Ein Weihnachtsgeschenk, das mich in den letzten Tagen in Beschlag
legte, war die soeben erschienene Selbstbiografie von Michelle
Obama (*1964), der Gattin des vorletzten amerikanischen Präsidenten.
Das Buch trägt auch im Deutschen den Titel Becoming
(deutsch Werden) und umfasst 448 Druckseiten. Darin zeichnet die Autorin das
Bild einer selbstbewussten, klugen und tapferen Frau an der Seite eines
ungewöhnlichen Politikers. Einer Kritik von Obamas Nachfolger Donald Trump
enthält sich die Autorin weitgehend. Stattdessen betont sie umso klarer ihre
Ziele, Methoden und Umgangsstile, was den Kontrast recht deutlich macht. In
erster Linie vermittelt das Buch eine Reihe von politischen und
gesellschaftlichen Botschaften, und das nicht nur für Frauen und Angehörige von
Minderheiten. Darüber hinaus kann ich das Buch allen empfehlen, die sich für die Besonderheiten der USA und ihre aktuellen
Probleme interessieren.
Familiärer Hintergrund und Studium
Michelle Obama wurde im Südteil von Chicago geboren. Ihr Vater
Fraser Robinson war als Wartungstechniker bei den Stadtwerken beschäftigt. Die
Mutter arbeitete als Sekretärin in einem Büro in der Stadtmitte. Ihr Großvater väterlicherseits
war von einer Farm in South Carolina nach Chicago gezogen. Sie besuchte eine High
School in ihrem Viertel mit einem Anteil von 80% Kindern afroamerikanischer
Abstammung. Mit 10 Jahren wurde sie von einer Mitschülerin gefragt: ‚Warum
sprichst Du eigentlich wie ein Weißer?‘ Gemeint war, dass sie korrektes Englisch
sprach. Ihre Eltern hatten ihr eingebläut, sie solle sich auf das Lernen
konzentrieren, um alles andere würden sie sich kümmern.
Der ältere Bruder Craig tat sich als Basketballer hervor und bekam
als solcher einen Studienplatz an der berühmten Universität in Princeton, NJ,
angeboten. Als sie einer Studienberaterin sagte, dass sie auch nach Princeton
möchte, meinte diese, sie hätte Zweifel, ob sie dafür geeignet sei. Sie bewarb
sich dennoch und wurde angenommen. In Princeton gab es vorwiegend männliche
Studenten und einen Anteil von 9% Farbigen. Diese blieben weitgehend unter sich,
so beim Essen, Tanzen, und dgl. Sie gewann unter anderem eine Freundin (Suzanna)
aus Jamaika. Sie belegte als Hauptfach Soziologie mit dem Nebenfach
Afroamerikanische Studien, das sie 1985 mit dem Bachelor of Arts (BA) abschloss. Danach wechselte sie zur Harvard
University, wo sie 1988 mit dem akademischen Grad Juris Doctor (JD) ihre Ausbildung beendete.
Erste Anstellung und Begegnung mit Obama
Direkt nach dem Studium wurde Michelle Robinson Mitglied des
Chicagoer Büros der Anwaltskanzlei Sidley & Austin, in dem sie
schwerpunktmäßig Fragen von Eigentumsrechten bearbeitete. Zur Kanzlei gehörten
etwa 400 Anwälte, fünf davon waren Afroamerikaner. Sie
trug jetzt Kostüme und fuhr einen Saab. Sie wohnte im Elternhaus.
In der Kanzlei tauchte eines Tages der drei Jahre ältere Barack
Obama auf, der hier ein Praktikum absolvierte. Obama (*1961) hatte einen Bachelor von der Columbia-Universität aus
New York City und hatte drei Jahre lang als Sozialarbeiter (engl. community organizer) in Chicago gearbeitet, ehe er sein
Jura-Studium in Harvard begonnen hatte. Er benötigte noch zwei Jahre, bis zum
Abschluss. Michelle wurde beauftragt, sich um den potentiellen zukünftigen
Mitarbeiter zu kümmern. Sie durfte ihn sogar auf Firmenkosten zu Essen einladen. Früh
erkannte sie die Einzigartigkeit seiner Person und seines Charakters.
