Samstag, 17. November 2012

Zauberwährung im Währungszauberwald – ein modernes Märchen

In der Dollarwelt

Seit der Wiederwahl Obamas wird wieder davon gesprochen, dass die USA ihre Staatsschulden tilgen müssten. Wer so redet, beweist, dass er in den letzten vier Jahren nicht verfolgt hat, was in und mit dieser Welt passierte. Zumindest hat er übersehen, dass der Dollar keine normale Währung mehr ist. Zauberwährung ist als Kennzeichnung nicht ganz falsch. Ein US-Politiker, der ans Schuldentilgen denkt, könnte ebenso gut Geld zum Fenster hinaus werfen. Es gibt für die USA keinen Grund, Schulden zu tilgen. Wenn Sie einen wissen, sagen Sie es mir.

Obwohl die USA von vielen Kommentatoren als kranker Mann beschimpft werden, dürfen sie alle ihre Probleme (Rüstung, Bildung, Wohlstand, usw.) durch massenhaftes Gelddrucken lösen. Früher und anderswo hätte man Angst vor Inflation und Kursverfall haben müssen. Inflation heißt, das Verhältnis von Geldeinkommen und Warenangebot ist im eigenen Lande gestört. Mit Kursverfall bezeichnet man die Situation, wenn der Kurs der eigenen Währung gegenüber fremden Währungen sinkt. Beides geschieht nicht. Durch die Globalisierung stehen auf der ganzen Welt genügend Arbeitskräfte zur Verfügung, die Waren und Produkte billig liefern. Als derzeit einzige Leitwährung werden Dollar von Millionen Menschen außerhalb der USA gehortet. Wer sich nicht Gold umhängt wie arabische Frauen, legt seine Ersparnisse in Dollar an. Dazu gehören totalitäre Staaten wie China, Ölscheiche am Persischen Golf und in Venezuela, Rauschgiftbarone in Mittel- und Südamerika, Oligarchen in Russland oder Waffenhändler irgendwo auf der Welt. Würde der Kurs des Dollars fallen, verringerte sich das Vermögen dieser Leute in gleichem Maße.  Das werden sie zu verhindern wissen.

Dass private Amerikaner gerne Schulden machen, ist bekannt. Sie leben ihrer Zeit voraus, Sie geben jetzt das Geld aus, das sie demnächst einnehmen werden oder einzunehmen hoffen, Wenn der Leitzinssatz für Schulden absichtlich tiefer angesetzt wird als die übliche Inflation, sind die Zeichen klar. Mit ‚üblicher Inflation‘ ist hier der Prozentsatz gemeint, mit der jede Währung zwangsläufig sich abreibt oder dahinsiecht (2-3%). Dass private Gläubiger mehr als den Leitzinssatz bezahlen müssen, geht zu Gunsten einer einzigen Branche, der Finanzindustrie.

Eine Währung ist reine Vertrauenssache. Ganz früher basierte dieses Vertrauen auf der Zusage der Regierung, nötigenfalls auf den Goldschatz in Fort Knox zurückzugreifen. Seit Nixon diese Verbindung kappte, glaubte man an die Fähigkeit der Notenbank – auch Fed genannt – die Geldmenge zu kontrollieren. Das alles ist vorbei, Erstens kann es die Fed nicht mehr, zweitens will sie es nicht mehr. An die Stelle der Fed ist eine anonyme Macht getreten, die Geldbesitzer dieser Welt. Die Fed ist zur willenlosen Gelddruckerei verkommen.

Früher glaubte man auch, dass es etwas wie die benötigte Geldmenge gäbe, und dass dieser Wert etwas mit dem Wert und der Menge der gehandelten Waren zu tun hätte. Wird viel gehandelt, braucht man viel Geld. Geld sei der Schmierstoff für die Wirtschaft. Auch das war einmal.

Inzwischen ist der Schmierstoffhandel wichtiger als der Warenhandel, Sein Umfang ist ein Vielfaches des Warenhandels, das Acht- bis Zehnfache. Das Tolle ist, dass diejenigen, die den Handel betreiben, das Handelsgut nicht nach Bedarf sondern nach Belieben vermehren können. Der Großteil dessen, was man als Geld bezeichnet, wird nicht von der Fed sondern von Banken und Finanzmaklern geschaffen. Goldman Sachs ist deren Anführer. Dort sitzen jetzt die Herren der Welt – wie in einem früheren Beitrag festgehalten.

