Am 18.5.2012 schrieb
Hartmut Wedekind aus Darmstadt.
„Bald
wird alles anders sein“ heißt der Titel von Frank Rieger vom Chaos Computer
Club (CCC) in der FAZ vom 18. Mai. Das, was der kluge Herr Rieger (Jahrgang
1971) in der FAZ heute flott über eine ganze Seite schreibt, das kann ja wohl
nicht unwidersprochen so stehen bleiben. Ich fürchte aber, das bleibt
unwidersprochen so stehen.
Was
schreibt der Herr Rieger? Der
Roboter (Automat) und die Algorithmen übernehmen oder rauben uns unserer
Arbeit. Die Roboter und Algorithmen und nicht unsere Arbeit muss deshalb
zentral besteuert werden. Sie, der Roboter und die Algorithmen (die Wörter
fallen laufend), haben unsere Rente und ein Grundeinkommen für jeden zu
erwirtschaften. Wie bei den Physiokraten in Frankreich unter Quesnay (1758) nur
die Landwirtschaft zu besteuern ist (impôt unique), so verlangt Rieger eine
Automatensteuer. Rieger ist kein Physiokrat (Landwirtschaftokrat), sondern ein
Automatokrat, der auch eine Zentralsteuer (impôt unique) fordert.
Herr
Rieger hat sicherlich die früher schon an den Himmel gemalte „menless factory“
im Sinn. Seine Rede ist mindesten 30 Jahre alt, als man der
Automatisierungstechnik noch Himmlisches zutraute. Heute wird aber z.B. der
Himmel (die Decke im Auto) wieder von Hand montiert. Die Automatisierung war
mit allem Drum und Dran zu kompliziert. Dass Triviales automatisierbar ist
(Rasenmähen, Staubsaugen Zähneputzen, etc.), braucht Herr Rieger mir nicht zu
sagen. Wenn‘s aber etwas subtiler wird, ist die Riegersche Piraten-Welt am
Ende. Die CCC-Leute wollen offensichtlich Tante Emma schocken und Wahlen
gewinnen.
Der junge
Mann, der Herr Rieger, hat sicher einmal Ökonomie studiert. Dass unsere
Prozess- und Arbeitswelt aber nicht von Algorithmen, sondern von Interaktionen
dominiert werden, das sieht er nicht. Gerade der dialogische Zusammenhang
zwischen Mensch und Maschine macht doch heute das Salz in der Suppe aus. Wir
sind doch längst an die Grenzen menschenloser Automation gestoßen. Nicht der
Algorithmus (das ist Opas Informatik), sondern die Interaktion steht doch im
Zentrum des Interesses. Das kann man auch aus dem modernen BPMN 2.0 erkennen.
Ich
befürchte, dass hier der (zukünftige) Chefökonom der Piraten spricht. Dahinter
steht also eine politische Macht. Wer von den Philosophen, Informatikern,
Ökonomen tritt dem entgegen, damit aus der Macht keine Nacht wird? Wenn ich das
machen würde, dann heißt das bei der pseudo-intellektuellen FAZ nur „der redet
ein alter Sack, ein Emeritierter, der hat sowieso keine Ahnung mehr...
PS: Ich
glaube, ich merke so langsam, wohin die Reise der Piraten geht. Die
konventionellen Parteien (inkl. Die Grünen) stehen dem paralysiert gegenüber.
Die sind schlicht überfordert, bei dem politischen Personal. „Alles wird anders“
sagen die Piraten und ihr (gemeint sind die anderen politischen Aktivisten)
könnt verschwinden.
Am 19.5.2012 fügte Hartmut
Wedekind hinzu:
Der
Terminus „Moore’s Law“ fällt, so ich mich erinnere, mehrfach in dem Aufsatz von
Rieger. Mit „Moore‘s Law“ versuchen die Piraten die paralysierten Parteien
hinweg zu blasen.
So stark
politisch wie die Grünen werden die wahrscheinlich auch. Man muss nur so
trommeln wie der Herr Rieger. Deshalb muss die Philosophie das rechte Maß
finden. Politik und politische Ökonomie ist eine Sache des Augenmaßes (Max
Weber).
