Unter meinen akademischen Freunden und Kollegen gibt es kaum ein
Thema, das sie schneller und mehr in Rage bringt, als wenn über die Rangordnung
von Universitäten gesprochen wird. Fast tun sie so, als ob jemand etwas
Unanständiges täte. Je nachdem, wer es tut, fällt der Bannstrahl umso heftiger,
ja vernichtender aus. ‚Das geht gar nicht. Man kann bestenfalls Vergleiche
innerhalb von Fachgebieten anstellen‘ so lautet die Kritik. In der
Öffentlichkeit hat sich diese Diskussion ziemlich versachlicht. Verantwortlich
dafür sind Organisationen und Unternehmen, die diese Vergleiche professionell
durchführen.
Professionelle Bewertungen
Die DAAD
Analyse von Febuar 2018 enthält einen Vergleich und eine
Bewertung der heute gängigen Verfahren des Hochschul-Rankings. Am bekanntesten ist
die von der Jian Tong Universität in Shanghai ab 1999 entwickelte Methode. Sie
nennt sich Akademisches
Ranking der Weltuniversitäten (engl.: Academic Ranking of World Universities, Abk. ARWU), Seit 2009 wird
das ARWU von der ausgegründeten Firma namens Shanghai Ranking Consultancy publiziert, und ist damit zu einem kommerziellen
Ranking geworden. Verglichen werden über 1.300 Hochschulen weltweit. Besonders
berücksichtigt werden Hochschulen, an denen Nobelpreisträger lehren. Das große
Interesse Chinas an den Rankings hat zwei Gründe: Einmal will China den vielen
jungen Leuten, die im Ausland studieren wollen, eine Handreichung geben.
Andererseits hoffen chinesische Universitäten, die bisher im Ausland nicht
bekannt waren, so bald wie möglich auf diese Listen zu kommen. Ich bin sicher,
in 10 Jahren werden sie es geschafft haben.
Das QS
World University Rankings ist ein weltweites
Hochschulranking, das von einer amerikanische Firma seit dem Jahr 2004
durchführt wird. Sie heißt QS, was für
zwei Namen von Leuten steht, die diese Firma gründeten (Quacquarelli, Symonds).
Die Firma hat 160 Mitarbeiter in acht Lokationen. Ihre Ergebnisse werden seit
2004 von Zeitungen und Magazinen übernommen, so als erster von US News and
World Report.. Eine andere, oft zitierte Rangfolge wird von einem Ableger der Zeitung
Times in London veröffentlicht. Sie
unterscheidet sich von den beiden andern Listen vor allem dadurch, dass die
beiden britischen Universitäten Oxford und Cambridge konstant die beiden ersten
Plätze belegen. Eine mögliche Erklärung: Vielleicht gab es auch für Amerikaner Minuspunkte
wegen schlechter Beherrschung der englischen Sprache.
Ersteller von Rankings und deren Gewichtung
Die drei genannten Firmen bewerten Universitäten nach
unterschiedlichen Kriterien. Deshalb sind ihre Ergebnisse auch so verschieden. In
der obigen Tabelle ist das Gewicht in Prozent angegeben, mit dem
unterschiedliche Kriterien angewandt werden. Sowohl Times wie QS bieten auch Rankings
„By Faculty“ oder bei „By Subject“ an, womit einem der Haupteinwände begegnet wird.
Trotz
heftiger Kritik werden die Zahlen jedes Jahr fortgeschrieben und neu
veröffentlicht. Es ist nicht so, dass diese Firmen nur einen Markt für sich entdeckt
haben. Sie scheinen auch ein echtes Bedürfnis zu erfüllen.
Weltweite Rangordnungen
Die wohl am häufigste gestellte
Frage, ist wohl die nach den besten Universitäten der Welt. Seit Anbeginn des
Rankings liegen hier die angelsächsischen Universitäten vorne. Warum dies so
ist hat verschiedene Gründe. Dabei spielt die englische Sprache eine
herausragende Rolle. Sie ist bekanntlich die Lingua franca der gesamten
akademischen Welt. Mit dem Bekanntheitsgrad einer Universität steigt auch ihre
Reputation und umgekehrt.
Führende
Universitäten der Welt (nach QS)
Dass unter den ersten 16 Universitäten bereits zwei aus Singapur
rangieren, deutet auf die zu erwartende chinesische Rolle hin. Aus England
fanden immerhin vier Universitäten Beachtung. Der deutschsprachige Teil Europas
ist durch die ETH Zürich würdig vertreten.
