Mit dem lateinischen Wort für Handwerker bezeichnet man in der
Philosophie den modernen Menschen, den schaffenden Menschen. Mit diesem vor
allem von Max Frisch
populär gemachten Menschentyp grenzen sich alle Kreativen ab von den
Kontemplativen; die Bauern, Handwerker (Töpfer, Schmiede, Gärtner), Künstler (Bildhauer,
Maler) und Ingenieure von den Philosophen, Theologen, Philologen und Kulturkritikern.
Als Informatiker und ehemaliger Ingenieur rechne ich mich ̶ ohne rot zu werden ̶ auch zu den Kreativen.
Jürgen
Mittelstraß (1936-) ist einer von
Deutschlands bekanntesten lebenden Philosophen. Fast bin ich von seiner
Wortmächtigkeit noch mehr beeindruckt als von seinen Einsichten. Ähnlich wie Karl Popper ist er ein
Grenzgänger. Ab und zu verlässt er seinen Schrebergarten und redet über Dinge,
die mich auch interessieren. Man nennt diese Spielwiesen Wissenschaftstheorie sowie
Erkenntnistheorie. So wie Diderot der erste, so scheint Mittelstraß der letzte große
Enzyklopädist zu werden. Während alle Welt auf die Schwarmintelligenz von Wikipedia
vertraut, hat Mittelstraß 1995 quasi im Alleingang als Herausgeber eine
vierbändige Enzyklopädie Philosophie und
Wissenschaftstheorie vorgelegt. In der zweiten Auflage soll sie sogar auf
acht Bände erweitert werden.
Auf zwei seiner wissenschaftstheoretischen Vorträge bin ich dieser Tage
wieder gestoßen, bzw. gestoßen worden. Es sind:
(1)
Konstruktion
und Deutung. Über Wissenschaft in einer Leonardo- und Leibniz-Welt. Festvortrag anlässlich der Verleihung der
Ehrendoktorwürde durch die
Humboldt-Universität zu Berlin;
Januar 2001, und
Die beiden Vorträge liegen 10 Jahre auseinander und sind beide im
Volltext im Internet zu lesen. Sie sollten beide Texte wirklich im Originalton
lesen. Nur so bekommen Sie ein Gefühl für den unvergleichlichen Sprachstil. Der
erste Vortrag ist eine Art Einführung in den Themenkreis. Damit Sie das Suchen auf
später verschieben können, hier ein paar, nicht allzu lange Exzerpte:
Eine Welt, in der homo faber, der Mensch
als Konstrukteur und Produzent, herrscht und mit dem Gedanken spielt, dass er
Teil der von ihm selbst geschaffenen Welt, Teil insofern auch von mundus faber
werden könnte, nenne ich die Leonardo-Welt – nach Leonardo da Vinci, dem großen
Wissenschaftler, Ingenieur und Künstler, in dessen Werk alles zur Konstruktion
wurde…
In einem anderen Sinne stellt die
Leonardo-Welt aber auch die konsequente Weiterentwicklung einer Aristoteles-
und einer Kolumbus-Welt dar; in ihr kommt das konstruktive Wesen des Menschen
zu seiner vollen Wirklichkeit. Dass die Leonardo-Welt Ausdruck des
konstruktiven Wesens des Menschen ist, bedeutet auch, dass sie
keine absolute Welt ist. …
Die Zukunft der Leonardo-Welt ist die
Leonardo-Welt – wir können uns auch einen Ausstieg aus dieser Welt, der einen
Ausstieg aus Wissenschaft und Technik bedeuten würde, nicht erlauben. Denn nach
der Leonardo-Welt, wenn sie denn vergehen sollte, käme nur wieder eine
vermeintlich ‚natürliche Welt‘, und diese würde den Menschen nicht lieben,
sondern mit ihm aufräumen…
Wie es sich für einen deutschen Philosophen geziemt, sieht Mittelstraß sich
als Mitwirkenden an dem von Immanuel Kant begonnenen Projekt. Kant habe alle
relevanten Fragen zumindest gestellt, wenn nicht sogar beantwortet. Hier geht
es darum, ob wir überhaupt in der Lage sind, uns als kognitives System selbst zu
erkennen und zu beschreiben. Mittelstraß unternimmt auf jeden Fall einen
Versuch.
