Klaus Kornwachs (Jahrgang 1947) war
bei der Fraunhofer-Gesellschaft in Stuttgart tätig und hatte anschließend einen
Lehrstuhl für Philosophie der Technik an der Brandenburgischen TU in Cottbus. Außerdem
ist er Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech). Er
fühlt sich daher berufen oder verpflichtet, um über ein Thema zu reden, das einen
Ingenieur eigentlich berühren müsste. Sein Buch von 2013 heißt Philosophie der
Technik
und hat nur 128 Seiten. Meine Erwartungen an das Buch waren zwiespältig. Mein
Urteil nach dem Lesen ist es auch. Dennoch kann es nicht schaden, sich damit zu
befassen.
Definitionen
des Begriffs Technik
Technik
ist eines der meistbenutzten aus dem Griechischen stammenden Lehnwörter. Mit
dem Wort ‚téchne‘ wurde Handwerk und Kunst sowie die entsprechenden Fertigkeiten
bezeichnet. Heute spielen diese beiden Aspekte immer noch hinein, die
vollständige Bedeutung geht jedoch darüber hinaus. Sie umfasst mindestens drei
Aspekte:
- Die Gesamtheit der menschengemachten Gegenstände, auch Artefakte genannt, sowie die zu ihrer Erstellung und Nutzung erforderlichen Prozesse. Beispiele: Apparate, Maschinen, Software.
- Ein besonderes Können in beliebigen Bereichen menschlicher Tätigkeit, sowohl was körperliche als auch geistige Tätigkeiten betrifft. Beispiele: Weitsprung, Atmen, Auswendiglernen.
- Eine dem Zweck angepasste Form des Handelns und Wissens in beliebigen Bereichen menschlicher Tätigkeit. Beispiele: Verhandlungen oder Angriffe führen.
In
diesem Beitrag ist fast ausschließlich die erste Bedeutung gemeint. Eine Zivilisation
wird wesentlich dadurch bestimmt, wie und zu welchem Grade sie mit Technik umgeht
und wie sehr sie Technik gestaltet. Der Begriff Kultur ist meistens unabhängig
von Technik. Jede Technik benötigt eine ‚organisatorische Hülle‘, um zu funktionieren.
Moderne Techniken können über diese Hülle hinauswirken, sie verändern oder neuschaffen.
Wer sagt, dass Technik wertfrei ist, ignoriert diesen Aspekt vollkommen.
Jürgen
Mittelstraß spricht davon, dass Technik eine neue Welt schafft, die
Leonardo-Welt. Dieser Blog
hatte sich damit befasst. Er setzt sich von der Ansicht des Aristoteles ab, dass
Menschen nichts erfinden oder schaffen können, was es vorher (zumindest in der
geistigen Welt) nicht gab. Im alten Griechenland hießen Handwerker nicht nur Banausen.
Sie waren auch entsprechend gering geschätzt.
Wissenschaft oder Technik – was war zuerst?
Nach Ortega y Gasset (1883-1955) beginnt der
Mensch sich vom Tier zu unterscheiden, sobald er Technik einsetzt. Ein Beispiel
sind Faustkeile. Sie verändern die Kraftvektoren, die von der menschlichen Hand
zur Anwendung gebracht werden können. Der Mensch tat dies, lange bevor er die
Begriffe Kraft und Vektor gebildet hatte. Ebenso gab es elektrische Maschinen
mindestens 50 Jahre, bevor wir wussten, wie und warum elektrischer Strom
fließt. Technik ist eindeutig älter als Wissenschaft. Wer sagt, dass Technik
auf Wissenschaft basiert, redet sehr ungenau. Wissenschaft kann uns helfen,
einen Teil unserer Technik zu erklären. Sie kann sogar neue Techniken
ermöglichen. Technik ist nicht aus der Physik ableitbar. Sie muss erfunden
werden. Sie geht über die Natur hinaus.
