Freitag, 27. September 2019

Rangordnung deutscher und ausländischer Universitäten

Unter meinen akademischen Freunden und Kollegen gibt es kaum ein Thema, das sie schneller und mehr in Rage bringt, als wenn über die Rangordnung von Universitäten gesprochen wird. Fast tun sie so, als ob jemand etwas Unanständiges täte. Je nachdem, wer es tut, fällt der Bannstrahl umso heftiger, ja vernichtender aus. ‚Das geht gar nicht. Man kann bestenfalls Vergleiche innerhalb von Fachgebieten anstellen‘ so lautet die Kritik. In der Öffentlichkeit hat sich diese Diskussion ziemlich versachlicht. Verantwortlich dafür sind Organisationen und Unternehmen, die diese Vergleiche professionell durchführen.

Professionelle Bewertungen

Die DAAD Analyse von Febuar 2018 enthält einen Vergleich und eine Bewertung der heute gängigen Verfahren des Hochschul-Rankings. Am bekanntesten ist die von der Jian Tong Universität in Shanghai ab 1999 entwickelte Methode. Sie nennt sich Akademisches Ranking der Weltuniversitäten (engl.: Academic Ranking of World Universities, Abk. ARWU), Seit 2009 wird das ARWU von der ausgegründeten Firma namens Shanghai Ranking Consultancy publiziert, und ist damit zu einem kommerziellen Ranking geworden. Verglichen werden über 1.300 Hochschulen weltweit. Besonders berücksichtigt werden Hochschulen, an denen Nobelpreisträger lehren. Das große Interesse Chinas an den Rankings hat zwei Gründe: Einmal will China den vielen jungen Leuten, die im Ausland studieren wollen, eine Handreichung geben. Andererseits hoffen chinesische Universitäten, die bisher im Ausland nicht bekannt waren, so bald wie möglich auf diese Listen zu kommen. Ich bin sicher, in 10 Jahren werden sie es geschafft haben.

Das QS World University Rankings ist ein weltweites Hochschulranking, das von einer amerikanische Firma seit dem Jahr 2004 durchführt wird. Sie  heißt QS, was für zwei Namen von Leuten steht, die diese Firma gründeten (Quacquarelli, Symonds). Die Firma hat 160 Mitarbeiter in acht Lokationen. Ihre Ergebnisse werden seit 2004 von Zeitungen und Magazinen übernommen, so als erster von US News and World Report.. Eine andere, oft zitierte Rangfolge wird von einem Ableger der Zeitung Times in London veröffentlicht. Sie unterscheidet sich von den beiden andern Listen vor allem dadurch, dass die beiden britischen Universitäten Oxford und Cambridge konstant die beiden ersten Plätze belegen. Eine mögliche Erklärung: Vielleicht gab es auch für Amerikaner Minuspunkte wegen schlechter Beherrschung der englischen Sprache.


Ersteller von Rankings und deren Gewichtung

Die drei genannten Firmen bewerten Universitäten nach unterschiedlichen Kriterien. Deshalb sind ihre Ergebnisse auch so verschieden. In der obigen Tabelle ist das Gewicht in Prozent angegeben, mit dem unterschiedliche Kriterien angewandt werden. Sowohl Times wie QS bieten auch Rankings „By Faculty“ oder bei „By Subject“ an, womit einem der Haupteinwände begegnet wird. Trotz heftiger Kritik werden die Zahlen jedes Jahr fortgeschrieben und neu veröffentlicht. Es ist nicht so, dass diese Firmen nur einen Markt für sich entdeckt haben. Sie scheinen auch ein echtes Bedürfnis zu erfüllen.

Weltweite Rangordnungen

Die wohl am häufigste  gestellte Frage, ist wohl die nach den besten Universitäten der Welt. Seit Anbeginn des Rankings liegen hier die angelsächsischen Universitäten vorne. Warum dies so ist hat verschiedene Gründe. Dabei spielt die englische Sprache eine herausragende Rolle. Sie ist bekanntlich die Lingua franca der gesamten akademischen Welt. Mit dem Bekanntheitsgrad einer Universität steigt auch ihre Reputation und umgekehrt.




Führende Universitäten der Welt (nach QS)

Dass unter den ersten 16 Universitäten bereits zwei aus Singapur rangieren, deutet auf die zu erwartende chinesische Rolle hin. Aus England fanden immerhin vier Universitäten Beachtung. Der deutschsprachige Teil Europas ist durch die ETH Zürich würdig vertreten.

Nationale Spitzenreiter

Jemand hat sich die Mühe gemacht, aus der QS-Liste von 1000 Universitäten die 25 besten deutschen Universtäten herauszuziehen. Will man diese Liste kritisieren, muss man sich die Kriterien näher ansehen, nach denen gewertet wurde. Für jemanden, der mit der TU München zu tun hatte, kann ich mir diese Mühe jedoch sparen. Ich habe nichts am Ergebnis auszusetzen. Bemerken möchte ich nur – und zwar aus eigener Erfahrung – dass die Aufmerksamkeit, welche die Münchner Universitäten vom bayrischen Staat erhalten, in Deutschland kaum überboten wird. An der TU München trug außerdem das langjährige Wirken eines sehr engagierten Rektors besondere Früchte.



