Pieter
M. Judson (*1956) ist ein in Utrecht geborener amerikanischer Historiker,
der in Florenz lebt. In seinem Buch Habsburg, Geschichte eines
Imperiums 1740-1918 (2.
A. 2017, 667 S.) erzählt er die Geschichte der k.u.k.-Monarchie.
Gemeint ist damit die Doppelmonarchie, die das österreichische Kaiserhaus mit
dem ungarischen Königshaus verband. Zwei Gründe bewogen mich, dieses Buch zu
lesen. Meine Bitburger und Luxemburger Verwandten schwärmen noch heute von der
Doppeladler-Zeit. Das war die gute alte Feudalzeit, bevor die französischen
Revolutionstruppen kamen und bevor wir Preußen wurden. Andererseits war das
Habsburger Reich ein Vielvölkerstaat. Es war quasi ein Vorläufer der EU. Nicht
nur äußere auch innere Kräfte führten sein Scheitern herbei. Dazu erwartete ich
mehr Information von dem Buch, als im preußisch-deutschen Geschichtsunterricht
vermittelt wird.
Kaiserin Maria Theresia [1745-1780]
Praktisch an dem Tag, als Maria Theresia (1717-1780) im Jahre 1745
Kaiserin des Heiligen Römischen Reichs wurde, fiel Friedrich der Große in
Schlesien ein. Weder er noch Frankreichs Ludwig XIV. wollten akzeptieren, dass
eine Frau im zentralen Staat des christlichen Abendlandes das Sagen hat. Maria
Theresa verlor Schlesien, gewann aber Frankreich zum Verbündeten. Ihre Tochter
Marie-Antoinette heiratete 1770 den französischen Thronfolger, der später als
Ludwig XVI. König wurde.
Maria Theresa war sehr bemüht, ihr Mammutreich in den Griff zu
bekommen. Es umfasste ein nahezu zusammenhängendes Gebiet von Brüssel bis
Lemberg, von Prag bis Florenz. Es gab 14 Sprachen, 7 Religionen und rund 300
lokale Herrscher. Diese nahmen die Besteuerung vor und hoben zum Militärdienst
aus. Sie hatte, um zentrale Aufgaben zu erledigen, einen steigenden Bedarf an
Beamten. Dabei verließ sie sich auf den Adel, soweit sie konnte. Sie nobilierte
aber auch viele Nicht-Adelige, sofern sie qualifiziert waren.
Sie führte 1774 im ganzen Reiche eine 6-jährige Schulpflicht ein (in
Ungarn 1777). Die Lehrer wurden weitestgehend vom Klerus gestellt. Der
Unterricht erfolgte in der Volkssprache. Die Maßnahme, mit der sie Spuren bis
in die heutige Zeit hinterließ, ist die erste genaue Erhebung von Häusern und
Grundbesitz. Das Maria-Theresien-Kataster von 1775 ist eine sehr verlässliche
Quelle historischer Verhältnisse auch in meiner Heimat, den damaligen
österreichischen Niederlande. Weil mit der Bestandsaufname und der
gleichzeitigen Volkszählung das Militär beauftragt wurde, entstand ein neues
Band zwischen Zentralstaat und dem gemeinen Volk. Die Soldaten, die nach den
Lebensverhältnissen (der Condition) fragten, sammelten unbeabsichtigt jede
Menge Klagen über den lokalen Adel. Maria Theresia errichtete eine Zollunion zwischen
den deutschsprachigen Erblanden und Böhmen und entwickelte Triest und Rijeka zu
Häfen in Richtung Mittelmeer.
Joseph II. und Leopold II [1780-1792]
Maria Theresas Sohn Joseph II. war ab 1764 Mitregent. Er nutzte
diese Zeit, um durch Reisen das Reich kennenzulernen. Er übernahm 1780 die Alleinherrschaft,
also nach dem Tod der Mutter. Er regierte bis 1790. Darauf folgte sein Bruder Leopold
II. bis 1792. Joseph war ein von den Ideen der Aufklärung beseelter Freigeist. Überall
im Lande förderte er die politische Diskussion und Weiterbildung, sei es durch
die Gründung von Zeitungen, landwirtschaftlichen Vereinigungen oder Kaffeehäusern.
