Sonntag, 11. November 2012

Gerhard Schimpf über das deutsche ACM-Chapter und seine eigenen beruflichen Erfahrungen

Gerhard Schimpf war von 1968 bis 1994 in verschiedenen Funktionen in der Software-Entwicklung des IBM Labor Böblingen tätig. Er begann seine Karriere als Systemprogrammierer im Bereich der Compiler-Entwicklung. Von 2008-2011 war er Vorsitzender des deutschen Chapters der Association for Computing Machinery (ACM). Schimpf hatte in  Karlsruhe Physik studiert. Seit 1995 betreibt er die Firma SMF TEAM Unternehmensberatung mit Sitz in Pforzheim.



Bertal Dresen (BD): Unsere Bekanntschaft geht zurück auf Ihre Zeit bei IBM. Wie kamen Sie als Physiker in die Datenverarbeitung (wie man unser Fachgebiet damals nannte)? An welche Aufgaben bei IBM erinnern Sie sich besonders gerne?

Gerhard Schimpf (GS): Ich bin über das wissenschaftliche Rechnen zur Datenverarbeitung gekommen. In den Jahren 1965/66 habe ich am Institut für Theoretische Physik der TH Karlsruhe meine Diplomarbeit geschrieben. Diese Zeit fiel zusammen mit dem Beginn einer zentralen Rechnerversorgung in Karlsruhe durch den Lehrstuhl für Numerische Mathematik und der anschließenden Gründung des Universitätsrechenzentrums. Dort habe ich einen Programmierkurs für ALGOL absolviert. Danach war ich am Institut sehr gefragt, weil ich der einzige Mitarbeiter war, der programmieren konnte. In Rekordzeit konnte ich mit einem Privatdozenten zusammen ein Paper publizieren, für das wir ohne Rechnerunterstützung ein Vielfaches an Zeit gebraucht hätten. Nach der Emeritierung unseres Institutsleiters wurden alle Assistentenstellen eingefroren, um den Nachfolger nicht festzulegen. Das nahm ich zum Anlass, um für einige Zeit in die Industrie zu gehen. Mit der festen Absicht nach vielleicht zwei Jahren wieder an die Hochschule zurückzukehren, habe ich mich im Herbst 1967 bei IBM beworben, um die Datenverarbeitung von Grund auf zu erlernen. Das war von Anfang an so facettenreich und attraktiv, dass aus den ursprünglich geplanten zwei Jahren dann 26 Jahre geworden sind.

Besonders gerne erinnere ich mich an das erste Projekt, bei dem ich mitgearbeitet habe und zwar deshalb, weil es mich für mein gesamtes Berufsleben geprägt hat.  Technisch ging es darum, einen Compiler für die damals neue Programmiersprache PL/I zu schreiben. Aus heutiger Sicht ein mutiges Projekt. Diese Sprache war noch nicht standardisiert und Teile der Definition waren noch im Fluss, was eine beständige Herausforderung war. Ein größeres Problem war aber die Zielmaschine, die IBM System /360 Modell 20, ein kommerzieller Rechner ohne Gleitkommaarithmetik und einem winzigen Hauptspeicher, der alles andere als geeignet war, um einen PL/I Compiler (intern C-Compiler genannt) dort in Stellung zu bringen. Der design point lag bei einer Hauptspeichergröße von 8kB, was nur dadurch gelöst werden konnte, dass der gesamte  Code in etwa 70 nachzuladende Phasen aufgeteilt wurde.

Ich hatte das Glück, dass ich über zwei Jahre hinweg dieses anspruchsvolle Entwicklungsprojekt mit all seinen Schwierigkeiten und Hürden vom ersten Projekttag bis zur Auslieferung des Compilers an die Kunden miterleben konnte. Diese Gelegenheit, einen Entwicklungszyklus vollständig zu durchlaufen und umfassendes Projektwissen zu erwerben, war insofern keine Selbstverständlichkeit, weil die IBM im Gegensatz zu vielen anderen Firmen damals schon die Kunst beherrschte, ein Projekt abzubrechen, wenn es nicht erfolgversprechend war. Geprägt hat mich aber vor allem die Arbeit in einem großen Entwicklungsteam. Für mich war das eine neue Erfahrung, zumal wir im Studium zu wissenschaftlichen Individuen ausgebildet wurden, die „ohne fremde Hilfe“ arbeiten. Zu den damaligen Erfolgsfaktoren rechne ich auch die Zusammensetzung des Teams. Junge unerfahrene Mitarbeiter, die unerschrocken Probleme anpackten, auch weil sie deren Tragweite nicht sofort begriffen, die unter Leitung erfahrener, teilweise genialer Kollegen, zusammen arbeiteten. „Fremde Hilfe“ war an der Tagesordnung und aus dem internationalen Umfeld eines Großunternehmens kam fortwährend eine Fülle von Anregungen und verwertbaren Erkenntnissen.

