Edward Osborne
Wilson wurde 1929 in Birmingham, Alabama, geboren. Er ist als
Insektenkundler und Biologe bekannt, hat aber auch Beiträge zur
Evolutionstheorie und zur Soziobiologie veröffentlicht. Wilsons Spezialgebiet
sind Ameisen, insbesondere ihre Kommunikation mittels Lockstoffen (Pheromone).
Ich habe in den letzten Wochen zwei seiner jüngsten Bücher gelesen. Das eine
hat den Titel Die soziale Eroberung der
Erde (engl. The Social Conquest of Earth). Es erschien 2012 und hat 384
Seiten im Druckformat. Das andere heißt Der
Sinn des menschlichen Lebens (engl. The Meaning of Human Existence). Es
erschien 2014 und umfasst 208 Seiten.
Anstatt beide Bücher separat zu besprechen, ziehe ich aus beiden
diejenigen Gedanken heraus, die mich besonders interessierten. Wem das nicht
reicht, kann ja die Bücher selber lesen. In dem neueren der beiden Bücher zieht
Wilson eine Art von Bilanz über sein ganzes Forscherleben. Einige seiner früheren
Aussagen erscheinen wieder, jetzt aber noch klarer und noch pointierter
formuliert als vorher. Es ist die Radikalität
des Alters (ein Ausdruck und Buchtitel von Margarethe Mitscherlich), die hier
zum Vorschein kommt. ‚Sehr oft werde ich Euch diese Dinge nicht mehr zu
erklären versuchen. Entweder Ihr glaubt mir, oder Ihr lasst es sein.‘ So kommt
mir der 85-jährige Wilson vor. Er mag provozierend wirken; leicht abtun lässt
er sich nicht.
Sozialverhalten von Ameisen
In der Biologie gibt es Hunderttausende von Arten. Nur 20 Arten haben etwas
wie Sozialleben entwickelt. Außer dem Menschen gehören noch 14 Ameisen- bzw. Termitenarten
dazu. Ameisen haben Superorganismen entwickelt, in denen statt Zellen Individuen
instinktiv kooperieren. Es ist dies ein Riesensprung der Evolution. Eine Ameisenkönigin
trägt die Spermien für Millionen Arbeiterinnen im Leib, bevor sie zum Flug
ansetzt, um eine eigene Kolonie zu gründen. Die Arbeiterinnen regeln dann die Proviantvorsorge,
und zwar in arbeitsteiliger Weise.
Wer glaubte, wir Menschen könnten von den Ameisen lernen, den
enttäuscht Wilson. So brutal wie bei Ameisen kann keine andere Frauenherrschaft
sein. Männliche Tiere haben nur eine einzige Aufgabe, die Königin zu befruchten.
Sie sterben wenige Tage danach. Frauen dienen als Ammen, Arbeiter und Soldaten.
Wird der Bau angegriffen, müssen die ältesten von ihnen an die Front. Am
berühmtesten sind die Blattschneider-Ameisen. Bei ihnen sammeln die Arbeiterinnen den ganzen Tag Blätter. Diese werden zerschnitten und zerkaut und zu einer Art
Mulch verarbeitet. Darauf werden Pilze gezüchtet, die der Königin serviert
werden. Ameisen haben also die Landwirtschaft erfunden, genauso wie dies der
Homo sapiens mehrmals tat.
Ameisen gibt es auf der Erde fast doppelt so lange wie den Menschen.
Vor rund 100 Mio. Jahren, d.h. seit der Kreidezeit, begannen sie damit, die
Erde zu erobern. Das war als Blütenpflanzen damit anfingen die Nadelhölzer (Korniferen)
zu verdrängen. In den Tropengebieten der Erde stellen sie heute die größte tierische
Biomasse dar. Die etwa 1016 Ameisen wiegen etwa gleich viel wie alle
heutigen Menschen.
Evolution der Sozialkompetenz
Soziales Leben entstand in der Tierwelt nur da, wo es einen Nistplatz
oder Lagerplatz gab, den zu verteidigen sich lohnte. Beim Menschen kam hinzu,
dass sein Nachwuchs viele Jahre benötigte, bis er ohne Pflege und Schutz
zurechtkam. Dank der Erfindung des Feuers konnte Fleisch leichter verdaulich
gemacht werden. Dies förderte nicht nur die Arbeitsteilung in der Familie,
sondern der relativ hohe Fleischgenuss erwies sich als günstig für die
Entwicklung des Gehirns.