Obamas Mutter, Ann Dunham (1942-1995), hatte europäische Vorfahren. Ihre Eltern lebten in Honolulu auf Hawaii. Sein
Vater, Barack Obama Senior (1936-1982), war aus Kenia. Er war dort verheiratet und hatte
bereits Kinder. Die Mutter heiratete später einen Geologen aus Indonesien und zog mit ihm und
ihrem Kind nach Jakarta. Im Alter von neun Jahren schickte sie das Kind zu den
Großeltern auf Hawaii, damit es dort zur Schule ging. Obama war vielseitig
interessiert und gab in Harvard eine juristische Fachzeitschrift heraus. Michelle sah in ihm eine
Art von Einhorn, d.h. eine sehr ungewöhnliche Erscheinung. Seine Gedanken und
sein Verstand richteten sich stets von Spezialfragen schnell auf die abstrakten
Probleme dahinter. So sah er als Grund vieler sozialer Probleme die Ungleichheit
der Einkommen.
Nachdem sie sich entschlossen hatten zu heirateten, brachte Obama
seine zukünftige Frau nicht nur zu den Großeltern in Honolulu, sondern auch zu
den Angehörigen in Kenia. Die dortige Oma lebte in einer dörflichen Umgebung,
weit von der Hauptstadt Nairobi entfernt. Obamas Stiefschwester Auma studierte damals
in Deutschland. Zur Hochzeit Obamas im Oktober 1992 in Chicago kamen mehrere
Hundert Gäste. Vertreten waren Familienangehörige, Freunde und Kollegen von
beiden Seiten. Nach einer Fehlgeburt und anderen Komplikationen wurde 1998 die
erste Tochter Malia geboren. Die zweite Tochter Natascha, genannt Sasha, kam
2001 zur Welt dank einer künstlichen Befruchtung.
Weitere Jobs und Beginn von Obamas politischer Laufbahn
Schon vor ihrer Heirat mit Obama verließ Michelle die gut dotierte
Stellung in der Anwaltskanzlei, um für die Stadtverwaltung Chicagos tätig zu
werden. Sie wurde Sachbearbeiterin im Stab des Bürgermeisters Richard Daley für
Planung und Stadtentwicklung. Ihre Vorgesetzte war Valerie Jarrett, die später
mit nach Washington kam. Parallel dazu wurde Michelle Obama 1993 Geschäftsführerin
des Chicagoer Büros der Initiative „Public
Allies“. Diese NGO hatte sich das Ziel gesetzt, Nachwuchs für öffentliche
Ämter zu identifizieren und zu fördern. Im Jahre 1996 wechselte Michelle ein
weiteres Mal, und zwar ging sie in den Dienst der Universität von Chicago. Sie übernahm dort das Amt für Öffentlichkeitsarbeit
(engl. Community and External affairs). Beide
Obamas zahlten in dieser Zeit je 600 $ pro Monat für ihre Studien-Kredite
zurück. Dennoch kauften sie ein Haus. Michelle erlebte zwei Schicksalsschläge, die
sie emotional sehr trafen, nämlich den Tod ihres Vaters (infolge von Multipler
Sklerose) und den ihrer Freundin Suzanne (infolge einer Krebserkrankung).
Barack Obama übernahm nach Beendigung seines Studiums 1992 eine
Stelle bei einer lokalen Anwaltskanzlei (Davis, Miner, Barnhill & Galland).
Er engagierte sich während des Wahlkampfs von Bill Clinton in einem Projekt
(VOTE! genannt) zur Gewinnung von Neuwählern. Seine Mutter besorgte ihm anschließend
eine Hütte auf Bali, wo er sein Buch ‚Ein
amerikanischer Traum‘ innerhalb von fünf Wochen fertig stellte. Im Jahre
1996 trat Barack Obama in die Politik ein, indem er für den Senat des Staates Illinois
in Springfield kandidierte. Er wurde mit überwältigender Mehrheit gewählt. Acht
Jahre lang pendelte Obama wöchentlich zwischen Springfield und Chicago. Das
Wochenende verbrachte er stets bei seine Frau in Chicago. Dienstag
bis Donnerstag weilte er am Sitz der Staatsregierung und des Parlaments von
Illinois.
Früh musste Obama erkennen, dass Politik fast immer ein zäher
Kampf ist zwischen Pattsituationen, Betrug, schmutzigen Deals und schmerzlichen
Kompromissen. Nach Michelles Meinung half ihm dabei seine hawaiianische Gelassenheit.
Niederlagen führten dazu, es mit einer geänderten Taktik noch einmal zu
versuchen. Manche Angriffe erfolgten unterhalb der Gürtellinie. Er sei gar kein
Schwarzer, sondern ein angemalter Weißer, so argumentierten einige der Gegner.
