Freitag, 5. April 2013

Als Homo faber in der Leonardo-Welt

Mit dem lateinischen Wort für Handwerker bezeichnet man in der Philosophie den modernen Menschen, den schaffenden Menschen. Mit diesem vor allem von Max Frisch populär gemachten Menschentyp grenzen sich alle Kreativen ab von den Kontemplativen; die Bauern,  Handwerker (Töpfer, Schmiede, Gärtner), Künstler (Bildhauer, Maler) und Ingenieure von den Philosophen, Theologen, Philologen und Kulturkritikern. Als Informatiker und ehemaliger Ingenieur rechne ich mich  ̶  ohne rot zu werden  ̶  auch zu den Kreativen.

Jürgen Mittelstraß (1936-) ist einer von Deutschlands bekanntesten lebenden Philosophen. Fast bin ich von seiner Wortmächtigkeit noch mehr beeindruckt als von seinen Einsichten. Ähnlich wie Karl Popper ist er ein Grenzgänger. Ab und zu verlässt er seinen Schrebergarten und redet über Dinge, die mich auch interessieren. Man nennt diese Spielwiesen Wissenschaftstheorie sowie Erkenntnistheorie. So wie Diderot der erste, so scheint Mittelstraß der letzte große Enzyklopädist zu werden. Während alle Welt auf die Schwarmintelligenz von Wikipedia vertraut, hat Mittelstraß 1995 quasi im Alleingang als Herausgeber eine vierbändige Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie vorgelegt. In der zweiten Auflage soll sie sogar auf acht Bände erweitert werden.

Auf zwei seiner wissenschaftstheoretischen Vorträge bin ich dieser Tage wieder gestoßen, bzw. gestoßen worden. Es sind:

(1)   Konstruktion und Deutung. Über Wissenschaft in einer Leonardo- und Leibniz-Welt.  Festvortrag anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die  Humboldt-Universität zu Berlin;  Januar 2001, und

(2)   Zur Zukunft des Internet. Philosophische Bemerkungen. BMBF Berlin, Juli 2011

Die beiden Vorträge liegen 10 Jahre auseinander und sind beide im Volltext im Internet zu lesen. Sie sollten beide Texte wirklich im Originalton lesen. Nur so bekommen Sie ein Gefühl für den unvergleichlichen Sprachstil. Der erste Vortrag ist eine Art Einführung in den Themenkreis. Damit Sie das Suchen auf später verschieben können, hier ein paar, nicht allzu lange Exzerpte:

Eine Welt, in der homo faber, der Mensch als Konstrukteur und Produzent, herrscht und mit dem Gedanken spielt, dass er Teil der von ihm selbst geschaffenen Welt, Teil insofern auch von mundus faber werden könnte, nenne ich die Leonardo-Welt – nach Leonardo da Vinci, dem großen Wissenschaftler, Ingenieur und Künstler, in dessen Werk alles zur Konstruktion wurde…

In einem anderen Sinne stellt die Leonardo-Welt aber auch die konsequente Weiterentwicklung einer Aristoteles- und einer Kolumbus-Welt dar; in ihr kommt das konstruktive Wesen des Menschen zu seiner vollen Wirklichkeit. Dass die Leonardo-Welt Ausdruck des konstruktiven Wesens des Menschen ist, bedeutet auch, dass sie keine absolute Welt ist. …

Die Zukunft der Leonardo-Welt ist die Leonardo-Welt – wir können uns auch einen Ausstieg aus dieser Welt, der einen Ausstieg aus Wissenschaft und Technik bedeuten würde, nicht erlauben. Denn nach der Leonardo-Welt, wenn sie denn vergehen sollte, käme nur wieder eine vermeintlich ‚natürliche Welt‘, und diese würde den Menschen nicht lieben, sondern mit ihm aufräumen…

Wie es sich für einen deutschen Philosophen geziemt, sieht Mittelstraß sich als Mitwirkenden an dem von Immanuel Kant begonnenen Projekt. Kant habe alle relevanten Fragen zumindest gestellt, wenn nicht sogar beantwortet. Hier geht es darum, ob wir überhaupt in der Lage sind, uns als kognitives System selbst zu erkennen und zu beschreiben. Mittelstraß unternimmt auf jeden Fall einen Versuch.