Auch Freimaurerlogen entstanden in vielen Städten. Joseph gab mittels eines Toleranzedikts
für Juden, Protestanten und Orthodoxe diesen Glaubensgruppen Zugang zu Schulen,
Universtäten und Militär. Seine Beamten trieb er zur Leistung an.
Seine epochale Leistung bestand in der 1781 verfügten Abschaffung
der Leibeigenschaft. Die Befreiung der Bauern sollte deren Steueraufkommen
erhöhen. Sie sollten mehr eigenes Einkommen haben und weniger Frondienste
leisten müssen. In Provinzen wie Galizien und Ungarn waren Bauern oft 3-4 Tage
pro Woche im Dienst des Grundherrn (Robot genannt) tätig gewesen.
Der Staat nahm der Kirche alle Aufgaben bezüglich der
Personenstandsführung ab. Man reduzierte die Anzahl der Feiertage und verbot Prozessionen
und öffentliche Bekundungen. Alle rein kontemplativen Orden wurden verboten und
aufgelöst. Besonders diese Maßnahmen führten 1782 in der belgischen Provinz, also
in den so genannten Österreichischen Niederlanden, zu heftigem Widerstand. Er
wurde mit Waffengewalt niedergeworfen. Nach Josephs Tod sah sich sein Bruder
Leopold veranlasst, einen großen Teil der Maßnahmen Josephs rückgängig zu
machen.
Ungarn, Galizien und Bukowina
Ungarn und das heutige Siebenbürgen wurden zwischen 1526 und 1674
von den Osmanen befreit. Der ungarische Adel wählte darauf die Habsburger zu ihrem
König, war aber gleichzeitig bemüht, seine eigenen Rechte zu sichern. Im
Gegensatz zu andern Landesteilen nahm der Adel weiterhin alle Verwaltungsaufgaben
wahr, ohne damit Beamte zu beauftragen. Die Sympathie Maria Theresas gewannen
die Ungarn, indem sie 1745 dabei halfen, die Einfälle der Bayern und Franzosen
zurückzuschlagen.
Galizien hieß das Gebiet um die Städte Lemberg und Brody in der
heutigen Ukraine. Es wurde anlässlich der Teilung Polens 1772 erworben. Das
Gebiet war von polnischen Adeligen beherrscht. Die Bevölkerung bestand
vorwiegend aus Ukrainern, damals Ruthenen genannt, und Juden. Die Bevölkerung
setzte große Hoffnungen auf die österreichische Zentralverwaltung, die sich aber
längst von dem Geist Josephs II. verabschiedet hatte.
Die Bukowina mit der Hauptstadt Czernowitz war recht dünn
besiedelt und lockte daher deutsche Kolonisten an. Gregor
von Rezzori (1914-1993), dem ein früherer Blog-Beitrag gewidmet war, stammte von
dort. Weder Ungarn, Galizien noch die Bukowina waren Teil des Heiligen
Römischen Reiches.
Kaiser Franz I. [1792-1835] und Ferdinand I. [1835-1848]
Franz I löste 1804 auf Drängen Napoléons das Heilige Römische
Reich auf und nannte sich fortan Kaiser von Österreich. Er erließ 1811 das
Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (ABGB). Zusammen mit Kanzler Klemens
von Metternich (1753-1859) war es sein Hauptbemühen sich gegen Reformen aller
Art zu sperren. Sein Nachfolger Ferdinand l. galt als entscheidungsarm. Das Reich verlor an
Ausstrahlung und Macht, da sich die Zentralregierung kaum noch engagierte.
Statt der Regierung waren es jetzt einzelne reiche Adelige,
vorwiegend in Böhmen und Niederösterreich, die in eine Modernisierung von Landwirtschaft
und Industrie investierten. Private Firmen bauten die ersten Eisenbahnen, so
1824 die Strecke Linz-Budweis, 1839 Wien-Brünn und 1849 Wien-Laibach. Auf
Drängen des Bankiers Rothschild und des Militärs wurde das Bahnsystem 1850
verstaatlicht.
