Nachdem ich mich in früheren Beiträgen sehr für den Arzt-
und den Ingenieurberuf ausgesprochen hatte, wurde ich gefragt, ob man heute
nicht Biologie mit diesen Fächern gleichsetzen könnte. Ich möchte diese Frage
mit Ja beantworten, möchte meine Antwort aber mit leichten Einschränkungen
verbinden.
Bis vor etwa 50 Jahren war die Biologie ein rein
kompilierendes und wenig wissenschaftliches Fach. Man konnte nur beobachten und
klassifizieren, aber nicht erklären. Erst durch die 1953 erfolgte Entdeckung
der DNA-Struktur durch James Watson
und Francis Crick (und anderen) erhielt das Fach eine wissenschaftliche
Grundlage. Kennzeichnend ist, dass diese Durchbrüche nicht von Biologen,
sondern von Physikern, Chemikern und Medizinern erzielt wurden. Vor allem begannen wir nach und nach zu
ahnen, wie faszinierend das Phänomen Leben ist.
[Im Anhang 2 beschreibt
mein Freund und Kollege Peter Hiemann, ein Diplom-Mathematiker, wie er zur
Beschäftigung mit Fragen der Biologie gelangte. Er hat sich immer wieder in
diesem Blog mit Beiträgen zu biologischen Themen geäußert]
Immer noch gibt es viele Biologen, die lieber das Tanzen der
Bienen oder die Bauleistungen von Termiten (und andern Insekten) rein
phänomenologisch beschreiben, als den entsprechenden Erscheinungen auf den
Grund zu gehen. Das Berufsbild des Biologen ist immer noch stark von
Biologielehrern bestimmt, die die Mendelschen Gesetze erklären, von
Tierpflegern im Zoo oder von Naturliebhabern, die Schmetterlingen mit der
Botanisiertrommel hinterherhüpfen.
Dass die moderne Biologie ganz andere Fragen stellt und Antworten liefern kann, kam in mehreren Beiträgen dieses Blogs zum Ausdruck. Sie kann helfen Probleme in der Medizin, in der Ernährung, in der Energieversorgung und im Umweltschutz zu lösen. Auch gibt es immer mehr Stellen für Biologen außerhalb der Schule. Die Pharmaindustrie, die Agrarwirtschaft, die Lebensmittel-Industrie und der staatliche Naturschutz sind Beispiele. Da viele Biologen von Hause aus den alternativen (oder grünen) Politikern etwas nahestehen, sehen sie sehr oft auf Kollegen herab, die sich in den Dienst der Industrie stellen. Was bei Kommunisten der Klassenfeind, ist bei Grünen die umweltfeindliche Großindustrie.
Dass die moderne Biologie ganz andere Fragen stellt und Antworten liefern kann, kam in mehreren Beiträgen dieses Blogs zum Ausdruck. Sie kann helfen Probleme in der Medizin, in der Ernährung, in der Energieversorgung und im Umweltschutz zu lösen. Auch gibt es immer mehr Stellen für Biologen außerhalb der Schule. Die Pharmaindustrie, die Agrarwirtschaft, die Lebensmittel-Industrie und der staatliche Naturschutz sind Beispiele. Da viele Biologen von Hause aus den alternativen (oder grünen) Politikern etwas nahestehen, sehen sie sehr oft auf Kollegen herab, die sich in den Dienst der Industrie stellen. Was bei Kommunisten der Klassenfeind, ist bei Grünen die umweltfeindliche Großindustrie.
Von einem Gymnasiasten aus der Familie befragt, habe ich
mich etwas schlau zu machen versucht bezüglich der Möglichkeiten eines Biologiestudiums.
