Im Grenzlandgebiet Südeifel, auch
Bekov genannt, wechselte die Nationalität der Bewohner mehrmals. Nach der
fränkischen Landnahme im vierten und fünften Jahrhundert, d.h. während der so
genannten Völkerwanderungszeit, geschah dies stets, ohne dass die Bevölkerung nur
einen Zentimeter wanderte oder gar ausgetauscht wurde. Da der Begriff der
Nation in der fraglichen Zeit noch eine andere Bedeutung hatte als heute, ist
hier primär die politische Zugehörigkeit zu einem konkreten Herrschaftsgebiet
gemeint, Da im Januar dieses Jahres gerade des 500. Todestages von Kaiser Maximilian I. (1459-1519)
gedacht wurde, ist dies eine Gelegenheit sich ins Gedächtnis zu rufen, welche
Rolle dieser Herrscher für unsere Heimat spielte. Dabei tritt vor allem seine
erste Gattin Maria von Burgund (1457-1482)
ins Rampenlicht, die Erbin unserer damals zu Luxemburg gehörigen Heimat.
Haus Burgund
Das in karolingischer Zeit
bestehende Königreich Burgund bildete
einst das geografische Kernstück Europas. Es reichte von der Nordsee bis zum
Mittelmeer. Im 14. Jahrhundert entstand als Lehen des französischen Königs das Haus
Burgund. Es umfasste drei nicht
verbundene Gebiete, die Grafschaft Burgund (mit der Hauptstadt Dijon), das Herzogtum
Luxemburg, und die Grafschaft Flandern. Nach Philipp dem Kühnen, einem Bruder
des französischen Königs, folgte zunächst Philipp der Gute. Dessen Sohn hieß Karl der Kühne (1433-1477).
Er war eine der schillerndsten Gestalten der europäischen Geschichte. Er war
bestrebt sein Lehensgebiet weiter abzurunden und wieder den Titel eines Königs
zu erwerben. Dabei wurde er von England, Frankreichs langjährigem Kriegsgegner,
unterstützt.
Burgund
zur Zeit Karls des Kühnen
Einem großangelegten
diplomatischen Versuch diente vom August bis November 1473 ein pompöses Treffen
in Trier, an dem neben Kaiser Friedrich III. aus dem Hause Habsburg auch drei
Kurfürsten teilnahmen (Mainz, Trier, Brandenburg). Karl erschien, zur
Überraschung aller mit einem Hofstaat von 250 Leuten und einem Truppentross von
über 6000 Soldaten. Für ihre Neueinkleidung hatte er eine Summe von rund 40,000
flandrischen Pfund ausgegeben. Außerdem führte er wie immer wertvollen Schmuck,
Porzellan und Wandteppiche mit sich. Jedenfalls stellte er damit alle anderen
Teilnehmer in den Schatten. Karl selbst trug einen Hermelinkragen, der länger
war als der, den ein Kurfürst zu tragen pflegte. Während der vier Monate fanden
unter anderem aufwendige Bankette, Empfänge und Turnierspiele statt.
Die Verhandlungen wurden nach vier
Monaten (angeblich aus Rücksicht auf den französischen König) ohne definitive
Ergebnisse abgebrochen. Karl soll im Verlauf der Verhandlungen den Vorschlag
des Papstes akzeptiert haben, seine 15-jährige Tochter Maria mit dem zwei Jahre
jüngeren Kaisersohn Maximilian zu verheiraten. Dem Papst soll es darum gegangen
sein, dem stets klammen Österreich finanziell unter die Arme zu greifen, damit
es die Angriffe der Türken gegen die Christenheit besser abwehren kann. Einheimische
Beobachter munkelten, dass ein Grund für den Abbruch auch an den zur Neige
gehenden Weinvorräten des Trierer Kurfürsten gelegen haben könnte.