Von der Lokal- zur Bundespolitik
Im Jahre 2004 kandidierte Obama zum ersten Mal für den US-Senat. Er
schlug sieben Gegner aus dem Feld und gewann schließlich mit einem
Stimmenanteil von 70%. John Kerry, der Vorsitzende der Demokratischen Partei,
lud daraufhin Obama als Eröffnungsredner auf den Kongress in Boston ein. Danach
galt Obama USA-weit als politischer Rockstar. Sein neun Jahre zuvor
erschienenes Buch wurde plötzlich zum Bestseller. Obama selbst wurde zum
Hoffnungsträger für Viele.
Michelle machte sich keine Illusionen, dass dies zu einer Spannung
zwischen ihrer Familie und den Bürgern des Landes führen würde. Sie wollte ihren
Mann für die Familie, alle anderen fürs Land. ‚Wir schaffen das! Wir kriegen
das hin!‘ Das war schließlich ihre wohlüberlegte Antwort – die für uns Deutsche
etwas an Angela Merkel erinnert. Obama besaß ja Intelligenz, Disziplin,
Temperament, Selbstvertrauen und Optimismus. Sie glaubte jedoch nicht, dass ein
Schwarzer es schaffen würde. Jedenfalls musste er mehr tun als andere
Kandidaten.
Präsidentschaftswahlkampf 2008
Im Februar 2007 warf Obama seinen Hut in den Ring. Seine
Gegenkandidaten innerhalb der demokratischen Partei waren Hillary Clinton, John
Edwards und andere. Obama wurde im Wahlkampf zu einem menschlichen Kugelblitz.
Er fand viele Unterstützer, vor allem unter Jugendlichen. Drei Monate nach
Ankündigung Obamas für die US-Präsidentschaft zu kandidieren, unterbrach
Michelle Obama ihre eigene berufliche Karriere und widmete sich ganz dem
Wahlkampf ihres Mannes.
Michelle Obama hielt im August 2008 eine viel beachtete Rede auf
dem Parteitag der Demokraten in Denver, CO. Hier wie bei den Reden, die sie an
verschiedenen Orten der USA hielt, versuchte Michelle ihrem Mann zu helfen,
nicht durch die Wiederholung seiner politischen Aussagen oder durch
Schmeicheleien, sondern durch Hinweise auf ihren eigenen familiären Hintergrund
und ihren Werdegang. Sie nahm viele eigene Termine wahr und wurde von eigenen
Hilfskräften unterstützt. Zum Schluss des Wahlkampfs wurde ihr sogar von der
Partei ihres Mannes ein Flugzeug zur Verfügung gestellt.
Es war allen Beteiligten klar, dass es eine Botschaft für die Welt
darstellen würde, sollten die USA einen schwarzen Präsidenten wählen. Michelles
Worte wurden quasi auf die Goldwaage gelegt. Als sie einmal sagte, dass sie zum
ersten Mal stolz auf ihr Land sei, wurde dies als Geständnis ausgelegt, dass sie
vorher ihr Land verachtet hätte. Sie musste dies später immer wieder zurechtstellen.
Zuhause kümmerte sich ein Teilzeit-Koch um gesundes Essen für die
ganze Familie. Eine philippinische Kinderfrau betreute die Kinder. Barack Obama
selbst wurde immer mehr von einer unterstützenden und abschirmenden Wolke
umgeben. Er konnte sich nicht mehr frei bewegen. Auch seine Frau und seine
Kinder erhielten Sicherheitsagenten zugewiesen.
Frau des ersten schwarzen US-Präsidenten
Nachdem im November 2008 Obama einen phänomenalen Sieg errungen
hatte, war klar, dass er viele, die sich sonst nicht beteiligten, zu den
Wahlurnen gebracht hatte. Es rief dies die Sorge hervor, ob sich alle damit
verbundenen Erwartungen einlösen ließen. Als die Familie von George W. Bush,
des Amtsvorgängers, die Obamas ins Weiße Haus einlud, drängte sich bei Michelle
nicht zum ersten Mal in ihrem Leben die Frage auf: ‚Bin ich gut genug?‘ Wie schon
so oft vorher war die Antwort, die sie sich selbst gab, auch dieses Mal: ‚Ja,
ich bin es‘.
Die Inaugurationsfeier im Januar 2009 zog nicht zuvor gesehene Massen
von Menschen nach Washington, DC. Vertreter der Bürgerrechtsbewegung erhielten
Ehrenplätze, so die inzwischen über 70-Jährigen, die sich 1957 in Arkansas den
Zugang zu einer Schule erkämpften (engl.: Little Rock Nine). Paraden, Umzüge und Bälle bestimmten die ersten Tage.
