Nicht
weil ich in der französischen Besatzungszone aufwuchs und Französisch meine
erste Fremdsprache war, hatte ich ein Faible für Frankreich. Ich machte als
Student meine erste Auslandsreise nach Paris, lebte ein Jahr mit Familie in
Nizza und machte auch später mehrere Urlaubsreisen durch die französische
Provinz. Paris ist für mich die Weltstadt schlechthin. Auch Bordeaux, Reims, Lyon
und Orleans haben ihre Reize. Das ‚wirkliche‘ Frankreich aber erlebt man in den
Kleinstädten und Dörfern. Das liegt daran, dass im ‚Ancien Régime` Adel und
Klerus nicht so auf Paris fixiert waren wie die späteren republikanischen Beamten. Aber auch die
Vielfalt der Landschaft zwischen Atlantik und Alpen ist alles andere als eine
öde Tiefebene. Man denke an die Auvergne, das Rhônetal und Burgund. Gerade wer
ein Interesse an Geschichte hat, stößt hier auf die Spuren der Gallier, der
Römer, der Burgunder, Franken, Normannen und Engländer, der Mönchsorden, der Jakobiner und der Katharer.
Natürlich
sind sich auch die Franzosen dessen bewusst. Ein Beweis dafür ist die Liste mit 152 Orten, die
als die schönsten Dörfer Frankreichs angesehen werden. Der Fernsehsender Arte bringt von Mitte Mai bis Anfang Juli eine
Serie, in der 40 Orte ausgewählt wurden. Die Serie heißt ‚Les Villages de
France‘, auf Deutsch ‚Frankreichs mythische Orte‘. Der Ausdruck mythisch ist
etwas danebengegriffen. Jedenfalls werden Orte vorgestellt, die mehr als ein
Rathaus (Hôtel de ville) und eine Markthalle anzubieten haben. Manchmal ist die
Lage einfach exzeptionell, manchmal hat der Ort einen interessanten Bezug zur
französischen und europäischen Geschichte. Die meisten Orte waren mir bisher
unbekannt. An einigen bin ich, mangels Angaben im Reiseführer nur wenige
Kilometer entfernt, vorbeigefahren.
Die
Serie ist sehr locker gemacht. Der Reporter (Emmanuel Laborde) hat einen
Mini-Hubschrauber dabei, mit dem er die Orte überfliegt und von oben
fotografiert. Die Sendung trifft voll meinen Geschmack. Hier
die (unvollständige) Liste der Orte, die bisher gebracht wurden. Statt mir selbst
Details aus den Fingern zu saugen, verlinke ich auf Wikipedia.
- Barfleur, an der normannischen Küste, direkt England gegenüber
- Besse, früherer Handelsplatz in der Auvergne, mit dem Skigebiet Super-Besse
- Bonneval-sur-Arc, in einem Hochtal in Savoyen, Steindächer
- Brouage, versandeter Salzhafen in der Nähe von La Rochelle
- Caunes Minervois, Ort Nähe Carcassonne, wo früher roter Marmor abgebaut wurde
- Conques, im südlichen Zentralmassiv, Etappe auf Jakobsweg
- Kaysersberg, mittelalterliche Stadt im südlichen Elsass
- La Couvertoirade, von Templerorden gegründeter befestigter Ort nahe Perpignan
- Locronan, bretonischer Ort im mittelalterlichen Baustil (hatte ich 1992 besucht!)
- Lyons-la-Forêt, beliebter Jagdplatz der normannischen Herzöge
- Montrésor, von Grafen von Anjou gegründeter Adelssitz
- Montsoreau, Ort und Schloss an der Loire, bekannt wegen der Tuffsteinbrüche
- Rocamadour, Felswand mit Wallfahrtskirche, Station auf Jakobsweg
- Saint Jean Pied-de-Port, baskischer Ort am Fuße des Ronceval-Passes
- Saint-Guilhem-le-Désert, Station auf Jakobsweg nahe Perpignan
- Sixt-Fer-à-Cheval, Alpendorf in Savoyen, verstreute Holzhäuser
- St. Antoine-l’Abbaye, Kloster der Antoniten nahe Grenoble
- Talmont-sur-Gironde, ehemaliger Haten an Mündung der Gironde
Nachtrag am 1.7.2012:
Heute habe ich die 40. und letzte Sendung der Reihe gesehen. Einige der Orte werden im Gedächtnis bleiben. Darunter sind Bonifacio auf Korsika, Coaraze und Sainte Agnès bei Nizza, Brantôme und Domme im Périgord und Vézelay in Burgund. Obwohl ich schon mal in Vézelay war, hatte ich wesentlich weniger gesehen, als was hier gezeigt wurde.
Dank Ihrer informatione es ist ein schöner list.But sehe ich etwas mehr voraus und beste Hubschrauber here
AntwortenLöschenHoffe es gefällt euch.