Freitag, 14. Februar 2014

Bologna und Venedig – der Reiz italienischer Städte

Gerade schickt uns ein Freund (Manfred Roux), der Venedig besucht, per Facebook herrliche Stimmungsbilder aus der winterlichen Lagunenstadt. Das veranlasst mich, nochmals in mein reiches Material an Reiseberichten zu greifen, wissend, dass diese Art von Beiträgen von meinen Lesern nicht verschmäht wird. Beide beschriebenen Städte besuchten meine Frau und ich im Sommer 2004. Wir ließen das Auto zuhause in der Garage stehen und fuhren per Bahn bequem (im Cisalpino) von Stuttgart über Zürich und Mailand.

In der Universitätsstadt Bologna

Die Gründung der Universität Bologna wurde im 19. Jahrhundert auf das Jahr 1188 festgelegt. Eine Ausbildung von Medizinern oder Juristen (kanonisches und ziviles Recht) gab es dort und an anderen Orten Italiens (z. B. in Salerno) schon früher. Da die Gründung der Univer­sität Paris erst im Jahre 1205 erfolgte, gilt Bologna als die älteste Universität Europas, ja der Welt. Entscheidend ist, dass zuerst in Bologna das Wort „Universität“ auftaucht. Es ist hier von der Gemeinschaft aller Studenten (lat. universitas scholarum) die Rede, die sich zusammen­schloss (inkorporierte), um Professoren anzustellen und sie zu verpflichten, gewisse Regeln einzuhalten. Diese bezogen sich auf die zeitliche Regelung und die Qualität der Vorlesungen. Allmählich schaltete sich die Stadtverwaltung von Bologna ein und erwarb von den deutschen Kaisern (namentlich von Friedrich Barbarossa) das Monopol der Professorenbesoldung. Als Verhandlungspartner der Universität schälte sich damit die Stadtverwaltung Bolognas heraus. Die Struktur der Pariser Universität war von Anfang an eine andere. Hier schlossen sich Pro­fes­soren und Studenten zusammen, um die Ausbildung auf solidere Füße zu stellen.


Die Studenten in Bologna organisierten sich im Mittelalter in Landsmannschaften. In Bologna sind insgesamt 20 von ihnen nachgewiesen. Auch in Paris und später in Prag gab es so genannte Nationen, aber in erheblich geringerer Zahl. Die Studenten einer Nation wohnten oft in eigenen Häusern (Kollegien genannt) oder im selben Stadtviertel. Im Stadtbild von Bologna ist heute noch das Haus der spanischen Studenten als solches ausgewiesen. Bologna hatte etwa 300 Jahre lang eine besonders große Anziehungskraft für den süddeutschen Raum. Da der Hausmeister (Provost) des deutschen Hauses genau Buch führte, sind uns heute noch etwa 3200 Namen von deutschen Studenten bekannt, die zwischen 1289 und 1499 in Bologna Jura studierten. Die große Mehrzahl von ihnen waren Theologen, die sich für kanonisches Recht interessierten. Meist besaßen sie bereits eine Anstellung (Pfründe) durch die Kirche, die ihnen die finanzielle Grundlage für die Studien lieferte. Die Nicht-Theologen waren meist Söhne deutscher Adeliger.

Bologna errang seinen Ruf für die juristische Ausbildung vor allem dadurch, dass die Überlieferung juristischen Wissens und juristischer Texte aus dem alten Rom teilweise über den Weg Konstantinopel-Ravenna erfolgte. So wurden in Bologna der Zivilrechtskodex (lat. codex juris civilis) des oströmischen Kaisers Justitian nicht nur vervielfältigt, sondern auch kommentiert und für den Gebrauch in der Rechtspraxis überarbeitet. Als Basis des Kirchen­rechts (lat. codex juris canonicus) wurden Erlässe der Päpste gesammelt und aufbereitet. Kennzeichnend für die damalige Rechtspraxis war, dass man nur dann als Rechtsanwalt und Notar zugelassen wurde, wenn man die entsprechenden Texte besaß.

