Mittwoch, 23. Mai 2012

Die Piraten, der CCC und die Informatik (mit Nachträgen)

Am 18.5.2012 schrieb Hartmut Wedekind aus Darmstadt.

Bald wird alles anders sein“ heißt der Titel von Frank Rieger vom Chaos Computer Club (CCC) in der FAZ vom 18. Mai. Das, was der kluge Herr Rieger (Jahrgang 1971) in der FAZ heute flott über eine ganze Seite schreibt, das kann ja wohl nicht unwidersprochen so stehen bleiben. Ich fürchte aber, das bleibt unwidersprochen so stehen. 

Was schreibt der Herr Rieger? Der Roboter (Automat) und die Algorithmen übernehmen oder rauben uns unserer Arbeit. Die Roboter und Algorithmen und nicht unsere Arbeit muss deshalb zentral besteuert werden. Sie, der Roboter und die Algorithmen (die Wörter fallen laufend), haben unsere Rente und ein Grundeinkommen für jeden zu erwirtschaften. Wie bei den Physiokraten in Frankreich unter Quesnay (1758) nur die Landwirtschaft zu besteuern ist (impôt unique), so verlangt Rieger eine Automatensteuer. Rieger ist kein Physiokrat (Landwirtschaftokrat), sondern ein Automatokrat, der auch eine Zentralsteuer (impôt unique) fordert.

Herr Rieger hat sicherlich die früher schon an den Himmel gemalte „menless factory“ im Sinn. Seine Rede ist mindesten 30 Jahre alt, als man der Automatisierungstechnik noch Himmlisches zutraute. Heute wird aber z.B. der Himmel (die Decke im Auto) wieder von Hand montiert. Die Automatisierung war mit allem Drum und Dran zu kompliziert. Dass Triviales automatisierbar ist (Rasenmähen, Staubsaugen Zähneputzen, etc.), braucht Herr Rieger mir nicht zu sagen. Wenn‘s aber etwas subtiler wird, ist die Riegersche Piraten-Welt am Ende. Die CCC-Leute wollen offensichtlich Tante Emma schocken und Wahlen gewinnen.

Der junge Mann, der Herr Rieger, hat sicher einmal Ökonomie studiert. Dass unsere Prozess- und Arbeitswelt aber nicht von Algorithmen, sondern von Interaktionen dominiert werden, das sieht er nicht. Gerade der dialogische Zusammenhang zwischen Mensch und Maschine macht doch heute das Salz in der Suppe aus. Wir sind doch längst an die Grenzen menschenloser Automation gestoßen. Nicht der Algorithmus (das ist Opas Informatik), sondern die Interaktion steht doch im Zentrum des Interesses. Das kann man auch aus dem modernen BPMN 2.0 erkennen.

Ich befürchte, dass hier der (zukünftige) Chefökonom der Piraten spricht. Dahinter steht also eine politische Macht. Wer von den Philosophen, Informatikern, Ökonomen tritt dem entgegen, damit aus der Macht keine Nacht wird? Wenn ich das machen würde, dann heißt das bei der pseudo-intellektuellen FAZ nur „der redet ein alter Sack, ein Emeritierter, der hat sowieso keine Ahnung mehr...

PS: Ich glaube, ich merke so langsam, wohin die Reise der Piraten geht. Die konventionellen Parteien (inkl. Die Grünen) stehen dem paralysiert gegenüber. Die sind schlicht überfordert, bei dem politischen Personal. „Alles wird anders“ sagen die Piraten und ihr (gemeint sind die anderen politischen Aktivisten) könnt verschwinden.

Am 19.5.2012 fügte Hartmut Wedekind hinzu:

Der Terminus „Moore’s Law“ fällt, so ich mich erinnere, mehrfach in dem Aufsatz von Rieger. Mit „Moore‘s Law“ versuchen die Piraten die paralysierten Parteien hinweg zu blasen.

So stark politisch wie die Grünen werden die wahrscheinlich auch. Man muss nur so trommeln wie der Herr Rieger. Deshalb muss die Philosophie das rechte Maß finden. Politik und politische Ökonomie ist eine Sache des Augenmaßes (Max Weber).