Nationale Spitzenreiter
Jemand hat sich die Mühe gemacht, aus der QS-Liste von 1000
Universitäten die 25 besten deutschen Universtäten herauszuziehen. Will man
diese Liste kritisieren, muss man sich die Kriterien näher ansehen, nach denen
gewertet wurde. Für jemanden, der mit der TU München zu tun hatte, kann ich mir
diese Mühe jedoch sparen. Ich habe nichts am Ergebnis auszusetzen. Bemerken
möchte ich nur – und zwar aus eigener Erfahrung – dass die Aufmerksamkeit,
welche die Münchner Universitäten vom bayrischen Staat erhalten, in Deutschland
kaum überboten wird. An der TU München trug außerdem das langjährige Wirken
eines sehr engagierten Rektors besondere Früchte.
Beste
deutsche Universitäten (nach QS)
Deutsche Exzellenz-Initiative
So zu tun, als wäre das alles eine angelsächsische Spinnerei, wird
der Sache nicht gerecht. Seit einigen Jahren gibt es in Deutschland starke Bestrebungen,
den im Ausland so populären Rankings etwas entgegenzusetzen. Es lief unter der
Bezeichnung Exzellenz-Initiative.
Beginnend in 2005 wurden so genannte Exzellenzcluster und Graduiertenkollegs an
vielen Universitäten gefördert und somit eine breite Exzellenzbildung in
bestimmten Schwerpunktbereichen gefördert. Zwischen 2006 und 2012 kamen neun
ausgewählte Universitäten in den Genuss, zunächst auf fünf Jahre beschränkt,
jeweils zusätzliche Fördermittel in dreistelliger Millionenhöhe für ihr
gesamtuniversitäres Zukunftskonzept zur Verfügung gestellt zu bekommen. In
einer weiteren Förderperiode von 2012 bis 2017 werden insgesamt elf
Universitäten auf diese Weise gefördert. Sechs von diesen schafften es, in
beiden Förderrunden berücksichtigt zu werden. Damit wird beabsichtigt, eine
Ausweitung international exzellenter Spitzenforschung zu begünstigen und ferner
die Ausstrahlungskraft des deutschen Universitätssystems als Ganzes zu erhöhen.
Zweite
Runde der Exzellenz-Initiative
Mich überraschten in dieser Liste lediglich zwei Unis: Bremen und
Konstanz. Vielleicht haben dort einige stille Blümlein sich in letzter Zeit zu
mächtigen Bäumen oder Sträuchern entwickelt.
Bei uns waren bisher die Universitäten grundsätzlich dazu
verpflichtet, jedem Inhaber der Allgemeinen
Hochschulreife den Zugang zum Erststudium zu gewähren. Dies führt dazu, dass
eine leistungsabhängige Auswahl der Studierenden nur dann möglich ist, wenn die
Anzahl der Bewerber auf einen bestimmten Studiengang die Anzahl der verfügbaren
Studienplätze übersteigt (Numerus-Clausus-Fach). Neuerdings haben die
Universitäten, bedingt durch die Einführung der Bachelor- und
Masterstudiengänge, die Möglichkeit für alle Masterstudiengänge eigene
Zulassungsverfahren einzurichten und somit die Selektion nach Leistung weiter
zu steigern. Die Verpflichtung, freie Studienplätze leistungsunabhängig
aufzufüllen, gilt nur für das Erststudium (Bachelorstudium). Somit wird
deutschen Universitäten die Möglichkeit eröffnet, eine Leistungselitenbildung
auf Postgraduiertenniveau, unabhängig vom jeweiligen Studienfach und der
Bewerberanzahl, in Zukunft zu verwirklichen.
Ergänzung aus zusätzlichen Quellen (An-Institute)
Ergänzung aus zusätzlichen Quellen (An-Institute)
Zudem trifft der Begriff der Exzellenzausbildung im Sinne einer
Leistungselite in Deutschland teilweise auch auf die außeruniversitäre
Forschung zu, die in Ländern mit etablierten Eliteuniversitäten weit weniger ausgeprägt ist. Hierzu zählen
vor allem die Max-Planck-Gesellschaft, die Leibniz-Gemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft und die Helmholtz-Gemeinschaft, welche sich stark in der
Förderung einer Wissenschaftselite
engagieren, regelmäßig mit Universitäten assoziiert sind und oftmals in der
Ausbildung der Studenten mitwirken, etwa durch die Zurverfügungstellung von
Lehrpersonal, der Mitarbeit an der Konzeption von Studiengängen, aber auch
durch gemeinschaftlich betriebene Graduiertenkollegs. Daneben trägt die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG)
mit ihren Sonderforschungsbereichen (SFBs) und Schwerpunktprogrammen und der Förderung universitärer Graduiertenkollegs
maßgeblich zur Begünstigung der Exzellenzbildung in Forschung und Ausbildung
bei.