Nach der weihnachtlichen Bescherung von Kindern und Enkelkindern
durfte der Großvater dieses Jahr eine kurze belehrende Ansprache für die
Familie halten. Um der Gelegenheit gerecht zu werden, musste er sich kurz
fassen. Hier die vollständige Version.
Rolle des Geldes
Geld ist nicht nur das, was einem täglich begegnet. Münzen sind
gerade dabei auszusterben. Papiergeld ist als Nächstes dran. Was uns bleibt,
ist Buchgeld. Bezahlen wird man nur noch digital. Das dafür wichtigste Gerät
ist das Smartphone. Es ist nicht nur Uhr, Navi, Radio oder Fernseher. Es ist
auch Portemonnaie. Andere Computer lassen sich für diesen Zweck auch verwenden
– allerdings meist nur mit Einschränkungen. Eine ist, dass man sie nicht in der
Hosentasche herumtragen kann. Es kann aber auch sein, dass bestimmte
Fähigkeiten fehlen, wie etwa ein QR- oder Barcode-Scanner.
Ein geringer Teil des auf Konten verfügbaren Geldes ist außerhalb
von Banken entstanden. Die Banken schaffen laufend neues Geld, und zwar durch
die Vergabe von Krediten. Sobald ein Kredit zugeteilt ist, ist der Unterschied
zu andern Geldquellen nicht mehr sichtbar. Jeder Kredit hat eine beschränkte
Laufzeit. Es können dies 50-100 Jahre sein. Danach kann er aber durch einen
neuen Kredit abgelöst werden. Die Kredite, die normale Banken ausgeben, lassen
diese sich durch Güter der Realwirtschaft decken, d.h. absichern. Dennoch kann
das durch Kredite geschaffene Geld den Wert aller Güter der Realwirtschaft
überschreiten.
Zinspolitik der Währungsbanken
Die für uns maßgebenden Währungsbanken (Fed, EZB) haben die
Aufgabe, den Wert ihrer jeweiligen Währung (US-Dollar, Euro) zu schützen. Ihre
Hauptsorge ist eine Deflation. Das ist ein Zustand fallender Preise. Dann hat die
Realwirtschaft keine Motivation zu investieren. Dieses Risiko wird abgewendet,
indem man 2% Inflation zulässt. Früher glaubten die Währungsbanken, dass sie
das im Umlauf befindliche Geld in Grenzen halten müssten. Bei Buchgeld besteht
diese Notwendigkeit nicht. Das Anwachsen der Geldmengen ist keine Inflation.
Die Währungsbanken erteilen den Geschäftsbanken ihrerseits
Kredite, ohne dass dafür Kosten anfallen. Anstatt früherer 5-6% zahlen die
Geschäftsbanken jetzt 0% Zinsen (Lombardzinsen genannt) an die Zentralbank. Im
Extremfalle werden sogar negative Zinsen erhoben, d.h. die Zentralbank bestraft
das Horten von Geld. Geschäftsbanken gehen in derselben Weise mit ihren Kunden
um, also den Unternehmen und den Privatpersonen. Geld ist ein Schmiermittel der
Wirtschaft. Nur das zählt, sonst nichts. Schmiermittel zu horten, ist von Übel.
Im Gegensatz zu dem, was oft in der Presse verlautet, ist die Nullzinspolitik
der Banken das Beste, was Sparern passieren kann. Man sollte Mario Draghi in
Frankfurt ein Denkmal setzen, anstatt ihn zu beschimpfen. In einem früheren Blog-Beitrag
schrieb ich dazu:
Durch die Politik des billigen Geldes werden Leute, die sich
bisher keine Gedanken darüber machten, wo man Geld nützlich verwenden könnte,
plötzlich gezwungen selbst nachzudenken oder sich klug zu machen.
Es erscheint mir schon merkwürdig, wenn namhafte Autoren und
Wissenschaftler dafür argumentieren, dass es gut sei, wenn man ihr Publikum
dumm halte.
Anlage in guten Firmen
Es ist eine beliebte Form der Volksverdummung, wenn man die Mär
verbreitet, dass Geld ‚arbeitet‘. Weder Münzen, noch Scheine, noch Buchgeld tun
etwas. Auch dann nicht, wenn es bei Banken auf einem Sparbuch-Konto liegt. Geld
arbeitet nur, wenn es von guten Firmen aus der Realwirtschaft genutzt wird.