Im Streit zwischen den politischen Instanzen dieser Zeit, z.B. zwischen Kaiser und Papst oder zwischen Städten und den Territorialherrschaften, erwiesen sich in Bologna ausgebildete Juristen zunehmend als hilfreich. Nicht nur sprach man dieselbe Sprache, nämlich Latein, sondern kannte auch dieselben Quellen und Kommentare. Verhandlungen zwischen Juristen sollen schon mal einen Kriegs­zug erübrigt haben. Als eine Gruppe von Professoren sich nicht mehr mit der Stadtverwaltung von Bologna einigen konnte, zog sie aus und gründete die Universität Padua. Als Staats­universität der Republik Venedig errang sie den Ruf großer geistiger Unab­hängig­keit. Dies und die geschäftlichen Beziehungen, die zwischen den beiden Städten bestanden, veranlasste die Stadt Nürnberg später, ihre Juristen nur noch in Padua ausbilden zu lassen.


Wer heute Bologna besucht, spürt den Charakter einer Universitätsstadt auf Schritt und Tritt. Am nächsten zum Hauptplatz der Stadt (der Piazza Maggiore) liegt das Archiginnasio. In diesem Wort stecken zwei uns geläufige Begriffe, „Archi“ wie in Architektur und „Ginnasio“ wie in Gymnasium. Es ist dies der im 15. Jahrhundert errichtete Zentralbau der Universität, der entstand, als Bologna zum Kirchenstaat, also zum Besitztum der Päpste, gehörte. In diesem Gebäude ist heute die zentrale Bibliothek der Stadt untergebracht. Zu den Räumen, die man heute ohne Bibliotheksausweis besichtigen kann, gehört das sehr bekannte und nach der Bombardierung im Jahre 1943 wiederhergestellte, so genannte anatomische Theater. Dieser Raum ist ganz in Holz eingekleidet. Er besitzt in der Mitte einen Tisch mit Marmorplatte, auf dem Leichen seziert wurden. Die Bänke der Studenten sind an drei Wänden wie in einem Theater aufsteigend angeordnet. Das Podium des Professors, der die Sezierung vermutlich nur erläuterte, aber nicht selbst vornahm, ist erhöht über den Studenten an der vierten Seite. Rechts und links vom Professor und an der Decke finden sich Körpermodelle (die gehäuteten), an denen sich einzelne innere Organe des Menschen zeigen lassen. 

Außerdem findet man in diesem Raum die Büsten bekannter medizinischer Koryphäen (wie Hippokrates und Galen). Die Korridore des Archiginnasio sind mit bunten Decken­gemälden geschmückt. Besonders eindrucksvoll sind die in der Form eines Wappenschildes geformten Erinne­rungsplaketten früherer Studenten. Sie decken oft die ganze Wand von oben bis unten ab. Einige der Beispiele deutscher Studenten stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Im Innen­hof des Archiginnasio veranstaltet die Stadt Bologna Konzerte und Dichterlesungen. Als wir an einem Abend vorbeischauten, trug jemand die Dialoge des Sokrates in feierlicher Sprech­weise auf italienisch vor. Etwa 200 Zuhören waren davon sehr angeregt und spendeten begeisterten Beifall.