Da Schmiermittel nur eine bildhafte Bezeichnung für diese Warenart ist, erfolgt sein Handel körperlos, d.h. zwischen Computern. Diese müssen lediglich größer und schneller werden. Auch da wurden Illusionen geweckt. Das Märchen darf weitergeträumt werden. Wir Informatiker helfen mit, so gut wie wir können.

Im Euroland

Einigen Europäern wie Mitterand widerstrebte es, ihr Vermögen in Dollarn zu zählen. Die D-Mark wäre eine Alternative gewesen. Ist aber aus anderen Gründen unzumutbar. Wie im Beitrag über Helmut Kohl nachzulesen, schufen Kohl und Mitterand deshalb den Euro.

Es soll Leute gegeben haben, die hofften, dass der Euro die Rolle des Dollars als Zauberwährung verhindern oder verändern könnte. Das gefiel einigen andern Leuten wieder nicht. Es begann das Gerede von der Euro-Krise. Wie früher ausgeführt, handelt es sich dabei nicht um eine Krise des Euro. Es ist eine Schuldenkrise von einigen Ländern, die mit Euro zahlen. Wäre der Euro weniger stark, hätten diese Länder ein kleineres Problem. Jedenfalls wurden Chinesen und Araber, die begonnen hatten Euro zu sammeln, verunsichert. Sie sind jetzt hinter Ackerland und Rohstoffen in Afrika her.

Da sich die Politiker, die sich vom Euro etwas versprochen hatten (Juncker, Merkel, Sarkozy, usw.) nicht sofort geschlagen gaben, gibt es einen Währungskrieg. Da dieser Begriff zu martialisch wirkt, spreche ich lieber vom Währungszauber. Er währt  bereits vier Jahre. Immer wieder gibt es neue Standbilder, Grafiken, Szenarien und Überraschungen.

Euroland hatte nie genug Gold, um die neuen Scheine abzusichern. Der Glaube an die Macht und die Management-Fähigkeiten der EZB musste reichen. Allerdings hatten in den letzten zehn Jahren einige Südstaaten zu sehr auf die Nordstaaten vertraut. Wenn die für sich Vertrauen aufbauen, dann reicht das für uns mit – so dachte man. Jetzt muss Merkel die Gouvernante spielen und die 'Bengel' im Süden zur Disziplin erziehen. In Griechenland bekam sie dafür die Hakenkreuzbinde verpasst. Ob die 'Bengel' sich in weiteren zwanzig Jahren erziehen lassen, wird sich herausstellen. Vorher  ̶  so hofft man  ̶  werden Grüne und Rote die Gouvernante in Pension schicken. Eine Zauberwährung wird der Euro nie. Wer das erhofft, sollte lieber gleich in den Dollarraum auswandern. Gleiches gilt für Pfund Sterling und Yen sowie alle andern Bewohner des Zauberwalds.

2 Kommentare:

  1. Am 17.11.2012 schrieb Calvin Arnason aus Kansas City;

    Have you read any of the Michael Lewis books? The Big Short and Boomerang are especially good. I both read the first one and listened to it on Audible ... very interesting both times. In Boomerang he did a stupid job of his Germany chapter, although the conversation with the Treasury Undersecretary I thought highlighted very well the traits of duty and honor of "a public servant" in a space that those virtues are exceedingly rare in America.

    NB (Bertal Dresen) Have not read the books mentioned.

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  2. "Zauberwaehrung" trifft den Kern der Sache. Like "Voodoo Economics". Wie lange wird wohl der Zauber anhalten? What happens when a small child at a big parade points to the dollar sponsored Monstranz and points out that it has no clothes on. Because the magic will persist as long as it will, and then after that it won't. Think of Suez and the fall of the British Pound. It died as "Zauberwaehrung" a sudden death. The dollar could experience the same fate if a national holder of large dollar reserves chooses to sacrifice them for a critical interest. Eisenhower didn't think twice at putting all his POUNDS on the betting table, and the British Premier, Anthony Eden, collapsed - literally - along with the pound currency. Calvin Arnason (back in Portland)

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