Die aufblühende Industrie lockte Bürger vom Land in die Städte. So
wuchs die Einwohnerzahl Wiens von 1817 bis 1848 von 226k auf 357k, die Prags von
65k auf 115k. Ähnliches passierte in Brünn und Budapest. In Triest entstand
eine Schifffahrtslinie, Österreichischer Lloyd genannt, die das gesamte
östliche Mittelmeer bediente. Es entstanden private Museen und Bibliotheken,
Kaffeehäuser und Lesevereine, in denen auch Frauen zugelassen waren. Diese Zeit
hat auch die Bezeichnung Biedermeier bekommen. Ein kapitalistischer Mittelstand
machte sich breit, dem es politisch nur um die Bewahrung des Bestehenden ging.
Die Schaffung eines neuen Ideals und einer neuen Gesellschaft war verpönt. Der
Staat sah seine Aufgabe darin, für Ruhe und Sicherheit zu sorgen. Auf
polizeiliche Kontrolle wurde höchster Wert gelegt.
Unruhen von 1848 und Kaiser Franz Joseph [1848-1916]
Die aufgestauten Reformen drängten 1848 zum Ausbruch. Angeregt von
den Unruhen in Paris und anderswo kam es auch im Habsburger Reich zu mehreren ‚Revolutionen‘.
Im März 1848 kam es in Wien zu Demonstrationen. Verlangt wurden mehr Rechte für
die Bürger. Das Militär schoss in die Menge. Die Regierung zog schließlich das Militär
ab und erlaubte die Bewaffnung der Bürger in Form einer Nationalgarde. Kanzler Metternich wurde abgesetzt und floh nach England. Es waren größtenteils
Adelige gewesen, die sich gegen die ‚Kamarilla‘ am Hof auflehnten. Der Kaiser blieb
vorerst verschont.
In Budapest verlangten Aufständische eine Verfassung, desgleichen in
Linz, Graz, Prag, Mailand und Venedig. Der Kaiser versprach sie. In Galizien
und anderswo wurde die Abschaffung der Fronarbeit verlangt. Im Juni 1848
besetzte das Militär, angeführt von Alfred von Windisch-Graetz (1787-1862), die
Stadt Prag. Joseph Graf Radetzky (1766-1858) besiegte die italienischen
Freischärler und eroberte Mailand zurück. Im Oktober zog Windisch-Graetz in Wien
ein und ersetzte den schwachen Ferdinand durch dessen Neffen Franz Joseph. Dieser
oktroyierte als Erstes eine neue Verfassung. Franz Joseph setzte Ende 1851 die
von ihm erlassene Verfassung jedoch wieder außer Kraft. Erhalten blieb die
Bauernbefreiung. Er führte die von Metternich aufgebaute Zensur wieder ein. Im
Übrigen zeigte er sich als Befürworter der Aufklärung, indem er Denkmäler Maria
Theresias und Josephs II. errichten ließ.
Österreichs Finanzlage war, gelinde gesagt, desaströs. Mit Schuld
daran waren die lang andauernden Kämpfe gegen Piemont um die Lombardei sowie
der Krimkrieg (1853-1856). Obwohl Österreich damals von direkten
Kampfhandlungen verschont blieb, trieb Russland es zur vollen Aufrüstung und
Mobilmachung. Schließlich wurde es von Preußen nach der Schlacht bei Königgrätz
1866 aus ganz Norddeutschland herausgedrängt.
Sich aufladende Spannungen
Obwohl auch andere Staaten wie England und Russland vor dem
Problem standen, diverse nationale Minderheiten integrieren zu müssen, erwies
sich dies als Österreichs Standardthema. Es war das Problem, an dem Staat und
Reich schließlich zugrunde gingen.