Am 21.5.2012, 9:42 Uhr, antwortete
Elisabeth Heinemann ebenfalls aus Darmstadt:
Die
Piraten sind im Grunde die Konstruktivisten der heutigen Internet-Jugend: ihre
herausragende Eigenschaft ist es, fortwährend die neuen Methoden nicht nur
aufzuzeigen, sondern auch selbst einzusetzen und dem „gemeinen Volk“ zu sagen..
so könnt‘ ihr’s machen. Lösungen für die Probleme haben sie nicht und wollen
sie auch primär gar nicht haben. Sie sind, auf den Punkt gebracht, eine Methoden-Partei.
Und die
Hauptmethode bzw. Eigenschaft eines zukünftigen Cyber-Bürgers ist es, über die
Fähigkeit zur kontinuierlichen Rekonstruktion der Begriffe für Dinge und
Ereignisse der realen Welt zu verfügen.
Am 21.5.2012, 10:37 Uhr,
antwortete Hartmut Wedekind:
Schnellantwort:
Eine Konstruktion, als Kosmos gedacht, steht doch dem Chaos diametral
gegenüber. Kosmos war für die Griechen der bekannte, geordnete Weltraum. Chaos
war für die Griechen die Unordnung, die klaffende (geistige) Leere.
Wenn
Piraten sich unter dem Label „Chaos“ wohlfühlen, dann sind das unserer
Antipoden, mit denen wir eigentlich in den Wissenschaften nichts zu tun haben
wollen und auch können. Eine chaotische Wissenschaft gibt es nicht. Piraten
sind alle Paul Feyerabends, „anything goes“ am PC. Von Informatik haben die
sicherlich keine Ahnung.
Am 21.5.2012, 11:27 Uhr, antwortete
Elisabeth Heinemann:
Vielleicht
ist das ein wenig „kurz“ gedacht. Die Piraten sind als Europa-weite Bewegung
nicht identisch mit dem deutschen CCC. Und auch aus Chaos kann „Gutes“
erwachsen. Es wäre schade, wenn man die Piraten nur auf ihr teilweise
„chaotisches“ Auftreten reduzieren würde und die Hinweise auf die heutige
Lebenspraxis im Cyber-Zeitalter unbeachtet ließe. Da verschenkt man eine
Chance. Denn die Zukunft wird in diese Richtung gehen. Dann doch besser
mitgestalten und zum Positiven wenden, anstatt von vorneherein verdammen.
Und was die Roboter angeht… die Maschinenstürmer in Deutschland waren da ja nicht anders (zwichen 1815 und 1849). Auch die wollten Maschinensteuer einführen wegen des Verlusts der menschbetriebenen Arbeitsplätze.
Am 21.5.2012, 14:27 Uhr, schrieb Hartmut
Wedekind:
Schon der
Titel [des Beitrags von Rieger in der FAZ] ist haarsträubend. Wenn der Autor
„alles“ als All-Quantor verstanden wissen will. würde er bescheiden sagen „Bald
wird einiges anders“. Dann würde ich innerlich nicht revoltieren. Der Satz
„Bald wird alles anders“ ist ein empirischer Allsatz vom Typus „Alle Vögel
können fliegen“. Wenn man (wie in [1] behandelt) auf einen Pinguin zeigt, der
bekanntlich einen Vogel ist, der nicht fliegen kann, dann fällt der Satz
umgehend ins Chaos. Das heißt der Satz ist falsch. Popper sprach vom
Falsifizieren.
„Bald
wird alles anders sein“. Wenn ich jetzt auf eine, sagen wir in aller Kürze,
„Entität“ zeige, die sich nicht ändern wird, dann geht auch dieser Satz in den
Orkus oder ins Chaos. Er ist falsifiziert nach Popper.
Wo ist
der Pinguin? Was wird sich nicht ändern? Ganz
einfach. Die Schemabildung, das Zentralproblem der Informatik (Teil 1 von Informatik
als Grundbildung [1]). Automaten und Automatisierung, auf die Herr Rieger setzt,
setzt ein Schematisieren voraus. Automatisch muss alles nach Schema eff gehen.
Auch Algorithmen, die Herr Rieger so preist, sind Schemata. Erst recht
Interaktionen über ein kompliziertes User Interface, das die Hälfte der
Entwicklungszeit einer Anwendung kostet (so Volker Stiehl). Ich will mich doch nicht
in einzelnen Ausprägungen (threads oder instances oder Tupeln) herumtummeln.
Das ist etwas für Chaoten und Piraten, die damit der Tante Emma oder
zurückgebliebenen Politikern imponieren wollen.