Die
vorherrschende Triebfeder der Technik ist es, Unzulänglichkeiten des Menschen auszugleichen
(Theorie der Organverstärkung oder Prothese-Theorie) oder Nöte der Menschheit
zu lindern. Dass darüber hinaus auch der Spieltrieb des Menschen zur Anwendung
kommt, sollte nicht geleugnet werden. Technik kann eigenerzeugte Zwecke
verfolgen, die sich nicht auf die Verstärkung vorhandener Organe oder die
Nachahmung der Natur beziehen. Der Ingenieur kann Dinge entwerfen und konstruieren,
die es in der Natur in dieser Form nicht gibt. Versuch und Irrtum ist die Methode,
die eher zum Erfolg führt, als die Bildung von Theorien, also von Erklärungen, warum
etwas geschieht. Etwas zu machen, nur weil es geht, ist meist kindliches Allmachtstreben.
Das
entscheidende Kriterium der Technik ist nicht Wahrheit wie in der Wissenschaft,
sondern die Effektivität. Technik benötigt keine wissenschaftliche Begründung,
um effektiv zu sein. Von Kornwachs angeregt, möchte ich fragen, ob die
übertriebene Verwissenschaftlichung der Technik immer gerechtfertigt ist.
Wissenschaftliche Ergebnisse sollte man verwenden, wenn immer sie nützlich
sind. Es darf jedoch nicht dazu führen, dass die Empirie leidet, ja unterdrückt
wird. Es ist mein Eindruck, dass an Hochschulen die Verwissenschaftlichung
manchmal dazu dient, das Ansehen der Ingenieur-Lehrstühle bei
geisteswissenschaftlichen Universitätsgremien zu verbessern. Das erfolgt nicht
selten auf Kosten der Relevanz der eigenen Arbeit. Eine Analogie aus der
Informatik ist der Drang zur Mathematisierung.
Der
Mensch kompensiere seinen Verlust von Instinkten durch Intellektualität. Technik
erzeugt Komplexität durch Synthese von Konstrukten. Ein Praktiker versucht die Komplexität zu reduzieren durch allgemeine Gesetze oder Regeln. Diese mögen nicht immer vollkommen
rational zu erklären sein. Dieses Phänomen der 'schwachen Rationalität‘ träfe
man sogar sehr häufig bei Computernutzern.
Fortschrittsglaube
oder Zukunftsangst
Die
Technik war die Hauptursache für den sehr verbreiteten Glauben an andauernden
Fortschritt. Der Philosoph Hegel glaubte daran, ebenso wie sein Schüler Mao Zedong.
Die berühmten Beleidigungen (Kopernikus, Darwin) der Menschheit können nur
durch bessere Technik kompensiert werden. Keines der großer Weltprobleme
(Überbevölkerung, Ernährung, Umwelt) kann nicht gelöst werden, ohne durch den Einsatz
bessere Technik. Da zu viele Prognosen über die Zukunft daneben lagen, redet
man heute lieber von Szenarien oder einer Roadmap. Das Ergebnis wird oft von
der Prognose beeinflusst. Technik gilt allgemein als überraschungsfrei. Die Informations-
und Kommunikationstechnik (IuK) könne dabei helfen, die Welt und ihren Zustand
zu verstehen.
Der
Erfolg des technischen Fortschritts kann gefährdet werden. So hat die Kerntechnik
das Entsorgungsproblem zulange vernachlässigt. Der Fortschritt kann sich verlangsamen,
weil er immer teurer wird. Eine Lösung kann das Ausweichen auf neue Felder
bringen, die wir heute noch nicht kennen. Die Technik – so heißt es - löse nur Probleme, die technisch zu lösen
sind. Bei sozialen Prozessen ist sie leicht überfordert, weil diese zu
schwierig zu verstehen sind. Technik sei Fluch und Segen zugleich. Wenn sie
nicht funktioniert, nutzt man sie nicht. Leider geht es aber manchmal nicht
mehr ohne Technik, etwa nach einem Unfall oder einer Erkrankung. Dann wird aus dem Privileg oft eine Pflicht.
Der vom
Maschinenbauer zum Philosophen mutierte Günter Ropohl (Jahrgang 1939)
vertritt die Meinung, dass Technik keine Sachzwänge erzeugt. Die erzeugt erst
der Nutzer, wenn er sich abhängig macht. Ob er dabei wohl auch bereits an
Smartphones dachte? Kornwachs gefällt die folgende Analogie: Wenn Fortschritt
eine Droge ist, dann sind Ingenieure Drogenhändler. Auch Bill Joy wird erwähnt, der meinte, dass Computer
einmal so gut werden, dass der Mensch nicht mehr gebraucht wird.