Das Besondere an der Leonardo-Welt ist, dass sie unfertig ist. Sie entwickle sich weiter. Dabei macht der Mensch mit sich selbst keine Ausnahme. Homo faber habe seine eigene Evolution in die Hand genommen. Ob das gut geht, sollte man fragen. [Selbst wenn noch so viele Leute fragen würden, kämen wir der Antwort keinen Schritt näher. Mit Fragen allein ist wenig getan]. Ebenso äußert Mittelstraß Bedenken, ob die Wissenschaft wirklich in der Lage sein wird, alles zu erklären. Sollte es wirklich keinen Rest geben, keinen Teil, über den wir nicht verfügen können, etwas was nicht machbar ist? Aus seiner philosophischen Sicht sei es besser, sich eine Welt vorzustellen (oder zu wünschen), die sich ihrer Grenzen und ihrer Unvollkommenheit bewusst ist. Das bekomme dem Menschen besser, das sei humaner.

Für uns Ingenieure bietet er noch Stoff zu der Allerweltfrage: Was ist der Unterschied zwischen Entdecken und Erfinden? [Ich habe immer wieder darüber geschrieben]. Oder, wie hängen Denken und Konstruieren zusammen? Wir könnten nämlich nur Konstruieren, was wir denken können. [Mein Deutschlehrer auf dem Gymnasium ärgerte mich schon vor 60 Jahren, als er meinte, dass ohne Sprache kein Denken möglich sei]. Was ich dazu bei Mittelstraß lese, ist eigentlich keine Hilfe. Ich denke weiterhin primär assoziativ. Anschließend kümmere ich mich um Nutzen und Logik.

Die zweite Referenz ist so zu sagen eine Modernisierung oder Aufwärmung des Themas angesichts des Erfolgs des Internets. Auch hier zuerst einige Passagen:

Der moderne Mensch ist Wissenschaftler, Ingenieur und Künstler zugleich – wie Leonardo da Vinci, einer der ersten der Modernen – und seine Welt, so betrachtet, eine Leonardo-Welt. Es ist eine Welt, die das Werk des Menschen ist, und eine Welt, in der sich der Mensch als homo faber ständig in seinen eigenen Werken begegnet…

Die Instrumente lösen sich von ihren Nutzungsfunktionen, sie verselbständigen sich, kommunizieren untereinander, z.B. in Form des so genannten 'Cyber Physical System', revolutionieren die Produktions- und Konsumptionswelt, treiben aber auch den Nutzer vor sich her…

Dabei ist es insbesondere die Gehirn-Computer-Schnittstelle, die die Phantasie befeuert: das menschliche Bewusstsein soll in Form digitaler Speicher 'hochgeladen' werden und auf diese Weise zu neuen Existenzformen führen…

Was, so wird  man sich fragen dürfen, lohnt dann noch, über das zukünftige Internet nachzudenken? Es wäre eine Zukunft ohne den Menschen und damit – nur der Mensch hat und weiß um Zukunft – keine Zukunft. Die Leonardo-Welt schafft sich ihre eigene Karikatur…

Mittelstraß hat den Eindruck, dass die artifiziellen Strukturen zunehmen. Es geschehe eine ‚Aneignung des Menschen durch die von ihm geschaffene Welt‘. Am Ende gebe es keinen Platz mehr für Menschen. Bill Joy und Ray Kurzweil lassen grüßen. Meine Reaktion: Für wie dumm halten Philosophen uns Ingenieure eigentlich? Oder anders gesagt, dürfen nur Philosophen gewagte Extrapolationen machen? Durch das Internet, aber auch durch Talkshows, triumphiere Information über Wissen. Auch die dauernde Gegenwart und Gleichzeitigkeit überfordere den Menschen. Seine Autonomie gehe verloren. Wir bräuchten Kontext und Urteilskraft. Sie würden vom Internet nicht geliefert. [Ich frage mich, wer das behauptet hat. Als positive Gegenbeispiele kämen da natürlich alle seine Beiträge in Betracht - und meine].

