Manfred
Broy (*1949) ist seit 2015 Gründungspräsident des Zentrum
Digitalisierung.Bayern (ZD.B). Das ZD.B ist von der bayrischen Landesregierung
eingerichtet und wirkt als Bindeglied zwischen Hochschulforschung,
außeruniversitärer Forschung und industrieller Entwicklung. Es adressiert die
Themen IT-Sicherheit, digitalisierte Produktion, vernetzte Mobilität sowie
Anwendungen in Medizin und Verwaltung. Es fördert die Gründung einschlägiger
Unternehmen oder Interessengruppen.
Von 1989 bis 2015 war Broy Professor für Informatik an der TU
München. Er forschte auf dem Gebiet der Modellierung und Entwicklung komplexer
softwareintensiver Systeme. Ziel war die Fundierung und Weiterentwicklung der
Methoden des Software & Systems Engineering mit Fokus auf
Qualitätssicherung und langfristiger Systemevolution. Von 1983 bis 1989 war Broy
Professor für Informatik an die Universität Passau. Broy ist Mitglied der
Europäischen Akademie der Wissenschaften, der Leopoldina, der acatech und der
Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er veröffentlichte über 420 wissenschaftliche
Publikationen.
Bertal Dresen (BD): Das Zentrum Digitalisierung.Bayern (ZD.B) wurde meines Wissens gegründet, um dem Thema Digitalisierung in Ihrem Bundesland erhöhten Nachdruck zu verleihen. Anstatt von einer digitalen Transformation, also von einer Umwandlung, zu sprechen, möchte ich lieber von einer digitalen Ertüchtigung reden. Die Menschen und auch die Wirtschaft sollen doch nicht in ihrem Wesen verändert werden. Sie sollen doch nur zusätzliche wichtige Fähigkeiten erhalten. Wie beurteilten Sie die Ausgangssituation um 2015 in Bayern (auch im Vergleich zu anderswo)? Welches waren die primären Ziele und Zielgruppen Ihres Projekts? Welche Maßnahmen und Mechanismen kamen für die Umorientierung und die Umstellung zur Anwendung?
Manfred Broy (MB): Digitalisierung ist wohl die
größte technologische Veränderung in Wirtschaft, Gesellschaft, aber auch
Politik in der letzten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts und der ersten Hälfte
dieses Jahrhunderts. Es ist nicht ganz einfach, hier einen angemessenen
Vergleich zu finden, aber die Veränderungen sind wohl tiefgreifender als die
Veränderungen durch die Einführung des Buchdrucks, die erste industrielle
Revolution durch Produktionsmaschinen oder die Einführung des Automobils. Es
ist wohl berechtigt, von einer zweiten industriellen Revolution zu reden: Der
Revolution der Informationsmaschinen. Diese ist noch nachhaltiger als Vieles,
was zum Vergleich angeführt wird, da sie nicht nur die Wirtschaft betrifft,
sondern auch den Alltag jedes Einzelnen in ganz unterschiedlicher Art und Weise
verändert.
Klar ist, dass der Begriff der Digitalisierung auf den ersten Blick nicht ganz passend erscheint, verstehen wir doch darunter im Wesentlichen den Übergang von analoger zu digitaler Darstellung, aber im Kern trifft er das, was passiert. Durch die mit den Rechnern und Computern aufkommende digitale Darstellung wird alles erfasst, wird alles zu Daten, zu etwas, was durch Algorithmen verarbeitet werden kann.
Bayern hat seit fünf Jahrzehnten immer großen Wert darauf gelegt im High-Tech-Bereich eine Führungsposition einzunehmen. Man denke nur an die Veränderungen in der Luftfahrtindustrie und die Bildung des Airbus-Konzerns: Ein Vorgang, der nachdrücklich auch durch Bayern mit angestoßen wurde. Bayern war auch sehr engagiert in der Biotechnologie, hat über die Jahre hinweg immer größten Wert auf eine konsequente Universitäts- und Forschungspolitik gelegt und ein tiefes Verständnis entwickelt für das Wechselspiel zwischen Technologie, wirtschaftlicher Entwicklung und sozialem Wohlstand. Um 2010 herum suchten politische Kreise in Bayern nach den aktuellen technologischen Herausforderungen. Nicht sehr überraschend sind sie dabei auf das Thema der Digitalisierung gestoßen und schnell war klar, dass diese Veränderungen eine sehr stark produzierendes und technologisch orientiertes Land wie Bayern nachhaltig treffen werden.
Ich möchte hier ein wenig Ihrer Frage oder vielmehr der in der Frage enthaltenen Aussage widersprechen: Ich denke doch, dass sich durch die Digitalisierung die Menschen und die Wirtschaft in gewisser Weise ein Stück in ihrem Wesen verändern. Es entstehen neue Wertschöpfungsmodelle. Menschen verändern die Art und Weise, wie sie leben. Ihr soziales Umfeld ist weniger von ihrer geografischen Umgebung geprägt, sondern zunehmend mehr von ihrer digitalen Umgebung. Das führt zu riesigen Veränderungen.
Klar ist, dass der Begriff der Digitalisierung auf den ersten Blick nicht ganz passend erscheint, verstehen wir doch darunter im Wesentlichen den Übergang von analoger zu digitaler Darstellung, aber im Kern trifft er das, was passiert. Durch die mit den Rechnern und Computern aufkommende digitale Darstellung wird alles erfasst, wird alles zu Daten, zu etwas, was durch Algorithmen verarbeitet werden kann.