Verantwortung
des Ingenieurs
Philosophen
sehen sich nicht erst seit Kant auch für Ethik als zuständig an. Sie möchten
andern Menschen sagen, was sie tun dürfen und was nicht, auch uns Ingenieuren
und Informatikern. Natürlich sollten wir nicht mit allem spielen und alles ausprobieren.
Positiv ausgedrückt, dürfe Technik nur verwandt werden, wenn dadurch Freiheit,
Gerechtigkeit und Chancengleichheit gefördert werden. Neuerdings kommt noch
hinzu, dass das Überleben der Menschheit ein ähnlich hohes Gut ist.
Heute
wird allgemein die Meinung vertreten, dass die Verantwortung für die Folgen der
Technik bei allen Handelnden liegt. Deshalb hätten deutsche Ingenieurvereine in
über 200 Fällen so genannte ethische Leitlinien verabschiedet. Die Gesellschaft
für Informatik (GI) steht dem nicht nach. Bemerkenswert ist, dass nur einige
Wissenschaftler und Bomberpiloten sich nach Hiroshima schuldig fühlten, nicht
jedoch die Politiker, die die Bombenabwürfe befahlen. Die Atomenergie hat auch
in Deutschland die generelle Kritik an der Technik beflügelt. Der Reaktorbau im
badischen Wyhl wurde zur Geburtsstunde einer neuen Partei, den Grünen. Seit
zwei Jahren regieren sie das Bundesland, in dem Wyhl liegt.
Wozu
dient Technikphilosophie?
‚Was
heißt und zu welchem Ende studiert man Technikphilosophie?‘ In Anlehnung an den
Titel von Schillers Antrittsvorlesung in Jena im Mai 1789 könnte man das Buch
von Kornwachs auch so überschreiben. Schiller ging es damals um Universalgeschichte.
Es überrascht nicht, dass dies für einen Akademiker wie Kornwachs eine wichtige,
ja die zentrale Frage ist.
Wie
schon Platon in seinen Dialogen, so sieht jeder heutige Philosoph seine Aufgabe
darin, Fragen zu stellen. Er sieht es nicht als seine Pflicht an, auch Antworten
zu geben. Dazu möchte ich anmerken: So schön möchten es andere Berufe auch haben, z. B.
Ärzte und Ingenieure. Die Philosophie der Technik ̶ was nur annähernd dasselbe ist wie
Technikphilosophie ̶ sähe ihre Aufgabe
darin, Fragen zu beantworten, die aus der Technik kommen, die aber die Technik
nicht mehr beantworten kann. So kann in vielen Fällen z. B. die Warum-Fragen nicht
beantwortet werden. Zu fragen ist, woher andere Disziplinen die den Technikern
und Naturwissenschaftlern fehlende Kompetenz hernehmen. Mein Verdacht lautet: Bei Kant und Aristoteles, also in der Geschichte unserer westlichen Kultur.
Die
Technik würde für die Philosophie erst interessant, wenn sie nicht funktioniert.
So geschehen nach Tschernobyl und Fukushima. Dienstleister oder gar Reparaturbetrieb
für die Technik, möchte die Technikphilosophie jedoch nicht werden. Wie schade ̶ kann
ich da nur sagen. Leider müssen Probleme, die durch technische Fehler oder
riskante Technik verursacht wurden, fast immer durch bessere Technik gelöst werden.
Es müssen technische Alternativen her. Wer wird diese wohl vorbereiten und
einführen müssen? Ich glaube nicht, dass Philosophen dies tun werden. Die Philosophie
der Technik könne zeigen, wie Ideen in Ideologien umschlagen, was Verantwortung
heißt, oder dass viele kleine Schritte besser sind als ein großer Schritt. Das
alles sollten nach meinem Dafürhalten Ingenieure selbst lernen und beachten.
