Seit Paul Kirchhof und Friedrich Merz forderten, dass man seine
Steuern auf einem Bierdeckel ausrechnen können müsste, ist der Bierdeckel zu
einer Maßeinheit geworden für eine dem Normalbürger zumutbare Ausformulierung
eines alltäglichen Konzepts. Hier geht es um den Begriff der National- oder
Volkswirtschaftslehre. Ich möchte versuchen, das Wesentliche dieses Konzepts in
knappen Worten zu formulieren.
Welt- und Volkswirtschaft
Unabhängig davon was Lehrbücher sagen, ist eine Volkswirtschaft (VW)
derjenige Teil der Weltwirtschaft, der eigene Ressourcen, Regeln und Ziele
besitzt. Typische Ressourcen sind Rohstoffe, Güter, Produzenten, Konsumenten
und Märkte. Der Welthandel begann, sobald Güter und Leistungen über
Familiengrenzen hinweg ausgetauscht wurden. Das ungleiche Vorkommen der
Rohstoffe und die unterschiedlichen Begabungen der Menschen verursachten den
Austausch.
Währung und Preisstabilität
Um den Handel zu erleichtern, wurden Währungen eingeführt. Ausgehend
von seltenen Metallen oder Muscheln wurden Verhältniszahlen vereinbart, die es
erlauben alle Güter oder Leistungen zu bewerten. Diese so genannten Preise sind
abhängig vom Interesse des Nutzers.
Ein wichtiges Ziel einer Währung heißt Preisstabilität. Sie
schafft Vertrauen und fördert den Austausch von Gütern und Leistungen. Instabile
Währungen schwanken oder werden umgangen. Um fallende Preise (Deflation) zu
verhindern, werden 2% Inflation angesteuert. Geldmengen werden gesteuert, und
zwar auf verschiedenen Ebenen. Während viele Ressourcen einer VW auf natürliche
Weise limitiert sind, ist dies beim Geld nicht der Fall.
Währungsraum Euro
Der Währungsraum des Euro zerfällt in mehrere VWs, da die Staaten
sich bei der Festlegung von Regeln unterscheiden. Das betrifft Steuern,
Lebenshaltungskosten und staatliche Beihilfen. Ein Fortschreiten der Harmonisierung kann, muss aber nicht erfolgen.
Bargeld und Buchgeld
Bargeld ist die primitivere Form einer Währung. Es ist greifbar
und anonym. Es wird immer mehr von Buchgeld verdrängt. Erst die Digitalisierung
erlaubt die massenhafte Nutzung von Buchgeld im Alltag.
Da die Erzeugung von Buchgeld keine nennenswerten Kosten
verursacht, kann es auch frei zur Verfügung gestellt werden, und zwar in Form
zinsloser Darlehen. Das geht aus von den Notenbanken, umfasst jedoch das
gesamte Geldsystem. Nur die im Umlauf befindliche Geldmenge muss kontrolliert
werden.
Konsum und Kapital
Der Großteil des Geldes einer Wirtschaft wird für tägliche
Bedürfnisse und Vergnügungen, den Konsum, verbraucht. Als Kapital bezeichnet
man Ressourcen, die für Produktion und Handel direkt nutzbar sind, also dem
Konsum entzogen wurden. Dieses Kapital können Geldmittel, Rohstoffe, Güter oder
Fabrikanlagen sein. Indirekt gehören auch die Fähigkeiten der Belegschaft, die
Vertriebswege und das Kundeninteresse dazu. Zu Kundeninteresse gehört
Bekanntheit der Marke und Loyalität der Nutzer. Produktion umfasst das Anbieten von Gütern und
Dienstleistungen.
Planwirtschaft und freie Wirtschaft
In einer Planwirtschaft werden die Entscheidungen, was produziert wird
und was zu welchen Preisen zur Verfügung gestellt wird, zentral getroffen. Das
macht meist die Regierung. In einer freien Wirtschaft sind alle Bürger frei
darin, was sie konsumieren. Sie bestimmen damit, was produziert oder von außen beschafft
(importiert) wird. Sie ermöglichen dadurch den Handel und beeinflussen das
relative Einkommen anderer Bürger.
Kostenloses Geld
Dass Geld kostenlos zur Verfügung steht, ist ein Phänomen neueren
Datums. Es ist zum Teil noch nicht ganz durchdacht. Bei einigen Ressourcen sind
ähnliche Trends zu erkennen, etwa bei der Erfassung, Speicherung und
Verarbeitung von Daten. In früheren VWs war Geld oft mit Kosten verbunden. Bei
Bargeld konnten es Materialkosten sein, bei Buchgeld Kredit- oder
Lombardzinsen. Die früher übliche Ansicht, dass es Geld nur gegen Zinsen gibt,
war auch damit begründet, dass der Geldgeber Konsumverzicht leistet.
Kernstück jeder Wirtschaft ist heute der Handel, d.h. der Güter-
und Leistungsaustausch. Durch das Bereitstellen von Geld wird Kaufkraft
generiert. Dazu dient auch ein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE), das ohne eigene
Wertschöpfung oder Arbeitsleistung gewährt wird. Im Gegensatz zu einem
zinslosen Darlehen muss ein BGE nicht zurückgezahlt werden.
Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft
Die VW ist der Rahmen, der das betriebswirtschaftliche Verhalten
der Marktteilnehmer bestimmt. Die Art einer VW legt fest, ob, wie und welche Betriebe oder Unternehmen gegründet werden. Jedes Unternehmen muss ein Alleinstellungsmerkmal haben. Das können seine Produkte und Dienste sein, aber auch deren Kosten, Qualität oder schnelle Verfügbarkeit.
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