Herbert
Bellem war von 1981 bis 2012 in verschiedenen Funktionen in der
Software-Entwicklung des IBM Labor Böblingen tätig. Er
begann seine Karriere in der VSE- und MVS-Entwicklung. Als Leiter der
Qualitätssicherung der Unix-Entwicklung (IX/370) stellte er die technische
Verbindung her zu einer Partnerfirma in Kalifornien. Nach einem Aufenthalt in
den USA übernahm er die Verantwortung für das System-Management auf MVS-Systemen.
Parallel dazu koordinierte er das Management-Training. Später hatte er
Verantwortungen für die Entwicklung von Programmen für das System-Management
und für Finanzanwendungen. Zuletzt oblagen ihm die Entwicklerunterstützung für
den Bereich Information Management. Bellem hatte in Saarbrücken Informatik studiert und bei Kurt Mehlhorn seine Diplomarbeit gemacht. Im Juli 2012 tritt er nach 31
Jahren bei derselben Firma in den Ruhestand.
Bertal Dresen (BD): Sie vertreten die erste Generation, die mit
einer Ausbildung in Informatik zur IBM kam. Um sich an die Schwaben zu gewöhnen
blieb Ihnen nicht viel Zeit. Gleich wurde ihre Arbeit international. Sie
pflegten die Kooperation mit der Firma LOCUS in St. Monica, Kalifornien. Das Locus
System des leider früh verstorbenen Jerry
Popek war ein Unix, das es heute noch nicht gibt. Wie erlebten Sie Ihren
Berufseinstieg? Was hat sich geändert für heutige Berufsanfänger? Was ist Ihre
Erinnerung an die LOCUS-Gruppe und das LOCUS-System? Wo lag der Unterschied zur
IBM als Großfirma?
Herbert Bellem (HB): Was
den Berufseinstieg angeht, muss ich rückblickend sagen, dass ich zwar von der Uni einen sehr guten
theoretischen Background mitgebracht habe, was aber Programmiersprachen,
Entwicklungsumgebungen und Entwicklungsprozesse angeht, habe ich doch vieles
erst im Beruf gelernt. Zum Teil lag das daran, dass Rechner in meinen
Studienjahren gleichzusetzen waren mit Großrechnern und damit ein knappes Gut
waren, von dem man nur kleine Zeitscheiben an der Uni abbekommen konnte. Das
hat sich in der Zwischenzeit dramatisch verändert: Rechenleistung ist überall
zugreifbar und billig.
Jeder Informatikstudent hat selbstverständlich einen
eigenen Webauftritt und jede Menge Erfahrung in Sprachen und
Entwicklungsumgebungen wie sie auch in der Industrie eingesetzt werden. Firmen schätzen natürlich, dass
Neueinstellungen so schnell produktiv sind. Was sich nicht geändert hat
ist, dass neue Mitarbeiter das aktuelle
Wissen aus den Universitäten mit in die Unternehmen tragen. Das habe ich in
meinen ersten Jahren erlebt und erlebe ich noch heute.
Mit dem LOCUS-Projekt
hat sich damals für mich ein erster Traum erfüllt – ich durfte mehrfach nach
Kalifornien reisen und das in einem Zeitalter, wo es noch keine Billigflieger
gab und Firmen ihre Mitarbeiter noch die Business Class gegönnt haben.
Technisch fand ich das Projekt sehr ehrgeizig und viele Ideen finden sich heute
in ‚Software as a Service‘ und in Cloud-Implementierungen. Zum damaligen
Zeitpunkt war das System allen anderen weit voraus. Es fehlte aber die
Robustheit und Stabilität. Ich war ja damals mit der Qualitätssicherung betraut
und wurde von der dynamischen uni-nahen Startup-Mannschaft am Anfang manchmal
mitleidvoll belächelt. Sie hielten sich alle für große Programmierer, die keine
Fehler machen. Als unser Team dann mit automatisierten Tests und Coverage-Messungen
verifizieren wollte, dass das auch
stimmt, haben sie uns anfangs noch tatkräftig unterstützt. Erst als die ersten
Ergebnisse vorlagen und Qualitätsdefizite zu Tage kamen, war’s mit der Unterstützung
vorbei. Letztendlich hat Jerry Popek dann doch eine eigene unabhängige
Testgruppe etabliert. Ich habe in diesem Projekt viel gelernt. Zum einen, was
ein kleines motiviertes Team – das waren die LOCUS-Leute – leisten kann, zum
anderen aber auch, wie wichtig es ist ein ebenso motiviertes und kompetentes
Team zu haben, was sich um die Qualitätssicherung kümmert.
