Sonntag, 15. September 2019

Volkwirtschaftslehre (VWL) per Bierdeckel

Seit Paul Kirchhof und Friedrich Merz forderten, dass man seine Steuern auf einem Bierdeckel ausrechnen können müsste, ist der Bierdeckel zu einer Maßeinheit geworden für eine dem Normalbürger zumutbare Ausformulierung eines alltäglichen Konzepts. Hier geht es um den Begriff der National- oder Volkswirtschaftslehre. Ich möchte versuchen, das Wesentliche dieses Konzepts in knappen Worten zu formulieren.

Welt- und Volkswirtschaft

Unabhängig davon was Lehrbücher sagen, ist eine Volkswirtschaft (VW) derjenige Teil der Weltwirtschaft, der eigene Ressourcen, Regeln und Ziele besitzt. Typische Ressourcen sind Rohstoffe, Güter, Produzenten, Konsumenten und Märkte. Der Welthandel begann, sobald Güter und Leistungen über Familiengrenzen hinweg ausgetauscht wurden. Das ungleiche Vorkommen der Rohstoffe und die unterschiedlichen Begabungen der Menschen verursachten den Austausch.

Währung und Preisstabilität

Um den Handel zu erleichtern, wurden Währungen eingeführt. Ausgehend von seltenen Metallen oder Muscheln wurden Verhältniszahlen vereinbart, die es erlauben alle Güter oder Leistungen zu bewerten. Diese so genannten Preise sind abhängig vom Interesse des Nutzers.

Ein wichtiges Ziel einer Währung heißt Preisstabilität. Sie schafft Vertrauen und fördert den Austausch von Gütern und Leistungen. Instabile Währungen schwanken oder werden umgangen. Um fallende Preise (Deflation) zu verhindern, werden 2% Inflation angesteuert. Geldmengen werden gesteuert, und zwar auf verschiedenen Ebenen. Während viele Ressourcen einer VW auf natürliche Weise limitiert sind, ist dies beim Geld nicht der Fall.

Währungsraum Euro

Der Währungsraum des Euro zerfällt in mehrere VWs, da die Staaten sich bei der Festlegung von Regeln unterscheiden. Das betrifft Steuern, Lebenshaltungskosten und staatliche Beihilfen. Ein Fortschreiten der Harmonisierung kann, muss aber nicht erfolgen.

Bargeld und Buchgeld

Bargeld ist die primitivere Form einer Währung. Es ist greifbar und anonym. Es wird immer mehr von Buchgeld verdrängt. Erst die Digitalisierung erlaubt die massenhafte Nutzung von Buchgeld im Alltag.

Da die Erzeugung von Buchgeld keine nennenswerten Kosten verursacht, kann es auch frei zur Verfügung gestellt werden, und zwar in Form zinsloser Darlehen. Das geht aus von den Notenbanken, umfasst jedoch das gesamte Geldsystem. Nur die im Umlauf befindliche Geldmenge muss kontrolliert werden.

Konsum und Kapital

Der Großteil des Geldes einer Wirtschaft wird für tägliche Bedürfnisse und Vergnügungen, den Konsum, verbraucht. Als Kapital bezeichnet man Ressourcen, die für Produktion und Handel direkt nutzbar sind, also dem Konsum entzogen wurden. Dieses Kapital können Geldmittel, Rohstoffe, Güter oder Fabrikanlagen sein. Indirekt gehören auch die Fähigkeiten der Belegschaft, die Vertriebswege und das Kundeninteresse dazu. Zu Kundeninteresse gehört Bekanntheit der Marke und Loyalität der Nutzer. Produktion umfasst das Anbieten von Gütern und Dienstleistungen.

Planwirtschaft und freie Wirtschaft

In einer Planwirtschaft werden die Entscheidungen, was produziert wird und was zu welchen Preisen zur Verfügung gestellt wird, zentral getroffen. Das macht meist die Regierung. In einer freien Wirtschaft sind alle Bürger frei darin, was sie konsumieren. Sie bestimmen damit, was produziert oder von außen beschafft (importiert) wird. Sie ermöglichen dadurch den Handel und beeinflussen das relative Einkommen anderer Bürger.

Kostenloses Geld

Dass Geld kostenlos zur Verfügung steht, ist ein Phänomen neueren Datums. Es ist zum Teil noch nicht ganz durchdacht. Bei einigen Ressourcen sind ähnliche Trends zu erkennen, etwa bei der Erfassung, Speicherung und Verarbeitung von Daten. In früheren VWs war Geld oft mit Kosten verbunden. Bei Bargeld konnten es Materialkosten sein, bei Buchgeld Kredit- oder Lombardzinsen. Die früher übliche Ansicht, dass es Geld nur gegen Zinsen gibt, war auch damit begründet, dass der Geldgeber Konsumverzicht leistet.

Kernstück jeder Wirtschaft ist heute der Handel, d.h. der Güter- und Leistungsaustausch. Durch das Bereitstellen von Geld wird Kaufkraft generiert. Dazu dient auch ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE), das ohne eigene Wertschöpfung oder Arbeitsleistung gewährt wird. Im Gegensatz zu einem zinslosen Darlehen muss ein BGE nicht zurückgezahlt werden.

Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft

Die VW ist der Rahmen, der das betriebswirtschaftliche Verhalten der Marktteilnehmer bestimmt. Die Art einer VW legt fest, ob, wie und welche Betriebe oder Unternehmen gegründet werden. Jedes Unternehmen muss ein Alleinstellungsmerkmal haben. Das können seine Produkte und Dienste sein, aber auch deren Kosten, Qualität oder schnelle Verfügbarkeit.

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