Am 21.5.2012, 9:42 Uhr, antwortete Elisabeth Heinemann ebenfalls aus Darmstadt:

Die Piraten sind im Grunde die Konstruktivisten der heutigen Internet-Jugend: ihre herausragende Eigenschaft ist es, fortwährend die neuen Methoden nicht nur aufzuzeigen, sondern auch selbst einzusetzen und dem „gemeinen Volk“ zu sagen.. so könnt‘ ihr’s machen. Lösungen für die Probleme haben sie nicht und wollen sie auch primär gar nicht haben. Sie sind, auf den Punkt gebracht, eine Methoden-Partei. 

Und die Hauptmethode bzw. Eigenschaft eines zukünftigen Cyber-Bürgers ist es, über die Fähigkeit zur kontinuierlichen Rekonstruktion der Begriffe für Dinge und Ereignisse der realen Welt zu verfügen.

Am 21.5.2012, 10:37 Uhr, antwortete Hartmut Wedekind:

Schnellantwort: Eine Konstruktion, als Kosmos gedacht, steht doch dem Chaos diametral gegenüber. Kosmos war für die Griechen der bekannte, geordnete Weltraum. Chaos war für die Griechen die Unordnung, die klaffende (geistige) Leere.

Wenn Piraten sich unter dem Label „Chaos“ wohlfühlen, dann sind das unserer Antipoden, mit denen wir eigentlich in den Wissenschaften nichts zu tun haben wollen und auch können. Eine chaotische Wissenschaft gibt es nicht. Piraten sind alle Paul Feyerabends, „anything goes“ am PC. Von Informatik haben die sicherlich keine Ahnung.

Am 21.5.2012, 11:27 Uhr, antwortete Elisabeth Heinemann:

Vielleicht ist das ein wenig „kurz“ gedacht. Die Piraten sind als Europa-weite Bewegung nicht identisch mit dem deutschen CCC. Und auch aus Chaos kann „Gutes“ erwachsen. Es wäre schade, wenn man die Piraten nur auf ihr teilweise „chaotisches“ Auftreten reduzieren würde und die Hinweise auf die heutige Lebenspraxis im Cyber-Zeitalter unbeachtet ließe. Da verschenkt man eine Chance. Denn die Zukunft wird in diese Richtung gehen. Dann doch besser mitgestalten und zum Positiven wenden, anstatt von vorneherein verdammen.

Und was die Roboter angeht… die Maschinenstürmer in Deutschland waren da ja nicht anders (zwichen 1815 und 1849). Auch die wollten Maschinensteuer einführen wegen des Verlusts der menschbetriebenen Arbeitsplätze.

Am 21.5.2012, 14:27 Uhr, schrieb Hartmut Wedekind:

Schon der Titel [des Beitrags von Rieger in der FAZ] ist haarsträubend. Wenn der Autor „alles“ als All-Quantor verstanden wissen will. würde er bescheiden sagen „Bald wird einiges anders“. Dann würde ich innerlich nicht revoltieren. Der Satz „Bald wird alles anders“ ist ein empirischer Allsatz vom Typus „Alle Vögel können fliegen“. Wenn man (wie in [1] behandelt) auf einen Pinguin zeigt, der bekanntlich einen Vogel ist, der nicht fliegen kann, dann fällt der Satz umgehend ins Chaos. Das heißt der Satz ist falsch. Popper sprach vom Falsifizieren.

„Bald wird alles anders sein“. Wenn ich jetzt auf eine, sagen wir in aller Kürze, „Entität“ zeige, die sich nicht ändern wird, dann geht auch dieser Satz in den Orkus oder ins Chaos. Er ist falsifiziert nach Popper.

Wo ist der Pinguin? Was wird sich nicht ändern? Ganz einfach. Die Schemabildung, das Zentralproblem der Informatik (Teil 1 von Informatik als Grundbildung [1]). Automaten und Automatisierung, auf die Herr Rieger setzt, setzt ein Schematisieren voraus. Automatisch muss alles nach Schema eff gehen. Auch Algorithmen, die Herr Rieger so preist, sind Schemata. Erst recht Interaktionen über ein kompliziertes User Interface, das die Hälfte der Entwicklungszeit einer Anwendung kostet (so Volker Stiehl). Ich will mich doch nicht in einzelnen Ausprägungen (threads oder instances oder Tupeln) herumtummeln. Das ist etwas für Chaoten und Piraten, die damit der Tante Emma oder zurückgebliebenen Politikern imponieren wollen.