Karl
der Kühne (von Peter Paul Rubens)
Karl verfolgte das Ziel, die drei voneinander
getrennten burgundischen Landesteile zu vereinigen. Zunächst versuchte er durch
die Eroberung Lothringens eine Landverbindung zwischen den zwei südlichen Teilen
zu schaffen. Damit geriet er allerdings mit den Eidgenossen in Konflikt, was er
mit drei verlorenen Schlachten (Grandson, Murten, Nancy) und seinem Tod
bezahlte. Die mit Piken bewaffneten schweizerischen Fußsoldaten waren den zu
Pferde kämpfenden Rittern überlegen. Am Tag nach der Schlacht von Nancy wurde
Karls Leichnam in einem zugefrorenen Tümpel entdeckt, seiner Kleider und aller
Wertsachen und Waffen beraubt. Im Gegensatz zu heute galten schweizerische
Truppen im Mittelalter als besonders grausam. So verbot es ihnen die von der
Eidgenossenschaft erlassene Kriegsordnung lebende Gefangene zu machen, da dies
die kämpfenden Truppen zu sehr ablenkte. Die in den Schlachten gegen Karl
erbeuteten Wertgegenstände, die so genannte Burgunderbeute, kann heute noch in Museen besichtigt werden.
Hochzeit von Gent
Karls Tochter Maria war sein einziges Kind und stammte aus seiner ersten Ehe. Seine zweite Frau war kinderlos gestorben. Die dritte Frau, Margarete von York, war mit dem englischen Königshaus verwandt. Nach Karls Tod trat die Suche nach einem Bräutigam in ein neues Stadium, wobei der französische König Ludwig IX. die Ansicht vertrat, dass die Herrschaft (als so genanntes Manneserbe) an Frankreich zurückfallen müsste. Beide Frauen lebten zusammen in Flandern. Frankreich brachte seinen minderjährigen Thronfolger (franz.: dauphin) ins Spiel. Der Druck wurde erhöht, indem zunächst das Stammland (die Gegend um Dijon) annektiert wurde und Luxemburg und Flandern mit Einfällen bedroht wurden. Maria ließ Maximilian brieflich wissen, dass er weiterhin ihr Favorit sei. Die Bürgerschaft Flanderns war gespaltener Meinung. Es gab, vor allem unter den Kaufleuten, starke Stimmen für die Bindung an Frankreich. Jedenfalls trotzten sie ihrer Fürstin Rechte ab, die damals noch kein Herrscher in Europa abzugeben bereit war, so die Festsetzung von Steuern und das Führen eines Krieges.
Kaiser Friedrich forderte seinen Sohn auf, sich nach Flandern zu begeben, um vor Ort sein Interesse zu zeigen und seinen Anspruch zu vertreten. Als Maximilian Köln erreichte, wurde er dort vom Stadtrat verhaftet, weil der französische Gesandte verkündete, dass Maria bereits dem Dauphin ihr Wort gegeben habe. Dennoch schickte Maximilian seinen Getreuen Wolf von Polheim (1458-1512) weiter mit einer Vollmacht, die Eheschließung in seiner Vertretung (lat. per procurationem) zu vollziehen. Maria war einverstanden und man heiratete am 27. April 1477 in Brügge. Margarete von York, Marias Stiefmutter und Freundin, schickte daraufhin 100.000 Gulden nach Köln, damit Maximilian freigelassen werden konnte. Als er schließlich in Flandern ankam, wurde die feierliche Trauung ein zweites Mal vollzogen, dieses Mal am 19. August in Gent. [Mich erinnert Margaretes großherzige Tat an die sagenhafte Eleonore von Aquitanien, die einst das Lösegeld für Richard Löwenherz zahlte]
Die Ehe zwischen Maximilian und Maria verlief sehr harmonisch. Maria
sprach zwar Französisch, Flämisch und Englisch. Sie verstand aber kein Deutsch.