Die beste Quelle scheint mir die Bertelsmann-Stiftung,
und dort das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), zu sein. Sie
veröffentlicht laufend Statistiken und Bewertungen von Hochschulen, quer durch
alle Fächer. Eine kurze Empfehlung
für angehende Biologie-Studenten gibt es dort auch. Einige Sätze daraus will
ich wörtlich zitieren. Sie gehen genau in die Richtung, die ich jedem
Interessenten nahelegen würde:
- An der Molekularbiologie kommt keiner mehr vorbei, selbst wenn er zoologische oder botanische Schwerpunkte wählt. »Man muss in allen Disziplinen genetisch denken können«,
- Ein Großteil der Fachliteratur ist auf Englisch, und immer öfter wird auch auf Englisch unterrichtet.
- Die meisten Universitäten suchen sich ihre Studenten hauptsächlich nach der Abiturnote aus; teilweise lag der Numerus clausus im Wintersemester 2011/12 im Einser-Bereich.
- Der Doktortitel ist bei Biologen der Normalfall. Etwa drei Viertel der Masterabsolventen machen einen Doktor.
Für drei Unis (Freiburg, Heidelberg, Konstanz) habe ich die
Bewertung im Detail ausgedruckt. Sie ist als Anhang 1 wiedergegeben. Man kann
sich registrieren und andere Unis ansehen. Es gibt auch vom Spiegel
ein Ranking der Unis. Es sagt wesentlich weniger aus. Auch der
Wikipedia-Eintrag zum Biologie-Studium
hat mich nicht besonders beeindruckt.
Bekannte Studienorte sind - soweit ich das beurteilen kann: Freiburg, Konstanz, Tübingen, Stuttgart-Hohenheim, München, Düsseldorf und Mainz. Studienorte, an denen Molekular-Biologie besonders hervorgehoben wird, sind: Münster, Erlangen, Bielefeld, Saarbrücken und Jena. Außerdem gibt es eine Übersicht aller Studienorte der Gesellschaft für Molekular-Biologie.
Ich fand bisher keine Liste, aus der die Anzahl der Biologie-Professoren nach Studienorten hervorgeht. Für mich wäre das ein starkes Kriterium, da daraus die personalmäßige und finanzielle Ausstattung des Fachs hervorgeht. Wenn man die Zahl der Studenten durch die Zahl der Profs dividiert, bekommt man (zwar nur oberflächlich) ein Maß für die mögliche Qualität des Studiums. Aber auch die absoluten Zahlen sind wichtig. Lieber 1000 Studenten und 50 Professoren als 100 Studenten und 5 Profs. Je mehr Profs, umso besser sind alle Teilgebiete abgedeckt.
Ich vermute, es gibt in der Biologie auch ein Süd-Nord-Gefälle, d.h. Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen sind besser dran als Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Jeder Interessierte kann anhand der Links weitere Details klären.
Bachelor (Uni, kein Lehramt)
Bekannte Studienorte sind - soweit ich das beurteilen kann: Freiburg, Konstanz, Tübingen, Stuttgart-Hohenheim, München, Düsseldorf und Mainz. Studienorte, an denen Molekular-Biologie besonders hervorgehoben wird, sind: Münster, Erlangen, Bielefeld, Saarbrücken und Jena. Außerdem gibt es eine Übersicht aller Studienorte der Gesellschaft für Molekular-Biologie.
Ich fand bisher keine Liste, aus der die Anzahl der Biologie-Professoren nach Studienorten hervorgeht. Für mich wäre das ein starkes Kriterium, da daraus die personalmäßige und finanzielle Ausstattung des Fachs hervorgeht. Wenn man die Zahl der Studenten durch die Zahl der Profs dividiert, bekommt man (zwar nur oberflächlich) ein Maß für die mögliche Qualität des Studiums. Aber auch die absoluten Zahlen sind wichtig. Lieber 1000 Studenten und 50 Professoren als 100 Studenten und 5 Profs. Je mehr Profs, umso besser sind alle Teilgebiete abgedeckt.