Das Besondere an der Leonardo-Welt ist, dass sie unfertig ist. Sie
entwickle sich weiter. Dabei macht der Mensch mit sich selbst keine Ausnahme. Homo
faber habe seine eigene Evolution in die Hand genommen. Ob das gut geht, sollte
man fragen. [Selbst wenn noch so viele Leute fragen würden, kämen wir der
Antwort keinen Schritt näher. Mit Fragen allein ist wenig getan]. Ebenso äußert
Mittelstraß Bedenken, ob die Wissenschaft wirklich in der Lage sein wird, alles
zu erklären. Sollte es wirklich keinen Rest geben, keinen Teil, über den wir
nicht verfügen können, etwas was nicht machbar ist? Aus seiner philosophischen
Sicht sei es besser, sich eine Welt vorzustellen (oder zu wünschen), die sich
ihrer Grenzen und ihrer Unvollkommenheit bewusst ist. Das bekomme dem Menschen
besser, das sei humaner.
Für uns Ingenieure bietet er noch Stoff zu der Allerweltfrage: Was ist der
Unterschied zwischen Entdecken und Erfinden? [Ich habe immer wieder darüber
geschrieben]. Oder, wie hängen Denken und Konstruieren zusammen? Wir könnten nämlich
nur Konstruieren, was wir denken können. [Mein Deutschlehrer auf dem Gymnasium
ärgerte mich schon vor 60 Jahren, als er meinte, dass ohne Sprache kein Denken möglich
sei]. Was ich dazu bei Mittelstraß lese, ist eigentlich keine Hilfe. Ich denke
weiterhin primär assoziativ. Anschließend kümmere ich mich um Nutzen und Logik.
Die zweite Referenz ist so zu sagen eine Modernisierung oder Aufwärmung
des Themas angesichts des Erfolgs des Internets. Auch hier zuerst einige Passagen:
Der moderne Mensch ist Wissenschaftler,
Ingenieur und Künstler zugleich – wie Leonardo da Vinci, einer der ersten der
Modernen – und seine Welt, so betrachtet, eine Leonardo-Welt. Es ist eine Welt,
die das Werk des Menschen ist, und eine Welt, in der sich der Mensch als homo
faber ständig in seinen eigenen Werken begegnet…
Die Instrumente lösen sich von ihren
Nutzungsfunktionen, sie verselbständigen sich, kommunizieren untereinander,
z.B. in Form des so genannten 'Cyber Physical System', revolutionieren die
Produktions- und Konsumptionswelt, treiben aber auch den Nutzer vor sich her…
Dabei ist es insbesondere die Gehirn-Computer-Schnittstelle,
die die Phantasie befeuert: das menschliche Bewusstsein soll in Form digitaler
Speicher 'hochgeladen' werden und auf diese Weise zu neuen Existenzformen
führen…
Was, so wird man sich fragen dürfen, lohnt dann noch, über
das zukünftige Internet nachzudenken? Es wäre eine Zukunft ohne den Menschen
und damit – nur der Mensch hat und weiß um Zukunft – keine Zukunft. Die
Leonardo-Welt schafft sich ihre eigene Karikatur…
Mittelstraß hat den Eindruck, dass die artifiziellen Strukturen zunehmen.
Es geschehe eine ‚Aneignung des Menschen durch die von ihm geschaffene Welt‘.
Am Ende gebe es keinen Platz mehr für Menschen. Bill Joy und Ray Kurzweil
lassen grüßen. Meine Reaktion: Für wie dumm halten Philosophen uns Ingenieure
eigentlich? Oder anders gesagt, dürfen nur Philosophen gewagte Extrapolationen
machen? Durch das Internet, aber auch durch Talkshows, triumphiere Information
über Wissen. Auch die dauernde Gegenwart und Gleichzeitigkeit überfordere den
Menschen. Seine Autonomie gehe verloren. Wir bräuchten Kontext und Urteilskraft.
Sie würden vom Internet nicht geliefert. [Ich frage mich, wer das behauptet
hat. Als positive Gegenbeispiele kämen da natürlich alle seine Beiträge in Betracht - und meine].