Um altruistisches Verhalten innerhalb von Gruppen zu erklären, benutzen
Biologen verschiedene Theorien. Lange herrschte die Vorstellung, dass Gene
egoistisch seien in dem Sinne, dass sich Verwandte an den gleichen Genen
erkennen und daher bevorzugen. Ein 1976 erschienener Bestseller von Richard Dawkins
(*1941) machte diese Meinung populär. Wilson vertritt eine Auffassung, die er
mit Multilevel-Selektion bezeichnet. Er sieht ein Zusammenspiel am Werk
zwischen Individual-Selektion und Gruppenselektion. Beide überlappen sich und
führen zu Konflikten. Das Individuum kennt Egoismus und Eifersucht. Die Gruppe
verlangt Altruismus und Kooperation. Innerhalb von Gruppen setzen sich die Egoisten
durch. Diejenigen Gruppen sind am stärksten, welche die meisten Altruisten
haben, so sieht es Wilson. Es hätten sich nur wenige eusoziale Systeme (gr. eu
= gut) gebildet, aber die sich bildeten (Ameisen und Menschen) dominieren heute
die Erde. In der Geschichte kämpften nicht Gott und Teufel gegeneinander,
sondern diese beiden Evolutionsprinzipien.
Sprache und Kultur des Menschen
Menschen beschäftigen sich gerne mit Menschen. Sie neigen zur Anthrozentrizität.
Sie lechzen danach, Geschichten über andere zu hören. Das schärft die soziale
Intelligenz. Abstraktes Denken und Sprache entstand vor 70.000 Jahren. Die Sprache
ist nicht zufällig entstanden, sondern sie ist abgeleitet vom Bedürfnis der
Kommunikation. Der menschliche Geist ist bei der Geburt kein leeres Blatt. Es
werden Instinkte vererbt, und zwar als Ergebnis der Selektion. Wir lernen sehr
Vieles durch Nachahmen. Dazu benötigen wir das Langzeitgedächtnis. Es ist nicht
eine Urgrammatik, die Menschen angeboren ist
̶ wie Noam Chomsky (*1928) dies glaubte ̶ sondern viel primitivere Fähigkeiten.
Unter Kultur wird die Gesamtheit der Verhaltensmerkmale verstanden,
durch die sich Gruppen voneinander unterscheiden. In einer Kultur schlägt sich die
evolutionäre Erfahrung einer Gruppe von Individuen nieder. Es findet eine Gen-Kultur-Koevolution
statt. Ein Beispiel ist die Laktose-Toleranz, die Verträglichkeit für
Milchprodukte. Sie wurde nur von Populationen erworben, die Landwirtschaft
betrieben. Bei Tieren können sich nur Instinkte vererben, beim Menschen auch seine
Fähigkeiten bezüglich Vernunft und Emotion. Auch Neigungen und Angewohnheiten
können sich vererben.
Rolle von Mythen und Religionen
Mythen und Religionen dienen oft dazu, den Ursprung des Menschen zu erklären,
aber auch den Sinn und Zweck seiner Existenz. Sie definieren und fördern das
Gruppen- oder Stammesbewusstsein und die Regeln des Zusammenlebens. Sie spornen
zum Altruismus an, tun dies typischerweiset aber nur für Mitglieder. Leider definieren
Gruppen immer die eigene als die überlegene. Meist schließt dies die Götter mit
ein. Ein großer Teil der kriegerischen Auseinandersetzungen, die Menschen seit
der Jungsteinzeit auf allen Kontinenten austrugen, hatten mit Religion zu tun.
Das Gehirn des Menschen ist für religiöse Empfindungen empfänglich.
Gläubige hatten während der langen Geschichte der Menschheit den Vorteil, dass
sie über eine Geschichte verfügten, die viele Phänomene der Natur und den Sinn
der menschlichen Existenz erklärten. Obwohl viele dieser Erklärungen sich als
falsch erwiesen, haben sie ein erstaunliches Beharrungsvermögen. In den USA
setzen sich Schulbehörden dafür ein, dass die Schöpfungslehre ihren Platz
behält neben der Evolutionstheorie, der Kreationismus neben dem Darwinismus.
Dabei hätten die Götter nicht uns Menschen erschaffen, sondern wir Menschen die
Götter. Wir bräuchten sie nämlich, sie uns aber nicht, so argumentiert Wilson.
Aufgabe der Geisteswissenschaften und der Künste
Als im 18. Jahrhundert in Europa die Aufklärung aufkam, fingen
Wissenschaftler an in der Natur nach Ursache und Wirkung zu suchen. Ein Teil
der Gelehrten widersetzte sich. Es entstanden die Geisteswissenschaften als
Gegenstück zu den Naturwissenschaften [Im Englischen gibt es stattdessen das
Begriffspaar humanities/science, was den Unterschied noch stärker beschreibt]. Philosophen
befassen sich seither nur noch mit Logik, Semantik und Wissenschaftsgeschichte. Schriftsteller,
Maler und Musiker flohen in die Romantik.
