Aus Anlass des hundertjährigen Jubiläums der deutschen
Kapitulation nach dem Ersten Weltkrieg bietet das Luxemburger Nationalarchiv
eine Online-Ausstellung an, die an dieses Ereignis erinnert. Besonders
faszinierten mich dabei neun kurze Filme aus amerikanischen Quellen, die den
Einmarsch amerikanischer Truppen im November 1918 in Luxemburg und in das
Rheinland dokumentierten. Mein Vater sowie seine Geschwister hatten dies
persönlich erlebt und erzählten öfters davon. Meine Geschwister und ich wurden
im Februar 1945 Zeugen eines zweiten Einmarschs amerikanischer Truppen. Sie
legten die Basis für die Welt, in der wir heute leben.
Woodrow Wilson vor dem Ersten Weltkrieg
Woodrow
Wilson (1856-1924) entstammte einer presbyterianischen Pfarrersfamilie aus
den Südstaaten. Er wurde in Virginia geboren und wuchs in Georgia (Augusta)
auf. Er studierte in Princeton, NJ, und kehrte 1890 als Professor für Politische
Ökonomie und Jurisprudenz dorthin zurück. Er schrieb Bücher über die Verfassung
der USA (engl. constitutional government)
und den Bürgerkrieg. Seine Vorbilder waren Edmund Burke
(1729-1797) und der englische Parlamentarismus. Burke hatte eine Analyse der
Französischen Revolution verfasst, die großen Eindruck hinterließ. Seiner
Sichtweise kann ich mich heute noch voll anschließen: ‚Es
ist besser und einfacher zu reformieren als niederzureißen und hinterher
aufzubauen‘, so folgerte Burke.
Wilson wurde alsbald Präsident seiner Universität und baute diese
zu einer der Spitzenschulen der USA aus. Er ließ jüdische Studenten und
Professoren zu, aber keine Afroamerikaner. Im Jahre 1910 wechselte er in die
Politik und wurde Gouverneur von New Jersey. Im Jahre 1912 wurde er Kandidat
für die US-Präsidentschaft der Demokraten und gewann gegen Theodore
Roosevelt (1858-1919) und William Taft [Teddy Roosevelt hatte eine eigene
Partei gegründet]. Wilson galt als guter Redner und glaubte fest an eine
Sonderrolle der USA, den amerikanischen Exzeptionalismus.
In der Innenpolitik ging Wilson den Weg vom Manchester-Liberalen
zum Progressiven. Er erließ Gesetze gegen Kinderarbeit und führte eine Unfallversicherung
für Bundesbedienstete ein. Er tat jedoch nichts gegen die soziale Ungleichheit
und den Rassismus. In der Außenpolitik galt die Monroe-Doktrin. Sie galt seit
Präsident James
Monroe (1758-1831) und besagte, dass die Vereinigten Staaten sich in
keine europäischen Konflikte einmischen würden und umgekehrt die Europäer die westliche Hemisphäre den Amerikanern
zu überlassen haben. Sie war 1904 durch Teddy Roosevelt dahingehend ergänzt
worden, dass die USA sich zum Eingreifen verpflichtet sahen, falls die Lage irgendwo
in Amerika instabil zu werden drohte. In diesem Sinne unternahmen die USA 1914
einen Angriff auf die Hafenstadt Veracruz, um in die mexikanische Revolution
einzugreifen.
Erschwerte Neutralität und propagandistische Profilierung
Das Ringen um die Aufgabe der Neutralität bezüglich des europäischen
Schlachtfelds zog sich über Jahre. Weil deutsche U-Boote im Atlantik auch neutrale
Schiffe attackierten, baute sich in den USA eine Deutschland feindlich gesinnte
Stimmung auf. Einen Höhepunkt bildete die Versenkung der HMS Lusitania im Mai
1915, wobei 1200 Personen den Tod fanden. Zu denen, die damals eine
Kriegserklärung an Deutschland forderten, gehörte der junge Franklin D.
Roosevelt (FDR). Er übte in Wilsons Regierung damals das Amt des Staatssekretärs
im Marineministerium aus. Wilson plädierte weiter für die Beibehaltung der Neutralität.
Wilsons
14 Punkte von 1917
Zum großen Leidwesen, sowohl der Franzosen wie der Engländer, sah
sich Wilson weniger als Kriegsverbündeter denn als Mahner und Schiedsrichter.
