Eigentlich wollte ich diesen Blog nicht dazu verwenden, um über politische Tagesfragen zu diskutieren. Gestern berichtete mir meine 16-jährige Enkeltochter, dass das Thema Plagiate in ihrer Schulklasse gerade heftige Wellen aufwirft. Aus gegebenem Anlass wurde darauf verwiesen, dass auch in Zukunft abschreiben aus dem Internet (oder von einer Mitschülerin) nicht erlaubt sei.
Heute kam dann noch der GI-Präsident mit einer Presseverlautbarung und meinte, dass „der aktuelle Umgang der Bundesregierung mit einem öffentlich nachgewiesenen und durch die Universität bestätigten Plagiatsfall es praktisch unmöglich mache, Schüler und Studierende in Zukunft für den korrekten Umgang mit geistigem Eigentum zu sensibilisieren“.
Mir ist klar, was Herr Jähnichen sagen will, und gebe ihm inhaltlich Recht. Ich würde die Sache allerdings etwas anders formulieren. Durch den in Berlin in dieser Weise behandelten Fall ergibt sich für alle Lehrer die Möglichkeit, darauf hinzuweisen, dass auch populäre Politiker Fehler machen. Den ersten Fehler hat der promovierte Baron gemacht. Einen fast ebenso schlimmen Fehler machte seine Chefin, indem sie sagte, ich habe diesen Mann nicht als Wissenschaftler beschäftigt, sondern als Verteidigungsminister. Und Fehler sind dazu da, um daraus zu lernen.
Jede Menge Analogien bieten sich an. Man kann sich einen Firmenchef vorstellen, der sagt, ich habe diesen korrupten Kerl ja nicht als Buchhalter eingestellt, sondern als Chefprogrammierer, oder eine Schulleiterin, die beteuert, dass sie einen Kinderschänder gerne weiter beschäftigen möchte, da sie sonst keinen Wartungstechniker mehr hätte.
Dass die Opposition Zeter und Mordio schreit, hilft nicht weiter. Da überwiegt die pure Schadenfreude. Eine Chance hätte der Bundespräsident, der ja über den Parteien steht. Er könnte die Situation retten, indem er sagt, so geht es nicht. Für den jungen Mann gäbe es dann noch die Möglichkeit, nach drei Jahren im Hinterzimmer oder im eigenen Betrieb einen neuen Start in der bayrischen Provinz hinzulegen.
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