Anfang des 19. Jahrhunderts wurden neue Gebäude für die Universität am Stadtrand errichtet (an der Porta S. Donato). Im Hauptgebäude, dem Palazzo Pocci, unterhält die Universität mehrere sehenswerte Ausstellungen. Interessant sind die medizinischen Exponate (Körper­modelle, chirurgische Werkzeuge), Kriegstechnik (Befestigungsanlagen, Kanonen) und Astronomie (Fernrohre, Astrolabien). Dass einige der astronomischen Geräte als Hersteller Namen wie Steinheil, Reichenbach und Utzschneider tragen, prägte sich besonders ein. Vom Turm der Sternwarte aus gibt es einen einmaligen Blick über die gesamte Stadt Bologna. Nicht übersehen lassen sich die vielen heutigen Studenten, die das Viertel um die neue Universität herum bevölkern. Bei sommer­lichem Wetter trifft man sie auch in Straßenkaffees oder vor der Mensa. Dabei fallen hin und wieder Absolventen oder Absolventinnen ins Auge, die mit einem Lorbeerkranz gekränzt ein gerade bestandenes Examen feiern, sei es im Kreis anderer Studierender oder mit Familien­angehörigen.



Für Schwaben besitzt Bologna noch einen besonderen historischen Reiz. Hier liegt Enzo, ein Sohn Friedrichs II. von Hohenstaufen begraben. Enzo (außerhalb Bolognas auch Enzio genannt, auf deutsch Heinrich oder Heinz) war eines von vier unehelichen Kindern des großen Stauferkaisers. Seine Mutter soll eine süddeutsche Adlige gewesen sein, was Histo­riker unter anderem daraus schließen, dass Enzo seine Jugend im schwäbisch-elsässischen Raum verbrachte. Der Kaiser nahm ihn mit 19 Jahren in sein Gefolge auf, und zwar durch die Schwertleite (den Ritterschlag). Im politischen Wettstreit zwischen Kaiser und Papst um die Insel Sardinien, heiratete Enzo die Witwe eines Fürsten, zu dessen Lehensgebiet der nördliche Teil Sardiniens gehörte. Enzo verbrachte allerdings nur ein Jahr auf Sardinien, da der Kaiser ihn mit der Aufgabe eines Legaten (Königsboten) für Italien betraute. In dieser Zeit leitete er die meist kriegerischen Operationen des Kaisers gegen den Papst oder gegen italienische Städte. Als er der kaisertreuen Stadt Modena wegen eines Angriffs von Bologna, das damals zur welfischen, also der kaiserfeindlichen Seite gehörte, zu Hilfe kommen wollte, geriet er 1249 in die Hände der Bologneser. Diese wollten den Gefangenen zunächst als Verhandlungs­objekt gegenüber dem Kaiser einsetzen. Das scheiterte daran, dass der Kaiser ein Jahr nach der Gefangenennahme starb, und dass seine Nachfolger kein Interesse an Verhandlungen hatten, oder wegen des schnellen Machtverfalls der Staufer auch für Bologna uninteressant geworden waren.

Bologna baute im Zentrum der Stadt einen vorhandenen Palast zu einem königlichen Gefäng­nis um und hielt darin Enzo für 23 Jahre gefangen. In der Lokalgeschichte Bolognas wurde Enzo der Titel König von Sardinien verliehen, den er nie besaß. Bologna konnte sich damit als einzige Stadt Italiens damit brüsten, einen König gefangen zu halten. In den Urkunden der Stadt sind heute noch Verordnungen erhalten, die seine Bewachung regelten. Die Bedin­gungen waren nur in den ersten Jahren wirklich streng, später durfte er Besucher empfangen und sich in mehreren Räumen und im Hof des Gefängnisses bewegen. Was über Flucht­versuche Enzos berichtet wird, sind eher Legenden. So soll er einmal einen Weinhändler dazu gebracht haben, ihn in einem leeren Weinfass aus dem Gefängnis zu entführen. Auf der Piazza Maggiore, über die das Fass transportiert wurde, fiel einer Markt­frau auf, dass aus dem Fass blonde Haare heraushingen. Sie informierte die Stadtwache und der Gefangene wurde zurückgebracht.

