Peter Hiemanns Essays beruhen sehr oft auf einem Weltbild, das von
der Biologie bestimmt ist. Umso überraschender ist es, dass er jetzt fast 40
Seiten lang sich bemüht, dem Phänomen Geist auf die Spur zu kommen. Da Hiemann
in der DDR aufwuchs, nähert er sich diesem Thema äußerst vorsichtig und nur
dank eines gerütteten Maßes an Altersweisheit.
Wir können nicht erwarten, dass er den Geist als stabile,
identifizierbare Struktur sieht, dennoch gibt er ihm einen Platz in einem Interagierenden
Körper-Geist-System. Der Geist – wie ihn Hiemann versteht – ist auch nicht
abstrakt, sondern er ist ‚verwurzelt‘ in den chemischen und physikalischen
Prozessen des Gehirns. Er ist eine Fähigkeit des Menschen und bildet die Grundlage unserer Denk- und
Verhaltensweisen. Er wirkt wie ein Cocktail, sowohl beim Kleinkind wie beim
Erwachsenen. Es überraschte mich etwas,
dass Hiemann meint, dass Computeranwendungen, die man als Künstliche
Intelligenz (KI) bezeichnet, einen besonderen Einfluss auf den menschlichen
Geist haben. Da lässt er hoffentlich noch mit sich diskutieren.
Als ich nach einem ersten Draufblicken auf den Text bemerkte, dass
es mein Eindruck sei, dass einige Aussagen bereits in früheren Essays enthalten
seien, entgegnete er:
Ich bin mir voll bewusst, dass ich in meiner Studie Informationen verwende, die in anderem Zusammenhang aus einer anderen Perspektive bereits eine Rolle gespielt haben. Frühere Aussagen über Trump, Putin und Xi betrafen deren Verhältnis zu demokratischen Prinzipien. In meiner Studie kam es mir darauf an, deren Methoden und Rollen im internationalen Kampf um globale Dominanz zu betonen. Auch die Informationen im Kapitel über Wurzeln des menschlichen Geistes habe ich bereits früher verwendet. Ich hielt es für angebracht, sie in der Studie wiederzuverwenden, weil sie im Rahmen des Kapitels über menschliche und artifizielle Intelligenz eine Rolle spielen. Insbesondere wollte ich den Unterschied zwischen menschlicher und artifizieller Intelligenz klarstellen. Auch aus der Perspektive, dass mit Hilfe von AI-Methoden Prozesse im menschlichen Gehirn werden können, habe ich ein paar wesentliche Einblicke in neuronale Netzwerke wiederholt.
Klicken Sie hier, um zu dem Essay zu gelangen.
Soeben fällt es mir wieder ein: Die Philosophin Manuela Lenzen, deren Buch über KI ich kurz vorher besprochen hatte, bezog sich auf Allen Newell, der gemeint haben soll, dass für die Verknüpfung von Symbolen und Regeln Geist erforderlich sei. Ein Programm, das dies täte, sei als Geist des Computers aufzufassen. Ich fand das nicht sehr erhellend.
AntwortenLöschenPeter Hiemann schrieb: Ich teile Ihre Einschätzung und sehe Lenzens bzw. Newells Aussage für zu kurz gegriffen.
AntwortenLöschenEin Vergleich menschliche vs. artifizielle 'intelligente' Verhaltensweise mag die Analogie „Verknüpfung von Symbolen und Regeln“ erlauben. Die Existenz von Computeralgorithmen erlaubt nicht, damit einen maschinellen 'Geist' zu begründen. Nach meinem Verständnis basiert der Begriff 'menschlicher Geist' auf dem Vorhandensein von 'sich seiner Selbst bewusst' zu sein. In dieser Beziehung hatte Descartes recht: „cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“). Descartes irrte, indem er annahm, dass Körper und Geist getrennte 'Substanzen' sind, die unterschiedlichen Sphären angehören.
Falls Lenzen bzw. Newell annehmen, dass ein Geist erforderlich sei, um Verknüpfungen von Symbolen und Regeln zu ermöglichen, irren sie ebenso wie Descartes; sie betrachten einen unabhängigen Geist, der agiert. In bin überzeugt, dass menschlicher Geist ein Phänomen ist, das auf dem Zusammenspiel von persönlichen neuronalen Netzen und persönlichen Erinnerungen und Emotionen beruht. Personen agieren entsprechend ihrer geistigen und köperlichen Fähigkeiten - es gibt keinen menschlichen Geist, der agiert.