Wir Ingenieure
und Informatiker sollten uns nicht darauf verlassen, dass andere das Volk
besser verstehen und besser wissen, was zu tun ist. Das kann ins Auge gehen. Manchmal entsteht der
Eindruck, dass Philosophen danach streben, zum Teil die Rolle zu übernehmen,
die Theologen einmal hatten. Ihre Truppen halten ̶ so zu
sagen ̶ die metaphysische Front. Da der Hinweis auf
Offenbarungen (aus dem Übernatürlichen) im Westen nicht mehr opportun ist, bieten
sich Philosophen oft als Moderatoren an für einen Diskurs, an dessen Ende alle
schwierigen Fragen geklärt sind, auch die metaphysischen. Dass da Wunschdenken
vorherrscht, ist nicht zu verkennen.
Nachtrag vom 5.5.2015
Mir fiel gerade auf, dass ich mich von Klaus Kornwachs zu der Darstellung verleiten ließ, dass Technik und Wissenschaft Gegensätze seien, die sich ausschließen. Statt Wissenschaft hätte ich korrekterweise Naturwissenschaft sagen müssen. Dann wäre klar gewesen, dass dazu die Ingenieurwissenschaften kein Gegensatz sind, sondern nur eine andere Form. Die Einordnung der Geisteswissenschaften ist ein anderes Problem, das ich aber hier nicht behandeln wollte.
Nachtrag vom 5.5.2015
Mir fiel gerade auf, dass ich mich von Klaus Kornwachs zu der Darstellung verleiten ließ, dass Technik und Wissenschaft Gegensätze seien, die sich ausschließen. Statt Wissenschaft hätte ich korrekterweise Naturwissenschaft sagen müssen. Dann wäre klar gewesen, dass dazu die Ingenieurwissenschaften kein Gegensatz sind, sondern nur eine andere Form. Die Einordnung der Geisteswissenschaften ist ein anderes Problem, das ich aber hier nicht behandeln wollte.
Gestern schrieb Hartmut Wedekind aus Darmstadt:
AntwortenLöschenIch bin in Sachen „Philosophie für Ingenieure“ genauso skeptisch wie Sie. Ich habe bisher eigentlich nur vergebliche Bemühungen in der Lehre an TU‘s gesehen.
Ich hätte fast Lust, mal den Prof. Dr. Ing. Hampe hier in Darmstadt zu interviewen, der hält als Thermodynamiker Vorlesungen zum Thema. Hoffentlich nicht nur über das Thema „Entropie“. Warum gibt es eigentlich keine gescheiten Lehrbücher zum Thema?
Wenn jemand das Thema „Philosophie für Ingenieure“ anpackt, dann müsste das eigentlich ein Ingenieur sein. Sonst geht das schief, wie die Vergangenheit zeigt.
Heute schickte Hartmut Wedekind folgende Ergänzung:
AntwortenLöschenBei genauerem hin sehen ist Philosophie, die auch eine „Gott- und die Welt-Philosophie“ ist, für Ingenieure entbehrlich. Man kann sie spaßeshalber studieren. Versuche schon zu meiner Studienzeit, Philosophie in ein Studium Generale als Pflichtfach zu packen, sind, soweit ich die Szene noch überblicke, sämtlich gescheitert. Man hört auch nichts mehr von einem Philosophicum für Ingenieure, was damals in aller Munde war. Die TU Berlin war ein Vorreiter.
Was aber für Ingenieure und Informatiker von großer Wichtigkeit ist, ist die abgespaltene „Wissenschaftstheorie“, weil diese Ingenieure und Informatiker im Beruf unmittelbar angeht. Und darauf kommt es an: Ingenieure und Informatiker sind durch Wissenschaftstheorie unmittelbar betroffen, nicht durch die weit weg liegende Philosophie, die alle angeht. Viele haben das ehemalige große Haus der Philosophie verlassen, nur wenige sind geblieben. Und die Wissenschaftstheorie war im Zeitalter der Wissenschaften die letzte, die gegangen ist.
Betroffenheit, das ist der Punkt, den ich machen will. Ein Philosoph kann diese Betroffenheit nicht lehren, weil er sie selbst in der Regel nicht erfahren hat.