Bayern hat seit fünf Jahrzehnten immer großen Wert darauf gelegt im High-Tech-Bereich eine Führungsposition einzunehmen. Man denke nur an die Veränderungen in der Luftfahrtindustrie und die Bildung des Airbus-Konzerns: Ein Vorgang, der nachdrücklich auch durch Bayern mit angestoßen wurde. Bayern war auch sehr engagiert in der Biotechnologie, hat über die Jahre hinweg immer größten Wert auf eine konsequente Universitäts- und Forschungspolitik gelegt und ein tiefes Verständnis entwickelt für das Wechselspiel zwischen Technologie, wirtschaftlicher Entwicklung und sozialem Wohlstand. Um 2010 herum suchten politische Kreise in Bayern nach den aktuellen technologischen Herausforderungen. Nicht sehr überraschend sind sie dabei auf das Thema der Digitalisierung gestoßen und schnell war klar, dass diese Veränderungen eine sehr stark produzierendes und technologisch orientiertes Land wie Bayern nachhaltig treffen werden.
Ich möchte hier ein wenig Ihrer Frage oder vielmehr der in der Frage enthaltenen Aussage widersprechen: Ich denke doch, dass sich durch die Digitalisierung die Menschen und die Wirtschaft in gewisser Weise ein Stück in ihrem Wesen verändern. Es entstehen neue Wertschöpfungsmodelle. Menschen verändern die Art und Weise, wie sie leben. Ihr soziales Umfeld ist weniger von ihrer geografischen Umgebung geprägt, sondern zunehmend mehr von ihrer digitalen Umgebung. Das führt zu riesigen Veränderungen.
Bayern ist ein Land, das sehr stark wirtschaftlich von dem
Maschinenbau geprägt war, aber auch von der Finanzwirtschaft wie Versicherungen
und Banken und bis zu einem gewissen Grad auch von der Medienindustrie. Das
liegt auf der Hand, dass gerade diese Wirtschaftsgebiete sich besonders stark
unter dem Einfluss der Digitalisierung verändern. Das hat Bayern frühzeitig
erkannt und in einem engen Dialog mit Maßnahmen ergriffen. Es entstand die
Initiative „Bayern Digital“ mit dem Zentrum Digitalisierung.Bayern. Kernziel
war und ist es, Forschung, Wissenschaft und Ausbildung in ganz Bayern für das
Thema Digitalisierung zu ertüchtigen. Die große Herausforderung für alle Akteure
ist dabei die Geschwindigkeit mit der sich diese Veränderung abspielt, die zu
einem reinen Kommentieren der Situation verführt. Wir müssen aber entschlossen
darauf reagieren, um zu gestalten.
BD: Stießen Sie bei Ihrer Zielgruppe auf ein hinreichendes Verständnis
dessen, was die Digitalisierung technisch und organisatorisch für sie bedeutet?
War es klar, was sie erfordert und was sie bewirkt? Welche Fähigkeiten der
Mitarbeiter mussten neu entwickelt oder aber verstärkt werden? Welche Abläufe
und Verantwortungen in den betroffenen Unternehmen änderten sich? Welche
Investitionen in Geräte und Medien waren erforderlich?
MB: Das ist eine sehr schwierige Frage, die man sehr umfänglich
beantworten müsste, wenn man auf alle Aspekte eingehen möchte. Beginnen wir
beim Verständnis der Zielgruppen und betrachten wir – stark vereinfacht –
folgende Zielgruppen: Die Politik und Ministerien, die Wirtschaft, also große,
mittelständische und kleine Unternehmen, die Wissenschaft und einzelne Bürger.
Bei allen diesen Gruppen gibt es erhebliche – mitunter sehr unterschiedliche – Defizite
im Verständnis der Digitalisierung. Diese liegen zum einen in einem nicht sehr
ausgeprägten Verständnis der digitalen Technologie als solches, aber auch in
der oft sehr weitgehenden Unfähigkeit einzuschätzen, was die digitale
Transformation als Veränderung insgesamt bewirkt. Dies ist eine der großen
Schwierigkeiten. Wir brauchen schnell sehr viel mehr Kompetenz auf allen
Ebenen, aber dies ist nicht so einfach zu bewirken, insbesondere weil die
Technologie relativ komplex ist, weit weg von dem, was Bayern und die
verschiedenen Gruppierungen gewohnt sind, und sich rasant und oft
unvorhersehbar, entwickelt.
Natürlich hat die Digitalisierung enorme technische und organisatorische Auswirkungen, auch auf die Kompetenz, auf die benötigten Fähigkeiten der Mitarbeiter. Auch hier tun sich viele Unternehmen schwer zu erkennen, dass sie Hand in Hand organisatorische Veränderungen vornehmen, viel stärker kooperativ führen, digitale Kompetenzen entwickeln und dabei gleichzeitig ihre Produkte, Services und Geschäftsmodelle schnell weiterentwickeln müssen. Wenn das nicht gelingt, besteht die große Gefahr für die Unternehmen von der Digitalisierungswelle überrollt zu werden.
Die Investitionen liegen dabei allerdings weniger in Geräten oder Medien sondern in den Applikation, also Software – auch wenn es Nachholbedarf bei der Breitbandvernetzung gibt. Investitionen in Geräte oder Medien sind erst die Konsequenz aus erkannten Potentialen, die ganz neue Geschäftsmöglichkeiten erlauben.