Wenn der Herr Rieger mit seinem Manifest als politscher Ökonom (der berühmteste war Karl Marx, der den Ausdruck mit seinem „Kapital“ ja auch in die Welt gesetzt hat) nur ein bisschen nachgedacht hätte, wäre er als Manifest-Schreiber (auch hier stammt das berühmteste Manifest, eben das „ Kommunistische Manifest“,  vom großen Karl) auf Hegel in Jena, der Lehrer vom Karlchen mit dem Barte, gestoßen. Frank Rieger hätte dann das Thema dialektisch anpacken müssen, um nicht haarsträubend zu wirken. Sein Thema müsste lauten „ Was sich bald ändert und was bleibt“. Hier stehen sich die beiden Pole das „Ändern“ und das „Bleiben“ dialektisch gegenüber und verlangen nach einer Synthese. Das ist natürlich nichts für Tante Emma und die pseudo-intellektuelle FAZ. In Interaktionen sind die Menschen, die Herr Rieger beraubt sieht, mitten drin. Es gibt immer mehr Interaktions-Arbeitsplätze. Tief unten drin laufen auch unsichtbar einige von den beschworenen Algorithmen des Herr Rieger, als Schemata vorhanden und durch einen Benutzer instanzialisiert.

Warum kommt man unweigerlich, wenn man das Thema „Was bleibt?“ anstimmt, zu dem, was ich schon angedeutet habe. Wesentliches von dem, was bleibt, steht in „Informatik als Grundbildung“ [1]. In dem Geiste “Was bleibt“ ist die Serie ja auch 2004 und 2005 geschrieben worden.


Referenz

1. Wedekind, H., Ortner, E., Inhetveen, R.: Informatik als Grundbildung. Informatik Spektrum 27(2): 172-180 (2004) und folgende vier Hefte.


Nachbemerkung

Heute, am 23.5.2012, las ich (Bertal Dresen) den zitierten Artikel im Netz. Er hat eine geänderte Überschrift. Sie lautet: ‚Roboter müssen unsere Rente sichern‘. Der Artikel erinnert stark an Jeremy Rifkins Buch ‚Das Ende der Arbeit‘‚ dessen englische Version bereits 1995 erschien. Das sind immerhin 17 Jahre her. Es besteht also kein Grund zur Aufregung. Auch Rifkin argumentierte für arbeitsloses Grundeinkommen. Wenn es dieser Idee so ergehen sollte wie James Tobin mit der von ihm im Jahre 1972 vorgeschlagenen Finanztransaktionssteuer, so werden sich unsere Enkel etwa im Jahre  2035 näher mit ihr befassen.

Dass die Piraten auf dieser Idee abfahren, zeigt, dass sie etwas moderner sind als die Sozialdemokraten. Ihr Stammvater Karl Marx hatte schon 1875 einen grauen Bart.


Am 23.5.2012, 13:58 Uhr, schickte Hartmut Wedekind der FAZ einen Leserbrief. Er ist im Stil zu schön und in der Aussage zu treffend, um ihn meinen Leserinnen und Lesern vorzuenthaltern.
 
Leserbrief
„Bald wird alles anders sein“

In seinem Manifest (FAZ vom 18.Mai 2012) „ Bald wird alles anders sein“ verkündet Frank Rieger vom Computer Chaos Club  prophetisch, dass durch Automatisierung und Algorithmen binnen Kurzem eine Totalveränderung unserer Gesellschaft folgen wird, wie  „Moore’s Law“ es befiehlt. Nun werden z.B. Logik und Arithmetik, wesentliche Komponenten im menschlichen  Leben,  in Zukunft zwar erweitert, aber sicherlich  nicht verändert, womit sich  Riegers Allsatz wenigstens formal   als eine falsche  Prophetie erweist. Aber auch inhaltlich ist es so, dass viele Schemata, das sind allgemeine Aspekte  von Abläufen, nicht ändern werden. Man denke z.B. an das Schema der Doppelten Buchhaltung. 