Heute ist das Wissen der Menschen soweit fortgeschritten, dass wir wieder
an eine Vereinigung der beiden Gebiete denken könnten. In dieser ‚neuen
Aufklärung‘ könnten sich Geisteswissenschaftler auch für die kognitiven Prozesse interessieren,
die im Gehirn ablaufen oder für die Geschichte, bevor sie von Menschen
schriftlich festgehalten wurde. Es reicht nicht mehr, die Dinge nur zu
beschreiben oder zu bewundern. Man muss das Warum ihrer Existenz verstehen. Wissen verdoppelt
sich alle 10-20 Jahre. Durch die Beschäftigung mit der Prähistorie wird immer klarer,
wie und warum der Mensch entstanden ist. Zur Beschreibung der ‚Conditio Humana‘
gehört aber auch, menschliche Gefühle ernst zu nehmen. Dass heutige
Naturwissenschaftler dazu neigen diese zu ignorieren, ist falsch. Auch eine introspektive
Betrachtungsweise macht Sinn. Durch Fiktionen, wie sie Literatur und
darstellende Kunst erzeugen, werden Gefühle hervorgerufen oder beeinflusst. Nur
wenn wir mehr wissen, welche Funktion Emotionen für den Menschen haben,
verstehen wir den Weg bsser, der zur Symbolverarbeitung und zur Kultur führte.
Wilson meint, dass ein Künstler wie Paul Gauguin (1848-1903) ahnte,
dass er mit seiner Art des Suchens nicht nur die Kunst weiterbringt, sondern
die Menschheit insgesamt. Auf eines seiner schönsten Bilder aus Tahiti schrieb
er nämlich: Woher kommen wir? Wer sind
wir? Wohin gehen wir? (frz. D'ou venons nous? Que sommes nous? Ou allons
nous?). Es sind dies uralte Fragen, die schon die Philosophen der Antike
stellten.
Zukunft der Menschheit
Der Mensch sei wie alle Lebewesen ein Produkt seiner Geschichte, seiner
Evolution. Diese Geschichte dauerte nicht nur 6000 Jahre, sondern mehrere
Millionen Jahre. Es lag nie ein Plan oder Ziel für den Menschen vor, weder von
Außerirdischen noch von sonst jemand. Komplexe Systeme sind immer das Ergebnis einer
längeren Entwicklung. Um sie zu verstehen, muss man ihre Geschichte lückenlos
kennen. Die Evolution ist am ehesten mit einem Labyrinth zu vergleichen. An
jeder Verzweigung werden Entscheidungen getroffen, die vorher nicht bekannt
waren. Die Natur des Menschen besteht aus ererbten Regelmäßigkeiten der
mentalen Entwicklung, den epigenetischen Regeln dafür, was wir wahrnehmen,
codieren, interpretieren und darauf reagieren. Vieles davon sind Reflexe. Es
geschieht außerhalb des Bewusstseins. Andere Lebewesen haben teilweise bessere
Sinne und Instinkte als der Mensch. Wir haben unsere Schwächen teilweise
kompensiert – vermöge der Technik.
Lange hatten Menschen das Gefühl, dass es ihre Aufgabe sei, sich die
Erde untertan zu machen. Die Evolution unterstützte dieses Ziel, ja sie ordnete
sich ihm unter. Einiges, was uns zweite Natur geworden war, passt plötzlich
nicht mehr in die Welt. Wir sind an Grenzen gestoßen. Die Erde ist nicht das
endlose weite Land, voll unbegrenzter Ressourcen. Wenn wir überleben wollen,
müssen wir uns umstellen. Niemand – egal ob von diesem Planeten kommend oder
von einem anderen ̶ wird uns warnen, in Schutz nehmen oder gar zu
Hilfe eilen. Wir müssen den Weg selber finden. Eine Auswanderung zu andern
Himmelskörpern ist keine ernst zu nehmende Option. Wir sind – wenn es darauf
ankommt ̶ nämlich ganz allein im Weltall und auf uns
selbst gestellt. Niemand anderes ist unser Aufpasser. Darin liegt eine große Verantwortung
begründet, aber auch eine große Freiheit.