Natürlich hat die Digitalisierung enorme technische und organisatorische Auswirkungen, auch auf die Kompetenz, auf die benötigten Fähigkeiten der Mitarbeiter. Auch hier tun sich viele Unternehmen schwer zu erkennen, dass sie Hand in Hand organisatorische Veränderungen vornehmen, viel stärker kooperativ führen, digitale Kompetenzen entwickeln und dabei gleichzeitig ihre Produkte, Services und Geschäftsmodelle schnell weiterentwickeln müssen. Wenn das nicht gelingt, besteht die große Gefahr für die Unternehmen von der Digitalisierungswelle überrollt zu werden.
Die Investitionen liegen dabei allerdings weniger in Geräten oder Medien sondern in den Applikation, also Software – auch wenn es Nachholbedarf bei der Breitbandvernetzung gibt. Investitionen in Geräte oder Medien sind erst die Konsequenz aus erkannten Potentialen, die ganz neue Geschäftsmöglichkeiten erlauben.
BD: Wie haben Sie in Ihrem Projekt das zu erreichende bzw. das erreichte
Digitalisierungsniveau, d.h. den Durchdingungsgrad, bewertet? Konnte man von 50%er
oder 100%er Digitalisierung sprechen? Bezog sich diese Aussage nur auf isolierte
Experimente oder auf echte Tagesarbeit? Ging es um einen einzelnen Geschäftsprozess,
um eine Mitarbeitergruppe, um das ganze Unternehmen oder gar um die ganze
Branche? Wie weit bestimmte die methodische Herangehensweise den Erfolg der
Digitalisierung?
MB: Als Gründungspräsident des Zentrums Digitalisierung Bayern hatte
ich von Anfang an, genaugenommen sogar noch vor der Gründung des Zentrums,
erfreulich gute Möglichkeiten auf Maßnahmen einzuwirken, die notwendige
Veränderungen voranbringen. So haben wir 20 neue Professuren eingerichtet, 10
Nachwuchsprofessuren-Stellen und ein Graduiertenprogramm aufgestellt,
Innovationslabore an unseren Universitäten und Hochschulen geschaffen und in
einer Vielzahl von Einzelaktivitäten, beispielsweise der Verstärkung der Entrepreneurship-Ausbildung
an den Universitäten und Hochschulen, das Thema Digitalisierung stärker auf
die Tagesordnung gebracht. Soweit zum Thema Wissenschaft und Forschung.
Parallel haben wir eine ganze Reihe von Themenplattformen ins Leben
gerufen zur intensiven Zusammenwirkung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.
Das sind Initiativen, die sich inhaltlich auf bestimmte, wichtige Themenbereich
konzentrieren wie etwa vernetzte Mobilität, digitale Produktion, „Digital
Engineering“, Digitalisierung in der Medizin, im Energiebereich, aber auch auf
Fragen wie Digitalisierung in der Agrarwirtschaft oder „Smart City“. Details
finden Sie auf unseren Webseiten.
Grundsätzlich sind wir daher von Anfang an breit aufgestellt,
haben uns nichtsdestoweniger auch um Fragen bemüht, die etwas außerhalb der
eigentlichen Fragen der Digitalisierung in Wirtschaft und Wissenschaft liegen.
So haben wir das Thema Digitalisierung und Verbraucher aufgegriffen, sowie
Digitalisierung und Arbeit und uns auch intensiver um die Frage der Veränderung
in der Schule gekümmert. Dabei muss man berücksichtigen, dass wir ein
verhältnismäßig kleine Initiative sind von gerade einmal knapp 40 Mitarbeitern,
die auch erstmal gewonnen werden mussten. Trotzdem konnten wir – so denke ich
– enorme Impulse setzen, Projekte anstoßen, durch eine Fülle von
Veranstaltungen die Diskussion weiterführen. Es gibt auch eine ganze Reihe von
strategischen Überlegungen, die wir angestellt haben. Nicht alle konnten wir
bis ins Detail umsetzen. Ein kritischer Punkt dabei ist tatsächlich die
Planung und Steuerung der Digitalisierung auf politischer Ebene. Das erfordert
viel inhaltliche Kompetenz, die aber oft nur eingeschränkt gegeben ist.
BD: Gab es gute, d.h. nachahmenswerte Beispiele? Was zeichnete die
Gewinner unter den Unternehmen aus? Lag es an den Mitarbeitern, der
Organisation oder der ‚Unternehmenskultur‘? Hing das Interesse bzw. der Erfolg von
der Branche oder der Firmengröße ab? Haben Sie Hinweise, dass die digitale
Ertüchtigung von Wirtschaftsunternehmen sich auch in einer messbaren Leistungssteigerung
niederschlug, zum Beispiel im Umsatz, Gewinn oder gar dem Bruttoinlandsprodukt
(BIP)? Bayerns BIP ist ja mit dem von Schweden
vergleichbar.
MB: Auf der politischen oder staatlichen Ebene gibt es natürlich eine
Reihe interessanter Entwicklungen. Das ist vor allem Nord-Amerika mit seinen
Zentren wie dem „Silicon Valley“, die Boston-Area oder auch zunehmend Texas mit
Austin neben einer Reihe von weiteren, dann aber auch China mit seiner
atemberaubenden Entwicklung und nicht zuletzt auch in anderen asiatische Länder
wie Korea oder Indien. Leider hat es unseren Auftrag überstiegen, diese Regionen uns im Detail
anzusehen, aber wir haben uns schon Gedanken darüber gemacht, was dort passiert
um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen.