BD: Schon bald nach Beendigung des LOCUS-Projekts verschlug es
Sie nach Poughkeepsie, N.Y. Sie befassten sich dort mit Software zur
Verwaltung von großen Systemen. Nach der Fusion mit der gleichnamigen Firma
wurden diese Programme unter dem Namen Tivoli
zusammengefasst. Sie dienen dazu, Rechner zu überwachen, Software zu verteilen,
Systeme zu inventarisieren oder Daten zu
sichern. Was bedeutete es für Sie, plötzlich ein Teil der
Großsystemwelt (MVS, VM) zu sein? Welche Besonderheiten zeichneten diese
Programme aus? Spielen sie heute noch eine Rolle?
HB: Ich habe ja im
Großrechnerbereich als Programmierer angefangen und insofern war mir die Welt
vertraut. Mir war aber auch klar, dass sich die Bedienung dieser Systeme
dramatisch vereinfachen musste. Denn die ständig günstiger werdenden
Hardwarepreise machten plötzlich die Operator, Systemprogrammierung und Administratoren
zu den teuren „Ressourcen“. In meinen Anfangstagen bestanden die Systeme aus
vielen Einzelkomponenten. Systemprogrammierer beim Kunden konnten und mussten
sich daraus z.B. erst ein lauffähiges Betriebssystem zusammenstellen. Das überflüssig
zu machen, war eines der wichtigsten Projekte zu meiner Zeit in Poughkeepsie
und die Systemmanagement-Komponenten – für die ich verantwortlich war – waren
ein wichtiges Element davon. Heute ist das alles zusammenpaketiert in z/OS.
In dieser Zeit begann
auch das Imageproblem der Großrechner. Sie wurden von den Unix- und Windows-Fans
als Dinosaurier dargestellt, in meinen Augen völlig zu unrecht. Klar gab es im
Benutzerinterface noch Schnittstellen, denen man die Lochkartenzeit angesehen
hat, gleichzeitig gab es schon damals auf dem Großrechner Konzepte, die erst
viel später – und oft mit großem Hype – auf anderen Plattformen eingeführt
wurden: Virtuelle Maschinen und Hochverfügbarkeit. Heute hat sich die Diskussion
etwas versachlicht und es geht mehr um Fähigkeiten und Kosten und die Plattform
rückt vor allem im Zeichen der Cloud in den Hintergrund.
BD: Später machten Sie einen fachlichen Sprung zu Anwendungen
im Finanzbereich (System Merva). So
viel ich verstehe, ging es dabei um Erweiterungen von WebSphere, um das SWIFT
Internet Protocol Network (SIPN) zu unterstützen. Es heißt, dass Finanzler hohe
Ansprüche bezüglich Sicherheit und Benutzbarkeit stellen. Wie machte sich dies
für einen Entwickler bemerkbar? Was mussten Sie dazulernen, um Web-Anwendungen
zu entwickeln?
HB: Merva war zu diesem
Zeitpunkt ein etabliertes Programm, das von vielen Banken auf Großrechnern
eingesetzt wurde, um mit dem SWIFT-Netz zu kommunizieren. SWIFT selbst hatte
sich entschlossen, die Netzwerkprotokolle von X.25 auf ein modernes IP [Internet-Protokoll]
umzustellen. Wir haben im deutschen Labor eng mit dem SWIFT-Konsortium, dem die
wichtigsten Banken und Finanzdienstleister angehören, zusammengearbeitet und
dabei nicht nur die Großrechnerlösung modernisiert, sondern auch eine UNIX-basierte
Lösung mitentwickelt.
Und natürlich ist
Sicherheit oberste Priorität für ein System, über das stündlich Milliarden von
Euros abgewickelt werden. Hier kam uns die jahrelange Erfahrung der Mitarbeiter
im Bereich Zahlungssysteme [im Böblinger Labor] zugute. Sie waren, was Sicherheitskonzepte angeht,
auf der Höhe der Zeit und haben letztendlich auch SWIFT bei der Implementierung
der entsprechenden Services beraten.
