Montag, 12. Februar 2018

Karneval in Brasilien – Erinnerung an eine Kreuzfahrt im Frühjahr 2004

Immer wieder griff ich in diesem Blog auf Erinnerungen an frühere Reisen zurück. In den jetzigen Karnevalstagen möchte ich einige Eindrücke einer Südamerikareise wiedergeben. Wir flogen zunächst nach Buenos Aires und fuhren dann per Schiff bis nach Belem an der Mündung des Amazonas. Nach einem Zwischenstopp in Montevideo ging es nach Rio und von dort an der brasilianischen Küste entlang nach Norden. Ich greife hier nur meine Berichte über Rio de Janeiro und Salvador de Bahia heraus.

Rio de Janeiro

Nach zwei vollen Seetagen, während der wir über 1000 Seemeilen zurücklegten, ohne Land zu sehen, näherten wir uns der Guanabara-Bucht. Je mehr Felsen auf der Backbordseite auftauchten, umso mehr Pas­sagiere erschienen an Deck. Durch den Vortrag von Dr. Jörg Wagner aus Tübin­gen vom Vortage waren wir eingestimmt worden. Er empfahl Stefan Zweigs Buch von 1941, in dem dieser Rio als die schönste Stadt der Welt pries.

 Guanabara-Bucht

Der Zuckerhut (Pao de Açucar), der als erstes auftauchte, ist ein Granitfelsen, ebenso der etwas später erscheinende, höhere Corcovado. Die Einfahrt zur Bucht bewacht auf jeder Seite eine ehemalige portugiesische Festung. Mitten in der Bucht liegt die Insel, auf der Durand de Villegaignon ab 1555 mit seinen Landsleuten aus Dieppe wohnte, ehe ihn die Portugiesen vertrieben. Die Insel ist heute eine Marinebasis. Auf einer kleinen Insel (Ilha de Fiscal) daneben ist das Schloss, in dem Kaiser Pedro II. den letzten Ball gab, bevor er eine Woche später das Land verlassen musste. Wir fuhren am Stadtflughafen Santos Dumont vorbei und legten noch vor der Niteroi-Brücke am Hafenkai an.

 
Catedral Metropolitan

Unsere Busrundfahrt brachte uns zuerst ins Stadt­zentrum. Man ließ uns in die Kathedrale Metro­poli­tan hinein, einem moder­nen Betonkegel, der einem Maya­tempel nach­emp­funden ist. Rund­herum sind Hoch­häuser von Banken und das Gebäude der Öl­gesellschaft Petrobras. Wir fuhren auch an zwei Kirchen im Barockstil vorbei. Die größere heißt Kerzen­kirche. Die Seilbahn zum Zuckerhut führt zunächst zum Morro de Urcar. Ab da ist die Aus­sicht fantastisch. Ganz oben sieht man zuerst die Verkaufsstände von H. Stern und Amsterdam-Sauer. Das sind zwei Juwelenhändler, deren Vertreter sich seit der Abfahrt von Buenos Aires auf dem Schiff herumtrieben und sich um uns be­mühten. Es gibt herrliche Post­kartenaus­sichten nach allen Seiten, wobei die Südseite mit den Stadt­teilen Copa Cabana und Ipanema beson­ders beeindruckt. Dahinter kommen steile Berge bis ans Meer. Über dem Stadt­zen­trum und Niteroi ging alsbald ein Gewitter herunter. Wir beobachteten das Natur­schauspiel als Unbetroffene.

Stadtzentrum vom Zuckerhut aus

Der Ausflug, der uns als „Rio bei Nacht“ angeboten wurde, brachte uns in eine Samba-Show im Stadtteil Ipanema. Tromm­ler und Kampf­tänzer zeigten welchen Tempos sie fähig sind, die braunen Mädchen schritten eher würdig um­her, mal kaum bekleidet, mal von bunten Karne­vals­kostümen überlastet. Wir tranken je eine Caipirinha. 

 
 Samba-Show
 
Am näch­sten Vormittag ging es am Samba­drom vorbei zur Talstation der Zahn­radbahn zum Corco­vado. Oben ange­kommen, hüllte Christus sich in Wolken und der Blick nach unten war getrübt. Auch war das Maracana-Stadion ver­steckt. Umso eindrucksvoller war der tropische Urwald an beiden Seiten der Zahnradbahn. Diese Gegend ist nämlich Teil des bota­nischen Gartens der Stadt. Am Bin­nensee Rodrigo de Freitas vorbei brachte uns der Bus an die Copa Cabana. Er hatte allerdings keine Zeit, um anzuhalten.

 
Corcovado-Besucher

Das holten wir dann am Nachmittag auf eigene Faust nach, nachdem wir einen Besuch der Werk­statt der Firma Stern in Ipanema hinter uns ge­bracht hatten. Unser Zielpunkt war das Copa Cabana Palace Hotel, das älteste und beste Hotel der Stadt. Eine Kokosnuss lieferte eine Erfrischung, bis dass der Regen uns zur Flucht zwang. 

An der Copa Cabana

Mehrfach durch­fuhren wir während der beiden Tage die Stadtteile Botafogo und Flamengo, sei es im Bus oder Taxi, stets bei lebhaftem Verkehr. Mehrere dem Verkehr sich ent­gegenstellende Bergrücken im Stadtgelände werden durch Tunnels unterfahren. Im Stadtteil Flamengo zieht sich kilometerlang der gleich­namige Park zwischen Ufer und Schnellstraße. Hier trainieren zukünftige Fußball-Weltstars. Die MS Berlin verließ Rio um Mitternacht.

Salvador de Bahia

Etwa 750 Seemeilen trennen Rio und Sal­vador. Wir waren dort am Rosen­mon­tag. Beim morgendlichen Stadtrund­gang sahen wir überall karnevalistische Dekora­tionen. Buntgekleidete Frauen lockten zum Fotografieren. Überall drängten sich Menschen in Festtagsstimmung. Höhe­punkte des Rundgangs waren die Ka­the­drale mit ihren vergoldeten Altären und der Mercado Modelo in der Unterstadt. 
Hafen-Distrikt

Cathedral Basilica

 Am Nachmittag dröhnte es von der Stadt herüber zum Schiff. Trotz der Warnung der Reiseleitung, uns nicht in den Trubel zu begeben, stellten wir uns in die Schlange am Aufzug. Meine alte Kamera hatte ich in der Hosentasche. Wir gingen in die Richtung, aus der die Musik kam. Am Platz Castro Alvez war kein Weiterkommen mehr. Hier drängten sich Tausende. Hier stand ein Musikwagen, von dem herab der Lärm dröhnte, den die meisten der anwesenden Jugendlichen als Musik empfanden.

Frauen und Karneval 1


Frauen und Karneval 2

 Der Zug selbst kam von einer gegen­über­lie­genden Anhöhe herab und bog vor uns in die Uferstraße, die nach Süden führt (Ave­nida Lafayette Coutinho). Kinder besprüh­ten sich gegenseitig mit Rasierschaum aus Spray-Dosen. Andere sammelten Bier- und Coladosen ein, um sie zu Geld zu machen.


Männer gibt es auch 1


Männer gibt es auch 2

Immer wieder kamen kleine Teilgruppen von fantastisch gekleideten Figuren, die besondere Aufmerksamkeit erregten. Wir verließen den Ort des Geschehens nach Einbruch der Dunkelheit. Ein Ende des Trubels war noch nicht abzusehen. Wir mussten uns den Weg zum Fahrstuhl bahnen, der uns runter in den Hafen und zu unserem Schiff brachte.

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