Rieger wäre gut beraten gewesen, wenn er nicht prophetisch, sonders dialektisch vorgegangen wäre. „Was sich bald ändert, und was bleibt“ müsste sein Thema lauten, dem man dann  natürlich nicht mehr das Prädikat  „Manifest“ zubilligen kann.  Im zentralen Fach „Informatik“ steht die Entwicklung  von Schemata, die jeglicher Automatisierung vorausgeht, im Mittelpunkt des Anwendungsgeschäftes. Die Informatik als Fach möchte sicherlich nicht ephemer sein, was ihr in der Welt des „Alles-Anders“ aber blüht.  

Auch die von Herrn Rieger empor stilisierten Algorithmen sind Teil-Schemata, die aber in einem viel größeren  Zusammenhang gesehen werden müssen. Und der Zusammenhang heißt „Interaktion“,  mit der großen Fragestellung,  wie man menschliche Handlungsschemata und maschinelle Ablaufschemata in einer Schnittstelle (user interface, UI) unter  einen Hut bringt. Bei der Entwicklung von Anwendungssystemen  wird in Sachen „user interface“ ein  beachtlicher   Aufwand getrieben, weil man um die Wichtigkeit der Präsentation gegenüber dem Menschen weiß. Viele unserer Arbeitsplätze sind  bleibende Interaktionsarbeitsplätze  und die Algorithmen des Herr Rieger  laufen „irgendwo in einem Keller auf dieser Welt“. Eine Sondersteuer, wie offensichtlich verlangt, auf diese Arbeitsplätze, weil im Keller etwas läuft, wäre absurd und chaosreif.

Prof. em. Harmut Wedekind


Am 24.5.2012, 15:30 Uhr, schickte Albert Endres aus Sindelfingen folgenden Leserbrief an die FAZ: 

Leserbrief
Zukunft unserer Enkel sichern

Frank Riegers FAZ-Artikel hat in der Online-Version einen sehr ansprechenden Titel bekommen. ‚Roboter müssen unsere Rente sichern‘ heißt es jetzt. Lasst uns also die papierne Version vergessen, an der sich Logik-Fans so festbissen. Mit der Online-Version lässt sich nämlich sinnvoll arbeiten und weiter diskutieren.

Zunächst muss man Rieger zugestehen, dass er noch um seine Rente besorgt ist. Vielleicht hat er bisher wenig selbst für seine Altersversorgung getan. Er hätte dann eine große Sorge weniger, wenn er andere Leute dazu überreden könnte, es statt seiner zu tun. Dass er deshalb gleich unseren ganzen Staat in die Pflicht nimmt, ist sehr egoistisch. Da ich aufgrund meines Alters mir keine Sorgen um meine Rente mache, möchte ich die Zeitachse um 50 Jahre verlängern. Es ist die Zeit, wenn meine Enkel gerne in den Ruhestand gehen möchten.

Viele Ideen in dem Beitrag von Rieger sind sehr nützlich. Es täte unserem Lande sehr gut, wenn ab und zu positive Utopien in die Diskussion gebracht würden. Es gibt heute sehr viele Leute oder Clubs, die auf Angst und Untergang hinarbeiten. Auch in konkreten Dingen macht der Artikel beachtenswerte Aussagen. Indem er Roboter betont, gesteht er zu, dass wir in Zukunft weiterhin gut sein müssen in der Produktion materieller Güter. Zu diesen gehören in erster Linie Lebensmittel für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Noch viele Roboter-Anwendungen in der Landwirtschaft sind verbesserungsfähig. Das beginnt mit dem Pflügen, setzt sich fort beim Säen und Ernten. Letzteres ist teilweise sehr kompliziert, will man es automatisieren. Beispiele sind Kartoffelernten, Obstpflücken, aber auch Melken und Schlachten. Der Einsatz in der industriellen Fertigung (z.B. Auto- und Maschinenbau) und im Bauwesen ist heute so selbstverständlich, das man darüber nicht reden muss.

Von elementarer Bedeutung sind Roboter auch für die Rohstoff- und Energiegewinnung. Ich denke an den Bergbau, die Waldwirtschaft und die Gewinnung von Solarenergie. Aber auch die Aufbereitung von Wasser und die Entsorgung von Abfällen sind wichtige Einsatzgebiete für Roboter. Jeder weiß, dass Roboter noch nicht sehr gut im Selbstlernen sind. Fast jeder Einsatz in einem neuen Gebiet erfordert ausführliche Programmierung. Dafür müssen Leute ausgebildet werden. Außerdem müssen sie motiviert werden, sinnvollen Tätigkeiten nachzugehen. Das Chaos (im Kopf einiger Leute) zu beschreiben und zu bedauern, ist nur ein geringer Teil davon.