BD: Sie haben sich für die Einführung neuer Management-Methoden und die
entsprechende Schulung engagiert. Ich erinnere mich an Wanderungen Im
Tannheimer Tal in Österreich, wo wir mit verbundenen Augen durch ein Waldstück
geführt wurden. Welche Auswirkungen auf das Team und seine Produkte ließen sich
aufgrund dieser Schulung nachweisen? Sind die damals verkündeten Prinzipien der
Teambildung und Teamführung heute noch relevant?
HB: Schon immer war ich
der Überzeugung, dass es vor allem die Menschen sind, die ein gutes
Entwicklungsteam ausmachen, ihr Wissen und vor allem ihre Motivation. Softwareprojekte
lassen sich in meinen Augen nicht mit Operations-Research-Methoden managen,
sondern brauchen vor allem ein motiviertes und funktionierendes Team. Ich habe
im Laufe meiner Karriere einige Ansätze erlebt, Teams zusammenzubringen,
Vertrauen ineinander zu stärken, sich auf gemeinsame Ziele zu einigen, offen zu
kommunizieren und gemeinsam erfolgreich zu sein. Die Grundprinzipien und
Fragestellungen haben sich meines Erachtens nicht geändert und finden sich auch
bei der Agilen Entwicklung wieder.
Die „Pfadfinderspiele“
im Tannheimer Tal ̶ auf die Sie Bezug nehmen ̶
haben Themen wie Vertrauen in andere, Kommunikation und Verlässlichkeit
in einer spielerischen Ebene vermitteln wollen. Wir waren damals eine der
ersten Gruppen, die so etwas gemacht haben. Heute hat sich daraus ein ganzer
Geschäftszweig von „Outdoor Teamtrainings“ entwickelt.
BD: Zuletzt leiteten Sie
eine Abteilung für Entwicklungsunterstützung. Was änderte sich im Laufe Ihrer
Berufszeit, was Methoden und Werkzeuge anbetrifft, am meisten? Welche neuen
Werkzeuge stellten besondere Anforderungen? Wo lagen die Probleme? Was sehen
Sie als besondere Herausforderungen an, will man Entwickler optimal
unterstützen?
HB: Wenn ich zurück denke
an meine ersten Berufsjahre, dann kann ich es kaum glauben, wie primitiv die
Entwicklungswerkzeuge damals waren: „Dumme“ Terminals dienten der Eingabe der
Programme, Editoren hatten keinerlei kontextsensitive Hilfen, Compiler waren
separate Werkzeuge. Komponenten und Komplettsysteme wurden zum ersten Mal als
Ganzes zusammengebaut, wenn mehr als die Hälfte der Entwicklungszeit um war.
Testen war eine weitgehend manuelle Angelegenheit und Projektmanagement fand
mit handgemalten Charts statt. Und vielleicht der größte Unterschied:
Entwicklungsteams arbeiteten im Wesentlichen an einem Standort.
Das sieht heute
dramatisch anders aus: Nahezu alle Entwicklungsprojekte arbeiten mit
internationalen Teams, verteilt über mehrere Zeitzonen. Integrierte Entwicklungsumgebungen,
wie z.B. die Jazz-Plattform von IBM, unterstützen Entwickler, Tester und
Projektmanager vom Requirements Management über Implementierung, Test,
Integration und Driver-Bau bis hin zum Projektmanagement mit einem hohen Grad
an Komfort und mit jeder Menge Hilfestellungen. Jeder bekommt zu jedem
Zeitpunkt die Information, die er braucht, und am Ende eines Projektes weiß ich
z.B. genau, welches Requirement durch welchen Code implementiert wurde, wie
hoch der Aufwand dafür war, welche Testabdeckung ich dafür erreicht habe,
welche und wie viele Fehler ich dabei gefunden und behoben habe. Das heißt auch,
dass die Arbeit heute wesentlich transparenter geworden ist, was für manche
Kolleginnen und Kollegen gewöhnungsbedürftig war und ist. Die Zeiten, als sich
Programmierer noch als Künstler fühlten, sind vorbei. Software-Entwickler sind
heute eher Ingenieure.