In der Rückschau wird mir bewusst, dass seinerzeit Pionierarbeit geleistet wurde, die Compilerbauer zur ‚crème de la crème‘ gehörten und dass es wenig Orte außerhalb des Böblinger Labors der IBM gab, wo man das Handwerk des Software Engineering noch besser hätte erlernen können.

BD: Im Jahre 1968 gegründet, feierte das German Chapter der ACM am 10. Oktober 2008 im Böblinger IBM Labor sein 40-jähriges Bestehen mit einer Fachkonferenz. Die ACM-Mutter hatte früher viel Geld. Es wurden tolle Seminare auch in Deutschland angeboten, z.B. über Computergrafik und Timesharing-Systeme. Als das Geld weniger wurde, trockneten viele der Aktivitäten in Europa aus. Wann und wie kamen Sie dazu? Sie waren lange Schriftführer. Was gab die Arbeit im Chapter Ihnen?

GS: Ich war 1973 zu einer Sommerschule über Betriebssysteme am MIT und in den Jahren 1974/1975 für die IBM auf Auslandsabordnung in den USA. In diesen Jahren waren für mich die USA richtungsweisend in der Informatik. Die ACM als zwar US-dominierte aber international verbreitete Fachgesellschaft war damals wie heute als Qualitätslabel bekannt für ihre Publikationen, stellvertretend seien die „Communications of the ACM“ genannt sowie Seminare und Treffen der Special Interest Groups.

Für mich war die Mitgliedschaft in der ACM ein Mittel, um über die Publikationen wissensmäßig auch nach der Rückkehr nach Deutschland am Ball zu bleiben. Was mir besonders gefallen hat, war der amerikanische Pragmatismus und der beständige Bezug zur Praxis. Ähnliche Motive hatte auch das 1968 gegründete ‚German Chapter of the ACM‘, dem ich 1975 beigetreten bin. Die Fachtagungen des Chapters waren jeweils geleitet vom Willen wissenschaftlich und technisch verwertbare Informationen in der noch kleinen Gemeinde der Informatiker zu verbreiten.

Für mich war die Arbeit als Schriftführer des Chapters unerwartet arbeitsintensiv, weil die gesamte Kommunikation auf dem Postweg erfolgte und für die Mitgliederverwaltung habe ich vom Vorgänger ein FORTRAN-Programm übernommen, das auf meinem Rechner, einem IBM Mainframe, nicht lief und mühsam zurechtgebogen werden musste. Der Aufwand hat sich aber gelohnt. Ich kam in Kontakt  mit den führenden Leuten unserer Zunft und bis auf den heutigen Tag sehe ich mich in einem Netzwerk von Fachkollegen, das sich über viele Jahre gehalten hat und das ich ohne die ACM nicht hätte.

Besonders wirkungsvoll war dabei das Konzept der Regionalgruppen. Diese Idee der informellen fachlichen Kommunikation unter Kollegen – zugegeben ein wenig hemdsärmelig und unakademisch  ̶  haben wir aus den USA importiert. Man trifft sich zum informellen Plausch beim Abendessen mit einem „after dinner speaker“. Die ersten Treffen dieser Art fanden 1977 in Böblingen statt und eine der ersten Sprecherinnen, die ich eingeladen habe, war die COBOL Pionierin Jean Sammet, damals Präsidentin der ACM, der ersten Frau überhaupt auf diesem Posten. Im Jahr 1979 wurde dann die Regionalgruppe München gegründet und es hat 10 weitere Jahre gedauert, bis die Gesellschaft für Informatik (GI) hinzu kam. Heute betreiben wir im Rahmen unserer Assoziation mit der GI diese Regionalgruppen gemeinsam.  

BD: In den Jahren 2008 bis 2011 hatten Sie die Funktion des Vorsitzenden und seither die des Past Chairman inne. Wie steht das Chapter heute da? Die offiziellen Mitgliedszahlen täuschen doch, wenn man Karteileichen außer Acht lässt? War mein Eindruck falsch, dass das Chapter eine Art von Stammtisch von einigen Freelancers und Siemens-Mitarbeitern im Münchner Raum war? Welche Aktivitäten stachen besonders hervor?