Innerhalb der Unternehmen gibt es auch in Bayern große
Unterschiede. Es gibt tatsächlich einige Unternehmen, die hier gut aufgestellt
sind, aber die Mehrheit der Unternehmen tut sich schwer, darunter auch viele
Großkonzerne. Kritisch ist, dass auf der Ebene der Geschäftsführung, wenn
überhaupt, nur vereinzelt echte Fachleute für das Gebiet existieren, die für
eine strategische Umsetzung der Digitalisierung außerordentlich wichtig sind.
Was eine messbare Leistungssteigerung betrifft, so gebe ich mich da keinerlei Illusionen hin. Es ist relativ schwierig, einen Zusammenhang herzustellen zwischen den Maßnahmen eines Landes und seiner wirtschaftlichen Entwicklung. Wir haben das auch intensiv mit der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft vbw versucht, aber es ist schwierig. Die Diskussionen dauern immer noch an. Hinzu kommt, dass viele Phänomene der Digitalisierung sich konventionellen Methoden der Volks- und Betriebswirtschaftslehre entziehen und somit neue Formen der Messung erforderlich werden.
Was eine messbare Leistungssteigerung betrifft, so gebe ich mich da keinerlei Illusionen hin. Es ist relativ schwierig, einen Zusammenhang herzustellen zwischen den Maßnahmen eines Landes und seiner wirtschaftlichen Entwicklung. Wir haben das auch intensiv mit der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft vbw versucht, aber es ist schwierig. Die Diskussionen dauern immer noch an. Hinzu kommt, dass viele Phänomene der Digitalisierung sich konventionellen Methoden der Volks- und Betriebswirtschaftslehre entziehen und somit neue Formen der Messung erforderlich werden.
BD: Es kam doch sicher auch hin und wieder zu Schwierigkeiten. Wenn
ja, worin lagen diese? Was waren schlechte Beispiele? Womit wurden Mitwirkende
am ehesten überfordert oder abgeschreckt? Welche latenten Konflikte innerhalb von
Unternehmen kamen zum Ausbruch? Deckte der Übergang zur
Digitalisierung Probleme unerwarteter Art auf? Wurde die Rolle des Geschäftsmodells
hinreichend beachtet? War man bereit, das Geschäftsmodell anzupassen?
MB: Natürlich gab es immer wieder Schwierigkeiten. Wenn Sie auf
Unternehmen abzielen, so ist die Veränderung durch die Digitalisierung
natürlich auch immer im Zusammenhang mit der Veränderung der Machtstrukturen
in den Unternehmen zu sehen und auch vor dem Hintergrund der entsprechenden
Kompetenzen. Denn in den einzelnen Unternehmen hängt die Frage, wie schnell
die Digitalisierung erfolgreich umgesetzt wird, im Wesentlichen von den
einigen, wenigen Köpfen ab, die entweder in der Lage sind, das in Angriff zu
nehmen oder eben überfordert oder abgeschreckt. In den Unternehmen kann man
beobachten, dass es oft ein vor und zurück gibt, manchmal haben die
„Erneuerer“ das Sagen und versuchen, stärker in die Digitalisierung
einzusteigen, und dann wird durch „Reaktionäre“ das Rad wieder zurückgedreht.
Was in großen Firmen zu sehen ist: Dort stellt man CDOs (Chief
Digital Officers) ein mit der Idee, dass diese dann die Digitalisierung
vorantreiben. Ich finde kritisch, dass diese – ähnlich wie die früher so
beliebten CIOs (Chief Information Officers) – in der Hierarchie zu niedrig
angesiedelt sind, bestenfalls eine unter der Vorstandsebene, obwohl gerade die
Digitalisierung eine Vorstandsaufgabe ist, weil man nur aus dem Vorstand heraus
mit entsprechender Kompetenz in sowohl inhaltlicher als auch
verantwortungsbezogener Weise die Digitalisierung umsetzen kann. Oft sind die
CDOs nur ein wirkungsloses Feigenblatt. Auch wenn viele etablierte CEOs die
Digitalisierungsaufgabe gerne an CDOs oder eigene Inkubatoren auslagern
möchten, aus meiner Sicht ist die Gestaltung der Digitalen Transformation
Aufgabe des CEO.
Geschäftsmodelle waren für uns immer eines der wesentlichen
Themen. Wir haben immer versucht deutlich zu machen, dass Digitalisierung eben
nicht nur eine Änderung bedeutet in den Abläufen, etwa in der Produktion, einer
Effizienzverbesserung in der Verwaltung, oder das Angebot einzelner neuer
Services, sondern dass die Digitalisierung ganz neue Geschäftsformen eröffnet.
Erst wenn alle Aspekte aufgegriffen werden, kann man mit Recht von einer
digitalen Transformation sprechen.
BD: Wurde von Ihrem Projekt die digitale Ertüchtigung auch außerhalb von
Wirtschaftsunternehmen angestrebt bzw. herbeigeführt? Wie wirkte sie sich aus?
In der öffentlichen Verwaltung, im Gesundheits- und Bildungswesen, bei
Privaten? Welche Unterschiede zur Wirtschaft machten sich bemerkbar? War
irgendwo ein emotionaler Widerstand zu erkennen?