Wenn der
Herr Rieger mit seinem Manifest als politscher Ökonom (der berühmteste war Karl
Marx, der den Ausdruck mit seinem „Kapital“ ja auch in die Welt gesetzt hat)
nur ein bisschen nachgedacht hätte, wäre er als Manifest-Schreiber (auch hier
stammt das berühmteste Manifest, eben das „ Kommunistische Manifest“, vom
großen Karl) auf Hegel in Jena, der Lehrer vom Karlchen mit dem Barte,
gestoßen. Frank Rieger hätte dann das Thema dialektisch anpacken müssen, um
nicht haarsträubend zu wirken. Sein Thema müsste lauten „ Was sich bald ändert
und was bleibt“. Hier stehen sich die beiden Pole das „Ändern“ und das
„Bleiben“ dialektisch gegenüber und verlangen nach einer Synthese. Das ist
natürlich nichts für Tante Emma und die pseudo-intellektuelle FAZ. In
Interaktionen sind die Menschen, die Herr Rieger beraubt sieht, mitten drin. Es
gibt immer mehr Interaktions-Arbeitsplätze. Tief unten drin laufen auch
unsichtbar einige von den beschworenen Algorithmen des Herr Rieger, als Schemata
vorhanden und durch einen Benutzer instanzialisiert.
Warum
kommt man unweigerlich, wenn man das Thema „Was bleibt?“ anstimmt, zu dem, was
ich schon angedeutet habe. Wesentliches von dem, was bleibt, steht in
„Informatik als Grundbildung“ [1]. In dem Geiste “Was bleibt“ ist die Serie ja
auch 2004 und 2005 geschrieben worden.
Referenz
1. Wedekind, H., Ortner,
E., Inhetveen, R.: Informatik als Grundbildung. Informatik Spektrum 27(2): 172-180 (2004) und folgende vier Hefte.
Nachbemerkung
Heute, am
23.5.2012, las ich (Bertal Dresen) den zitierten Artikel im Netz. Er hat eine
geänderte Überschrift. Sie lautet: ‚Roboter müssen unsere Rente sichern‘. Der
Artikel erinnert stark an Jeremy Rifkins Buch ‚Das Ende der Arbeit‘‚ dessen englische Version
bereits 1995 erschien. Das sind immerhin 17 Jahre her. Es besteht also kein
Grund zur Aufregung. Auch Rifkin argumentierte für arbeitsloses Grundeinkommen. Wenn
es dieser Idee so ergehen sollte wie James Tobin mit der von ihm im Jahre 1972 vorgeschlagenen
Finanztransaktionssteuer, so werden sich unsere Enkel etwa im Jahre 2035 näher mit ihr befassen.
Dass die Piraten auf dieser Idee abfahren, zeigt, dass sie etwas moderner sind als die Sozialdemokraten. Ihr Stammvater Karl Marx hatte schon 1875 einen grauen Bart.
Am 23.5.2012, 13:58 Uhr, schickte Hartmut Wedekind der FAZ einen Leserbrief. Er ist im Stil zu schön und in der Aussage zu treffend, um ihn meinen Leserinnen und Lesern vorzuenthaltern.
Dass die Piraten auf dieser Idee abfahren, zeigt, dass sie etwas moderner sind als die Sozialdemokraten. Ihr Stammvater Karl Marx hatte schon 1875 einen grauen Bart.
Am 23.5.2012, 13:58 Uhr, schickte Hartmut Wedekind der FAZ einen Leserbrief. Er ist im Stil zu schön und in der Aussage zu treffend, um ihn meinen Leserinnen und Lesern vorzuenthaltern.
Leserbrief
„Bald wird alles anders
sein“
In seinem Manifest
(FAZ vom 18.Mai 2012) „ Bald wird alles anders sein“ verkündet Frank Rieger vom
Computer Chaos Club prophetisch, dass
durch Automatisierung und Algorithmen binnen Kurzem eine Totalveränderung unserer
Gesellschaft folgen wird, wie „Moore’s
Law“ es befiehlt. Nun werden z.B. Logik
und Arithmetik, wesentliche Komponenten im menschlichen Leben, in Zukunft zwar erweitert, aber sicherlich nicht verändert, womit sich Riegers Allsatz wenigstens formal als eine falsche Prophetie erweist. Aber auch inhaltlich ist
es so, dass viele Schemata, das sind allgemeine Aspekte von Abläufen, nicht ändern werden. Man denke
z.B. an das Schema der Doppelten Buchhaltung.
