Diese Woche (vom 3. - 5. Mai) steigt in Berlin zum ersten Mal die Informare-Konferenz. Es ist dies eine neue Veranstaltungsform um ein altes Thema, nämlich die Information. Wissen und Können werden dabei als ergänzende Unterthemen herausgestellt.
Mein Verlegerfreund Arnoud de Kemp hat dieses Ereignis konzipiert und aus dem ‚Boden gestampft‘. In Vorträgen, Podiumsdiskussionen und lockeren Mitmach-Veranstaltungen (Workshops, Ausstellungen, Poster Sessions) wird die Rolle der Information in der Gesellschaft beleuchtet. Namhafte Vertreter des Publikations- und Bibliothekswesen hinterfragen die Rolle ihrer beruflichen Tätigkeit im Angesicht eines offensichtlichen Überflusses an Information. Auch eine Reihe von bekannten Informatikern (Dengel, Rabe, Vossen) meldet sich zu Wort. Vielleicht wird damit eine (kleine) Brücke gebaut zwischen Informationswissenschaften und Informatik.
Parallel dazu haben die Veranstalter einen Netzdienst eingerichtet, die Informare!Community, über die man sich über verwandte Themen austauschen kann. Etwa 170 Interessenten haben sich bisher eingetragen.
Das Hauptanliegen der Informare-Veranstaltung verstehe ich wie folgt: Informationsvermittlung macht professionell gesehen wenig Sinn, wenn nicht auch Hilfe zur Verfügung steht bei der Orientierung innerhalb des Angebots und der Sicherung der Qualität, bezogen auf das benötigte oder gewünschte Wissen des Kunden. Die Frage ist, wer das machen kann und machen soll. Jemanden einfach mit Information (oder Wissen) zu überschwemmen, kann heute nicht mehr das Ideal sein. Das gilt sowohl für Allgemeinwissen wie für Fachwissen. Das Nachdenken muss sich daher auf unser Bildungs- und Ausbildungswesen ganz allgemein erstrecken. Dieselbe Problematik wird auch von Endres/Gunzenhäuser angesprochen, wenn sie sagen (S. 77): „Da in Zukunft Wissen wohlfeil ist, d.h. es immer einfacher und kostengünstiger zu beschaffen ist, müssen alle Schultypen einen Schwerpunkt darauf legen, außer Wissen auch Können zu vermitteln. Unter Können oder Kompetenz versteht man die Fähigkeit, unvorhergesehene Aufgaben und Probleme zu lösen. Dazu ist Wissen notwendig aber nicht ausreichend.“
Die Veranstaltung will so genannte ‚Information Professionals‘ ansprechen. Dass es für dieses Berufsbild kein passendes deutsches Wort gibt, ist symptomatisch. Wir sprechen sonst von Informationstechnikern (oder IT-Fachleuten) und Informationswissenschaftlern. Zur ersten Gruppe gehören in der Umgangssprache auch die Informatiker, zu der zweiten auch die Bibliothekare und Informationsvermittler. Manchmal kann der Hinweis auf eine Analogie helfen, um klarzumachen, wie heillos verworren hier die Situation ist. Im Zusammenspiel der Begriffe Chemietechniker, Chemiewissenschaftler und Chemiker ist klar zu erkennen, was eine Abstufung der Kompetenz ist, und was den umfassenderen Begriff darstellt. Dass es nicht ganz ohne Chemiker geht, wenn danach gefragt wird, welches chemische Wissen wann relevant ist, ist zwar ein alter Hut. Manchmal muss jedoch selbst daran erinnert werden.
Eine Veranstaltung wie die Informare wäre völlig überfordert, würde man ihr nahelegen, bei beiden angeschnittenen Fragen (Bildungsinhalte, Berufsbild) einen echten Fortschritt erzielen zu wollen. Dennoch wäre es zu wünschen, wenn man langfristig zumindest die Absicht erkennen könnte, die Dinge langsam zum Besseren zu wenden. Eine Diskussion darüber würde dem Wissenschaftsstandort Deutschland gut anstehen.
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