MB: Natürlich war die Frage der digitalen Veränderung auch außerhalb
der Wirtschaft von großer Bedeutung. Wir selbst vom Zentrum Digitalisierung.Bayern
waren nicht für die Digitalisierung der Verwaltung zuständig. Das lag und liegt
in Bayern im Finanzministerium, in Teilen auch in dem neuen Digitalministerium
in Bayern. Wir haben uns über unseren Auftrag hinaus auch um das Thema
Digitalisierung im Privatleben gekümmert. Gesundheits- und Bildungswesen war
ja ohnehin auf unserer Agenda. Gerade hier, denke ich, gäbe es unglaubliche
Potentiale, aber es zeigt sich, dass beispielsweise in den oft sehr
bürokratischen, sehr rigiden Verwaltungsstrukturen sich die Digitalisierung
der Medizin oft schwertut.
Mein Eindruck ist, dass eine konsequente Digitalisierung in der
Medizin im Augenblick auf große Hemmnisse stößt, die mit dem gesamten
Gesundheitssystem in Deutschland zu tun haben. Dies lässt sich belegen am
Beispiel von Dänemark: Dort ist das Gesundheitssystem im staatlichen Zuständigkeitsbereich,
von staatlicher Seite können Vorgaben gemacht werden, die dann umgesetzt
werden. In Deutschland scheitern viele Maßnahmen daran, dass es im
Gesundheitswesen zu viele Einzelinteressen gibt, die dafür sorgen, dass
wesentliche Veränderungen nicht stattfinden. Das schafft natürlich eine
gewisse Ernüchterung, die uns aber von Anfang an bewusst war.
BD: Wie wirkte sich bei Ihnen der Einfluss der Politik aus (Landes-
und/oder Bundespolitik)? Was gab den entscheidenden Anstoß zur Veränderung? Was
können Hochschulen leisten? Was sollte anders sein als heute? Welche Erwartungen
ließen sich kaum oder nicht erfüllen? Gab es auch so etwas wie die digitale Ernüchterung?
Wenn ja, wie machte sie sich bemerkbar?
MB: Der Einfluss der Politik war natürlich immer da und spürbar – im Positiven wie im Negativen. Man muss sagen, dass gerade in den Anfängen unserer Arbeit in Bayern die Politik sehr entschlossen war. Der damalige Ministerpräsident und die damalige Wirtschaftsministerin haben das Thema sehr energisch unterstützt und angetrieben. Das hat unsere Arbeit sehr gefördert und erleichtert.
MB: Der Einfluss der Politik war natürlich immer da und spürbar – im Positiven wie im Negativen. Man muss sagen, dass gerade in den Anfängen unserer Arbeit in Bayern die Politik sehr entschlossen war. Der damalige Ministerpräsident und die damalige Wirtschaftsministerin haben das Thema sehr energisch unterstützt und angetrieben. Das hat unsere Arbeit sehr gefördert und erleichtert.
Auch in den Hochschulen gab es bald viel positiven Widerhall. Ich
denke, die Hochschulen in Bayern haben in der Zwischenzeit erkannt, dass die
Digitalisierung eine der großen Potentiale darstellt. Das betrifft zum einen
den Ausbau der klassischen Fächer der Digitalisierung wie die Informatik, zum
anderen aber auch die Nutzung der digitalen Möglichkeiten durch andere
Disziplinen. Schwierig dabei ist, dass fast alle Strukturen hier in Bayern auf
Nachhaltigkeit ausgerichtet sind und auf Veränderungen nur in langen
Zeitabläufen. Das ist aber gerade in der Digitalisierung, die eine der größten
Veränderungsgeschwindigkeit aller Zeiten mit sich bringt, ein Handicap.
Seit Ende 2018 haben wir in Bayern eine neue Staatsregierung. Der Umstand, dass es sich hierbei um eine Koalition handelt, macht das Leben nicht unbedingt leichter, da auch koalitionspolitische Entscheidungen bis auf die Ebene der Digitalisierung durchschlagen. Inzwischen hat Bayern auch ein Digitalministerium. Es bleibt abzuwarten, wie sich das mittelfristig auswirkt und ob hier durch diese Maßnahme entscheidende Impulse gegeben werden können.
Seit Ende 2018 haben wir in Bayern eine neue Staatsregierung. Der Umstand, dass es sich hierbei um eine Koalition handelt, macht das Leben nicht unbedingt leichter, da auch koalitionspolitische Entscheidungen bis auf die Ebene der Digitalisierung durchschlagen. Inzwischen hat Bayern auch ein Digitalministerium. Es bleibt abzuwarten, wie sich das mittelfristig auswirkt und ob hier durch diese Maßnahme entscheidende Impulse gegeben werden können.
BD: Was lehrt uns der Blick ins Ausland? Sind die USA und China
schneller und erfolgreicher in die Digitalisierung gestartet als Europa? Welche
Faktoren spielten dabei eine Rolle? Was muss geschehen, damit Deutschland
aufholt, was die Kompetenz bei digitalen Dienstleistungen und Produkten betrifft?
Können wir es uns leisten, es nicht zu versuchen?