Rieger wäre gut beraten gewesen, wenn er nicht prophetisch, sonders dialektisch vorgegangen wäre. „Was sich bald ändert, und was bleibt“ müsste sein Thema lauten, dem man dann natürlich nicht mehr das Prädikat „Manifest“ zubilligen kann. Im zentralen Fach „Informatik“ steht die Entwicklung von Schemata, die jeglicher Automatisierung vorausgeht, im Mittelpunkt des Anwendungsgeschäftes. Die Informatik als Fach möchte sicherlich nicht ephemer sein, was ihr in der Welt des „Alles-Anders“ aber blüht.
Auch die von Herrn Rieger empor stilisierten Algorithmen sind Teil-Schemata, die aber in einem viel größeren Zusammenhang gesehen werden müssen. Und der Zusammenhang heißt „Interaktion“, mit der großen Fragestellung, wie man menschliche Handlungsschemata und maschinelle Ablaufschemata in einer Schnittstelle (user interface, UI) unter einen Hut bringt. Bei der Entwicklung von Anwendungssystemen wird in Sachen „user interface“ ein beachtlicher Aufwand getrieben, weil man um die Wichtigkeit der Präsentation gegenüber dem Menschen weiß. Viele unserer Arbeitsplätze sind bleibende Interaktionsarbeitsplätze und die Algorithmen des Herr Rieger laufen „irgendwo in einem Keller auf dieser Welt“. Eine Sondersteuer, wie offensichtlich verlangt, auf diese Arbeitsplätze, weil im Keller etwas läuft, wäre absurd und chaosreif.
Rieger wäre gut beraten gewesen, wenn er nicht prophetisch, sonders dialektisch vorgegangen wäre. „Was sich bald ändert, und was bleibt“ müsste sein Thema lauten, dem man dann natürlich nicht mehr das Prädikat „Manifest“ zubilligen kann. Im zentralen Fach „Informatik“ steht die Entwicklung von Schemata, die jeglicher Automatisierung vorausgeht, im Mittelpunkt des Anwendungsgeschäftes. Die Informatik als Fach möchte sicherlich nicht ephemer sein, was ihr in der Welt des „Alles-Anders“ aber blüht.
Auch die von Herrn Rieger empor stilisierten Algorithmen sind Teil-Schemata, die aber in einem viel größeren Zusammenhang gesehen werden müssen. Und der Zusammenhang heißt „Interaktion“, mit der großen Fragestellung, wie man menschliche Handlungsschemata und maschinelle Ablaufschemata in einer Schnittstelle (user interface, UI) unter einen Hut bringt. Bei der Entwicklung von Anwendungssystemen wird in Sachen „user interface“ ein beachtlicher Aufwand getrieben, weil man um die Wichtigkeit der Präsentation gegenüber dem Menschen weiß. Viele unserer Arbeitsplätze sind bleibende Interaktionsarbeitsplätze und die Algorithmen des Herr Rieger laufen „irgendwo in einem Keller auf dieser Welt“. Eine Sondersteuer, wie offensichtlich verlangt, auf diese Arbeitsplätze, weil im Keller etwas läuft, wäre absurd und chaosreif.
Prof. em.
Harmut Wedekind
Am 24.5.2012, 15:30 Uhr, schickte Albert Endres aus Sindelfingen folgenden Leserbrief an die FAZ:
Leserbrief
Zukunft
unserer Enkel sichern
Frank Riegers FAZ-Artikel hat in der Online-Version einen sehr
ansprechenden Titel bekommen. ‚Roboter müssen unsere Rente sichern‘ heißt es
jetzt. Lasst uns also die papierne Version vergessen, an der sich Logik-Fans so
festbissen. Mit der Online-Version lässt sich nämlich sinnvoll arbeiten und weiter
diskutieren.
Zunächst muss man Rieger zugestehen, dass er noch um seine Rente besorgt ist. Vielleicht hat er bisher wenig selbst für seine Altersversorgung getan. Er hätte dann eine große Sorge weniger, wenn er andere Leute dazu überreden könnte, es statt seiner zu tun. Dass er deshalb gleich unseren ganzen Staat in die Pflicht nimmt, ist sehr egoistisch. Da ich aufgrund meines Alters mir keine Sorgen um meine Rente mache, möchte ich die Zeitachse um 50 Jahre verlängern. Es ist die Zeit, wenn meine Enkel gerne in den Ruhestand gehen möchten.