Zur Begründung seiner Sorge führt Mittelstraß an, dass es mit der Urteilskraft
der Gesellschaft nicht zum Besten bestellt sei. Es gehe darum, diese zu
schärfen. Man müsse Vernunft von Unvernunft trennen. Man müsse gegen
Betriebsblindheit und Tunnelblick schützen. Auch solle man sich vor selbst
ernannten Propheten hüten. Auch trotz Mittelstraß bleibt es uns Elenden nicht
erspart, weiter zu warten. Jedes Zeitalter bringt hoffentlich neue Propheten. Der Leonardo-Mensch ist nicht mehr zu stoppen.
Denn, wer ‚an einen Stern gebunden ist,
kehrt nicht um‘. Das ist die düstere Vorahnung, an die auch Mittelstraß zu glauben
scheint. Dass seine eigenen, oft idealistischen und überlieferten Maßstäbe nicht allein ausschlaggebend sein können, drückt er so aus: Überkommene Ideale schreiben fest, Wissenschaft bewegt. Wenn man unter Wissenschaft auch Naturwissenschaft und Technik versteht, dann stimme ich dem voll zu.
Am 31.3.2013 (also
vor einigen Tagen) schrieb Peter Hiemann aus Zarzis in Tunesien:
Ein Bekannter hat mir bei einem Besuch in
Grasse ein Buch mit dem Titel „Der Mensch –
Evolution, Natur und Kultur“ hinterlassen. Das Buch enthält Beiträge zu einer Tagung
des VBIO (Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin) in Dresden
anlässlich des Darwin-Jahres 2009 zum Thema „Darwin – Die Evolution und unser
heutiges Bild vom Menschen“. In dem Buch kommen viele Autoren aus verschiedenen
Wissenschaftsdomänen zu Wort. Ein Vortrag dieser Tagung könnte Sie speziell
interessieren: Jürgen Mittelstraß hat einen Beitrag mit dem Titel „Evolution und die Natürlichkeit des Menschen“
beigesteuert.
Meine Kommentare zu Mittelstraß' Beitrag:
Mittelstraß' Aussagen scheinen auf einer
ziemlich unvollständigen, vielleicht sogar einseitigen Analyse
wissenschaftlichen Verfahren und Projekte zu basieren. Er scheint der Meinung
zu sein, dass viele Wissenschaftler das Thema Evolution nicht adäquat
behandeln.
Er kritisiert, dass eine dominierende
Mehrheit (?) wissenschaftlicher Vertreter “assistiert von der modernen
Hirnforschung, die Vorstellung vertritt, es sei die Biologie, die alles
erklärt, - den Menschen nicht nur in seiner biologischen Natur, sondern auch in
seinem Denken, Fühlen und Hoffen, kurzum , auch in allem, was zu seinem
Selbstverständnis gehört“. Er vermutet, dass eine Mehrheit (?) technisch
orientierter wissenschaftlicher Vertreter die Ansicht vertritt, dass „der
Mensch vermeintlich alles kann und alles beherrscht, seine biologische Natur
eingeschlossen“. Zitat: „Offenbar soll auf der Seite unserer
wackeren Post- und Transhumanisten, Gott gespielt werden, auf der Seite
übereifriger Darwin-Jünger, die Natur zum alleinigen Gott erhoben werden.“
Auf Grund meiner [Peter Hiemanns] Studien bin
zu der Erkenntnis gelangt, dass moderne Evolutionstheorie weit über Darwins
grundlegende Vorstellungen hinausgeht. Insbesondere hat die moderne Genetik
viele neue theoretische Ansätze und Erweiterungen geliefert. Aus meiner Sicht
gibt es keine wissenschaftlich ernstzunehmenden „übereifrigen Darwin-Jünger“
und „moderne Hirnforscher“, die die Vorstellung vertreten, dass
Molekularbiologie alles erklärt. Und ich kenne auch keine ernstzunehmenden
Vertreter wissenschaftlicher Domänen, die die Natur „zum alleinigen Gott
erheben“ oder gar „Gott spielen“ wollen.
Mittelstraß' Polemik hinsichtlich „zum Gott
erheben“ und „Gott spielen“ halte ich für überzogen und beruht vermutlich
darauf, dass Mittelstraß nicht klar zwischen dem biologischen und dem
kulturellen Wesen des Menschen unterscheidet. Aus meiner Sicht repräsentieren
religiöse und andere weltanschauliche Vorstellungen individuell erworbene
Ansichten und Verhaltensweisen, die auf individuellen kulturellen Erfahrungen basieren.