Die ethnische Vielfalt des Reiches drückte sich in erster Linie in
den aktuell gesprochenen Sprachen und Dialekten aus. Dabei muss geklärt werden,
worin die Grenze liegt zwischen Dialekt und Sprache. Was ist, wenn jemand
mehrere Sprachen gleich gut spricht? Außerdem stellt sich die Frage, was außer
der Sprache eine Nationalität ausmacht. Da taucht dann immer der Begriff der Kultur
auf. Eine gemeinsame Kultur setzt eine gleiche Geschichte und Religion voraus. Ist
es sinnvoll von einer einheitlichen Kultur zu sprechen, auch wenn die Bildungsgrade
sehr unterschiedlich sind? Über die Verbreitung der Sprachen innerhalb der
k.u.k. Monarchie gab eine umfassende Ethnographie der österreichischen
Monarchie von Karl Czoernig (1804-1889) Auskunft. Der tschechische Historiker Frantisek
Palacky (1798-1876) schlug insgesamt acht nach Sprachen getrennte Regionen vor.
Dabei waren Böhmen und das Sudetenland getrennt.
Das Verhältnis zwischen dem Kernland Österreich mit seiner vorwiegend
deutsch-sprechenden Bevölkerung einerseits und dem Königreich Ungarn
andererseits fand sehr früh zu einer Art von musterhafter Lösung. Sie bestand
in der Erhebung Ungarns zu einem gleichberechtigten Partner in einer
Doppelmonarchie. Aus Österreich wurde Österreich-Ungarn. Die Verbindung bestand
primär in der Person und Familie des Herrschers. Jeder Teil hatte seine eigene
Verfassung, sein eigenes Parlament. Gemeinsam waren Militär und Außenpolitik.
Außerdem gab es gemeinsame Ausschüsse (Delegationen genannt) der Parlamente.
Einen hohen Symbolwert erhielt die Krönung als ungarischer König in Budapest.
Die Kaiserin Sissi kam dem 1853 mit offen gezeigtem Vergnügen entgegen.
Anschließend lernte sie Ungarisch von ihren Hofdamen.
Mit den Maigesetzen von 1867 verfolgte Franz Joseph ähnliche Ziele
wie Bismarck in Preußen. Er schloss ein Konkordat mit dem Papst, entzog jedoch
den Kirchen die Familienstands- und Personenverwaltung. Viele der 1848er
passten sich den Umständen an und landeten sogar in hohen Staatsämtern. Ein
Beispiel war der zum Innenminister aufgestiegene Carl Giskra (1820-1879). Er
lehnte die Beteiligung von Sozialisten an Österreichs Regierung kategorisch ab.
‚Österreich wird doch keine Pöbelherrschaft einführen‘ waren seine Worte.
Kritischer ist das Zitat des Arztes und Politikers Adolf Fischhof (1816-1893): ‚Österreich
hat ein stehendes Herr von Soldaten, ein kniendes von Anbetern, und ein kriechendes
von Informanten‘. Ein Frauenwahlrecht war teilweise eingeführt worden, wurde
aber wieder abgeschafft, so in Kärnten 1884 und der Steiermark 1904.
Nationale Ausgleichsbemühungen
Trotz erheblicher Schwierigkeiten gelang es der k.u.k-Verwaltung
mit den wichtigsten Teilländern einen pragmatischen Ausgleich zu erreichen.
Gegen Ende des 19. Jahrhundert stellte sich in allen Landesteilen das Sprach-
bzw. Kulturproblem als immer wichtiger heraus. Überall wurden Schulvereine
gegründet mit dem Ziel, den jeweils als unterdrückt geltenden Sprachen zu ihrem
Recht zu verhelfen. Das konnte Deutsch sein, Italienisch, Rumänisch oder Slowenisch.
Besonders von der in Ungarn betriebenen Ungarisierung (oder Magyarisierung)
konnten Rumänen, Juden oder Deutsche nachteilig betroffen sein.
In Böhmen gelang es 1897 dem Minister Kasimir von Badeni
(1846-1909), dass Tschechisch dem Deutschen gleichgesetzt wurde. Das betraf
nicht nur die Schulen und Universiäten, sondern das gesamte öffentliche Leben,
den Verkehr mit Behörden und das Angebot von Theatern und Bibliotheken. Nach
demselben Muster erfolgte 1905 der Mährische Ausgleich, 1910 der für die Bukowina und 1914 für Galizien. Im Jahre 1873
gab es eine Weltausstellung in Wien und einen Börsenkrach. In einem 4-bändigen Kronprinzenwerk
stellte sich zwischen 1885-1907 die Monarchie in Wort und Bild dar. Überall im
Land planten die Architekten Fellner & Helmer Theater und Konzertsäle.