MB: Die USA und China habe ich ja bereits angesprochen. Ich denke, in
beiden Fällen leben wir mit der schwierigen Erkenntnis, dass dort gigantische Plattformunternehmen
entstanden sind. In den USA sind es die „Big Five“: Google, Apple, Amazon,
Microsoft und Facebook. In China haben Unternehmen inzwischen nahezu die
gleiche Größenordnung erreicht wie die in den USA und wachsen auch noch
schneller. Die amerikanischen Unternehmen gehören zu den weltweit wertvollsten
Unternehmen überhaupt, wenn man das in Börsenwerten rechnet. Besonders
bemerkenswert ist, dass unter den 10 teuersten, börsennotierten Unternehmen der
Welt sieben Plattformunternehmen sind. Davon sind sechs erst in den letzten 10
Jahren in diese Rangliste aufgestiegen, zwei davon kommen aus China, fünf aus
den USA. Allein daran sieht man die Geschwindigkeit und Wucht. Bisher kann dem
Bayern, Deutschland oder Europa bedauerlicherweise wenig entgegensetzen.
Beachtenswert ist, dass die genannten Unternehmen allesamt
Softwareunternehmen sind und von Managern geführt werden, die zum einen selbst
Unternehmensgründer sind und zum anderen aber auch enorme Kenntnisse im Bereich
der Softwaretechnik aufweisen. Wir haben in Europa – sieht man von SAP ab – nichts
annähernd Vergleichbares. Das macht mir schon große Sorgen und Gedanken,
inwieweit wir hier die Chance haben mitzuhalten. Ich will gar nicht von
„aufholen“ reden. Ich bin daher eher etwas skeptisch. Ich fürchte, wir werden
in der Digitalisierung weiter zurückfallen, wenn es uns nicht gelingt, einen
eigenen Weg zu finden, also ein Technologiegebiet oder wenigstens eine
technologische Nische, die es Bayern, Deutschland und Europa ermöglichen wird
auch in Zukunft auf der wirtschaftlichen Ebene eine Rolle zu spielen. Die
Bundesregierung möchte hier ja mit Frankreich im Bereich KI voran gehen. Wenn
man sich den französischen Beauftragten Cédric Villani zu dem Thema anhört,
gestaltet sich die konkrete, länderübergreifende Zusammenarbeit aber schwierig.
Die große Herausforderung sind aus meiner Sicht nicht zu wenig
Ressourcen, sondern die Notwendigkeit die Akteure und Ressourcen zielgerichtet
zu bündeln um – wie oben schon einmal angesprochen – eine Wirkung zu entfalten
und dann auch eine positive Würdigung der maßgeblich von der Politik und
Wirtschaft eingeleitete Programme zur Unterstützung des Digitalen Wandels zu
erhalten. In Deutschland wird das zu sehr als alleinig staatliche Aufgabe
gesehen, die Wucht der KI geht international aber von einschlägigen Unternehmen
aus, die es Deutschland zu wenig gibt. Der Staat kann Rahmenbedingungen
schaffen, die Ausbildung an Hochschulen fördern. Er kann privatwirtschaftliche
Initiative nicht ersetzen.
BD: Bringen Informatiker in Deutschland heute die richtige Ausbildung
mit, um die digitale Ertüchtigung der Wirtschaft und Gesellschaft in die Wege
zu leiten? Was muss sich in den Studiengängen und Lehrplänen ändern? Was sollte
bei andern Studiengängen (BWL, VWL, Jura. Medizin) getan werden?
MB: Die Ausbildung in Deutschland beginnt sich langsam zu ändern und
die richtige Richtung zu bewegen. Das geht zunächst einmal die Schulen an.
Hier haben wir in Bayern tatsächlich in den letzten 20 bis 30 Jahren gewisse Fortschritte
erzielt. Ich habe mich bereits in den 90er Jahren dafür eingesetzt, dass
Informatik Pflichtfach in allen weiterführenden Schulen wird. Nun gab es vor
zwei Jahren einen Beschluss der Bayerischen Staatsregierung, der genau dies
zum Thema hat.
Es geht aber nicht nur darum, Informatik in die Schule zu bringen,
es geht vielmehr darum, die Kinder auch zu ertüchtigen für eine von Informatik
gestaltete Welt und auch in den einzelnen Fächern digitale Medien optimal zu
nutzen. Das ist in erster Linie keine Frage der Ausstattung, obwohl die
Ausstattung auch eine gewisse Rolle spielt, sondern eine Frage der Nutzung und
Umsetzung didaktischer Konzepte im Hinblick auf Digitalisierung und
Medienkompetenz.
Für die Universitäten und Hochschulen gilt gerade: Digitalisierung vernetzt alles. Folglich müssen wir an den wissenschaftlichen
Bildungseinrichtungen ein Stück weit weg von den klassischen Gräben, die die
Fakultäten teilen. Heute darf es keine Ausbildung mehr für Maschinenbauer,
Elektrotechniker, Physiker, Mediziner oder Geisteswissenschaftler geben,
die nicht die wichtigsten Elemente der Informatik als Treiber der Digitalen
Transformation umfasst. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen schafft die Informatik
neue wissenschaftliche Methoden, man denke nur an Datenanalyse. Zum anderen
schafft die Informatik mit ihren Möglichkeiten der Modellbildung und Simulation
auch ein neues Verständnis für die unterschiedlichsten Fachgebiete. Hinzu
kommt, dass später im Beruf grundsätzliches Informatik-Knowhow erforderlich
ist. Hier ist noch eine lange Strecke zu bewältigen, da Universitäten und
Hochschulen – nach den Kirchen – die ältesten Organisationsformen sind, die wir
haben und sich entsprechend träge bewegen.