Wie unterstützt man
Entwickler optimal? Indem man ihnen solche Umgebungen zur Verfügung stellt, also
Umgebungen, die Hilfestellungen geben, aber auch Flexibilität erlauben,
möglichst die Prozesse und Werkzeuge einzusetzen, mit denen sich das Gesamt-Team
wohl fühlt.
BD: Sie waren auch ‚Evangelist‘ für Agile Methoden (z.B.
Scrum). Ich habe den Verdacht, dass sich die Entwickler freuten, dass sie
endlich ohne Planung loslegen konnten und keine Zeit mehr für Dokumentation
draufging. Stimmt das? Welche Art von Projekten profitieren von Agilen
Methoden? Wie groß ist deren Anteil im Labor? Was sind die harten Fakten, die
man als Entwickler und Manager nicht außer Acht lassen sollte (also Dinge, die
wir seinerzeit nicht wussten)?
HB: Agile Methoden haben
sich zumindest in der Softwareentwicklung in den letzten Jahren weitgehend
durchgesetzt. Ja, Sie haben recht: anfänglich hat schon der ein oder andere
Entwickler gedacht, dass damit Prozesse und Dokumentation hinfällig sind. Um
dieser Fehlinterpretation entgegenzuwirken, hat IBM deshalb seine Implementierung
von Agilen Methoden bewusst auch ‚Disciplined Agile Development‘ genannt.
Für mich adressiert
dieser Ansatz viele Fragestellungen, die wir eigentlich schon immer hatten, die
sich aber in den letzten Jahren noch verstärkt haben: Wie entwickele ich genau
das, was meine Kunden brauchen – und nicht mehr? Wie mache ich das effektiv und
in hoher Qualität? Wie kann ich in jeder Projektphase noch auf neue oder geänderte Anforderungen reagieren, ohne
Endtermin, Aufwand und Qualität zu kompromittieren? Und nicht zuletzt: Wie
sorge ich für eine optimale Einbindung und Kommunikation des Teams?
Viele Methoden und
Techniken, die dabei zum Einsatz kommen, hätte man schon früher anwenden können
z.B. Scrum Meetings, das Aufbrechen der Anforderungen in kleine Einheiten, die
aus Benutzersicht formuliert sind, zeitlich fest terminierte, kurze
Iterationen, an deren Ende das Ergebnis demonstriert wird. Andere sind meines
Erachtens erst durch moderne Entwicklungsumgebungen möglich geworden, in denen
hochgradig automatisierte Tests ablaufen und quasi jederzeit eine aktuelle Version
der Software gebaut werden kann und auch wird. Auch das Entwickeln in weltweit
verteilten Teams über mehrere Zeitzonen hinweg ist durch diese Tools und die
heutigen schnellen Kommunikationsleitungen erst möglich geworden.
BD: Ihre Familie wohnt in Darmsheim, einem Stadtteil von
Sindelfingen. Wie ich kürzlich las, sind sie Mitglied des Kirchengemeinderates
der katholischen Pfarrei Dagersheim-Darmsheim. Was kann man als erfahrener
Manager zu diesem Gremium beitragen? Gibt es ein nicht-fachliches Thema, dem
Sie in der Nach-IBM-Zeit verstärkte Aufmerksamkeit widmen wollen? Was haben Sie
in den 30 Jahren Ihres Berufslebens fürs Leben gelernt, auf das Sie nicht
verzichten möchten?
HB: Ja meine Frau und ich
fühlen uns heute im Schwabenland heimisch. Unsere drei Kinder fühlen sich
genauso wohl, sind aber in der Zwischenzeit nach Bayern und in die Pfalz – für
Saarländer eigentlich ein Unding ̶ ausgewandert. Wir sind beide im Dorf aktiv. So
bin ich seit über 12 Jahren im Kirchengemeinderat. Ja, in solchen Gremien
profitiere ich sehr von meinen IBM-Erfahrungen: Strukturen zu verschlanken,
effektiv Sitzungen zu leiten, Teams zu motivieren. Die Themen unterscheiden
sich nicht sehr von der beruflichen Arbeit, nur dass man es mit Freiwilligen zu
tun hat, die jederzeit nein sagen können.