Enzo starb im Jahre 1272 und soll in der Kirche des Dominikanerklosters begraben sein. Im Laufe der Zeit ging das ursprüngliche Grab verloren. Heute gibt es in der Kirche noch eine Erinnerungstafel mit Halbplastik aus dem 18. Jahrhundert. Das ehemalige Gefängnis heißt heute Palast des Königs Enzo. Er wurde gerade renoviert, so dass wir sein Inneres nicht besuchen konnten. Dafür gab es in der gegenüberliegenden Bibliothek, der so genannten Burse, ein 20 mal 6 Meter großes Bild des berühmtesten Malers der Stadt zu sehen. Es hat den Titel „Ariadne auf Naxos“ und stammt von Guido Reni. Bologna erhebt mit Recht den Anspruch, eine der Hochburgen der europäischen Kultur zu sein. Die Stadt verfügt über gute Hotels, ein dichtes Netz öffentlicher Verkehrsmittel, und ist bei Hitze und Regen besonders leicht zu ertragen, da im Stadtzentrum sehr viele Straßen mit Arkaden ausgestattet sind.

Zum Erlöserfest nach Venedig

Die Handelsstadt Venedig wurde im Mittelalter öfters von Seuchen heimgesucht. Bei einer Seuche im 16. Jahrhundert gelobte die Stadtverwaltung, bei Abflauen derselben eine neue Kirche zu bauen. Sie beauftragte den bekannten Architekten Andrea Palladio aus Vincenza mit der Planung und Ausführung. Dieser führte den Bau bis 1592 durch. Es entstand die Erlöserkirche (ital. Chiesa del Redentore) im Stadtteil Giudecca. Neben der Kirche S. Giorgio Maggiore auf der Insel S. Giorgio gilt sie als eines von Palladios Vorzeigeprojekten. Bei seinem Aufenthalt in Venedig im Jahre 1786 entdeckte Goethe an diesen beiden Bauten Palladios zum ersten Mal seine Begeisterung für die Formenwelt der Klassik. Palladio, der auch Bücher über seine Architekturvorstellungen geschrieben hat, begründete, was man heute als Klassizismus, also die Übernahme (Rezeption) antiker Ausdrucksmittel, bezeichnet. Nach Fertigstellung des Bauwerks beschloss der Stadtrat von Venedig ein jährlich wieder­kehrendes Fest, und als Teil davon eine Prozession zur Erlöserkirche. Das Fest (ital. Festa del Redentore) findet auch heute noch am dritten Wochenende im Juli statt.


Das Fest beginnt am Samstagabend. Bereits während des Nachmittags hatten alle an der Lagune gelegenen Restaurants zusätzliche Tische und Stühle zum Ufer hin aufgestellt. Vor einigen Gebäuden, die gar keine Restaurants sind, hatten Vereine das Vorfeld mit Tischen und Stühlen besetzt. Als der Abend anbrach, trafen von allen Enden der Stadt und vom Lido her Boote ein, die sich in der Lagune vor dem Markusplatz versammelten. Als es dunkel wurde, leuchteten an allen Booten Lichterketten auf. Bei den Häusern am Ufer waren es bunte Lampions. Nach einem Begrüßungstrunk begann vor unserem Hotel etwa um 21:30 Uhr das Abendessen. Was das Menü betraf hatten wir keine Wahl, oder anders gesagt, wir brauchten uns nicht zu entscheiden. Es wurde uns einfach ein Gang nach dem anderen vorgesetzt. Zuerst gab es Spaghetti mit Reis, kalt, als Vorspeise gedacht. Dann kam das erste Fischgericht. Es bestand aus mehren Sorten Fisch und Krustentieren, die wir nur teilweise identifizieren konnten. Nach ein längeren Pause kam ein zweiter Teller mit Fisch. Hier waren Anchovien dabei, Tintenfische und ein mit Mayonnaise aufbereiteter gekochter Fisch. Als wir damit fertig waren, kam ein kleinerer Teller voll mit Meeresschnecken. Zu allem gab es Brot und Wein. Den vorläufigen Abschluss bildete ein großes Stück Wassermelone. Danach kamen noch Eis und Kaffee.