Begleiteten im Wahlkampf um die 20 Menschen den Kandidaten bei jedem Schritt,
so waren es plötzlich zehn Mal so viele. Selbst Frau und Kinder des Präsidenten
erhielten permanent Personenschutz. Im Falle des Präsidenten zeigten die Sicherheitsleute
gerne ihre Präsenz, um dadurch Angreifer abzuschrecken. Bei den Kindern musste
die Strategie geändert werden. Die Bewacher sollten so unauffällig wie möglich auftreten
und die Aktivitäten der Kinder nicht stören. Ein spontaner Besuch mit einer
Freundin in einer Eisdiele war dennoch zuviel.
Die Frau des Präsidenten (engl. First Lady of the United States, Abk.: FLOTUS) hatte den Ostflügel des
Weißen Hauses (engl. East Wing) als
Wirkungsbereich und sollte sich aus dem politischen Tagesgeschäft heraushalten.
Dennoch suchte und fand Michelle einige Themen, wo sie wirksam sein konnte.
Beispiele sind die Kleiderordnung des Personals und der Speiseplan der Küche.
Es bedurfte ernsthafter Verhandlungen, ehe die Hausherrin im Bereich des Weißen
Hauses einen kleinen Garten anlegen durfte, aus dem Salat, Honig oder Früchte
direkt auf den Tisch der Familie gelangten. Es gelang Michelle sogar mittels
dieses Gartens eine landesweite Diskussion über gesundes Essen zu entfachen und
damit das Thema der Fettleibigkeit von Kindern anzusprechen. Viel größere Mühen
waren aufzuwenden, um Bundesstaaten und Firmen dazu zu bewegen, der beruflichen
Qualifizierung von Mädchen verstärkte Aufmerksamkeit zu schenken.
Eher einer Pflichtübung entsprach die Teilnahme an diplomatischen
Empfängen und an Auslandsreisen des Präsidenten. Mit Freude erinnert sie sich,
wie sie der englischen Königin im Buckingham-Palast begegnete und Desmond Tutu und
Nelson Mandela in Südafrika traf. Wie jede Frau in der Öffentlichkeit interessierte
es die internationale Presse oft mehr, welches Kleid sie wann trug, als was sie
sagte.
Dilemma der Amokläufe
Kein Thema hat die beiden Obamas mehr frustriert als die immer
wieder aufflammenden Gewalttaten im eigenen Lande. Besonders eklatant waren mehrere
Amokläufe an Schulen. Nach dem ersten derartigen Massaker während seiner
Amtszeit (2012 in Sandy Hook, CT) versprach Obama, sich um eine Verschärfung
der Waffengesetze zu kümmern. Innerhalb weniger Wochen musste er einsehen, dass
er dieses Versprechen nicht einlösen konnte. Beide Häuser des Parlaments
weigerten sich, sich des Themas anzunehmen, vermutlich beeinflusst von der
Waffen-Lobby (engl.: National Rifle
Association, Abk. NRA).
Besonders erschütternd waren die Morde im Jahre 2015 in einer Kirche
in Charleston, SC. Ein 21-jähriger Weißer erschoss neun Afroamerikaner während
einer Bibelstunde. Der Täter wurde zwar anschließend gefasst und zu Tode
verurteilt. Deprimierend sind die Worte, mit denen er seine Tat begründete: ‚Muss
es tun, weil ihr unsere Frauen vergewaltigt und uns unser Land wegnehmt‘. Dass
sich dabei die Obamas von einem gewissen
Gefühl der Mitschuld nicht freimachen wollten, liegt nahe. Jeder Fortschritt
zugunsten einer Minderheit, den sie miterstritten haben, provoziert fast immer auch eine
Gegenreaktion.
Versuch einer historischen Bilanz
War die erste Wahl Obamas der eigentliche Durchbruch, so war die
zweite Wahl nur eine Form der Bestätigung. Auch in Michelles Buch scheint die
zweite Wahlperiode sehr arm an Eindrücken und Ereignissen gewesen zu sein. Ihr
sind nur wenige Seiten gewidmet. Was wird aus ihren Kindern, ihrem Mann und den
Mitarbeitern – das beschäftigt sie jetzt. Weder die Kinder noch der Mann
scheinen ihr große Sorgen zu machen. Sie gehen ihren Weg. Malia hat die High
School abgeschlossen und wird in Harvard studieren. Barack schreibt Bücher und
hält Vorlesungen an der Universität von Chicago. Er wird seinen Optimismus
nicht verlieren und den Glauben an das Gute im Menschen nicht aufgeben.