Was habe ich gelernt? Ich denke sehr vieles, und vor allem, dass das Lernen nie aufhören darf. Wenn ich eine Sache herausheben soll, dann ist es die Erkenntnis, dass für erfolgreiche Arbeiten und Projekte die Menschen und ihre Motivation das wichtigste sind.
BD: Herr Bellem, vielen Dank für das interessante Interview und
herzlich willkommen in der Rentnerwelt. Bleiben
Sie Ihrem Kirchengemeinderat auch bitte weiterhin treu.
Am 24.6.2012, 14:47 Urr, schrieb Hartmut Wedekind aus Darmstadt:
AntwortenLöschenDas interessante Interview mit Herrn Herbert Bellem hat mir wieder ein klassisches Problem vor Augen geführt. In seiner Vita steht: Studiert bei Herrn Mehlhorn in Saarbrücken, hier lernte er sein theoretisches Rüstzeug, und dann in die Großrechnerpraxis zu IBM.
Da kam das alte Thema hoch: Theorie versus Praxis. Eine Theorie soll, so ist bekannt, die allgemeinen Regeln eines Sachgebietes herausarbeiten. Eine Praxis bekommt dann Fälle (des Lebens) vorgesetzt, die sie dann, nach allgemeinen Wünschen, theoriegerecht lösen soll. Das Problem, das sich stellt, ist somit, wie bekomme ich den praktischen Fall (the case) unter die theoretischen Regeln (Subsumtion).
Das ist aber ein klassisches Problem, wunderbar von keinem geringeren herausgearbeitet als von Immanuel Kant ( 1724-1804). In seiner Schrift: „Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis“ (1793) stellt der Autor fest, dass genuin praktische Fächer, z.B. die Jurisprudenz und die Medizin, es immer versucht haben, das Praktische in dem Subsumtions-Problem zu sehen: „Wie bekomme ich den Fall unter die Regeln“! Das ist das praktische Problem eines zum Handeln Gezwungenen. Theorien, die nie den Fall des Lebens sehen, nennt Kant eine leere Idealität. Ein Praxis ohne Regeln ist hingegen nach Kant gekennzeichnet durch ein „Herumtappen in Versuchen und Erfahrungen, ohne gewisse Prinzipien (die eigentlich das ausmachen, was man Theorie nennt)“.
Wie kann man leere Idealität einer unnützen Theorie und ein bloßes Herumtappen einer regellosen Praxis vermeiden? Oder: Wie kann man zu echten Subsumtionsproblemen kommen, nach denen wir uns sehnen? Überhaupt nicht, so lautet eine Antwort, solange sich die Theorie im Schlepptau der Praxis bewegt und hinterher läuft. Wie kann man das Wünschenswerte, das Umgekehrte hervorbringen, dass also die Praxis im Schlepptau der Theorie manövriert? Ob unserer Exzellenzinitiative eine Antwort parat hat? Ich habe eine Antwort. Aber unsere exzellenten Weisen da oben haben vielleicht eine bessere. Warten wir es ab.
Ihr Kommentar ruft folgende Gedanken wach. Wie schade, dass Kant die Informatik nicht kennengelernt hatte. Dann hätte er gewusst, dass Theorien, die Beobachtungen und Ereignisse vorhersagen, uns nur bedingt helfen. Das berühmte Mooresche Gesetz ist keine Theorie, sondern nur eine Beobachtung. Theorien, die gemachte Beobachtungen (wie die erwähnte) im Nachherein erklären, sind sehr wichtig, allerdings nicht von entscheidender Bedeutung. Praktiker hätten gerne mehr davon, sind aber oft gezwungen 50 Jahre zu warten.
AntwortenLöschenDass es für alles eine große zusammenhängende Theorie gibt, glauben nur noch (einige) Physiker und (alle) Theologen. Physiker tun sich in den letzten Jahrzehnten sehr schwer damit, von Theologen ganz zu schweigen.
Wir Ingenieure geben uns auch mit Minitheorien zufrieden, d.h. einzelnen, oft inkohärenten Erklärungen für wiederkehrende Beobachtungen. Mehr dazu im Buch: Endres A., Rombach. D.: A Handbook of Systems and Software Engineering. Addison-Wesley 2003