besungen werden. Der Heller hieß eigentlich Haller und hatte seinen Namen
von der Kleinstadt Schwäbisch Hall. Es war ursprünglich eine Silbermünze, der
immer mehr Kupfer zugefügt wurde, bis dass niemand mehr einen ‚roten Heller‘
haben wollte. Der Batzen war eine Schweizer Münze. Auf ihr war ein Bär, ein
‚Batz‘, abgebildet. Ein Taler enthielt wesentlich mehr Silber und stammte
ursprünglich aus Joachimstal in Böhmen.
Das für Münzen benötigte Metall zu gewinnen (engl. mining) war sehr
aufwendig. Das geschah meist in tiefen und engen Höhlen, und zwar im
Schwarzwald, im Erzgebirge oder den Alpen. Vom Silber der Alpen profitierten
die habsburger Kaiser. Nur sie hatten das Recht, daraus Münzen zu prägen. Die
Geldmenge war dadurch begrenzt, was die Lagerstätten hergaben. Papiergeld hatte
geringere Herstellungs- und Materialkosten. Das Gelddrucken und die Verteilung
des Geldes an Banken erfordert allerdings – auch heute noch – erhebliche logistische
Anstrengungen. Diebe und Fälscher fühlen sich angezogen.
Kryptogeld namens Bitcoin
Viele Laien, aber nur wenige Fachleute, glauben daran, dass die
Informatik das Währungsproblem auf eine Weise lösen kann, dass keine Banken
mehr benötigt werden. Dass dabei ein gewisses Misstrauen Bankern gegenüber eine
Rolle spielt, lässt sich nicht verheimlichen. So wie in den letzten 30 Jahren dem
Beruf des Druckers seine Basis entzogen wurde, so fürchten Banker, dass sie
arbeitslos werden könnten, kämen moderne Zahlungsweisen zum Einsatz. Dass dies,
genau wie beim elektronischen Publizieren, Vorteile für den Holzbestand und weniger
Kosten und Sicherheitsprobleme bei Transport und Lagerung hätte, wird
ignoriert. Der Machtgewinn der Informatiker ist es, der befürchtet wird. Waren
bisher die Kenntnisse eines professionellen Druckers nötig, um sich als
Fälscher zu betätigen, benötigt man fortan fortgeschrittene Fähigkeiten in
Informatik.
Am Beispiel Bitcoin
lässt sich zeigen, dass Kryptogeld möglicherweise eine der drei Funktionen
klassischer Währungen ablösen kann, nämlich als Zahlungsmittel zu dienen. Alle
übrigen Funktionen von Geld werden zurzeit nicht wahrgenommen. Wie der Name sagt,
werden vom Bitcoin-System online das Äquivalent von Geldmünzen bzw. Geldscheinen
bereitgestellt. Deren Wert wird als ihr Kurs in andern Währungen (z. B. Dollar,
Euro) ausgedrückt. Sie wirken daher wie eine eigene Währung und können wie
andere Währungen weltweit genutzt werden. Mittels kryptografischer Verfahren wird
sichergestellt, dass jede Münze nur einmal existiert und nicht gleichzeitig
mehrfach verwendet wird. Ihre Gesamtzahl ist beschränkt. Damit ist die
Geldmenge, die zu einem bestimmten Zeitpunkt im Umlauf sein kann, fest
vorgegeben.
Weitere Erläuterungen zu Bitcoins und eine kritische Bewertung gibt das
beigefügte Essay des Kollegen Hartmut Wedekind. Es führt Sie weiter, obgleich der Autor die
Ökonomen bedauert, weil sie über keine Naturkonstanten verfügen so wie Physiker, mit deren
Hilfe sie ihre Äquivalenzen ausdrücken können.
In Wedekinds Essay spielt der Ausdruck Hebel (engl. leverage) eine große Rolle. Wie im Haupttext erläutert, verleihen Banken erheblich mehr Geld als sie in der Form von Einlagen und Eigenkapital besitzen. Sie schaffen damit Geld. Heute sind 95% des im Umlauf befindlichen Geldes von Banken auf diese Art ‚geschaffen‘. Nur 5% stammt noch von Zentralbanken. Banken benutzen ihre Erfahrung, welchen Anteil des ausgeliehenen Geldes tatsächlich auch benötigt wird. Hält sich die Entwicklung des Geschäfts an die Erfahrung, macht man Gewinne. Liegt man schief, droht die Pleite, es sei denn der Staat, d.h. die Allgemeinheit, tritt als Retter auf. Wo immer Banker mit dieser kostenlosen Versicherung arbeiten, ist ihr Geschäftsmodell unschlagbar.
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