Ich vermute, es gibt in der Biologie auch ein Süd-Nord-Gefälle, d.h. Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen sind besser dran als Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Jeder Interessierte kann anhand der Links weitere Details klären.
Was ich etwas skeptisch betrachte, ist die Bio-Informatik.
Bindestrichfächer haben generell das Problem, dass sie weder Fisch noch Fleisch
sind. Sie stellen zwar eine wichtige Brückenfunktion dar, werden aber von
beiden Seiten nicht ganz ernst genommen. Bio-Informatiker haben zwar weniger
das Problem, das medizinische Informatiker plagt, dass sie nämlich primär als
Hilfskräfte angesehen werden. Dennoch machen sie aus Sicht von
Vollblut-Biologen keine biologische Arbeit, sondern nur Datenmanipulation. Wer
als Biologe gerne Hilfe in Informatik-Fragen haben möchte, fragt am liebsten
einen echten Informatiker, und umgekehrt.
Anhang 1
Hochschulvergleich:
Biologie
Bachelor (Uni, kein Lehramt)
Hochschule
|
|||
FAKTEN |
|||
Forschungsgelder
pro Wissenschaftler
|
257,8
|
235,2
|
121,0
|
Promotionen
pro Professor
|
3,3
|
9,6
|
1,6
|
Veröffentlichungen
pro Wissenschaftler
|
3,4
|
5,5
|
3,3
|
Zitationen
pro Publikation
|
7,9
|
8,0
|
4,8
|
Internationale
Ausrichtung
|
2
/ 11
|
3
/ 11
|
0
/ 11
|
STUDIERENDEN-URTEILE
GRUNDSTÄNDIGE PRÄSENZSTUDIENGÄNGE
|
|||
Studiensituation
insgesamt
|
2,2
|
2,4
|
2,1
|
Berufsbezug
|
3,5
|
2,5
|
3,1
|
Betreuung
durch Lehrende
|
2,3
|
2,6
|
2,1
|
Bibliotheksausstattung
|
2,0
|
1,8
|
1,9
|
Ausstattung
Praktikumslabore
|
1,9
|
1,7
|
1,6
|
Lehrangebot
|
2,8
|
2,3
|
2,6
|
IT-Infrastruktur
|
2,0
|
2,0
|
2,2
|
Räume
|
1,9
|
1,7
|
2,1
|
Studierbarkeit
|
2,7
|
3,0
|
2,6
|
E-Learning
|
2,4
|
2,1
|
2,3
|
Einbeziehung
in Lehrevaluation
|
3,2
|
3,0
|
2,3
|
Exkursionen
|
2,0
|
3,5
|
1,9
|
Unterstützung
für Auslandsstudium
|
2,9
|
2,3
|
3,1
|
Wissenschaftsbezug
|
2,6
|
2,1
|
2,2
|
REPUTATION
|
|||
Forschungsreputation
|
35,9
|
47,7
|
13,6
|
PS: Für eine Erklärung dieser Zahlen sei auf die oben als CHE-Empfehlung
angegebene Quelle verwiesen.
Anhang 2
Kommentar von Peter Hiemann aus Grasse zum
Thema Biologie-Studium
Es ist
vermutlich heute schwerer als in der Epoche unserer Jugend, sich für ein
Studium zu entscheiden. Bei der Entscheidung für ein naturwissenschaftliches
Studium spielen meines Erachtens drei Kriterien eine entscheidende Rolle:
- Welches Fachgebiet besitzt das Potential, die Grundlage für ein humanistisches Weltbild in einer technisierten Welt zu vermitteln?
- Welches Fachgebiet eröffnet den Zugang zu vielfältigen interessantesten Projekten in Forschung und Industrie
- Welches Fachgebiet erhält positive öffentliche (politische) und ökonomische Aufmerksamkeit (Budgets).
Entsprechend
meiner heutigen Interessen, würde ich mich auch für ein Studium entscheiden,
das auf den Prinzipien der Molekularbiologie und den Prozessen und Strukturen
einer lebenden Zelle aufbaut.