Es war 23:45 Uhr – wir waren noch nicht ganz mit unserem Essen fertig –, als das Feuerwerk losbrach. Teilweise verließen die Gäste ihre Tische und strömten zum Ufer oder auf Kanal­brücken, um eine besseren Sicht zu erlangen. Das Feuerwerk ging von der östlichen Spitze der Insel Giudecca hoch. Alle Boote, die vorher in buntes Lichtermeer darstellten, waren abgedunkelt worden. Nach jedem besonders eindrucksvollen Schuss spendeten die Zuschauer Beifall. Um 0:30 Uhr war das Spektakel vorüber. Die Zuschauer begaben sich wieder an ihre Ess­tische, tranken ihren Espresso und verabschiedeten sich. Auch die Boote verließen nach und nach die Bucht.


Am Sonntagmorgen suchten wir die Erlöserkirche auf. Wir fuhren zwar per Boot, mussten aber eine kleine Schleife mehr machen. Für diesen Tag war nämlich zwischen dem Stadtteil Dorsoduro (in Venedig sagt man nicht Stadtviertel sondern –sechstel) und der Insel Giudecca eine Pontonbrücke angelegt, so dass Fußgänger direkt zur Erlöserkirche gehen konnten. Für Boote war in der Mitte der Pontonbrücke eine Durchfahrt vorgesehen. In der gut besetzten Kirche fand ein Festgottesdienst statt. Das Erlöserfest bestimmte zwar den Termin unseres Besuches. Man kann natürlich nicht nur für einen Tag in diese Stadt fahren. Wahrscheinlich benötigt man 3-4 Wochen, um alle Sehens­würdigkeiten aufzusuchen. Da es unser dritter Besuch war, hatten wir zwar für jeden der geplanten sieben Tage einen Plan, hielten uns aber nicht daran.

Da uns unser Hotelinhaber im Voraus erklärt hatte, wie hoch die Parkgebühren für ein Auto am Stadtrand seien, hatten wir die Anfahrt per Bahn gewählt. Vor Ort erwies sich das Dreitages-Touristen-Ticket für die Linienboote (ital. Vaporettos) als ideal, natürlich je eines für die erste und die zweite Wochenhälfte. Da man fast jeden Punkt der Stadt mit Linienbooten schneller erreichen kann als zu Fuß, gerieten wir kaum in die Versuchung, lange Fußmärsche zu unternehmen. Wir nahmen uns jeden Tag zwischen 2-4 Sehenswürdigkeiten vor. Sie mussten nicht einmal benachbart sein. Saß man einmal im Boot der Linie 1 konnte man genau so gut am Rialto aussteigen, an der Accadenia, am Markusplatz oder bis zum Lido durchfahren. Dass man nach Murano und Burano einmal umsteigen muss, lernten wir schnell. Um nach Torcello zu gelangen, wechselt man das Boot sogar zweimal. Hatten wir einmal mehr Lust auf Seeluft fuhren wir einfach weiter hinaus. Ansonsten kreuzten wir zwischen unserem Hotel (an der Haltestelle Arsenale gelegen) und dem Bahnhof hin und her.