Altertümlich heißt „Wissenschaftstheorie“ im Englischen immer noch „Philosophy of Science“. Meinetwegen! Zur deutlichen Charakterisierung dessen, was Wissenschaftstheorie ist, zähle ich einmal ungeordnet einige zentrale Termini auf, die mir in den Sinn kamen und mit denen jeder Ingenieure und Informatiker vertraut sein sollte, weil sie immer und immer wieder vorkommen. Sie stehen gleichsam vor der Klammer, sind also ausklammerbar. Man schaue einmal auf die Fachliteratur und unterstreiche die wissenschaftstheoretischen Termini. Die Seiten werden bunter und bunter.
Syntax, Semantik, Pragmatik, Semiotik, Funktion, Begriff, Menge, Eigenname, Prädikat, Kennzeichnung, abstrakt, konkret, virtuell, physisch, wirklich (real), fiktiv, Abbildung, Darstellung, Kontext, Schluss, Modus, Rolle, Teil-Ganze- Relation, Analogie, Methodologie, exakt, Heuristik, Induktion, Deduktion, Behauptung, Aussage, Definition, Schema (Typ), Ausprägung ,Instanz, Algorithmus, Verfahren, Prozess, Aufbau (Struktur), empirisch, rational, Handlung, Anweisung, Dialog, Regel, kompatibel, formal, material, Modell, Gleichgewicht, Ununterscheidbarkeit, Spezifikation, ….Und so weiter, und so weiter.
Am besten lehrt man die englischen Termini gleich mit. Natürlich hört der Student im Fach „Wissenschaftstheorie“ einiges doppelt, aber nicht in reflektierender Absicht.
Wissenschaftstheorie ist ein reflektierendes Fach. Ingenieurwissenschaften und Informatik haben für so etwas gar keine Zeit in ihrem permanenten Fortschritt und Innovationsdrang. Gelehrt werden sollte das Fach an ingenieurwissenschaftlichen Beispielen oder an Beispielen der Informatik, nicht in der Luft. Man muss Betroffenheit lehren, und das ist gar nicht einfach. Die Leute bleiben dann aber sitzen und gehen nicht laufen, auch wenn sie keine Klausur schreiben müssen.
Das da oben ist mal schon eine ganz schöner, ungeordneter Haufen. Ohne den sitzt man in den Wissenschaften aber sehr schnell fest und kommt nicht weiter. Das Verstehen desselben geht nicht so mit links, wie durchweg fälschlicherweise angenommen wird. Man merkt das, wenn sogar unter alten Kämpen der Streit ausbricht und Gelassenheit schwierig zu sein scheint. Die alten Kämpen haben eben einfach etwas Wichtiges schlicht übersprungen.
Ich wage zu bezweifeln, dass man mit diesem Theoreticum viele Informatiker hinter dem Ofen hervorlocken wird, von Bau- und Maschineningenieuren ganz zu schweigen. Der Vorschlag ist ja nicht ganz neu.
LöschenMir persönlich tut es immer ein bisschen leid, wenn ich sehe, dass man Philosophie und Ingenieurwissenschaft als unverträglich ansieht.
AntwortenLöschenDass sich Philosophen und Ingenieure so wenig verstehen (oder gegenseitig achten), scheint mir vor allem darin begründet, dass keine dieser beiden Personengruppen sich um den Wert der jeweils anderen Gedanken macht und bereit ist, Methoden anzuwenden, die charakteristisch für die jeweils andere sind.
Tatsache ist: Philosophie ist die Suche nach Erkenntnis, Ingenieurwissenschaft aber die Suche nach praktikablen Lösungen (und das auch dort noch, wo exakte Lösungen ausgeschlossen sind).
Wir brauchen beides -- und daher brauchen wir auch beide Disziplinen.
Die vorherrschende Triebfeder der Technik ist der Wunsch, auch dort noch zu einem JA zu kommen, wo strenge Logik mit einem knallharten NEIN antwortet: Wo Logik mit einem NEIN antwortet, geht man als Ingenieur einen Schritt zurück und frägt sich: Sind denn wirklich alle Anforderungen an die Lösung, die zu einem NEIN führen, absolut notwendig? Und tatsächlich: Sehr oft gibt es Teile der Anforderungen, an denen festzuhalten gar nicht notwendig ist.
Für die Fähigkeit, sie zu finden (wenn auch meist unbewusst), habe ich Ingenieure immer bewundert. Auf das Vergnügen, streng logisch denken zu dürfen und zu können, möchte ich dennoch nicht verzichten.