Zur Begründung seiner Sorge führt Mittelstraß an, dass es mit der Urteilskraft der Gesellschaft nicht zum Besten bestellt sei. Es gehe darum, diese zu schärfen. Man müsse Vernunft von Unvernunft trennen. Man müsse gegen Betriebsblindheit und Tunnelblick schützen. Auch solle man sich vor selbst ernannten Propheten hüten. Auch trotz Mittelstraß bleibt es uns Elenden nicht erspart, weiter zu warten. Jedes Zeitalter bringt hoffentlich neue Propheten. Der Leonardo-Mensch ist nicht mehr zu stoppen. Denn, wer ‚an einen Stern gebunden ist, kehrt nicht um‘. Das ist die düstere Vorahnung, an die auch Mittelstraß zu glauben scheint. Dass seine eigenen, oft idealistischen und überlieferten Maßstäbe nicht allein ausschlaggebend sein können, drückt er so aus: Überkommene Ideale schreiben fest, Wissenschaft bewegt. Wenn man unter Wissenschaft auch Naturwissenschaft und Technik versteht, dann stimme ich dem voll zu.

Am 31.3.2013 (also vor einigen Tagen) schrieb Peter Hiemann aus Zarzis in Tunesien:

Ein Bekannter hat mir bei einem Besuch in Grasse ein Buch mit dem Titel „Der Mensch – Evolution, Natur und Kultur“ hinterlassen. Das Buch enthält Beiträge zu einer Tagung des VBIO (Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin) in Dresden anlässlich des Darwin-Jahres 2009 zum Thema „Darwin – Die Evolution und unser heutiges Bild vom Menschen“. In dem Buch kommen viele Autoren aus verschiedenen Wissenschaftsdomänen zu Wort. Ein Vortrag dieser Tagung könnte Sie speziell interessieren: Jürgen Mittelstraß hat einen Beitrag mit dem Titel „Evolution und die Natürlichkeit des Menschen“ beigesteuert.

Meine Kommentare zu Mittelstraß' Beitrag:

Mittelstraß' Aussagen scheinen auf einer ziemlich unvollständigen, vielleicht sogar einseitigen Analyse wissenschaftlichen Verfahren und Projekte zu basieren. Er scheint der Meinung zu sein, dass viele Wissenschaftler das Thema Evolution nicht adäquat behandeln.

Er kritisiert, dass eine dominierende Mehrheit (?) wissenschaftlicher Vertreter “assistiert von der modernen Hirnforschung, die Vorstellung vertritt, es sei die Biologie, die alles erklärt, - den Menschen nicht nur in seiner biologischen Natur, sondern auch in seinem Denken, Fühlen und Hoffen, kurzum , auch in allem, was zu seinem Selbstverständnis gehört“. Er vermutet, dass eine Mehrheit (?) technisch orientierter wissenschaftlicher Vertreter die Ansicht vertritt, dass „der Mensch vermeintlich alles kann und alles beherrscht, seine biologische Natur eingeschlossen“. Zitat: „Offenbar soll auf der Seite unserer wackeren Post- und Transhumanisten, Gott gespielt werden, auf der Seite übereifriger Darwin-Jünger, die Natur zum alleinigen Gott erhoben werden.“

Auf Grund meiner [Peter Hiemanns] Studien bin zu der Erkenntnis gelangt, dass moderne Evolutionstheorie weit über Darwins grundlegende Vorstellungen hinausgeht. Insbesondere hat die moderne Genetik viele neue theoretische Ansätze und Erweiterungen geliefert. Aus meiner Sicht gibt es keine wissenschaftlich ernstzunehmenden „übereifrigen Darwin-Jünger“ und „moderne Hirnforscher“, die die Vorstellung vertreten, dass Molekularbiologie alles erklärt. Und ich kenne auch keine ernstzunehmenden Vertreter wissenschaftlicher Domänen, die die Natur „zum alleinigen Gott erheben“ oder gar „Gott spielen“ wollen.

Mittelstraß' Polemik hinsichtlich „zum Gott erheben“ und „Gott spielen“ halte ich für überzogen und beruht vermutlich darauf, dass Mittelstraß nicht klar zwischen dem biologischen und dem kulturellen Wesen des Menschen unterscheidet. Aus meiner Sicht repräsentieren religiöse und andere weltanschauliche Vorstellungen individuell erworbene Ansichten und Verhaltensweisen, die auf individuellen kulturellen Erfahrungen basieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist die Arbeitshypothese berechtigt, dass individuelle Denk- und Verhaltensweisen mit bestimmten (noch nicht verstandenen) individuellen neuronalen Zuständen korreliert sind.