Fünfzig davon wurden errichtet.
Nach 1890 wurden sowohl in den Städten wie in der Landespolitik die bislang dominierenden Liberalen
(Bankiers, Fabrikanten) nach und nach von Personengruppen aus dem gemeinen
Volke (Arbeiter, Handwerker) verdrängt. Ab 1900 fanden Frauen immer häufiger
eigene berufliche Möglichkeiten, zum Beispiel als Lehrerinnen und
Postangestellte.
Weltkrieg 1914-1918
Der erste Weltkrieg wurde bekanntlich durch einen politisch
motivierten Mord in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo ausgelöst. Im Jahre 2014 hatte ich dieses Thema bereits in diesem Blog behandelt. Bosnien war
seit 1908 von Österreich besetzt. Erzherzog Franz Ferdinand sah in ihm den Kern
eines zukünftigen südslawischen Staates. Der sich abzeichnende Krieg wurde von
seltsamen Erwartungen begleitet. Der österreichische Adel, vertreten durch Franz
Conrad von Hötzendorf (1852-1925), hoffte, dass wieder mehr Zucht und Ordnung einkehren
würde. Die Sozialisten erhofften mehr Macht, die Nationalisten mehr Souveränität.
Das Ergebnis waren 1,5 Mio. Gefallene und 3,6 Mio. Verwundete, allein auf österreichischer Seite.
Um die Lebensmittelversorgung zu sichern, wurden die Überwachungsmaßnahmen
verstärkt und Sozialleistungen eingeschränkt. Das Militär setzte sich gegenüber
der Zivilverwaltung durch. Es erhielten zwar mehr Frauen Jobs in der Wirtschaft,
weil die Männer an der Front standen.
Sehr früh gingen Galizien und die Bukowina an Russland verloren.
Heere von Flüchtlingen ergossen sich ins Kernland. Als Russland 1917 Frieden
schloss, begann der Westen (USA, England) damit, Druck auf Österreich
auszuüben, damit es seine Völkerschaften in die Freiheit entließe. Es kam zu Streiks
in Graz, Szeged, Pula und anderswo. Schließlich brach die Front zusammen.
Implosion des Reiches
Im Oktober 1918 implodierte das Reich. Die Regionen übernahmen. In
Prag, Zagreb, und Budapest bildeten sich neue Regierungen, die sich von
Österreich unabhängig erklärten. Da Kaiser Franz Joseph bereits im November
1916 gestorben war, und sein Neffe Karl I. ihm gefolgt war, nahm dieser im
November 1918 den Waffenstillstand an und trat zurück. Der Sozialist Karl
Renner (1870-1950) wurde Staatskanzler und rief die Republik Österreich aus.
Das unabhängige Ungarn wurde zunächst von Bela Kun (1886-1938) als Räterepublik
geleitet. Er wurde von General Miklos Horthy (1868-1957) vertrieben, der sich Reichsverweser
nannte. In Lemberg entstand die Westukrainische Republik. Diese begann sofort
Krieg mit Polen. Es kam zu einen Pogrom, bei dem 73 Juden starben. Aus Böhmen, Mähren und der Slowakei
schuf Tomas Masaryk (1850-1937) die Tschechoslowakische Republik (CSSR), die
sich in unserer Zeit in die Staaten Tschechien und Slowakei aufteilte.
Es fand ein großer Austausch von Bewohnern statt. 540k Deutsche
aus den ehemaligen Kronländern erhielten die österreichische
Staatsangehörigkeit, 75k Juden dagegen nicht. Alle Nachfolger-Staaten des
Habsburger Reiches waren ihrerseits Vielvölkerstaaten. Sie erbten die damit verbundenen Probleme. Karl I. starb im April 1922
auf Madeira.