Zunächst muss man Rieger zugestehen, dass er noch um seine Rente besorgt ist. Vielleicht hat er bisher wenig selbst für seine Altersversorgung getan. Er hätte dann eine große Sorge weniger, wenn er andere Leute dazu überreden könnte, es statt seiner zu tun. Dass er deshalb gleich unseren ganzen Staat in die Pflicht nimmt, ist sehr egoistisch. Da ich aufgrund meines Alters mir keine Sorgen um meine Rente mache, möchte ich die Zeitachse um 50 Jahre verlängern. Es ist die Zeit, wenn meine Enkel gerne in den Ruhestand gehen möchten.
Viele Ideen in dem Beitrag von Rieger sind sehr nützlich. Es täte
unserem Lande sehr gut, wenn ab und zu positive Utopien in die Diskussion
gebracht würden. Es gibt heute sehr viele Leute oder Clubs, die auf Angst und
Untergang hinarbeiten. Auch in konkreten Dingen macht der Artikel beachtenswerte Aussagen.
Indem er Roboter betont, gesteht er zu, dass wir in Zukunft weiterhin gut sein
müssen in der Produktion materieller Güter. Zu diesen gehören in erster Linie
Lebensmittel für die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Noch viele
Roboter-Anwendungen in der Landwirtschaft sind verbesserungsfähig. Das beginnt
mit dem Pflügen, setzt sich fort beim Säen und Ernten. Letzteres ist teilweise
sehr kompliziert, will man es automatisieren. Beispiele sind Kartoffelernten,
Obstpflücken, aber auch Melken und Schlachten. Der Einsatz in der industriellen
Fertigung (z.B. Auto- und Maschinenbau) und im Bauwesen ist heute so
selbstverständlich, das man darüber nicht reden muss.
Von elementarer Bedeutung sind Roboter auch für die Rohstoff- und
Energiegewinnung. Ich denke an den Bergbau, die Waldwirtschaft und die
Gewinnung von Solarenergie. Aber auch die Aufbereitung von Wasser und die
Entsorgung von Abfällen sind wichtige Einsatzgebiete für Roboter. Jeder weiß, dass Roboter noch nicht sehr gut im Selbstlernen sind. Fast
jeder Einsatz in einem neuen Gebiet erfordert ausführliche Programmierung.
Dafür müssen Leute ausgebildet werden. Außerdem müssen sie motiviert werden,
sinnvollen Tätigkeiten nachzugehen. Das Chaos (im Kopf einiger Leute) zu
beschreiben und zu bedauern, ist nur ein geringer Teil davon.
Damit kämen wir zur Produktion nicht-materieller Güter. Während die von
Roboter übernommenen Arbeiten meistens sehr unbeliebt und gefährlich waren, ist
dies bei den primär den Intellekt fordernden Arbeiten nicht so. Die Computer
fanden dennoch Eingang. Von der Materialverwaltung und der Finanzbuchhaltung
ausgehend, unterstützen sie heute Menschen in vielen anderen Tätigkeiten.
Vor allem die letzten 20 Jahre zeigten, dass in Bildung und Unterhaltung der
Computer eine zunehmende Rolle spielt. Gerade die bildenden Künstler (Autoren,
Musiker), aber auch Journalisten, Lehrer und Wissenschaftler entdecken immer
neue Möglichkeiten, wie man Computer zu seinem Nutzen einsetzen kann. Manchmal
geht dies so rasch, dass man glaubt, Computer hätten die Absicht, Menschen in
ihrer Wirkungsdomäne einzuengen oder sie sogar zu vertreiben.
Dieses ganze Spektrum neuer Möglichkeiten für den Einsatz von Computern
und Robotern sollte man sehen. Die Gesellschaft und die Wirtschaft sollten und
können sie nicht ignorieren. Man muss aber nicht zu allererst die
Gesellschaftsform ändern, um überhaupt reagieren zu können. Weder Bürokraten
noch Revoluzzer, weder Despoten noch Oligarchen haben einen Startvorteil. Eine
offene und demokratische Gesellschaft kann dieser Aufgabe bestens Herr werden.
Vielleicht werden nur einige zusätzliche Diskussionen erforderlich. Diese
Diskussionen sollte man ernsthaft betreiben, denn sie kosten Zeit.
