Mittwoch, 18. Januar 2017

Rainer Janßen fordert mehr Professionalität von Informatik-Kollegen

Rainer Janßen ist für die Leser dieses Blogs kein Unbekannter. Noch in seiner Funktion als CIO eines bekannten Versicherers gab er Klaus Küspert ein Interview. Es wurde auch in das Endres/Gunzenhäuser-Buch [1] übernommen.

Inzwischen ist Janßen im (Un-) Ruhestand, ‚dröhnt‘ aber weiter – wie er es nennt. Dieser Tage stieß ich auf ein zweiteiliges Interview, das er einem Podcast, CIORadio genannt, gab. Es ist überschrieben mit der Frage: ‚Was sich ändern muss, damit ich als CIO wiedergeboren werden möchte?‘ Ich habe einige seiner Sprüche mitgeschrieben. Sie vermitteln Ihnen den Ton und die Richtung der Interviews.
  • Die IT ist stets ein nachgeordneter Dienstbereich, auch bei Versicherungen, die zu 80% nur IT machen 
  • CIOs müssen Nein sagen lernen. Manche haben ein so dickes Fell, dass sie auch ohne Rückgrat laufen können.
  • Berater können oft nur Powerpoint-Folien machen. Sie schlagen immer vor nacheinander ein Stück Urwald zu roden. Sie hoffen, dass nach dreien das erste Stück wieder nachgewachsen ist.
  • Jeder Mitarbeiter, der einen Laptop oder ein Smartphone hat, meint er digitalisiere. Dass IT dafür eine Infrastruktur braucht, wird unterschlagen.
  • Org-Abteilungen müssen die Geschäftsprozesse laufend optimieren, nicht erst auf Anfrage. Sie brauchen die Top-Mitarbeiter des Unternehmens, aber immer nur für 2-3 Jahre.
  • Der Gesetzgeber sollte auch an die IT-Abteilungen multinationaler Unternehmen denken, und nicht alles überall unnötig anders machen.
Hören Sie sich die Interviews an. Sie sind lehrreich und unterhaltsam zugleich. Der dritte - und abschließende - Teil des Interviews erscheint demnächst an gleicher Stelle.


Für den Fall, dass Sie jedoch lieber lesen als hören möchten, habe ich Janßens Abschiedsbuch ins Netz gestellt – mit seiner Zustimmung natürlich. Es heißt ‚Geschichten, Anekdoten, Sprüche, Bücher, Lieder‘. Bitte hier klicken!

PS: Das Thema Professionalität hatte ich im Mai 2011 in diesem Blog das erste Mal angesprochen. Der Beitrag wurde, was die Zahl der Besucher betrifft, der absolute Renner.

Referenz:

 1. Endres, A., Gunzenhäuser. R.: Menschen machen Informatik. 2015 

1 Kommentar:

  1. Peter Hiemann aus Grasse schrieb:

    Janßens Erfahrungen und Erkenntnisse kann ich 100% nachvollziehen. Meine wichtigsten Erfahrungen in dieser Hinsicht habe ich bei der Planung und Implementierung des Systems Amadeus gemacht. Verschiedene Hardware-Systeme, verschiedenen Operating-Systeme, unterschiedliche Anwendungsbereiche und die Vernetzung des Amadeus-Systems mit anderen Systemen (z.B. Fluglinien, Travel agencies) zu einem Gesamtsystem war und ist auch bei der heutigen Wartung und Erweiterung des Systems Amadeus eine komplexe Angelegenheit. Sie erfordert viel Anwender-orientierte Kompetenz.

    Außer den technischen Anforderungen war beim Projekt Amadeus vertraglich vereinbart, welche Bedingungen das System erfüllen muss (z.B. 1000 Transaktionen/sec), zu welchem Zeitpunkt die Implementierung abgeschlossen sein muss, und zu welchem Preis IBM das System entwickeln wird. Häufige Vertragsveränderungen und die Kontrolle der notwendigen Änderungen bei der Implementierung haben die Beziehung zwischen IBM und dem Kunden Amadeus nachhaltig belastet. Die IT-architektonischen Anforderungen an Standardsysteme und an vielseitige zu integrierende Anwendungssysteme sind nur bedingt vergleichbar.

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