In diesen Rahmen stellte der Fernsehsender Arte einen Film über die amerikanische
Investmentbank Goldman
Sachs, der am Dienstag, den 4. September, ausgestrahlt wurde. Wer bisher
den Großbanken misstraute, hier findet er ausgezeichnetes Anschauungsmaterial. Die
Story ist deprimierend und erschütternd. Was davon Übertreibung ist, ist schwer
festzustellen.
Im Falle von Goldman Sachs ist die Verflechtung mit allen amerikanischen
Regierungen, Republikanern wie Demokraten, Teil des Geschäftsmodells. Auch der
bei uns oft bemängelte Personalaustausch zwischen Politik und Wirtschaft hat in
den USA eine lange Tradition. Natürlich führt dies immer wieder zu
Interessenkonflikten. So war Hank Paulson, der US Finanzminister und frühere Chef von Goldman Sachs, nur zu bedauern.
Er hatte einen Sau-Job. Er konnte den Konkurrenten Lehmann nicht mit Steuergeld
retten. Was hätten da seine Freunde gesagt? Dafür zahlte die Regierung die
Schulden der AIG zurück. Das half Goldman Sachs – rein zufällig – durch die
Krise. Obama hatte die besten Absichten, um die Banken zur Rechenschaft zu ziehen.
Inzwischen hat man ihm klargemacht, dass das keine so gute Idee war. Nur Banker
wissen, was in finanziellen Angelegenheiten zu tun ist. Deshalb ist er jetzt
auch von Bankern eingekreist. Im Begleittext der Sendung heißt es:
Als die europäischen Regierungen nacheinander
dem Zorn der Wähler zum Opfer fielen, nutzte Goldman Sachs die Gunst der
Stunde, um ihr komplexes Einflussgeflecht auf den alten Kontinent auszuweiten. Goldman
Sachs ist mehr als eine Bank. Sie ist ein unsichtbares Imperium…Der Arm der Bank
ist lang, und sie befindet sich stets auf der Gewinnerseite.
Eine Bilanzsumme einer Bank von 700 Mrd. US$ ist natürlich kein
Pappenstiel. Wer sie jedoch mit einem Staatshaushalt vergleicht, vergleicht
Äpfel und Birnen. Gewissen Staatsdienern sollte der Umgang mit Bankern verboten
werden, wenn sie ihnen nicht gewachsen sind. Dass im Abacus-Skandal vor allem die
Düsseldorfer Bank IKB mit 150 Mio. $ die Betrogene war, war peinlich für den
Standort. Eine andere Düsseldorfer Bank, die WestLB, wurde durch eigene dubiose Geschäfte ebenfalls in den
Schlamassel gezogen.
Dass Banken Mathematiker einstellen, erhöht ihr Risiko. Wie man einen der
besten, den Franzosen Fabrice Tourre auffliegen ließ, hatte ich bereits vergessen.
Wer solche E-Mails an seine Freundin schickt wie er, gehört gefeuert, egal ob
Mathe-Genie oder Raumgestalter. Dass die Bank ausgerechnet ihn opferte, war
gemein.
Goldman Sachs vorzuwerfen, dass sie Griechenland einen Gefallen taten, ist nur
die eine Seite eines Trauerspiels. Wer große Schulden macht, muss aufpassen, mit
wem er sich einlässt. Bezeichnend ist, dass der Vertreter von Goldman Sachs
in Europa heute sagt, dass seine Bank, böte
sich ihr dasselbe Geschäft noch einmal, sie – von einigen Details abgesehen –
wieder genau so handeln würde. Das muss doch den vielen selbst ernannten Experten
der Griechenland-Misere Anlass zum Nachdenken geben.
In Europa gingen Prodi, Monti, Issing und Draghi von Goldman Sachs zu deren
Kunden, den europäischen Behörden und Regierungen. Diese vier öffentlichen Amtsträger hätten nirgendwo eine bessere Ausbildung genießen
können. Als Wähler und Steuerzahler kann man sich nur wünschen, dass die
Politik sowie der Staatsdienst genügend Leute bekommt, die Bankern das Wasser
reichen können. Wie kann man das besser hinbekommen, als solche Leute von besonders tüchtigen und daher ‚gefährlichen‘
Banken abzuwerben.
Leider beschränken sich derartige Auswüchse und Verfehlungen nicht auf Banken. Auch andere
Branchen nehmen vehement Einfluss auf die Politik, so die Automobil-, Chemie- oder Solarbranche. Auch
gibt es bestimmte Firmen, die eine starke Ausstrahlung auf andere Firmen ausüben. So
hat etwa die Unternehmensberatung McKinsey eine besondere Anziehungskraft für junge,
clevere Leute. Sie studieren deren Kunden von innen und gehen dann zu denen,
die sie vorher als gut befunden haben.
Im Falle McKinsey sind dies Tausende. Viele davon sind (oder waren) in führenden Positionen, angefangen bei Frank Appel (Deutsche Post), über Utz Claassen (Ex-EnBW), bis Axel Wieandt (Ex-Deutsche Bank, Ex-Hypo Real Estate). Die so genannten Ex-Meckies gibt es weltweit.
Im Falle McKinsey sind dies Tausende. Viele davon sind (oder waren) in führenden Positionen, angefangen bei Frank Appel (Deutsche Post), über Utz Claassen (Ex-EnBW), bis Axel Wieandt (Ex-Deutsche Bank, Ex-Hypo Real Estate). Die so genannten Ex-Meckies gibt es weltweit.
Die Sendung fand eine starke Resonanz, wie man aus den Online-Kommentaren schließen kann. Weitere Sendetermine sind: Mittwoch, 19. September 2012, 10:25 Uhr und Donnerstag, 27. September 2012, 02:50 Uhr.
Die Länder in Europa haben neben der CIA jetzt auch auf Goldman-Sachs aufzupassen. Ihre Macht hier in USA sieht man an die „100 cents on the dollar coverage by the US Treasury“ of its toxic real estate debt. Calvin Arnason
AntwortenLöschenAm 7.9.2012 schrieb Otto Buchegger aus Tübingen:
AntwortenLöschen… der ARTE Beitrag war erschreckend!