Sein 14-Punkte-Programm, das er im Januar 1918 im US-Kongress vorstellte, löste
daher gemischte Reaktionen aus. Frankreichs stets scharf formulierender Georges
Clemenceau (1841-1929) lästerte, dass Moses mit 10 statt mit 14 Geboten
ausgekommen sei. Der britische Premier David Lloyd
George (1863-1945) meinte später, Wilson sei ruhmvoll gescheitert. Mit
den 14 Punkten habe er zu den Sternen gegriffen. Wilsons amerikanische
Widersacher Theodore Roosevelt und Henry Cabot Lodge senior (1850-1924) bezeichneten das Dokument als wolkige Rhetorik und
Heuchelei. Noch vor Ende des Krieges schloss England mit Italien Geheimverträge
ab auf Kosten Österreichs und des Osmanischen Reiches.
Die endgültige Wende zum Eingreifen kam, als im April 1917 Deutschland
den U-Boot-Krieg wiederaufnahm und gleichzeitig der Staatssekretär Zimmermann
im deutschen Auswärtigen Amt die Regierung Mexikos aufforderte, die USA
anzugreifen, um dadurch Texas, Arizona und Neu-Mexiko wiederzugewinnen. Das
bewog den US-Kongress, Deutschland den Krieg zu erklären. Die USA gaben den Grundsatz
der Nichteinmischung auf. Man wolle die Welt sicherer machen für die Demokratie
– so hieß es − und zwar für alle Völker, auch für Deutschland.
Militärische Expedition nach Europa
Präsident Wilson ernannte im Mai 1917 Generalmajor John Joseph Pershing
(1860-1948) zum Kommandeur der amerikanischen Eingreiftruppen (engl.: american expeditionary forces, Abk. AEF).
Pershing bestand darauf, dass die US-Truppen nicht nur dazu benutzt wurden, um Lücken in der französischen und britischen Armee zu schließen − wie dies die
Alliierten wünschten − sondern dass sie als eigene Kampfeinheiten auftreten
sollten. Dies erklärt teilweise die relativ hohen Verluste, welche die AEF zu
beklagen hatte. Über 100.000 Tote blieben auf dem Schlachtfeld, weitere 20.000
fielen danach der Spanischen Grippe zum Opfer (im Zweiten Weltkrieg waren es über 400.000 Tote).
Die ersten amerikanischen Truppen landeten im Juni 1917 in Europa.
Die AEF beteiligte sich jedoch erst ab Oktober 1917 an den Kampfhandlungen, und
zwar in der Nähe von Nancy. Den Hauptschlag versetzte die AEF Anfang 1918 an
der Verdun-Front. Dort verdrängte sie die deutschen Einheiten aus ihren seit
drei Jahren gehaltenen Stellungen. Die Verschiffung von über einer Million
Soldaten über den Atlantik wurde zu einer großen logistischen Aufgabe. Sie zu
bewältigen verhalf der amerikanischen Wirtschaft zu bisher nicht gekannter
Stärke. Bis zum Ende des Krieges hatten auch über 350.000 Afroamerikaner an der
Westfront gedient. Sie wurden jedoch getrennten Einheiten zugewiesen, die von
weißen Offizieren befehligt wurden. Sie wurden hauptsächlich mit
Nachschubaufgaben betraut.
Wilson auf Pariser Friedenskongress
Nachdem ein Waffenstillstand vereinbart worden war, begann im
Januar 1919 der berühmte Friedenskongress von Versailles. Es nahmen über 10.000
Personen teil. Geleitet wurde der Kongress von dem aus Clemenceau, Lloyd
George, dem italienischen Minister Vittorio Orlando und Wilson gebildeten 'Rat
der Vier'.
Rat
der Vier, Paris 1919
Da die Republikaner die Kongresswahlen 1918 gewonnen hatten,
bestritten sie Wilson das Recht, die USA in Paris zu vertreten. Er fuhr trotzdem hin. Sein Einfluss wirkte durchaus mäßigend
auf den Vertrag, der im Mai Deutschland zur Annahme übergeben wurde. Wilson konnte
die 14 Punkte nur zum Teil und in entscheidenden Punkten nicht durchsetzen. Das
lag daran, dass Clemenceau das französische Revanchebedürfnis befriedigen und
auch Orlando in Südtirol die italienischen Annexionswünsche durchsetzen wollte.
Wilson wurde 1919 der Friedensnobelpreis verliehen.