Ein typisches Tagesprogramm war das an dem Tag, an dem wir drei am Canale Grande gelegene Paläste besuchten. Wir begannen mit der Ca’d’Oro (dem goldenen Haus, Ca’ ist Abkürzung für Casa). Der Palast enthält eine Sammlung alter Kunst (Franchetti-Ausstellung). Auf jedem der beiden Obergeschosse gibt es eine Loggia zum Canale Grande hinaus. Jede ist mit gotischem Maßwerk ausgeführt, mit unterschiedlichen Mustern. Schräg gegenüber (in Richtung Bahnhof) liegt der Palazzo Pesaro. Es beherbergt eine Sammlung moderner Gemälde. Chagall, Miró, Kadinsky, Klimt und andere sind vertreten. Der dritte Palast an diesem Tage war die Ca’ Rezzonico. Er liegt von der Rialto-Brücke aus in Richtung Markusplatz, kurz vor der Accademia. Hier gibt es wieder viele Gemälde bekannter vene­zianischer Maler des 17. und 18. Jahrhundert zu bewundern. Tage vorher hatten wir natürlich bereits die bedeutendste Gemälde-Galerie der Stadt, die Accademia, besucht. Dieses Gebäude war früher einmal ein Kloster. Ein Teil der Gemälde hängt im früheren Kirchenraum. Es gibt keine Stadt, in der mehr berühmte Maler wirkten, als in Venedig. Die bekanntesten davon sind Bellini, Canaletto, Carpaccio, Giorgone, Tiepolo, Tintoretto, Tizian und Veronese. Der Dogenpalast, aber auch fast jede Kirche der Stadt, verfügt über Gemälde, mal von einem, mal von mehreren dieser Namen. Von einem der Deckengemälde von Tiepolo, in der Kirche S. Maria della Pietà, wird berichtet, das er es malte, unmittelbar nachdem er seine Arbeit in Würzburg abgeschlossen hatte.


Wir wollten ursprünglich zu einer Opern-Aufführung ins Teatro Fenice (dem Phönix-Theater). Unser Hotelier sagte uns, dass die Bauarbeiten noch bis November 2004 dauern würden. Deshalb schlug er uns eine Alternative vor. Es war ein Opernkonzert in der Scuola Grande di S. Giovanni Evangelista. Wir wurden nicht enttäuscht, im Gegenteil. Bei diesem Gebäude handelt es sich um das Vereinsheim der Bruderschaft des hl. Johannes des Evan­gelisten. Diese Bruderschaft existiert seit dem Mittelalter. Auf einem bekannten Bild (in der Accademia) von Gentile Bellini, der von 1429 bis 1507 lebte, marschieren Vertreter dieser Bruderschaft ganz vorne im Bild. Das heutige Gebäude stammt aus der Barockzeit. Der Festsaal ist an drei Wänden mit Gemälden bis zur Decke behangen. An der Stirnseite steht eine Marienstatue. Unser Konzert bestand aus einer Folge von Opernarien, dargeboten von einem in barockes Gewand gehülltem Tenor und einer Sopranistin. Bei einigen Stücken stand eine Ballerina im Vordergrund. Das besondere an diesem Konzert waren jedoch die Musiker. Auch sie trugen barocke Kostüme, dazu venezianische Masken. Das Konzert war erstklassig. Die Zuhörer gingen begeistert mit. Nach der Pause drängten einige von ihnen weiter nach vorne vor und ließen sich auf Bänken an den Seitenwänden des Raumes nieder. Nachdem das aus Puccini, Rossini und Verdi-Melodien bestehende Programm beendet war, gab es noch mehrere Zugaben.

Nach sieben Tagen hatten wir auf der Liste der Sehenswürdigkeiten etwa die ersten 20 Positionen abgearbeitet. Dabei hatten wir den Canale Grande zu jeder Tages- und Nachtzeit befahren, in beiden Richtungen. Wir umkreisten mehrmals die ganze Stadt. Wir fuhren zum Lido und durch die nördliche Lagune zu den Inseln Murano, Burano und Torcello. Sollten wir noch einmal nach Venedig kommen, machen wir weiter bei den Punkten, die wir dieses Mal ausließen. Ins Caffé Florian, das es bereits seit 1720 am Markusplatz gibt, werden wir vermutlich wieder gehen. Hier werden wir dann auch wieder an seine früheren Besucher denken, an Lord Byron, Casanova, Goethe, Proust, Thomas Mann und andere.

Am 14.2.2014 schrieb Otto Buchegger aus Tübingen:

Meinen ausführlichen Ratgeber für Venedig-Reisende gibt es hier.

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