BD: Was ist weiter Ihre Rolle im Bereich der Digitalisierung in
Bayern?
MB: Meine Aufgabe als Gründungspräsident des Zentrums Digitalisierung
Bayern ist abgeschlossen. Die Gründung ist gelungen. Vor drei Monaten wurde
unser Zentrum evaluiert mit herausragend positiven Ergebnissen. Dazu möchte ich
an dieser Stelle allen danken, die die Initiative Bayern Digital und das
Zentrum Digitalisierung.Bayern auf den Weg gebracht haben und es in ganz Bayern
über Veranstaltungen und Projekte mit Leben gefüllt haben und füllen werden.
Ich hoffe, dass das ZD.B – unterstützt durch den Landtag, die bayerische
Staatskanzlei und Ministerien − mit seinem Team in der ersten Phase hier
tragfähige Strukturen geschaffen hat und diese zukünftig weiter ausbauen wird.
Damit scheint es für mich jetzt an der Zeit zu sein, mich aus
dieser Aufgabe zurückzuziehen, so wie es von Anfang an zwischen mir und der
damaligen Wirtschaftsministerin, Frau Aigner, abgesprochen war. Ich blicke
zurück auf knapp vier hochinteressante Jahre. Diese Aufgabe bedeutete für mich
eine ganz andere Perspektive einzunehmen. Ich war immer mit großer
Begeisterung in der Informatik wissenschaftlich aktiv und werde dies auch in
den nächsten Jahren beibehalten.
Die vergangenen vier Jahre sehe ich nicht als eine Zeit, die mich
von der wissenschaftlichen Arbeit abgehalten hat. Es ist mir gelungen, auch in
dieser Zeit weiter wissenschaftlich zu arbeiten. Wichtig war, neue
Perspektiven zu gewinnen, viele interessante Fragestellungen zu erkennen und
aufzugreifen, neue faszinierende Kontakte zu knüpfen und letztendlich auch zu
verstehen, warum es in vielen Fällen so schwierig ist, mit einem solchen Thema
voranzugehen. Ich denke, große Hemmnisse in dem Bereich sind unsere
Verwaltungsstrukturen – auch in den Ministerien, aber auch die Schwierigkeit
und Trägheit des demokratischen Systems. Wenn es uns nicht gelingt, mehr
technisches Verständnis in die Politik zu bringen, und wenn es nicht gelingt,
mehr inhaltliche Kompetenz in die Verwaltungsapparate der Ministerien zu
bekommen, dann wird die Digitalisierung – zumindest aus Sicht des Staates –
daran kranken, dass die Dinge sich nicht in eine vernünftige,
zukunftsorientierte Richtung bewegen.
BD: Vielen Dank für diesen Rückblick auf vier intensive Jahre! Wie Sie
sagen, sehen Sie Ihren Ausflug in Politik und Wirtschaft als Bereicherung an
und nicht als Irrweg. Ich freue mich dies zu hören.
Ich finde, dass Manfred Broy, wie auch andere Kollegen, bezüglich des Vorgangs der Digitalisierung etwas zur Dramatisierung neigen. Deshalb habe ich den Begriff 'Digitale Transformation' auch kritisiert. Mich erinnert das immer etwas an Metamorphose. Aus einem Kaninchen wird ein Rennpferd.
AntwortenLöschenEs war in den Jahren 1992-1995 (also vor 25 Jahren), als meine Kollegen und ich im Projekt MeDoc 20 beteiligten deutschen Verlagen zeigten, wie man in Zukunft Bücher und Zeitschriften herstellt, vertreibt und abrechnet. Diese wollten hauptsächlich wissen, was man tun kann, um das vorhandene Geschäftsmodell zu retten. Ein neues Geschäftsmodell dürfte keinesfalls mehr als 15% Preisnachlass bedeuten.
Dass ein einzelner Buchhändler (Amazon) konsequent auf die neuen Möglichkeiten des Internets setzte, wurde belächelt. Dass ein Betreiber von Suchmaschinen (Google) alle anderen Suchmaschinen das Wasser abgrub, geschah denen doch zu Recht. Der Algorithmus von Jerry Page ist halt besser. Von einem Bilderbuch auf PCs mit Studentinnen und Studenten (Facebook) kann doch mindestens ein Studienabbrecher leben. Inzwischen hat er Google einen Teil des Werbeumsatzes abgejagt. Diese drei Geschichten als Revolutionen zu bezeichnen, fällt mir schwer. Es ist eine Sicht, die historisch nicht ganz zu begründen ist. Es gab einige Millionen Firmen, die seit 25 Jahren unbeteiligt weitermachten.
Dass Apple sich zum größten Musikladen der Welt entpuppte, war eine der vielen Ideen von Steve Jobs, die zu Gold wurden. Wie viele von uns redete er nicht nur davon, Telefone und Computer zu verheiraten − er tat es auch. Das veränderte die Hardware-Seite der Branche. Hinzufügen möchte ich noch, dass einige, vor allem jüngere Leute dazu neigen, alles teleskop-artig ineinander zu schieben. Dann entsteht möglicherweise das Bild einer Revolution.