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist die Arbeitshypothese berechtigt, dass
individuelle Denk- und Verhaltensweisen mit bestimmten (noch nicht
verstandenen) individuellen neuronalen Zuständen korreliert sind.
Ich teile übrigens Mittelstraß' Kritik an
Wissenschaftlern, die die These des „intelligent design“ vertreten, und auch
ich halte nichts von den Vertretern des sogenannten „Post- und
Transhumanismus“.
Letztere können offensichtlich nicht begreifen, dass nur solche Systeme
evolutionären Entwicklungen zugänglich sind, die implizit die Fähigkeiten
besitzen, sich selbst zu versorgen, zu erhalten, zu regenerieren und
selbstständig eine neue Generation ihrer selbst in die Welt zu setzen. Sie
haben auch nicht begriffen, dass Evolution und Fortschritt nicht
gleichbedeutend sind. Ich bin nicht sicher, ob auch Mittelstrass zwischen
beiden Begriffen klar unterscheidet. Es gibt keine evolutionäre Entwicklung
eines Systems ohne die Prozesse Geburt, Entfaltung und Tod, die sich zyklisch
wiederholen müssen. Wenn der Zyklus unterbrochen wird, aus welchem Grund auch
immer, stirbt ein System aus. 99,9 Prozent aller jemals existierender
biologischer Systeme sind wieder ausgestorben. Wir kennen auch viele kulturelle
Systeme, die "ausgestorben" sind.
Zum Schluss eine generelle Beobachtung
hinsichtlich Mittelstraß' Denkansatz zum Thema „Evolution“. Dieses Thema
erfordert eine sehr dynamische und zeitliche Perspektive, die ich in Mittelstraß'
Beitrag vermisst habe. Wer über Evolution nachdenkt, versucht zu verstehen, wie
während einer zeitlichen (historischen) Entwicklung aus welchen Gründen was
entstanden ist. Mittelstraß' Ausführungen enthalten keine Hinweise über
Prozesse, die sich in evolutionären Phänomenen manifestieren.
Stattdessen
bietet er philosophische „Bandwurmsätze“ über "die moderne
erkenntnistheoretische und anthropologische Entwicklung": „Der Pico'schen
Charakterisierung des Menschen als „Bildhauer seiner selbst“ entspricht bei
Friedrich Nietzsche die Definition des Menschen als des „nicht festgestellten
Wesens und seine Bestimmung über den Begriff der exzentrischen Positionalität
(im Unterschied zur selbstdistanzlosen zentrischen Positionalität des Tieres)
bei Plessner, der Kepler'schen Charakterisierung des mit Gott in
paradigmatischer Weise konkurrierenden Homo faber die moderne Vorstellung
wissenschaftsgestützter technischer Kulturen, in denen der Mensch nach seinen
und in seinen Konstruktionen nicht nur die Welt schafft und erkennt, sondern
auch sich selbst.“
Welch ein Unterschied zu philosophischen
Aussagen Metzingers über das „Phänomenale Selbstmodell“ auf der Basis der
Neurowissenschaft des Bewusstseins!
Am 4.4.2013 schrieb
Hartmut Wedekind aus Darmstadt:
…im Übrigen: Mittelstraß hat nicht nur über die Leonardo-Welt
geschrieben. Universitäten,
Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftspolitik, Interdisziplinarität etc. sind
nur einige Beispiele für Themen aus seinem großen Spektrum. Aber ich nehme an,
Sie wollen nur das herausheben, was in den Ingenieurbereich hineinragt. Hier hat er
noch Diverses über Wissen und Information geschrieben. Das schöne Bild, das wir
zu Wissenszwergen und zu Informationsriesen werden, stammt von ihm. Ich habe etwa
acht Suhrkamp-Bände von ihm. Bestechend, auch in seinem Auftritt, ist immer
seine Eleganz.
Wissenschaftstheorie (englisch immer noch
konventionell "Philosophy of Science" ) ist eine zuletzt
stattgefundene Auswanderung aus dem großen Haus der Philosophie. In dem Haus
waren früher alle außer Juristen, Theologen und Medizinern. Mathematik, Physik, Chemie, Biologie,
Ökonomie ̶ alle haben das Haus verlassen. Was ist
geblieben? Eigentlich nur noch die "Gott-und-die-Welt-Philosophie.“
Wissenschaftstheorie ist keine
Erkenntnistheorie. Man redet über (meta) Wissenschaft. Also ist es eine
Meta-Wissenschaft. Mittelstraß hat einmal selbst-bespöttelnd gesagt "Oh, wir Meta-Meier". Er will
damit sagen, dass Wissenschaftstheoretiker ohne die Wissenschaften wie ein
Lahmer sind; die Blinden, die Wissenschaften müssen ihn tragen. Das ist das berühmte Bild vom
Blinden und Lahmen.