Am 24.5.2003, 19:10 Uhr, schrieb Peter Hiemann aus Grasse:
Frank Riegers FAZ-Artikel „Roboter müssen unsere Rente sichern“ bietet lediglich einen Überblick der technischen Veränderungen der derzeitigen industrialisierten Welt. Er bietet keinen vernünftigen Ansatz für gesellschaftliche Analysen.
Unter einem evolutionären Gesichtspunkt ist sicher, dass technologische Veränderungen immer Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen und deren Institutionen nach sich ziehen. Evolution bedeutet aber auch, dass Mutationen gesellschaftlicher Programme (Institutionen) veränderte Systemstrukturen und neues Systemverhalten (Systemzustände) bewirken, die nicht vorhersehbar sind.
Die derzeitigen kritischen globalen ökonomischen und ökologischen Indikatoren deuten darauf hin, dass der Generation unserer Enkel viel Arbeit bevorsteht, existierende Gesellschaftsstrukturen so umzubauen, damit ein würdevolles Leben aller Individuen weltweit zukünftig möglich ist. Diese Arbeit betrifft geistiges, politisches und vor allem ökonomisches Umdenken. Dazu gehören auch neue Regelungen, wie gesellschaftliche Infrastrukturen finanziert werden können. Geistige Neuorientierungen erfordern sogar mehrere Generationen.
Bei dem Umbau gesellschaftlicher Strukturen kann Informationstechnologie nur hilfreich sein. Diese Arbeit lässt sich nicht an Roboter delegieren.
Am 24.5.2003, 19:10 Uhr, schrieb Peter Hiemann aus Grasse:
Frank Riegers FAZ-Artikel „Roboter müssen unsere Rente sichern“ bietet lediglich einen Überblick der technischen Veränderungen der derzeitigen industrialisierten Welt. Er bietet keinen vernünftigen Ansatz für gesellschaftliche Analysen.
Unter einem evolutionären Gesichtspunkt ist sicher, dass technologische Veränderungen immer Veränderungen gesellschaftlicher Strukturen und deren Institutionen nach sich ziehen. Evolution bedeutet aber auch, dass Mutationen gesellschaftlicher Programme (Institutionen) veränderte Systemstrukturen und neues Systemverhalten (Systemzustände) bewirken, die nicht vorhersehbar sind.
Die derzeitigen kritischen globalen ökonomischen und ökologischen Indikatoren deuten darauf hin, dass der Generation unserer Enkel viel Arbeit bevorsteht, existierende Gesellschaftsstrukturen so umzubauen, damit ein würdevolles Leben aller Individuen weltweit zukünftig möglich ist. Diese Arbeit betrifft geistiges, politisches und vor allem ökonomisches Umdenken. Dazu gehören auch neue Regelungen, wie gesellschaftliche Infrastrukturen finanziert werden können. Geistige Neuorientierungen erfordern sogar mehrere Generationen.
Bei dem Umbau gesellschaftlicher Strukturen kann Informationstechnologie nur hilfreich sein. Diese Arbeit lässt sich nicht an Roboter delegieren.
Am 25.5.2012, 9:32 Uhr, schrieb Hartmut Wedekind:
Hier eine Ermahnung an alle, auch an die CCC-Leute, aus Faust I:
„Mein teurer Freund, ich rat Euch drum
Zuerst Collegium Logicum.
Da wird der Geist Euch wohl dressiert,
In spanische Stiefeln eingeschnürt,
Daß er bedächtiger so fortan
Hinschleiche die Gedankenbahn,
Und nicht etwa, die Kreuz und Quer,
Irrlichteliere hin und her.
Dann lehret man Euch manchen Tag,
Daß, was Ihr sonst auf einen Schlag
Getrieben, wie Essen und Trinken frei,
Eins! Zwei! Drei! dazu nötig sei.“
Zuerst Collegium Logicum.
Da wird der Geist Euch wohl dressiert,
In spanische Stiefeln eingeschnürt,
Daß er bedächtiger so fortan
Hinschleiche die Gedankenbahn,
Und nicht etwa, die Kreuz und Quer,
Irrlichteliere hin und her.
Dann lehret man Euch manchen Tag,
Daß, was Ihr sonst auf einen Schlag
Getrieben, wie Essen und Trinken frei,
Eins! Zwei! Drei! dazu nötig sei.“
Ihr H. Wedekind, ein Logik-Freak
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