Anfänglich diente Latein als Verständigungsmittel, bis Maximilian hinlängliche
Kenntnisse in Französisch und Flämisch erworben hatte. Nur wenige Tage nach der Heirat wurde Maximilian als Mitregent seiner Gattin
inthronisiert. Die Stadtverwaltung Gents schwor ihren Treueeid. Im Gegenzug
wurden den Gentern die Freiheiten, die ihnen Maria hatte zugestehen müssen,
erneut zugesichert. Die Bedrohung von außen machte mehr zu schaffen. Frankreich
versuchte unentwegt weitere ehemals französische Territorien aus der burgundischen
Erbschaft zurückzuerobern. Es gelang Maximilian 1479 einen direkten Angriff
französischer Truppen auf Flandern abzuwehren (Schlacht bei Guinegate).
Es geschah dies dank der Hilfe von Söldnern aus Tirol.
Familienbild
mit Maximilian, Maria und Kindern
Maria bemühte sich Maximilian
mit dem burgundischen Hofzeremoniell vertraut zu machen und ließ für ihn neue, teure
Kleider anfertigen. Sie versuchte ihm Eislaufen beizubringen. Beide frönten dem
Schachspiel, gaben musikalische Darbietungen und lasen gemeinsam Ritterromane und klassische
Literatur. Maria hatte ein besonderes Interesse am Reitsport. Bei einem Ausritt
stürzte sie im fünften Ehejahr vom Pferd und starb an den Folgen des Sturzes.
Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Philipp (*1478), mit dem Beinamen der Schöne, und Margarete (*1480). Maximilian ließ die Kinder erziehen und früh verheiraten. Philipp heiratete später Johanna (genannt die Wahnsinnige), die Erbin des spanischen Thrones. Margarete heiratete deren Bruder. Philipps und Johannas Sohn wurde als Karl V. (1500-1558) deutscher Kaiser und die Niederlande (Flandern und Luxemburg) ein Teil Spaniens. Johanna war die Tochter von Ferdinand II von Aragon und Isabella I. von Kastilien, die in Spanien als die Katholischen Könige (span.: reyes catolicos) verehrt werden. Durch die Verbindung Habsburgs mit Spanien fühlte sich Frankreich völlig in die Zange genommen, was Jahrhunderte lang zu Reibereien führte.
Während in den Niederlanden und im übrigen Deutschland durch Luthers Reformation eine große Spaltung und ein Religionskrieg ausgelöst wurden, blieb das westliche Flandern und Luxemburg davon verschont. Als um das Jahr 1700 der spanische Zweig von dem österreichischen Zweig der Habsburger Monarchie getrennt wurde, blieben beide Landesteile bis 1794 bei Österreich. Die protestantisch gewordenen Holländer (auch Geusen genannt) wurden zur Plage, da sie das Luxemburger Land wie auch das Trierer Land mit Raubzügen heimsuchten.
Maximilians weiteres Schicksal
Als Witwer war Maximilians Position in Flandern sehr schwach. Das burgundische Erbe fiel an seinen vierjährigen Sohn Philipp. Maximilian konnte seine Herrschaftsrechte nun nur noch als Vormund seines Sohns ausüben, wurde aber als solcher von den Ständen nicht anerkannt. Im Februar 1486 wurde Maximilian in Frankfurt am Main zum römisch-deutschen König gewählt und anschließend im Kaiserdom zu Aachen gekrönt. Zwei Jahre später, von Januar bis Mai 1488, wurde Maximilian in Brügge von der Bürgerschaft der Stadt im Gefängnis festgehalten. Sein Vater Friedrich stellte darauf eine Armee zusammen, befreite ihn und schaffte es, die Lage in Burgund einigermaßen zu stabilisieren. Ein gekröntes Oberhaupt des Heiligen Römischen Reiches in der Hand von flandrischen Bürgern, das ging bestimmt einigen Vertretern der Oberschicht gegen den Strich. Maximilian half auch dem in Österreich verbliebenen Teil seine Familie, etwa indem er die Stadt Wien für sie zurückgewann.
Maximilian
mit Bianca und Maria (Goldenes
Dachl in Innsbruck)
Maximilians Versuche eine zweite
Frau zu finden, hatten lange Zeit keinen Erfolg. Berühmt ist sein Versuch, die
mit einer territorialen Mitgift ausgestattete Anne
de Bretagne (1477-1514) zu gewinnen. Auch
hier kam es zur Vertreter-Ehe. Sein Freund Wolf von Polheim stieg sogar mit der
angetrauten Braut ins Ehebett (allerdings mit Schwert und Rüstung). Der Papst
hat später diese Ehe annulliert. Anne de Bretagne bekam den französischen
Dauphin als Mann, den Mann, den Maria von Burgund partout nicht haben wollte.