Am 5.4.2013 schrieb Peter Hiemann aus Zarzis:
AntwortenLöschenNach meiner Einschätzung sind heute aktive „Mathematiker, Physiker, Chemiker und Biologen“ vermutlich nicht aus dem „großen Haus der Philosophie“ ausgewandert, sondern sie haben es vermutlich gar nicht betreten, weil sie sich davon keinen Erkenntnisgewinn versprechen. Die generelle Aussage, dass sie deshalb zu „Informationsriesen“ jedoch auch zu „Wissenszwergen“ geworden sind, halte ich für eine Behauptung, die sich lohnt zu hinterfragen.
Vielmehr müssen alle wissenschaftlich Interessierten zur Kenntnis nehmen und akzeptieren, dass die Komplexität und Menge an naturwissenschaftlichen Fakten derart zugenommen hat, dass wesentliche Zusammenhänge und Erkenntnisse nur noch mit komplizierten technischem Hilfsmitteln (z.B. Hubble Teleskop, CERN Detektoren, DNA Sequenzierautomaten, Computertomographen) analysiert bzw. erzielt werden können.
Ich würde erwarten, dass heutige Philosophen die komplexen naturwissenschaftlichen Fakten für ihre Aussagen verwenden.
Die Situation der Ökonomie bzw. deren fragwürdigen Grundlagen ist ein anderes Kapitel. Ich habe in einem früheren Beitrag mich einer Kritik von Karl-Heinz Brodbeck angeschlossen. Ich behaupte nach wie vor, dass ökonomische Prozesse nicht ausschließlich mit naturwissenschaftlichen Methoden verstanden werden können. Luhmanns soziologische Systemansätze könnten auch für heutige Philosophen interessant sein.
Es wäre interessant, mehr über Mittelstraß' kritische Einschätzungen der heutigen wissenschaftlichen Domänen wie „Universitäten, Wissenschaftsgeschichte, Wissenschaftspolitik, Interdisziplinarität etc.“ zu erfahren.
NB (Bertal Dresen): Diese Arbeiten von Mittelstraß sind in seiner Literaturliste leicht zu finden.
Ebenfalls am 5.4.2013 schrieb Hartmut Wedekind aus Darmstadt:
AntwortenLöschenBerühmte Wissenschaftstheoretiker von Format waren z.B.: Albert Einstein, Ernst Mach, Karl Popper, Gustav Robert Kirchhoff, Carl Friedrich von Weizsäcker, David Hilbert etc.
Zugegeben: Die aufgezählten Berühmtheiten stammen mehrheitlich aus dem physikalisch-naturwissenschaftlichen und mathematischen Bereich. Es gibt aber auch viele andere: z.B. Hugo Dingler, Hans Albert usw. usw. Die Erlanger und Münchener und Wiener will ich gar nicht erst aufzählen.
Es ist halt so: Wissenschaftler, wenn sie jahrzehntelang Wissenschaft betrieben haben, fangen an, über ihre Tätigkeit zu reflektieren. Das ist nichts Schlimmes.
Wissenschaftstheorie gehört zu den Reflexionswissenschaften. Andere Refexionswissenschaften per se sind z.B.: Theologie, Philosophie, Soziologie, Geschichte ,Kunstgeschichte, etc.
Typisch ist: Mit Refexionswissenschaften kann man kein Geld verdienen, es sei denn man wird Berater. Auf jeden Fall: Man steht außerhalb, was Pensionäre und sonstige Ruheständler nicht stören sollte. Reflexionswissenschaften gehören in der Regel nicht zu den Notwissenschaften im Lorenzenschen Sinne. So gesehen sind sie freie Wissenschaften. Wenn Refexionswissenschaften wegfallen, stürzt die Welt nicht zusammen. Es geht auch eine gewisse Zeit wenigstens ohne sie, eben unreflektiert.