Ich teile übrigens Mittelstraß' Kritik an Wissenschaftlern, die die These des „intelligent design“ vertreten, und auch ich halte nichts von den Vertretern des sogenannten „Post- und Transhumanismus“. Letztere können offensichtlich nicht begreifen, dass nur solche Systeme evolutionären Entwicklungen zugänglich sind, die implizit die Fähigkeiten besitzen, sich selbst zu versorgen, zu erhalten, zu regenerieren und selbstständig eine neue Generation ihrer selbst in die Welt zu setzen. Sie haben auch nicht begriffen, dass Evolution und Fortschritt nicht gleichbedeutend sind. Ich bin nicht sicher, ob auch Mittelstrass zwischen beiden Begriffen klar unterscheidet. Es gibt keine evolutionäre Entwicklung eines Systems ohne die Prozesse Geburt, Entfaltung und Tod, die sich zyklisch wiederholen müssen. Wenn der Zyklus unterbrochen wird, aus welchem Grund auch immer, stirbt ein System aus. 99,9 Prozent aller jemals existierender biologischer Systeme sind wieder ausgestorben. Wir kennen auch viele kulturelle Systeme, die "ausgestorben" sind.

Zum Schluss eine generelle Beobachtung hinsichtlich Mittelstraß' Denkansatz zum Thema „Evolution“. Dieses Thema erfordert eine sehr dynamische und zeitliche Perspektive, die ich in Mittelstraß' Beitrag vermisst habe. Wer über Evolution nachdenkt, versucht zu verstehen, wie während einer zeitlichen (historischen) Entwicklung aus welchen Gründen was entstanden ist. Mittelstraß' Ausführungen enthalten keine Hinweise über Prozesse, die sich in evolutionären Phänomenen manifestieren. 

Stattdessen bietet er philosophische „Bandwurmsätze“ über "die moderne erkenntnistheoretische und anthropologische Entwicklung": „Der Pico'schen Charakterisierung des Menschen als „Bildhauer seiner selbst“ entspricht bei Friedrich Nietzsche die Definition des Menschen als des „nicht festgestellten Wesens und seine Bestimmung über den Begriff der exzentrischen Positionalität (im Unterschied zur selbstdistanzlosen zentrischen Positionalität des Tieres) bei Plessner, der Kepler'schen Charakterisierung des mit Gott in paradigmatischer Weise konkurrierenden Homo faber die moderne Vorstellung wissenschaftsgestützter technischer Kulturen, in denen der Mensch nach seinen und in seinen Konstruktionen nicht nur die Welt schafft und erkennt, sondern auch sich selbst.“

Welch ein Unterschied zu philosophischen Aussagen Metzingers über das „Phänomenale Selbstmodell“ auf der Basis der Neurowissenschaft des Bewusstseins!

Am 4.4.2013 schrieb Hartmut Wedekind aus Darmstadt:

…im Übrigen: Mittelstraß hat nicht nur über die Leonardo-Welt geschrieben. Universitäten, Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftspolitik, Interdisziplinarität etc. sind nur einige Beispiele für Themen aus seinem großen Spektrum. Aber ich nehme an, Sie wollen nur das herausheben, was in den Ingenieurbereich hineinragt. Hier hat er noch Diverses über Wissen und Information geschrieben. Das schöne Bild, das wir zu Wissenszwergen und zu Informationsriesen werden, stammt von ihm. Ich habe etwa acht Suhrkamp-Bände von ihm. Bestechend, auch in seinem Auftritt, ist immer seine Eleganz.

Wissenschaftstheorie (englisch immer noch konventionell "Philosophy of Science" ) ist eine zuletzt stattgefundene Auswanderung aus dem großen Haus der Philosophie. In dem Haus waren früher alle außer Juristen, Theologen und Medizinern.  Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Ökonomie  ̶  alle haben das Haus verlassen. Was ist geblieben? Eigentlich nur noch die "Gott-und-die-Welt-Philosophie.“

Wissenschaftstheorie ist keine Erkenntnistheorie. Man redet über (meta) Wissenschaft. Also ist es eine Meta-Wissenschaft. Mittelstraß hat einmal selbst-bespöttelnd  gesagt "Oh, wir Meta-Meier". Er will damit sagen, dass Wissenschaftstheoretiker ohne die Wissenschaften wie ein Lahmer sind; die Blinden, die Wissenschaften  müssen ihn tragen. Das ist das berühmte Bild vom Blinden und Lahmen.

