Freitag, 4. Juli 2014

Die dreieinhalb Jahre dieses Blogs – statistisch gesehen

Dieser Blog beschäftigt mich noch immer. Da außer Hans Diel, Peter Hiemann und Hartmut Wedekind zwei weitere frühere Kollegen, Manfred Roux und Klaus Küspert, sich in ganz erstaunlicher Weise eingebracht haben, muss ich eigentlich immer im Plural reden. Es ist eindeutig ein Autorenteam, das hinter diesem Blog steht. Keine Frage, wir leben noch. Um einen Vergleich mit früheren Statistiken anstellen zu können, werde ich die Struktur der bisherigen Berichte beibehalten. Die heutigen Daten basieren auf dem Stand von 2.7.2014.

Besucherzahlen und Herkunft

Die Zahl der Besucher (Seitenaufrufe) des Blogs hat sich von 28.024 im zweiten Halbjahr 2013 auf 28.484 im ersten Halbjahr 2014 kaum erhöht. Insgesamt stieg die Zahl der bisherigen Besucher von 81.883 auf 110.367. Das entspricht etwa 150 Besuchern pro Tag oder 4700 pro Monat. Damit scheint unsere Wachstumsphase zu Ende zu sein. Unser Potential scheint ausgereizt zu sein.


Besucher und deren Herkunft (über Gesamtzeit des Blogs)

Bei der Verteilung der Leser auf Länder hat sich kaum etwas geändert. Die Ukraine und die Schweiz haben ihre Positionen vertauscht. Das Vereinigte Königreich hat kräftig zugelegt. Polen war bisher nicht unter den ersten zehn Ländern. Vergleichsdaten sind daher nicht ausgewiesen (Abk. NA).

Themen und ihre Beliebtheit über die Gesamtzeit

Sehr interessant ist immer wieder die aus den nachgewiesenen Besucherzahlen abzuleitende Beliebtheit der Themen. Die beiden Spitzenreiter ziehen weiter ihre Bahn. Die beiden nächsten sind auch alte Bekannte. Auf Platz 5 liegt das Interview von Manfred Roux mit Klaus Küspert von Anfang Juni. Wir wissen nicht, ob das Thema so brennend ist, oder ob Klaus Küspert seine große Fan-Gemeinde (sprich Alumni) mobilisiert hat. Man hat das Interview, das ich mit Hasso Plattner im September führte, bereits überholt.


Spitzenthemen über Gesamtzeit

Alles, was nach Berufsberatung riecht, steht hoch im Kurs. IBM und Informatik halten sich gut. Meine ‚schöngeistigen' Themen werden jedoch auch geschätzt, etwa Geschichte und Reisen.

Aktuelles Geschehen im letzten Halbjahr

In der vorhergehenden Tabelle dominieren eindeutig die alten Schätze. Deshalb habe ich eine neue Tabelle produziert, die nur die Spitzenreiter des letzten Halbjahrs zeigt. Es ist ein gleitender Ausschnitt über die Masse von Daten.


Spitzenthemen letztes Halbjahr

Hier erkennt man, dass es eine Mischung von Alt und Neu ist, die konsumiert wird. Ich habe die Grenze bei 180 Zugriffen gezogen. Wären die Zugriffe über die Zeit gleichverteilt, sind das die Beiträge, die mehr als einmal pro Tag nachgefragt wurden. Hier ist das Spektrum der Themen breiter. Es kommen auch die Beiträge zum Vorschein, die sich mit aktuellen politischen und wirtschaftlichen Themen befassen, etwa der Energie-Wende und der Europa-Wahl. Ein Drittel der Spitzenreiter sind jedoch ältere Beiträge.

Die grafische Darstellung der Zugriffshäufigkeit aller 335 Beiträge erspar ich mir. Der Aufwand zum Erstellen der Grafik wird immer größer. Jede neue Version der Grafik bestätigt nur die alte Weisheit, dass im Internet ‚lange Schwänze‘ (engl. long tails) die Regel sind. Wo es Ausreißer gibt, ist sekundär. Die durchschnittliche Zugriffhäufigkeit liegt inzwischen bei 203 Seitenaufrufen, der niedrigste Wert noch bei 22.

Gedanken eines Blog-Methusalems

Das Wort Methusalem verwende ich im doppelten Sinne. Bloggen ist meist ein Geschäft, das aus einer Laune heraus entsteht, und schon nach kurzer Zeit nachlässt. Vier Jahre ist für einen Blog eine Ewigkeit. Auch gibt es vermutlich wenig Blogger, die meine Zahl der Lebensjahrzehnte auf dem Buckel haben. Aber wer weiß das schon.

Verglichen mit der Zeit, als ich in Fachzeitschriften veröffentlichte, habe ich beim Bloggen das Gefühl, so ziemlich mein eigener Herr zu sein. Herr heißt hier Hauptherausgeber und Verleger. Dabei akzeptiere ich die Ansichten von einigen Kollegen fast blind, da sie fast immer meine Sicht ergänzen. Ich habe noch keinen  einzigen Beitrag abgelehnt. Allerdings habe ich einmal – wenn auch schweren Herzens – beim fünften Kommentar vom gleichen Absender zum gleichen Beitrag sagen müssen, jetzt reicht es aber. Als ich früher bei einer Fachzeitschrift der Hauptherausgeber war, musste ich noch sehr auf den Verlag oder die Fachgesellschaft Rücksicht nehmen. Da musste ich schon mal Beiträge ablehnen, obwohl sie mir gefielen. Der Verlag glaubte, er sei es seinem Image schuldig, dass z.B. nichts Geschäftsschädigendes oder rein Modisches gedruckt wird. So etwas kenne ich nicht, wenn es ums Bloggen geht.