Wilsons Scheitern und politisches Ende
Wie andere ausländische Politiker so unterschied auch Wilson
zwischen dem deutschen Volke und seiner militärischen Führung. Nach dem harten
Frieden von Brest-Litowsk, den Deutschland Russland Anfang 1918 aufgezwungen
hatte und den die deutsche Opposition nicht verurteilt hatte, soll sich Wilsons
Auffassung geändert haben. Bekannt ist auch seine Bemerkung Lloyd George
gegenüber, dass ihn die deutsche Fachliteratur auf seinem Fachgebiet, dem
Staatsrecht, immer enttäuscht habe.
Der US-Kongress lehnte den mit dem Versailler Vertrag verbundenen
Beitritt zum Völkerbund ab. Der Republikaner Warren Harding (1865-1923)
gewann 1920 die Präsidentenwahl, indem er sich unter anderem gegen die
missionarische Rhetorik und die Selbststilisierung Wilsons wandte. Unter ihm
und seinem Nachfolger Coolidge kam es wieder zur Abkehr vom Interventionismus
und einer vom Isolationismus geprägten Außenpolitik.
FDR vor dem Zweiten Weltkrieg
Auch Franklin
D. Roosevelt (1882-1945) gehörte wie Wilson der Demokratischen Partei an. Er
entstammte einer bekannten und wohlhabenden Familie holländischer Abstammung
aus dem Staat New York. Sein Geburtsort und zugleich sein lebenslanger Wohnort
war Hyde Park, nördlich von Poughkeepsie, NY, direkt am Hudson gelegen. Seine
Mutter Sara Delano, die bis 1941 bei ihm wohnte, hatte großen Einfluss auf ihn.
Sie entstammte der in Leiden ansässigen Familie De Lannoy, deren Namensträger
seit dem Mittelalter zum flämischen Uradel gehörten. [Ein Ferdinand
de Lannoy (1520-1579) stand im Dienst Karl V. und Philipp II. und war der
Statthalter der Provinz Holland in den spanischen Niederlanden. Eine Stéphanie
de Lannoy (*1946) ist die Gemahlin des Erbherzogs Guillaume von Luxemburg].
Franklins Ehefrau Eleonore war eine entfernte Verwandte aus der in Oyster Bay,
NY, beheimateten Familie des Theodore Roosevelt.
Nach einem Studium der Jurisprudenz wurde FDR 1910 in den Senat
des Staates New York in Albany gewählt. Woodrow Wilson machte ihn von 1913 bis
1921 zum Staatssekretär im Marineministerium. Im August 1921 erkrankte er an
Kinderlähmung; er war fortan von der Hüfte ab weitgehend gelähmt und konnte
kaum selbstständig gehen. Er nahm 1928 seine politische Karriere wieder auf und
wurde zum Gouverneur von New York gewählt. Dieses Amt übte er bis 1932 aus und
konnte dort wichtige Reformen zur Bekämpfung der Großen Depression umsetzen.
Bei den Wahlen zur US-Präsidentschaft von 1932 besiegte er den
Amtsinhaber Herbert Hoover. Nach seiner ersten Amtszeit wurde er dreimal (1936,
1940 und 1944) wiedergewählt – er ist damit der einzige US-Präsident, der
länger als zwei Wahlperioden amtierte. FDRs Präsidentschaft war vor allem durch
innenpolitische Reformen unter dem Schlagwort New Deal zur Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise geprägt. Seine
Politik setzte die Leitlinie zum regulierenden Eingreifen der amerikanischen
Regierung ins wirtschaftliche Geschehen, um bestimmte, im allgemeinen Interesse
bestehende Ziele durchzusetzen. Zudem brachten die Einführung der
Sozialversicherung und eines bundesweiten Mindestlohns nachhaltige
Veränderungen im Sozialwesen des Landes mit sich – so sieht es Wikipedia.
Eintritt in den Zweiten Weltkrieg
− pazifischer Teil
Roosevelt hatte 1940 die Wahl mit dem Versprechen gewonnen, sein
Land aus dem gerade ausgebrochenen Krieg in Europa herauszuhalten. Der Überfall
der Japaner im Dezember 1941 auf Pearl Harbor machte dieses Versprechen
obsolet. Nicht nur waren über 2400 Amerikaner ums Leben gekommen. Japans
Verbündeter Deutschland erklärte den USA am darauf folgenden Tag den Krieg. Der Überfall erwies sich
nicht nur für Japan sondern auch für Deutschland als fatal. Angesichts des
enormen Industriepotentials der USA wandte sich das Blatt jetzt zugunsten der
Alliierten.