In wieweit wir die natürliche Evolution durch eine willentliche
Evolution ersetzen können, da legt sich Wilson nicht ganz fest. Dass wir in der
Lage sein werden, das Wesen des Menschen durch eugenetische Manipulation generell
zu verbessern, daran glaubt er nicht. Noch glaubt er, dass intelligente
Maschinen den Menschen ersetzen werden. Wir haben bisher unsere Fähigkeiten
durch Technik schrittweise verbessert und unsere Krankheiten dank Medizin
bekämpft. Es besteht kein Grund zu der Annahme, dass wir uns in dieser Hinsicht
beschränken werden oder beschränken müssen. Biologie (hier insbesondere die
Genetik), Nanotechnik und Robotik stehen erst am Anfang. Auf den
wissenschaftlichen Fortschritt zu verzichten, sei nicht nur töricht, sondern
verantwortungslos.
Soeben schrieb Peter Hiemann aus Zarzis (Tunesien):
AntwortenLöschenWilsons Hypothese, dass für die Entstehung eusozialer Verhaltensweisen Gene die entscheidende Rolle spezifischer 'Selektionsfaktoren' gespielt haben, ist sehr fragwürdig. Nach meinem Verständnis sind zufällige oder Umwelt bedingte Mutationen der DNA der Schlüssel für biologische Evolution. Und auch nur dann, wenn DNA Veränderungen erfolgreich selektiert, d.h. auf Folgegeneration vererbt) werden.
Wilsons Aussagen über neurobiologische und gesellschaftliche (kulturelle) Vorstellungen erscheinen mir wenig umfassend. Wilsons Hypothese hinsichtlich „Gen-Kultur-Koevolution“ halte ich für unhaltbar. Vielleicht hat Wilson Umwelt bedingte sogenannte epigenetische Einflüsse auf das DNA Molekül im Sinn. Ob und wie die Umwelt das An- und Abschalten gewisser Ameisen-Gene stark beeinflusst, ist eine interessante Frage. Epigenetische Veränderungen werden aber nicht vererbt.
Menschen werden nicht mit der Fähigkeit geboren, für religiöse Vorstellungen empfänglich zu sein. Menschen sind aber bereits im fortgeschrittenen Embryostadium und in allen späteren Lebensperioden lernfähig. Die Vertreter existierender religiöser Institutionen und charismatische Führungspersönlichkeiten sind ziemlich erfolgreich, menschliche Vorstellungen zu beeinflussen.
Eines der wichtigsten Phänomene menschlichen Lebens entzieht sich bis heute allerdings wissenschaftlicher Erkenntnis: Das menschliche Selbst. Es bleibt derzeit noch der Philosophie vorbehalten, darüber abstrakte Vorstellungen zu verbreiten. Die Vorstellung eines Selbst, sich seiner eigenen Persönlichkeit bewusst zu sein und entsprechend zu denken und zu handeln, scheint der biologischen Art Homo vorbehalten zu sein.
Menschen finden während ihres Lebens einen sehr individuellen Sinn, indem sie nach individuellen Kriterien Teile einer komplexen Umwelt herausfiltern (selektieren), die für sie Sinn machen, die sie verstehen und die zu existierenden Vorstellungen passen und sie erweitern. Wilson scheint mir der erste Autor zu sein, der Künstler zu Geisteswissenschaftlern zählen möchte. Ich bin ziemlich sicher, dass Gauguin Wilson nicht zugestimmt hätte.
Ich bin sicher, dass es dem Planet Erde gleichgültig ist, was Homo sapiens alle anstellt. Die Ameisen allemal und der Planet Erde sowieso werden Homo sapiens überleben. Ich möchte dem Ameisenspezialisten Wilson keinesfalls Unrecht tun, indem ich dessen Kenntnisse über Ameisen geringschätze. Auch ich bewundere die unglaublich komplexen Organisationsstrukturen einer Ameisenkolonie. Wilsons aber versucht, Beobachtungen an Ameisankolonien zu verallgemeinern und sie auf menschliche Verhalten und menschliche Gesellschaftschaften analog zu übertragen. Ich halte seine Methode für fragwürdig. Ich halte es für leichtfertig zu behaupten, dass er soziale Evolution bei Insekten und Menschen festgestellt hat. Dazu müsste er die Möglichkeiten für Reproduktionen, Variationen und Selektionen von Verhaltensweisen angeben können. Wilsons Hinweis auf Nachahmungsverhalten als Ursache für soziale Evolution scheint er von Dawkins Memetik übernommen zu haben. Dawkins Thesen über Gene und Meme haben sich nicht bewährt. Wilsons These von der evolutionären Überlegenheit 'eusozialer' Systeme kann er nicht plausibel begründen.