Was blieb von ihr übrig? So fragt sich Michelle Obama selbst. Sie
nennt 900 Kilo pro Jahr aus dem Gemüsegarten des Weißen Hauses, ein
regelmäßiges Schulfrühstück für Millionen von Kindern, internationale
Förderprojekte für die Ausbildung von Mädchen. Mir klingt das viel zu
bescheiden. Sie grenzt sich damit bewusst und in wohltuender Weise von gewissen
Leuten ab.
Bekanntlich hat Donald Trump die Präsidentenwahl gewonnen mit dem
Versprechen, möglichst viel von dem, was Obama geändert hatte, wieder
rückgängig zu machen. Das betraf unter anderem die Ausdehnung der
Krankenversicherung auf möglichst viele Bürger. Es betrifft auch das
Klimaabkommen von Paris. Es geht aber auch um einen völlig geänderten Stil. Als
2016 bekannt wurde, dass Trump mit seinen sexuellen Übergriffen auf Frauen
prahlte, bezeichnete Michelle Trump als Rüpel. Was seine Tat bedeutet, heißt
doch: ‚Ich kann dir weh tun, und damit durchkommen‘ Das sollte nicht akzeptiert
werden, sagte sie.
Jeder gesellschaftliche Fortschritt ist ambivalent. Sobald man den
jetzt Benachteiligten und Ausgegrenzten hilft, fühlen sich andere eingeschränkt
oder gar angegriffen. Wir wissen nicht, wohin sich die Gesellschaft bewegt.
Jede Änderung benötigt Zeit. Es gibt Schritte vorwärts, aber auch rückwärts.
Soviel ist sicher: Von den beiden Obamas hängen jetzt Bilder in der Nationalgalerie.
Wenn Menschen sie sehen, werden sie vielleicht angeregt zu sagen: ‚Was die konnten,
das können andere auch‘. Das ist etwas Neues. Das gab es vorher nicht. So sieht dies jedenfalls Michelle Obama.
Was derzeit in den USA politisch passiert, lässt sich teilweise als Gegenschlag (engl. backlash) gegen die Erfolge der Bürgerrechtsbewegng erklären, die hauptsächlich von Afroamerikanern getragen wurde. Obamas Wahl zum Präsidenten war die Spitze eines Erfolgs, der jetzt einen Rückschlag provoziert. Donald Trump fühlte sich von Obama persönlich herausgefordert und rächt sich jetzt.
AntwortenLöschenEs sei doch falsch, wenn die Obamas ein Schuldgefühl hätten angesichts rassistisch motivierter Morde. So äußerte sich ein Leser. Dem ist entgegenzuhalten, dass ein Schuldgefühl durchaus aufkommen kann, auch wenn es sachlich (oder juristisch) nicht begründet ist. Ein Gefühl hat eine reale Existenz, auch wenn der Grund nur eingebildet und nicht echt ist.
AntwortenLöschenWie berichtet fiel Michelle Obama schon als 10-jährige auf, dass sie nicht so sprach wie die Kinder in ihrem Viertel. Jetzt fand ein neugewähltes Mitglied des Kongresses dadurch Beachtung, dass es über Donald Trump mit den Worten twitterte: "Impeach the motherfucker" (auf Deutsch: Setzt den Scheißkerl ab!)
AntwortenLöschenhttps://www.n-tv.de/politik/Demokratin-feuert-gegen-Trump-article20797708.html
Dass die Schreiberin Muslima ist und die Tochter palästinensischer Einwanderer, macht den Vorfall echt pikant. Diese Frau hat sich meines Erachtens nur dem Sprachstil amerikanischer Frauen angepasst, und zwar nicht nur dem einer Unterschicht. Ich habe über entsprechende eigene Erfahrungen anderswo berichtet.
Völlig ungeklärt ist aus linguistischer Sicht, warum das Reservoir deutscher Schimpfworte eher im Fäkal- als im Sexualbereich beheimatet ist. Da fehlen noch die dringend notwendigen wissenschaftlichen Forschungen. Kann es sein, dass das Deutsche historisch etwas zurückhängt? Der Beweis: In meiner Schulzeit wäre der Fluch: ‚Scheiß Goethe!‘ durchaus denkbar gewesen, Moderner ist zweifellos der kürzlich benutzte Filmtitel ‚Fack ju Göhte‘.