GS: Karteileichen haben wir heute keine mehr und der Eindruck eines Münchner Stammtisches konnte in der Tat entstehen, weil über mehr als 10 Jahre hinweg alle Vorstandsmitglieder aus München und dem Umfeld der Münchner Regionalgruppe kamen. Diesen Kollegen (alle aus dem Bereich der Industrie und der Anwendung) ist es aber zu verdanken, dass sie mit großem Selbstbewusstsein das German Chapter am Leben gehalten haben. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern ist das deutsche Chapter nicht rückstandsfrei in der nationalen Informatik-Organisation aufgegangen. Hier hat man sich für ein Assoziierungsabkommen mit der GI entschieden.

Nach meiner Wahl zum Vorsitzenden des German Chapters haben wir uns im Vorstand darauf konzentriert die Attraktivität des Chapters und dessen Sichtbarkeit zu erhöhen. Dazu gehörte auch die Auffrischung der Kontakte zur amerikanischen Muttergesellschaft und zu den europäischen Initiativen der ACM. Das 40-jährige Jubiläum des Chapters mit einer Fachkonferenz im IBM Labor Böblingen und meine Kontakte zum damaligen ACM Präsidenten Stu Feldman (Google) waren dabei ein wichtiger Katalysator. In der Folge wurde ich zu einer ACM Taskforce nach Paris eingeladen, aus der das ACM Europe Council hervorging, einer von drei Initiativen außerhalb der USA (die anderen in Indien und China), mit der sich die ACM als ‚global player‘ der Informatik positioniert. Über das ACM Europe Council, in dem wir nun vertreten sind, haben wir seit einigen Jahren kurze und unbürokratische Wege zum ACM HQ. Von dort erhielten wir mehrfach Unterstützung, zuletzt bei der Benennung von Barabara Liskov, die als Turing Preisträgerin im Rahmen unserer Kooperation mit der GI als Keynote Sprecherin bei der diesjährigen Jahrestagung der GI in Braunschweig aufgetreten ist.

Neben der Belebung der Kontakte zur amerikanischen Muttergesellschaft war es mir auch ein Anliegen die Kontakte zu unserem Assoziierungspartner, der GI, aufzufrischen. In meiner Amtszeit haben wir ein „Document of Understanding“ verfasst, das die Basis für eine „friendly coexistence“ bietet und Wege der Kooperation aufzeigt. Die beiden Gesellschaften adressieren Mitglieder mit ähnlich gelagerten bzw. überlappenden Interessen, was sich oft auch in einer Doppelmitgliedschaft ausdrückt. Richtig gespielt, können beide Gesellschaften voneinander  profitieren. Dafür sind die Voraussetzungen günstig. Der Draht vom Chapter Vorstand zur GI Geschäftsstelle und zum gegenwärtigen Präsidenten ist inzwischen genau so kurz und unkompliziert, wie der zum ACM HQ in New York.

BD: Wie war in der Vergangenheit das Profil des Chapters als Fachvereinigung, vor allem gegenüber der GI? Sprach es Praktiker stärker an als die GI? Warum? Wo liegt aktuell ihr fachlicher Schwerpunkt? Für was engagiert sich das Chapter besonders? Was bietet es, was die GI nicht bietet? Der Beitrag ist mit 15 € pro Jahr seit Jahrzehnten unverändert niedrig.

GS: Für mich persönlich stand das German Chapter immer für drei Prinzipen: Vermittlung von aktuellem Wissen, Praxisrelevanz und Internationalität, d.h. vor allem auch der fachliche Austausch zu Kollegen in Europa und den USA. Der Grund warum im Chapter schwerpunktmäßig die Praktiker vertreten sind, liegt wohl an der Gründungsgeschichte und andererseits an seinen Veranstaltungen. Jemand, der in der Industrie tief im Projekt vergraben ist, kann es sich zeitlich nicht leisten zu einer einwöchigen Veranstaltung der GI zu fahren. Für einen Freiberufler kommt jeder Tag Abwesenheit einem Umsatzverlust gleich. Trotzdem möchte man informiert sein über die fachlichen Trends auf seinem Gebiet. Dafür muss in der Regel das Wochenende herhalten. ACM löst diese Situation mit seinen Publikationen und einer ganzen Reihe von Internet-Auftritten, Blogs, persönlicher Betreuung der Mitglieder anhand ihres Interessenprofils sowie Self-Learning-Kursen. Das German Chapter bietet für vielbeschäftigte Praktiker u.a. Kurztagungen im „live“ Format an.“Live“ steht dabei synonym für Praxisrelevanz. Bei der eintägigen „Software Engineering live“ diskutieren Software-Architekten und Methodenverantwortliche über Techniken, die aktuell in realen Projekten angewendet werden. Bei der „IT-Security live“ diskutieren für die IT-Sicherheit in den Unternehmen verantwortliche Professionals über real existierende Sicherheitsprobleme und deren Lösungen.