Maximilian heiratete 1493 schließlich Bianca Sforza (1472-1510).
die Tochter des Herzogs Galeazzo Sforza aus Mailand.
Erwähnt sei noch Maximilians literarisches Schaffen. Im autobiographischen Roman Weißkunig beschreibt er seine Teilnahme an Festen und Turnieren. Im Versepos Theuerdank, das im Jahr 1517 erschien, erinnert er an seine erste Reise nach Flandern und das Werben um Maria von Burgund. Maximilians Leichnam wurde in Innsbruck, der Landeshauptstadt Tirols, beigesetzt. Marias Grab ist in Brügge.
Erwähnt sei noch Maximilians literarisches Schaffen. Im autobiographischen Roman Weißkunig beschreibt er seine Teilnahme an Festen und Turnieren. Im Versepos Theuerdank, das im Jahr 1517 erschien, erinnert er an seine erste Reise nach Flandern und das Werben um Maria von Burgund. Maximilians Leichnam wurde in Innsbruck, der Landeshauptstadt Tirols, beigesetzt. Marias Grab ist in Brügge.
Herzogtum
Luxemburg vor 1794
Zum Grenzverlauf in der Südeifel
Wenn ich als Kind meine Patentante in Eisenach im damaligen Landkreis Trier besuchte, hieß es in Niederweis: ‚Wir gehen jetzt ins Trierische‘. Beim Rückweg hieß es: ‚Lasst uns zurück nach Spanien gehen‘. Die vom Lambach gebildete Gemarkungsgrenze war einst die Landesgrenze. Nördlich von Bitburg verlief die Landesgrenze über Nattenheim nach Malberg und von dort über Sülm und Idesheim nach Gilzem und Minden. Es ist kein Zufall, dass meine Vorfahren alle von diesseits dieser Grenze stammen. Gemeinsam mit den Bürgern Luxemburgs gedenken wir heute noch gerne der Doppeladler-Zeit. Es war dies eine Zeit des Friedens und des Wohlstands. Beendet wurde sie, als 1794 französische Revolutionstruppen erschienen. Man nannte diese auch die Hosenlosen (frz.: sans-culottes).
NB.: Dieser Beitrag basiert fast ausschließlich auf Material, das in Wikipedia zur Verfügung steht.
Als Beweis dafür, dass meine Vorfahren alle von der ‚spanischen‘ Seite der Eifel stammten, liste ich hier die Orte, wohin meine Eltern auf die Kirmes zu gehen pflegten. Bei etwa der Hälfte handelte es sich um Verwandte meines Vaters oder meiner Mutter. Die Besuche in Luxemburg mussten ab 1933 eingestellt werden. Hier die Liste: Alsdorf, Bitburg, Brimingen, Christnach (Lux), Eisenach (Trier), Freilingen, Idesheim, Masholder, Meckel, Mötsch, Nusbaum, Obersgegen, Oberweis, Rittersdorf, Rosport (Lux).
AntwortenLöschenDie Kirmes ist in der Eifel das Kirchweihfest. Es richtet sich meist nach dem Ortsheiligen, also dem Kirchenpatron. Am frühesten sind die Kirchenfeste nach Johannes dem Täufer (23. 6.), amhäufigsten die Martinskirmessen (11.11). Nach der Messe ist meist die Gräbersegnung. Dann gibt es ein gutes Essen, danach evtl. ein Rundgang zu den Kirmesbuden.
AntwortenLöschenDie Johanneskirmessen sind meist in Orten mit vorfränkischem Ursprung; Martin ist der bekannteste fränkische Heilige. Die so genannte fränkische Landnahme, d. h. die massenhafte Einwanderung, erfolgte zwischen 450 und 500 nach Chr.
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