Ich bin der Ansicht, dass gemeinsame Eigenschaften zwischen menschlichen Strukturen und Ameisenkolonien nicht in der Evolutionstheorie zu suchen sind. Vielleicht bieten die verschiedenartigen Systeme Möglichkeiten, sie als verschiedene selbstorganisierende Systeme (auf unterschiedlichen Niveaus) aufzufassen. Es wäre interssant zu erfahren, ob Wilson Vergleiche zwischen menschlicher DNA und Ameisen DNA angestellt hat, um herauszufinden, ob spezielle Ameisengene mit besonderen Eigenschaften existieren, die auf Zustände der Umwelt auf besondere Weise epigenetisch reagieren (an- und abgeschaltet werden). Derartige Gene könnten bewirken, dass Ameisen in die Lage versetzt werden, arbeitsteilig zu reagieren und komplexe Behausungen zu errichten.
Heute schrieb meine Enkeltochter aus Barcelona:
AntwortenLöschenEs ist sehr interessant zu sehen, wie sich die Sozialkompetenz bei manchen Arten entwickelte und wie der Mensch zu Sprache und Kultur kam. Ich wusste bereits, dass Ameisen gut organisierte Strukturen haben, aber dass sie sozusagen Landwirtschaft betreiben und Pilze züchten, ist faszinierend. Weißt du, welche anderen (Tier-) Arten außer den Menschen, Ameisen und Termiten sowas wie ein Sozialleben entwickelt haben?
Antwort: Bienen, Hornissen, Hummeln, (einige) Wespen, Knallkrebse und Nachtmullen.
Bei uns in der Schule wurde uns beigebracht, dass die Schöpfungslehre nicht mit der Evolutionstheorie konkurriert. Die Schöpfungslehre sollte nur im übertragenen Sinne und vielmehr als Symbol für die "Göttlichkeit" oder die Besonderheit des Menschen verstanden werden, als Abgrenzung zum Tierreich. Kreationismus in diesem Sinne wurde nicht unterrichtet. Vielleicht liegt es daran, dass ich auf einem technischen Gymnasium war.
Antwort: Die Besonderheit des Menschen besteht in der Entwicklung von geistigen Vorstellungen, Gefühlen, Sprache und den darauf aufbauenden Leistungen (Schrift, Literatur, Malerei, Musik, Technik)
Wilson ist der Meinung, dass wir eher von intelligenten Maschinen ersetzt werden als dass sich Retortenbabys etc durchsetzen. Werden nicht immer Menschen nötig sein, um die Maschinen zu steuern oder zu überwachen? Der Mensch ist im Vergleich zu Maschinen flexibel und kreativ. In unerwarteten Situationen kann er bestimmt besser reagieren als eine Maschine, die nur auf Algorithmen basiert, gerade im medizinischen Sektor. Welche Meinung hast du dazu?
Antwort: Ich habe Wilson andersherum verstanden. Er hält Genmanipulation auch beim Menschen für denkbar. 'Was wir können, wollen wir auch tun' schrieb er. So lange es darum geht, Krankheiten zu bekämpfen, hat kaum jemand Bedenken. Problematisch sind Verbesserungen und Verschönerungen. Dass KI den Menschen ersetzt, schließt er aus. Er steht den biologischen Möglichkeiten halt näher als den technischen. Bei der Frage, wie flexibel und kreativ Maschinen werden können, bin ich vorsichtig. Es kommt sehr darauf an, was mit den Adjektiven flexibel und kreativ gemeint ist. Ist das Generieren und Probieren von Zufallslösungen schon kreativ? Wie weit deckt sich Kreativität mit assoziatives Denken?
Heute schrieb Robert Ottohall aus Tübingen:
AntwortenLöschenGute Buchempfehlungen und eine interessante Zusammenfassung. Beide als Ebook verfügbar. Ich habe mir erlaubt ein paar Sätze herauszustellen, die mir besonders aufgefallen sind.
Ameisen: ‚In den Tropengebieten der Erde stellen sie heute die größte tierische Biomasse dar. Die etwa 10 hoch 16 Ameisen wiegen etwa gleich viel wie alle heutigen Menschen.'‘
Menschen: ‚Dank der Erfindung des Feuers konnte Fleisch leichter verdaulich gemacht werden. Dies förderte nicht nur die Arbeitsteilung in der Familie, sondern der relativ hohe Fleischgenuss erwies sich als günstig für die Entwicklung des Gehirns.‘
Leben: ‚Die Gruppe verlangt Altruismus und Kooperation. …In der Geschichte kämpften nicht Gott und Teufel gegeneinander, sondern diese beiden Evolutionsprinzipien.'