Um Reisezeit und –kosten für die Teilnehmer zu sparen engagiert sich das Chapter darüber hinaus beim ACM Europe Council dafür, dass internationalen Fachtagungen der ACM alternierend in Übersee und in Europa stattfinden. Bereits zweimal ist es uns gelungen solche Tagungen in den deutschsprachigen Raum zu ziehen. Insgesamt bietet das German Chapter seinen Mitgliedern zu einem sehr geringen Mitgliedsbeitrag eine Plattform, um engagierten Professionals einen kollegialen und von Freiwilligenarbeit getragenen Fachaustausch zu ermöglichen. Dabei bietet das Chapter den Veranstaltern solcher Tagungen Starthilfe und  finanziellen Rückhalt. Bei seinen Entscheidungen ist hier das Chapter wegen seiner überschaubaren Größe sicher schneller als die GI, auch wenn es darum geht einmal unkonventionelle Wege zu gehen.

BD: Die englische Kollegin Wendy Hall (Universität Southampton) hat als ACM-Präsidentin eine Wiederbelebung der europäischen Aktivitäten betrieben. Was wurde konkret getan bzw. geplant?

GS: Die Präsidentschaft von Dame Wendy (sie wurde inzwischen durch die englische Königin geadelt) fiel zusammen mit der Überführung der ACM Europe Taskforce in ein dauerhaftes Gremium, dem ACM Europe Council, unter Leitung von Fabrizio Gagliardi (Microsoft). Dieses Gremium ist inzwischen auf 22 Mitglieder angewachsen, die sich in vier Gruppen organisiert haben, um die folgenden Zielstellungen zu verfolgen:
  • Intensivierung und Bündelung aller ACM-Aktivitäten in Europa, u.a. durch Zusammenarbeit und Verflechtung mit bestehenden europaweit operierenden Wissenschaftsorganisationen
  • Ermutigung der europäischen Mitglieder, um sich an der Nominierung für die „advanced member grades“ sowie an den von der ACM ausgelobten Preisen zu beteiligen
  • Erhöhung der Anzahl der ACM-Konferenzen in Europa
  • Ausweitung der Chapter-Aktivitäten in Europa und Gründung neuer Chapter.
Sichtbares Ergebnis wird die erste ACM ECRC (European Computing Research Conference) sein, die im Mai 2013 in Paris stattfinden wird. Vorbild ist die amerikanische ‚Federated Computing Research Conference‘, bei der mehrere ACM SIGs parallel ihre Jahrestagung abhalten. Nukleus der ECRC bildet die SIGCHI, weiter nehmen teil die SIG-ACCESS, SIG-DA und die SIG-Web. Neben fachlichen Aspekten wird erwartet, dass dadurch die ACM auch gegenüber der europäischen Kommission sichtbar  wird. Die ersten Kontakte sind geknüpft.

Eine solche Großveranstaltung ist wohl nötig, um im allgemeinen Strom der Ereignisse wahrgenommen zu werden. Es fehlt nämlich nicht an fachbezogenen Aktivitäten der ACM. Die Website von ACM Europe listet über 40 Fachtagungen auf, die im nächsten Halbjahr in Europa stattfinden werden. Dabei wird einem erst richtig bewusst, wie weit die Informatik heute in einzelne Spezialgebiete aufgefächert ist. Auch auf Chapter-Ebene gab es bereits sichtbare Ergebnisse. Im Januar hat in Paris der erste Workshop für die europäischen ACM Chapter Officers stattgefunden. Dabei wurde eine Vielzahl von Verbesserungsvorschlägen erarbeitet. Im Einzelnen ging es um die Nutzung der von der ACM angebotenen Programme (wie das ‚Distinguished Speaker Program‘) und die Unterstützung durch die amerikanische Zentrale. Diese Treffen werden fortgesetzt werden. Interessant ist für mich die Beobachtung, dass die wesentlichen Impulse zurzeit von den europäischen „Randstaaten“ ausgehen.