Da die öffentliche Meinung in den USA einen Gegenangriff auf Japan
erwartete, wurden ab 1942 Truppen in den Pazifik entsandt. Die Japaner erwiesen
sich als äußerst kompromissloser Gegner, was auf beiden Seiten zu vielen
Kriegsverbrechen und hohen Verlusten führte. Die Schlacht um Midway im Juni
1942 erbrachte einen klaren Sieg der Amerikanern, der sowohl in militärischer
Hinsicht als auch für die Kampfmoral der US-Streitkräfte von hoher Bedeutung
war.
Europäischer Feldzug
Einem Wunsch Stalins entsprechend sahen sich Churchill und
Roosevelt veranlasst, amerikanische Einheiten in Marokko zu landen. Sie sollten
das in Libyen operierende deutsche
Afrikakorps in die Zange nehmen. Die im November 1942 durchgeführte Invasion erwies sich als Erfolg. Churchill schlug nun
vor, das Deutsche Reich vom Mittelmeer aus anzugreifen. FDR zeigte sich beim
Treffen der beiden in Casablanca im Januar 1943 nicht sehr
angetan, stimmte aber der Landung in Sizilien zu. Sie wurde im Juli 1943 durchgeführt. Stalin forderte einen
Angriff auf Deutschland unmittelbar vom Atlantik aus. Nur das könnte seine
Truppen entlasten.
Unterdessen begannen ab 1943 die Streitkräfte der USA und des
Vereinigten Königreiches mit ausgedehnten Luftangriffen gegen Ziele in
Deutschland und Japan. Hier zeigte vor allem die Überlegenheit der
amerikanischen Luftwaffe große Erfolge. Durch die Bombardierung großer Städte
kam es jedoch sowohl in Deutschland als auch Japan zu hohen Verlusten in der
Zivilbevölkerung. Anders als im Ersten Weltkrieg hatten sich die Alliierten früh
darauf verständigt, den Krieg bis zur bedingungslosen Kapitulation der
Achsenmächte fortzuführen.
Endkampf beginnend in der Normandie
Während von Süden her amerikanische und britische Einheiten sich
durch Italien hochkämpften, drang von Osten her die Rote Armee immer weiter
vor. Im Juni 1944 begannen Amerikaner und Briten, unterstützt von kanadischen
Truppen, mit der als D-Day bekannt gewordenen Invasion in der Normandie
(Operation Overlord). Mit der militärischen Planung und Durchführung des
Unterfangens hatte Roosevelt den General und späteren US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower
(1890-1969) beauftragt. Trotz hoher Verluste auf beiden Seiten erwies sich auch
diese Operation als voller Erfolg. Nun war eine zweite Front gegen die
Wehrmacht eröffnet. Sowohl Briten und Amerikaner als auch die Sowjets konnten
die deutschen Verbände jetzt rasch zurückdrängen. Bereits im August des Jahres
gelang den westlichen Alliierten der Einzug in Paris.
Da der Sieg der Alliierten sich langsam abzeichnete, trat die Frage
der Nachkriegsordnung auf den Plan. Eine erste Konferenz, die sich damit
beschäftigte, fand Anfang 1943 in Teheran statt. Es war die erste
persönliche Begegnung zwischen FDR und Stalin. Stalin bestand bei den
Gesprächen in Teheran darauf, jene polnischen Gebiete zu behalten, die er sich
im Rahmen des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 angeeignet hatte. FDR stimmte dem
zu, um so Stalin die Zustimmung zur Gründung der Vereinten Nationen (UN)
abringen zu können. FDR hatte Wilsons Vision wiederaufgegriffen, eine weltweite
Organisation zu schaffen, mit deren Hilfe künftige Konflikte auf diplomatischen
Wegen gelöst werden könnten. Dabei sollten den USA, der Sowjetunion, dem
Vereinigten Königreich, Frankreich und der Republik China eine Schlüsselrolle
zufallen, indem ihnen im Weltsicherheitsrat, dem höchsten Organ der
Institution, ein Vetorecht eingeräumt würde. Stalin gab seine Zustimmung, da
die Mitgliedschaft im Weltsicherheitsrat seinem Land einen Platz am Tisch der
mächtigsten Nationen gab.