Banken könnten dabei helfen, diese Firmen zu finden. Sie tun dies aber immer
weniger. Der Grund: Sie haben den Kontakt verloren.
Kriterien für gute Firmen sollte jedes Kind kennen. Die zwei
wichtigsten seien hier genannt. Nummer Eins heißt: Der Gewinn der Firma muss
ausreichen, um seine Schulden zu bezahlen. Im Fach-Jargon: EBITA (Gewinn vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen, engl.: earnings
before interest, taxes and amortization) muss positiv sein, und das über
mehrere Jahre hinweg. Nummer Zwei heißt: Das Geschäftsmodell muss Sinn machen,
d.h. die Firma sollte etwas anbieten, was Kunden gebrauchen können und was
ethisch oder moralisch einwandfrei ist.
Vier besonders gute Beispiele
Im Folgenden seien kurz vier Firmen aus der Informatik-Branche
erwähnt, einer Branche, die ich zufällig recht gut kenne. Es gibt gute Firmen
in vielen Branchen, große und kleine Firmen, alte und neue.
- IBM: Für große Rechner erschloss man außer technisch/wissenschaftlichen auch kommerzielle Anwendungen. Dann erfand man den PC und Programme als Produkte. Beides überließ man anderen. Damit verlor die IBM-Aktie schnell ihre Attraktivität.
- Apple: Steve Jobs sah im Telefon einen Computer und packte beide zusammen. Er nahm stolze Preise, so wie einst IBM. Dann begann er damit, Musik online zu verkaufen. IBM war sich zu schade dafür.
- Google: Die zwei Stanford-Studenten Jerry Page und Serge Brin machten aus ihrer Dissertation ein Produkt, die beste Suchmaschine der Welt. Sie verkauften Werbeplatz in der Nachbarschaft von Suchbegriffen. Sie versteigerten sozusagen unsere Sprachen. Außerdem können sie sagen, welche Werbung gelesen wird – was kein klassischer Werbeträger kann − und lassen sich das bezahlen. Sie rechnen dafür Bruchteile von Pennies ab. Erst die Masse macht dann – wie so oft − das Geschäft.
- Amazon: Jeff Bezos war an der Wall Street tätig, als das Internet aufkam. Da er seinen Chef vom Potential desselben nicht überzeugen konnte, machte er sich selbständig. Zuerst verkaufte er Bücher, danach Alles, was sich online verkaufen lässt. Das Internet schlägt den ortsgebundenen Einzelhandel haushoch durch bessere Information und besseren Service. Bezos konzentrierte sich immer nur auf Marktanteile. Rendite war ihm sekundär.
Ich habe über diese Firmen ausführlich in diesem Blog geschrieben.
Ich selbst hatte bzw. habe Aktien aller dieser Firmen. Sie haben mir sehr viel
Freude gemacht. Hier eine Übersicht über die Jahresschlusskurse:
Zwei recht gute deutsche Firmen
Bei der Aktie der Firma Allianz konnte man in fünf Jahren
bescheidene 300% Kurssteigerung mitnehmen. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken
gibt es keine Aktien, sondern nur Genossenschaftsanteile. Hätte man Nicht-Genossen
reingelassen, wären die Genossen möglicherweise zu schnell reich geworden und
damit untreu.
Nicht so gute Firmen
Wo es gute Firmen gibt, gibt es auch schlechte. Wenn der Staat
einschreitet, um zu helfen, ist es meist recht schlimm oder schon zu spät. Ein
Beispiel aus der Bankenbranche heißt Commerzbank. Und wer gibt noch einen
Pfennig für die einst so berühmte Deutsche Bank?
In unserer Branche sehe ich die Firma Facebook
als ein Übel an. Diese Firma hat ein Geschäftsmodell, das man als
unethisch bezeichnen darf. Sie verdient ihr Geld mit der persönlichen
Information, die Nutzer ihr über sich selbst geben oder gegeben haben. Auch
darüber habe ich in diesem Blog ausführlich geschrieben.