Einen
entscheidenden Anstoß für mein heutiges Interesse für lebende Strukturen waren
die Vorlesungen Erwin Schrödingers zum Thema „Was ist Leben? - Die lebende
Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet“. Das Vorwort von Ernst Peter
Fischer zu Schrödingers Vorlesungen gibt einen schönen Einblick, warum die
„moderne Biologie nicht das Werk von Biologen ist“. Schrödinger hielt seine
Vorlesungen 1943. Zur selben Zeit untersuchten der Mediziner Salvatore Luria
und der Physiker Max Delbrück mikroskopische Partikel, die Bakterien angreifen
und zerstören konnten. Luria und Delbrück gelang der Nachweis, dass einige
Bakterien aufgrund einer spontanen Mutation ihres genetischen Materials
resistent gegen Zerstörung durch die verwendeten Phagen geworden waren. Lurias
und Delbrücks Arbeiten gelten als Beginn der Molekularbiologie. Das Fach
explodierte, als 1946 entdeckt wurde, dass Bakterien und Phagen auch sexuell
aktiv sind, also genetisches Material untereinander austauschen und neu
kombinieren. 1953 erkannten James Watson (ein Schüler von Luria) und Francis
Crick (ein Physiker), dass Gene als Doppelhelix strukturiert sind.
Unter der
Annahme, dass ein Atom die Größe einer Erbse hat, hat eine Zelle die Größe
einer Kugel mit 800 Metern Durchmesser (oder Radius?). Wie dem auch sei, man
muss sich die Zelle sehr groß vorstellen. In der Zelle bewegt sich eine
ungeheure Zahl verschiedener Moleküle mit sehr großer Geschwindigkeit. Manche
Moleküle sind klein, manche haben die Größe eines PKW (im Erbsenmaßstab). In
dem Gedränge der Moleküle kommt es zu keinen Zusammenstößen. Das einzig stabile
Element in einer Zelle ist das genetische Programm. Ich habe im Internet einen
kleines Video mit dem Titel „The Inner Life of a Cell“
gefunden.
Heute
existieren hervorragende technische Hilfsmittel, das genetische Programm eines
Organismus zu sequenzieren. Dieses Programm sagt aber wenig über die Prozesse
der Proteinsynthese aus. Die Aktivierung und Deaktivierung von Genen ist eine
nur teilweise verstandene dynamische komplexe Angelegenheit. Das Wissen um den
Begriff Genetik musste um den Begriff Epigenetik erweitert werden.
Die
Ansicht, dass „moderne Biologie nicht das Werk von Biologen ist“ gilt für die
Epoche 1943, als es tatsächlich den Beruf gab, Biologie (Botanik, Zoologie) zu
betreiben. Wer sich heute mit biologischen Fragestellungen professionell
auseinandersetzen möchte, steht nicht vor der Entscheidung, den Beruf eines
Biologen zu erlernen, sondern vor der Entscheidung, aus einer unglaublichen
Vielzahl spezifischer Domänen eine Wahl zu treffen.
Am 26.9.2012 schrieb Peter Hiemann aus Grasse:
AntwortenLöschenvielleicht interessiert es, dass in Göttingen ein Max-Planck-Institut (MPI)existiert, das Strukturen untersucht, für die sich sowohl Physiker als auch Molekularbiologen interessieren.
Auf der Webseite http://www.ds.mpg.de/instUeberInstitut/instForschungsthemen/index.html erfährt man mehr.
Danke für diesen wirklch sehr informativen Beitrag! Ab nächsten Semester kann ich auch endlich mkein Biologie Studium beginnen, nachdem ich auf meine Bewerbungen nur Absagen erhalten habe. Letzendlich hatte ich mit einer Studienplatzklage erfolg. Meine Rechtsanwältin ist echt super www.rechtsanwalt-studienplatzklage.com
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