BD: Welches Potenzial sehen Sie für die Zukunft des ACM Chapters? Was wünschen Sie sich, z.B. von der GI? Was wünschen Sie sich von den Mitgliedern?

GS: In Zeiten einer stark deformierten Alterspyramide dürfte die Gewinnung jüngerer Neumitglieder sehr begrenzt ausfallen. Dennoch sehe ich Wachstumspotentiale für das German Chapter. Einerseits gibt es zahlreiche ACM-Mitglieder in Deutschland, die noch nie etwas vom ‚German Chapter of the ACM‘ gehört haben. Dieses Potential können wir mit Hilfe der amerikanischen Mutter und über die Europainitiative erschließen. Eine zweite Zielgruppe sind die „Young Professionals“, d.h. Informatiker in der Industrie mit 5 bis 10 Jahren Berufserfahrung. Ich gebe zu, dass wir hier noch keine „silver bullet“ gefunden haben und dass wir uns verstärkt in deren Lebenssituation hineindenken müssen, um sie anzusprechen. Ich denke aber, dass hier latent ein Bedarf zum fachlichen Austausch besteht, der nicht durch elektronische Kommunikation gedeckt werden kann. Eine dritte Zielgruppe, die mit Sicherheit nicht den Weg zu GI finden wird, sind die nicht-akademischen Informatiker. Hier gibt es gerade bei den Freiberuflern ein Potential mit einem interessanten praktischen Erfahrungswissen, das es lohnt zu erschließen.

Meine Wünsche an die GI sind bescheiden. Hauptsächlich geht es darum, die im ‚Document of Understanding‘ angerissenen Kooperationsmöglichkeiten mit Leben zu erfüllen. Von manchen in der GI werden wir vielleicht nicht wahrgenommen. Ich bin aber froh darüber, dass man in den Leitungsgremien erkannt hat, dass das ‚German Chapter of the ACM‘ zwar klein, aber nicht unbedeutend ist. Meine Wünsche an die Chapter-Mitglieder lassen sich mit denen eines Fußballtrainers vergleichen. Wir spielen recht gut in der Regionalliga. Wir brauchen aber dringend motivierte Vereinsmitglieder und neue Spieler, um auch in der Bundesliga mitzuspielen.

BD: Ihre Firma führt den Namen SMF TEAM Unternehmensberatung für IT-Sicherheit. Wo genau liegt ihr Tätigkeitsfeld? Was sind Ihre Erfahrungen als selbständiger Unternehmer?

GS: Mein Tätigkeitsfeld betrifft die Beratung von Unternehmen und den Aufbau von Managementsystemen zur IT-Sicherheit. Die Grundstrukturen sind zwar durch ISO Normen gegeben, in der Praxis haben wir es in der Regel mit einem schwer zu entwirrenden Themenbündel aus technischen und organisatorischen Gegebenheiten zu tun, bei dem die Firmenkultur, aber auch wirtschaftliche Zielkonflikte des verantwortlichen Managements eine große Rolle spielen. IT-Sicherheit ist ein komplexes Querschnittsthema. Die Arbeit der Sicherheitsberater spielt sich zu großen Teilen im Verborgenen ab. Die Erfolge, identifizierte Schwachstellen, erkannte Risiken im Unternehmen, stattgefundene Angriffe auf die Infrastruktur eignen sich leider nicht, um damit Reklame zu machen.

Die größten Chancen, um an Aufträge zu kommen, haben daher nach meiner Erfahrung Persönlichkeiten, die einerseits ein sehr großes organisatorisch-technisches Querschnittswissen auf der Höhe der Zeit haben, andererseits aber auch so verschwiegen sind, dass sich ein ungestörtes Vertrauensverhältnis zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer herausbildet.

Und ganz persönlich freue ich mich darüber, dass mein Wissen gefragt ist und ich mich in einem Alter, bei dem sich meine Alterskohorte längst zur Ruhe gesetzt hat, mit derart interessanten Aufgaben befassen kann. Ich habe meiner Frau aber versprochen, dass ich mit Ablauf dieses Jahres nur noch ehrenamtlich tätig sein werde.

BD: Herr Schimpf, vielen Dank für dieses sehr ausführliche Interview.

1 Kommentar:

  1. Am 13.11.2012 schrieb Rul Gunzenhäuser aus Leinfelden-Echterdingen:

    [Der obige Blog-Eintrag] hat mich interessiert und mir gut gefallen. Über das German Chapter der ACM habe ich viel gelernt.

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