Die deutsche Wirtschaft drängt die EU dazu, sich vermehrt der Digitalisierung zu widmen. Bis 2030 drohten in der EU 900.000 IT-Fachkräfte zu fehlen. Das sei die Meinung von BDI und BDA. So meldet es SPIEGEL 18/2019. Für mich drückt dies Folgendes aus: Mögen sich doch bitte andere kümmern. Wir haben keine Lust, uns Gedanken darüber zu machen, welche Lösungen es gibt, die mit weniger Personal dieselben oder sogar bessere Effekte erzielen, nämlich durch IT-Produkte und IT-Dienste. Diese Einstellung kritisiere ich bereits seit Jahrzehnten. Nur in Kalifornien und China sieht man die Chancen.
AntwortenLöschenComputeranwendungen, die über Fähigkeiten 'artifizieller Intelligenz verfügen, haben das Potential, gravierende Transformationen ökonomischer und gesellschaftlicher Prozesse zu bewirken. Während die Dampfmaschine Transformationen in den Bereichen Produktion und Verkehr bewirkte, werden intelligente Maschinen und Hilfsmittel Transformationen in allen gesellschaftlichen Bereichen bewirken.
AntwortenLöschenFür derartige Transformation wird derzeit der Begriff 'Revolution' (z.B. industrielle Revolution) durch den Begriff 'Disruption' (z.B. disruptive Entwicklungen) ersetzt.
Eine disruptive Idee bzw. Funktion ist nicht einfach eine Weiterentwicklung eines Produktes, sondern eine komplette Neuentwicklung mit ganz neuen Ansätzen.
Ob eine Anwendung von jemand als revolutionär oder disruptiv bezeichnet wird, ist sekundär. Viel entscheidender ist, warum sie, außer in Kaliformien oder China, von keinem Entwickler als sinnvoll und lukrativ angesehen wird.
AntwortenLöschenDie derzeit populärsten KI-Anwendungen heißen Alexa und Siri. Von Alexa ließ ich bisher die Finger. Siri kommt mir fünf Mal pro Tag in die Quere unf fragt, was es für mich tun kann. Meine Antwort lautet immer: Verschwinde!
AntwortenLöschenProgrammierer in Europa verhalten sich in technischer Hinsicht genauso wie Programmierer in Kalifornien oder China. Sie programmieren was sie im Rahmen ihrer Kompetenz und Freiheitsgrade für sinnvoll erachten.
AntwortenLöschenDie Frage, welche Computeranwendung lukrativ ist, stellt sich nicht den Programmierern, sondern Entscheidungsträgern, die über den Einsatz finanzieller Mittel verfügen,
Wer aber in Kalifornien, China oder Europa sind die wichtigen Entscheidungsträger?
In Kalifornien platzieren kapitalkräftige Investoren Risikokapital in Startup-Softwareentwicklungen, die sie für finanziell 'lukrativ' erachten. Unabhängige kapitalkräftige Konzerne wie Alpha, Facebook und Amazon investieren in neue Softwareentwicklungen, wenn der Markt 'lukrative' Umsätze verspricht. Diese Unternehmen scheinen Programmierern häufig viel Spielraum zu geben, um Kreativitätspotenziale zu nutzen.
In China entscheidet die Regierung bzw. die KP Chinas über Kapitaleinsatz und Investitionen in Softwareentwicklungen. Für den derzeit wichtigsten Entscheidungsträger Chinas Xi Jinping sind Entwicklungen 'lukrativ', vermittels derer technologische Führung erreicht werden kann, die gesellschaftliche Entwicklung Chinas kontrolliert werden kann, und vermittels derer er Chinas Einfluss in anderen Ländern geltend machen kann.
In Europa ist nicht ersichtlich, wer Entscheidungen für konzentrierten Kapitaleinsatz und Investitionen in Softwareentwicklungen trifft. Akademische Entscheidungsträger operieren nach eigenen Ermessen und Interessen ihrer Lehrstühle (allein 25 Informatik-Lehrstühle an der TU München). Die Diskussion, welche Software 'lukrativ' für wen und was ist, wird in Europas demokratisch orientierter Öffentlichkeit heftig und kontrovers geführt. Dabei geht es um den Einfluss von Technologie auf wichtige natürlicher und gesellschaftlichen Umweltbedingungen. Bei dieser öffentlichen Diskussion macht es einen Unterschied, ob zu erwartende gesellschaftliche Veränderungen als radikal orientierte Revolution oder als zwar deruptive, aber gesellschaftliche friedenserhaltende Transformation geführt wird.
Wenn wir selbst diesen Eindruck vermitteln, dürfen wir uns nicht wundern, wenn die Boulevardpresse verkündet, dass alle Entwickler verspielte Kinder oder Trottel (engl. nerds) seien. Wahr ist, dass zahllose Firmen von Technikern gegründet wurden, um ihre Ideen zu realisieren. Das gilt für viele unserer erfolgreichen Mittelständler (engl. hidden champions), aber auch für einige der heutigen Großfirmen wie Google unsd SAP.
AntwortenLöschenAuch der Landkreis Böblingen hat ein Zentrum Digitalisierung (ZD.BB). Bei einer Podiumsdiskussion im Mai 2019 sagte sein Leiter, Dr. Claus Hoffmann: Das ZD.BB wolle helfen, wenn es darum gehe, Forschungsergebnisse in die Praxis umzusetzen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln oder Weiterbildungskonzepte zu erarbeiten. Im Kreis Böblingen besäßen 43% der Betriebe eine Weiterbildungsstrategie zur Vermittlung digitaler Kompetenzen.
AntwortenLöschen