Beste deutsche Universitäten (nach QS)

Deutsche Exzellenz-Initiative

So zu tun, als wäre das alles eine angelsächsische Spinnerei, wird der Sache nicht gerecht. Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland starke Bestrebungen, den im Ausland so populären Rankings etwas entgegenzusetzen. Es lief unter der Bezeichnung Exzellenz-Initiative. Beginnend in 2005 wurden so genannte Exzellenzcluster und Graduiertenkollegs an vielen Universitäten gefördert und somit eine breite Exzellenzbildung in bestimmten Schwerpunktbereichen gefördert. Zwischen 2006 und 2012 kamen neun ausgewählte Universitäten in den Genuss, zunächst auf fünf Jahre beschränkt, jeweils zusätzliche Fördermittel in dreistelliger Millionenhöhe für ihr gesamtuniversitäres Zukunftskonzept zur Verfügung gestellt zu bekommen. In einer weiteren Förderperiode von 2012 bis 2017 werden insgesamt elf Universitäten auf diese Weise gefördert. Sechs von diesen schafften es, in beiden Förderrunden berücksichtigt zu werden. Damit wird beabsichtigt, eine Ausweitung international exzellenter Spitzenforschung zu begünstigen und ferner die Ausstrahlungskraft des deutschen Universitätssystems als Ganzes zu erhöhen.



Zweite Runde der Exzellenz-Initiative

Mich überraschten in dieser Liste lediglich zwei Unis: Bremen und Konstanz. Vielleicht haben dort einige stille Blümlein sich in letzter Zeit zu mächtigen Bäumen oder Sträuchern entwickelt.

Bei uns waren bisher die Universitäten grundsätzlich dazu verpflichtet, jedem Inhaber der Allgemeinen Hochschulreife den Zugang zum Erststudium zu gewähren. Dies führt dazu, dass eine leistungsabhängige Auswahl der Studierenden nur dann möglich ist, wenn die Anzahl der Bewerber auf einen bestimmten Studiengang die Anzahl der verfügbaren Studienplätze übersteigt (Numerus-Clausus-Fach). Neuerdings haben die Universitäten, bedingt durch die Einführung der Bachelor- und Masterstudiengänge, die Möglichkeit für alle Masterstudiengänge eigene Zulassungsverfahren einzurichten und somit die Selektion nach Leistung weiter zu steigern. Die Verpflichtung, freie Studienplätze leistungsunabhängig aufzufüllen, gilt nur für das Erststudium (Bachelorstudium). Somit wird deutschen Universitäten die Möglichkeit eröffnet, eine Leistungselitenbildung auf Postgraduiertenniveau, unabhängig vom jeweiligen Studienfach und der Bewerberanzahl, in Zukunft zu verwirklichen.

Ergänzung aus zusätzlichen Quellen (An-Institute)

Zudem trifft der Begriff der Exzellenzausbildung im Sinne einer Leistungselite in Deutschland teilweise auch auf die außeruniversitäre Forschung zu, die in Ländern mit etablierten Eliteuniversitäten weit weniger ausgeprägt ist. Hierzu zählen vor allem die Max-Planck-Gesellschaft, die Leibniz-Gemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Helmholtz-Gemeinschaft, welche sich stark in der Förderung einer Wissenschaftselite engagieren, regelmäßig mit Universitäten assoziiert sind und oftmals in der Ausbildung der Studenten mitwirken, etwa durch die Zurverfügungstellung von Lehrpersonal, der Mitarbeit an der Konzeption von Studiengängen, aber auch durch gemeinschaftlich betriebene Graduiertenkollegs. Daneben trägt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit ihren Sonderforschungsbereichen (SFBs) und Schwerpunktprogrammen und der Förderung universitärer Graduiertenkollegs maßgeblich zur Begünstigung der Exzellenzbildung in Forschung und Ausbildung bei.

3 Kommentare:

  1. I told my children that at least 85% of the GAIN they might achieve in their area of study at the University were due to their own initiative and investment, and only 15% of the gain to the school where they studied. That measure is tied to the GAIN of its students through study. Another measure is the GAIN professionally from merely having the Diploma from a particular University. Another measure is the progress in research in fields of interest. Another measure is the economic stimulation of business in the surrounding area.

    I approached the question of university choice as a father of 4. I think the fulfillment of THAT measure could be achieved in the first years of STEM study in any case, AT A FRACTION of the current cost. I believe that the calculation of BEST UNIVERSITY often relies heavily on post graduation salaries. I often say that America has a torrid love affair with the University Diploma ... but not with the University education. The costs are crazy.

    There is another peculiar phenomenon associated with university education that I have seen both in America and Germany. It is of course not a fixed rule, merely a virus that affects certain people ... University study and intellectual curiosity vary INVERSELY in many - I believe because they focus on the diploma rather than the material. The head of the Electrical Engineering department at a VERY LARGE state university here in the states said that he did not have a SINGLE graduate student who was actually interested in electrical engineering.

    Calvin Arnason

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  2. Klaus Küspert aus St.Leon-Rot schrieb: Ich sehe das eigentlich sehr kritisch. Mir kommen da immer Vergleiche in den Sinn zu Rankings wie „Deutschlands bester Autofahrer“, „Deutschlands faulster Beamter“ oder von mir aus auch „das schönste Gesicht des Sozialismus“.

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  3. Während meiner Zeit an der TU München soll sich der Rektor mit dem Gedanken getragen haben, die Mathe-Fakultät schließen zu lassen. Mit einer einzigen Ausnahme leistete keiner der Ordinarien dieser Fakultät einen Beitrag zu den Projekten der TU. Er traute sich dann doch nicht.

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