2 Kommentare:

  1. Am 5.4.2013 schrieb Peter Hiemann aus Zarzis:

    Nach meiner Einschätzung sind heute aktive „Mathematiker, Physiker, Chemiker und Biologen“ vermutlich nicht aus dem „großen Haus der Philosophie“ ausgewandert, sondern sie haben es vermutlich gar nicht betreten, weil sie sich davon keinen Erkenntnisgewinn versprechen. Die generelle Aussage, dass sie deshalb zu „Informationsriesen“ jedoch auch zu „Wissenszwergen“ geworden sind, halte ich für eine Behauptung, die sich lohnt zu hinterfragen.

    Vielmehr müssen alle wissenschaftlich Interessierten zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, dass die Komplexität und Menge an naturwissenschaftlichen Fakten derart zugenommen hat, dass wesentliche Zusammenhänge und Erkenntnisse nur noch mit komplizierten technischem Hilfsmitteln (z.B. Hubble Teleskop, CERN Detektoren, DNA Sequenzierautomaten, Computertomographen) analysiert bzw. erzielt werden können.

    Ich würde erwarten, dass heutige Philosophen die komplexen naturwissenschaftlichen Fakten für ihre Aussagen verwenden.

    Die Situation der Ökonomie bzw. deren fragwürdigen Grundlagen ist ein anderes Kapitel. Ich habe in einem früheren Beitrag mich einer Kritik von Karl-Heinz Brodbeck angeschlossen. Ich behaupte nach wie vor, dass ökonomische Prozesse nicht ausschließlich mit naturwissenschaftlichen Methoden verstanden werden können. Luhmanns soziologische Systemansätze könnten auch für heutige Philosophen interessant sein.

    Es wäre interessant, mehr über Mittelstraß' kritische Einschätzungen der heutigen wissenschaftlichen Domänen wie „Universitäten, Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftspolitik, Interdisziplinarität etc.“ zu erfahren.

    NB (Bertal Dresen): Diese Arbeiten von Mittelstraß sind in seiner Literaturliste leicht zu finden.

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  2. Ebenfalls am 5.4.2013 schrieb Hartmut Wedekind aus Darmstadt:

    Berühmte Wissenschaftstheoretiker von Format waren z.B.: Albert Einstein, Ernst Mach, Karl Popper, Gustav Robert Kirchhoff, Carl Friedrich von Weizsäcker, David Hilbert etc.

    Zugegeben: Die aufgezählten Berühmtheiten stammen mehrheitlich aus dem physikalisch-naturwissenschaftlichen und mathematischen Bereich. Es gibt aber auch viele andere: z.B. Hugo Dingler, Hans Albert usw. usw. Die Erlanger und Münchener und Wiener will ich gar nicht erst aufzählen.

    Es ist halt so: Wissenschaftler, wenn sie jahrzehntelang Wissenschaft betrieben haben, fangen an, über ihre Tätigkeit zu reflektieren. Das ist nichts Schlimmes.

    Wissenschaftstheorie gehört zu den Reflexionswissenschaften. Andere Refexionswissenschaften per se sind z.B.: Theologie, Philosophie, Soziologie, Geschichte ,Kunstgeschichte, etc.

    Typisch ist: Mit Refexionswissenschaften kann man kein Geld verdienen, es sei denn man wird Berater. Auf jeden Fall: Man steht außerhalb, was Pensionäre und sonstige Ruheständler nicht stören sollte. Reflexionswissenschaften gehören in der Regel nicht zu den Notwissenschaften im Lorenzenschen Sinne. So gesehen sind sie freie Wissenschaften. Wenn Refexionswissenschaften wegfallen, stürzt die Welt nicht zusammen. Es geht auch eine gewisse Zeit wenigstens ohne sie, eben unreflektiert.

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