Morgenthaus Plan
Roosevelts Finanzminister Henry Morgenthau (1891-1967)
schlug vor, Deutschland nach dem Sieg der Alliierten in einen Agrarstaat
umzuwandeln, um so zu verhindern, dass von Deutschland je wieder ein
Angriffskrieg ausgehen könnte. Die deutsche Wirtschaft sollte etwas das Niveau
von 1870 haben. Die industriellen Zentren sollten demontiert und die
maschinellen Einrichtungen an Russland als Reparationen geliefert werden. Der
Morgenthau-Plan gelangte jedoch nicht in ein konkretes Planungsstadium. In
Deutschland weckte er tiefes Misstrauen gegen die USA, was bei Wilsons 14 Punkten
ganz anders war.
FDR stimmte zwar der vollständigen Entwaffnung Deutschlands und
der Zerstörung der gesamten Rüstungsindustrie zu, allerdings verwarf er den
Morgenthau-Plan ausdrücklich bereits im Oktober 1944. Stattdessen solle die
Ideologie des Nationalsozialismus vernichtet, die NS-Funktionäre für ihre Taten
bestraft und Deutschland ein demokratischer und friedlicher Rechtsstaat werden.
Um dauerhaften Frieden auf dem Kontinent zu erreichen, sprach er sogar von der
Notwendigkeit des europäischen Zusammenschlusses, genau wie Churchill dies tat.
Nach dem Kriegsende ersetzte Harry Truman Morgenthau als Finanzminister.
Von Jalta zur vierten Amtszeit
Als Herausforderer Roosevelts trat 1944 der republikanische Gouverneur
von New York, Thomas E.
Dewey (1902-1971), in den Ring. Um Gerüchten vorzubeugen, sein
Gesundheitszustand habe sich verschlechtert, bestand Roosevelt auf einer
energischen Wahlkampagne. So unternahm er ausgedehnte Reisen durchs Land, hielt
mehrere Reden und fuhr in offenem Wagen durch die Städte, um Hände zu schütteln.
FDR gewann die Wahl – seine vierte.
Große
Drei, Jalta 1945
Kurz nach seiner Vereidigung begab er sich auf die Reise nach
Jalta, um sich Anfang Februar 1945 mit Stalin und Churchill über die
Nachkriegsordnung zu beraten. Die 'Großen Drei' verabredeten die Aufteilung
Deutschlands und Österreichs in vier Besatzungszonen (neben den drei
Hauptalliierten wurde später auch Frankreich eine Zone zugestanden). Für Stalin
war es ein Erfolg, dass man die Tschechoslowakei und die baltischen Staaten seinem
Einflussbereich zuschlug. Einigkeit bestand jedoch in der Bestrebung, die Vereinten
Nationen zu gründen.
In den Wochen bis zur Kapitulation Deutschlands traten die
ideologischen Gegensätze der Westmächte und der Sowjetunion mehr und mehr
zutage. William Averell
Harriman (1891-1986), der US-Botschafter in Moskau, lenkte in einem
Memorandum Roosevelts Aufmerksamkeit auf die geänderte Situation. „Wir müssen
klar erkennen, dass das sowjetische Programm die Einrichtung totalitärer Regime
ist, das Ende von persönlicher Freiheit und Demokratie, so wie wir sie kennen“
schrieb er.
Nur wenige Wochen vor der bedingungslosen Kapitulation der
deutschen Wehrmacht starb der gesundheitlich angeschlagene FDR im April 1945 an
einer Hirnblutung. Die Nachfolge als Präsident trat sein Stellvertreter Harry S. Truman (1884-1972)
an. FDR ist in Amerika wegen seiner progressiven Reformpolitik des New Deal in
hohem Ansehen, allerdings nur in den eher links gerichteten Kreisen der
Ostküsten-Demokraten. Das gleiche gilt für seine Außenpolitik. Er versuchte
anstelle eines Nationalismus dem Gedanken der globalen Abhängigkeit aller von
allen Geltung zu verschaffen. Ausdruck wurde dem 1945 durch die Gründung der
Vereinten Nationen (UN) verliehen, die FDR maßgeblich vorangetrieben hatte. Seine
Politik des Interventionismus und des Internationalismus war nie unangefochten.
Der Isolationismus ist in den USA eine latente Option, die jederzeit mit neuer
Stärke in Erscheinung treten kann.
PS. Zwei Bücher liegen diesem Beitrag zugrunde, Manfred Bergs Woodrow Wilson
(2017, 277 S.) und Roy Jenkins‘ Franklin
D. Roosevelt (2004, 208 S.). Auch Wikipedia war wieder eine ergiebige
Quelle.