Ich werde immer wieder gefragt, wer die Adressaten von Bertals Blog eigentlich seien. Meine Antwort lautet: Es kommt ganz auf das Thema an. Sehr konkret wird es, wenn ich mich an meine Enkel sowie die Enkel meiner Geschwister wende. Viele von ihnen fragen mich um Rat, wenn ich sie treffe, oder sie schreiben mir eine E-Mail. Die Antwort, die ich mir meist etwas überlege, landet sehr oft direkt im Blog. Was ich meinen Enkeln rate,  ̶  so denke ich  ̶  kann auch für andere Jugendliche von Nutzen sein.

Da ich fast mein ganzes Berufsleben bei IBM und in der Informatik verbracht habe, stehen natürlich diese Firma und dieses Fachgebiet immer wieder zur Diskussion. Ein Enkel meines Bruders und ein eigener Enkel interessieren sich derzeit etwas für Informatik. Eine Enkelin hat sich  ̶  so wie ihre Mutter  ̶  trotz meiner Werbung für Informatik für Elektrotechnik entschieden und kommt ganz gut zurecht. Ich will ihr dabei den Rücken stärken. Ich rate eher zu MINT-Fächern (engl. STEM) als zu Kunst und Journalismus. Beim Thema Biologie war es der 18-jährige Enkel meines Bruders und dessen Mutter, die mich um Berufsberatung baten. Der junge Mann möchte gerne Biologie inklusive Genetik studieren. Seine Mutter, eine Freundin einer grünen Ministerin, rät ab. Er könnte ja bei Monsanto landen und genverändertes Saatgut oder gar Pflanzengift vertreiben. Der Kompromiss, der gefunden zu sein scheint, heißt Pharmazie-Studium.

Zu den Adressaten im weiteren Sinne rechne ich vor allem die 'lieben' Fachkollegen. Die an den Hochschulen leiden unter dem Minderwertigkeitsgefühl vieler Ingenieure gegenüber den Geistes- und den Naturwissenschaften. Ingenieure wurden 100 Jahre später als Physiker und Chemiker als Akademiker akzeptiert. Im Altertum gab es nur Mathematiker und Philosophen, auch keine Physiker und Chemiker. Dummerweise haben viele Hochschullehrer ein gespaltenes Verhältnis zur Praxis. Sie reden gerne mit Praktikern, wenn es um Geld geht. Am liebsten möchten sie sich aber nicht die ‚Finger schmutzig‘ machen. In technischen Fächern ist das fatal. Den Kollegen in der Praxis fehlen oft die Zeit und das Interesse, um etwas über den Zaun zu schauen. Menschen lassen sich von vielerlei Dingen leiten. Wissenschaft und Wirtschaft sind nicht für alles zuständig. Als Rentner und Senior sieht man manche Dinge etwas gelassen. Es auch sagen zu dürfen und zu können, ist ein Privileg, dessen man sich erfreut.

Es bleibt noch das große Gebiet der Politik und der Soziologie, oder ganz allgemein der Gesellschaftskritik. Hier rede ich als Konservativer gegen Linke und Piraten. Auch glaube ich, dass sich meine beiden längeren USA-Aufenthalte auf mein Weltbild ausgewirkt haben. Ich habe etwas gegen Nazis oder Europa-Zentralisten. Schließlich kommen noch meine Hobbys zum Vorschein. Dazu gehören Geschichte und Reisen. In dem ganz am Anfang erwähnten Autorenteam hat jeder andere Schwerpunkte und Präferenzen. Entsprechend divers sind die Zielgruppen, die sie adressieren. Der Blog selbst wird dadurch farbiger und unterhaltsamer.

Da die  Leser des Blogs nicht bezahlen, können sie auch keine Ansprüche stellen. Da die Zahl der Leser in der Regel zwischen 50 und 500 schwankt, weiß ich nicht, wer was gerade liest. Ich denke insgeheim immer an die Leser in Chile, Ghana und Tadschikistan, bei denen Deutsch nicht ihre Muttersprache ist. Ich möchte sie nicht ganz enttäuschen. Der Begriff Leser ist hier schon fast übertrieben. Nicht jeder, der einen Blog-Beitrag anklickt, liest ihn auch.  Genau so ist nicht jeder, der in einer Zeitschrift blättert, automatisch ein Leser. Ein Teil der Leute wird sich mit der im Blog geäußerten Meinung auseinander setzen. Von den allerwenigsten Lesern gibt es Feedback. Wenn es ihn gibt, kann das ein Jahr oder länger dauern. Man stieß irgendwann zufällig auf den Beitrag (siehe oben) und fand ihn gut.

Soviel lässt sich sagen: Leser finden alles gut, was ihnen hilft. Sie mögen kein Blabla, kein Nachbeten bereits veröffentlichter Meinungen. Sie suchen originäre Erfahrungen und ein authentisches, ja fachmännisches Urteil. Man muss nicht für alles ein Rezept haben. Einzugestehen, dass man etwas nicht versteht, beruhigt Leute, welche dieselben Schwierigkeiten haben. Es ist gleich, ob dies persönliche, politische, wirtschaftliche oder wissenschaftliche Fragen betrifft.

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