Damit kämen wir zur Produktion nicht-materieller Güter. Während die von Roboter übernommenen Arbeiten meistens sehr unbeliebt und gefährlich waren, ist dies bei den primär den Intellekt fordernden Arbeiten nicht so. Die Computer fanden dennoch Eingang. Von der Materialverwaltung und der Finanzbuchhaltung ausgehend, unterstützen sie heute Menschen in vielen anderen Tätigkeiten. Vor allem die letzten 20 Jahre zeigten, dass in Bildung und Unterhaltung der Computer eine zunehmende Rolle spielt. Gerade die bildenden Künstler (Autoren, Musiker), aber auch Journalisten, Lehrer und Wissenschaftler entdecken immer neue Möglichkeiten, wie man Computer zu seinem Nutzen einsetzen kann. Manchmal geht dies so rasch, dass man glaubt, Computer hätten die Absicht, Menschen in ihrer Wirkungsdomäne einzuengen oder sie sogar zu vertreiben.

Dieses ganze Spektrum neuer Möglichkeiten für den Einsatz von Computern und Robotern sollte man sehen. Die Gesellschaft und die Wirtschaft sollten und können sie nicht ignorieren. Man muss aber nicht zu allererst die Gesellschaftsform ändern, um überhaupt reagieren zu können. Weder Bürokraten noch Revoluzzer, weder Despoten noch Oligarchen haben einen Startvorteil. Eine offene und demokratische Gesellschaft kann dieser Aufgabe bestens Herr werden. Vielleicht werden nur einige zusätzliche Diskussionen erforderlich. Diese Diskussionen sollte man ernsthaft betreiben, denn sie kosten Zeit.


Am 24.5.2003, 19:10 Uhr, schrieb Peter Hiemann aus Grasse:

Frank Riegers FAZ-Artikel „Roboter müssen unsere Rente sichern“ bietet lediglich einen Überblick der technischen Veränderungen der derzeitigen industrialisierten Welt. Er bietet keinen vernünftigen Ansatz für gesellschaftliche Analysen.

Unter einem evolutionären Gesichtspunkt ist sicher, dass technologische Veränderungen immer Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen und deren Institutionen nach sich ziehen. Evolution bedeutet aber auch, dass Mutationen gesellschaftlicher Programme (Institutionen) veränderte Systemstrukturen und neues Systemverhalten (Systemzustände) bewirken, die nicht vorhersehbar sind.

Die derzeitigen kritischen globalen ökonomischen und ökologischen Indikatoren deuten darauf hin, dass der Generation unserer Enkel viel Arbeit bevorsteht, existierende Gesellschaftsstrukturen so umzubauen, damit ein würdevolles Leben aller Individuen weltweit zukünftig möglich ist. Diese Arbeit betrifft geistiges, politisches und vor allem ökonomisches Umdenken. Dazu gehören auch neue Regelungen, wie gesellschaftliche Infrastrukturen finanziert werden können. Geistige Neuorientierungen erfordern sogar mehrere Generationen.

Bei dem Umbau gesellschaftlicher Strukturen kann Informationstechnologie nur hilfreich sein. Diese Arbeit lässt sich nicht an Roboter delegieren.


Am 25.5.2012, 9:32 Uhr, schrieb Hartmut Wedekind:

Hier eine Ermahnung an alle, auch an die CCC-Leute, aus Faust I:

„Mein teurer Freund, ich rat Euch drum
Zuerst Collegium Logicum.
Da wird der Geist Euch wohl dressiert,
In spanische Stiefeln eingeschnürt,
Daß er bedächtiger so fortan
Hinschleiche die Gedankenbahn,
Und nicht etwa, die Kreuz und Quer,
Irrlichteliere hin und her.
Dann lehret man Euch manchen Tag,
Daß, was Ihr sonst auf einen Schlag
Getrieben, wie Essen und Trinken frei,
Eins! Zwei! Drei! dazu nötig sei.“

Ihr H. Wedekind, ein Logik-Freak

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