Sonntag, 6. Februar 2011

Wikileaks – das Thema musste kommen

Am 5.2.2011 schrieb mir Rudolf Bayer aus München:

….ich stochere seit 15 Minuten in Ihrem Blog rum, um rauszufinden, wie ich an der Diskussion teilnehmen kann, finde aber nur die Anmeldung, die zuallererst meine E-Mail Adresse verlangt, das möchte ich aber nicht, also kann ich nicht teilnehmen? Ich würde ganz gerne eine Diskussion über Wikileaks anstoßen, aber ohne meine E-Mail preiszugeben, bekomme schon genug Schrott.


Hier meine öffentliche Antwort:

Zunächst zum Vorgehen. Ich glaube, dass dieser Blogger ein hierarchisches System ist. Nur ich kann Diskussionen anstoßen, es sei denn man sendet mir den Text zum Starten, so wie dies Frau Heilmann, Herr Wedekind und Herr Schimpf heute taten. Ich platziere dann den Text gerne, evtl. mit meinen Kommentaren versehen. 

Erwartet wird, dass meine Leserinnen und Leser sich mittels der Kommentarfunktion direkt einklinken. Dazu müssen sie allerdings ein Konto haben – oder eröffnen -, das Google akzeptiert. Ich finde dies richtig. Man kann dann nämlich Leuten, die sich unflätig verhalten, das Mikrophon abschalten. Ich selbst habe für ganz bestimmte Anwendungen, so nur für BSCW und diesen Blog, ein eigenes Konto bei Google eingerichtet. Es kostet ja nichts. Außerdem verwende ich ein Pseudonym. Ich wickle alle Post über andere Konten ab. Dabei trenne ich zwischen normaler Kollegenpost, Lieferanten und Werbematerial und vertraulichen Sachen. Auf meinem iPhone fasse ich alle vier Konten wieder zusammen.

Jetzt zum Thema Wikileaks: Vor etwa vierzehn Tagen bot sich der Kollege Gottfried Vossen an, zu diesem Thema einen Chat zu führen. Da ich noch nie ‚gechattet‘ hatte, musste ich zuerst die entsprechende Client-Software installieren. Als ich nach 30 Minuten soweit war, dass ich hätte folgen können, war der Chat beendet. Hier bei meinem Blog kann das nicht passieren. Hier läuft keine Uhr. Wir können, wenn wir wollen, die nächsten fünf oder zehn Jahre lang diskutieren, vorausgesetzt ich – oder jemand anderes – betreibt diesen Blog so lange.

Lieber Herr Bayer, Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder Sie schicken mir Ihre Beiträge per E-Mail – ich hänge sie dann als Kommentar hier dran, so wie ich dies im Falle des Kollegen Heuser tat – oder Sie überwinden sich, und eröffnen ein Konto bei einem der fünf Unternehmen, die Google akzeptiert. Dann werden Sie von mir nicht mehr behelligt – es sei denn ich muss den Betreiber Ihres Kontos bitten, Sie vom Netz zu nehmen (siehe oben).
 
Also geben Sie uns einige kontroverse Anfangsargumente zu Wikileaks!

Nachtrag am 8.2.2011

Kollege Bayer hat Wort gehalten und ein Papier mit Fragen und Thesen zu Wikileaks geliefert. Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare.



3 Kommentare:

  1. Ich teile eine Reihe der Argumente von Herrn Bayer, möchte aber trotzdem die These aufstellen, dass Wikileaks für die 2010er Jahre werden könnte, was Der Spiegel für Deutschland zu Zeiten Rudolf Augsteins (insbesondere in den 1960er und 1970er Jahren) war. Natürlich wird auf Wikileaks nicht redaktionell wie beim Spiegel gearbeitet. Wir verdanken Augstein Dinge wie die berühmte Spiegel-Affäre, was Wikileaks in gewisser Weise und mit anderen Methoden fortsetzt.

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  2. Herr Kollege Bayer hat mich gebeten, diesen Kommentar für ihn einzustellen. BD

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    Der gestrige Beitrag in der ARD zeigt leider wieder deutlich, daß die Diskussion über Wikileaks von der Person Assange nicht mehr zu trennen ist. Der Streit zwischen Assange und Domscheit-Berg wird zu einem Gigantenstreit hochstilisiert, High Noon läßt grüßen.

    Grundsatzfragen werden dagegen nur am Rand aufgeworfen.
    Hier sehe ich Diskussionsbedarf, auch in der GI:

    * wann darf/soll/muß man enthüllen?
    * ein Dekalog für Enthüllungen wäre vielleicht hilfreich, aber letzlich ist das immer eine Gewissensentscheidung eines Einzelnen.
    * wie sollte eine Enthüllungsplattform aussehen?

    Auch Manning wurde der Beitrag nicht gerecht, für mich ist er die tragische Schlüsselfigur in der Kontroverse. Assange ist ein genialer Marketing Manager, der es geschafft hat, zum Politstar zu werden, und diese Rolle genießt er offensichtlich, mit Recht. Aber inzwischen ist nicht mehr klar, was eigentlich wichtiger ist, die Person Assange oder die ursprünglichen Ziele von Wikileaks.

    Die Reaktion in den USA beunruhigt mich sehr. Nach der ARD Darstellung wird von den Medien und manchen Politikern auf Assange eine Hetzjagd veranstaltet bis zur Forderung, die CIA hätte ihn längst liquidieren sollen. Da bricht wieder eine Lynchjustiz durch, die in der Geschichte vor allem des Südens der USA tief verwurzelt ist.

    Es muß doch auch die andere Seite geben, wo sind die selbstkritischen Stimmen in den USA? Das war doch die Hoffnung von Wikileaks, daß die Schwarmintelligenz aufgrund der Enthüllungen umsteuert. Ich habe bisher nicht gesehen, daß eine selbstkritische ernsthafte Diskussion stattfindet, aber das mag an meinem Informations-Defizit liegen, vielleicht weiß jemand mehr.

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  3. Lieber Herr Bayer,

    ich habe mir gestern den ARD-Beitrag im Internet angesehen und teile weitgehend Ihre Beurteilung.

    Die Frage drängte sich mir auf, wie kann man einem Whistle Blower eine total sichere Anlaufstelle bieten. Es ist dies ein technisches Problem und ein organisatorisches. Das was WL tat, sieht schon recht komplex aus. Die Lösung darf aber nicht in der Hand von Möchte-gern-Pop-Idolen wie Assange bleiben, sondern muss von einer seriösen Institution übernommen werden. Eine Unterorganisation der UN käme in Frage.

    Dass Manning aufflog, scheint nicht die Schuld von Assange zu sein. Er hat sich anscheinend selbst verraten. Wer anarchistischen Hackern vertraut, ist selbst schuld. Auch bei denen kann einmal die patriotische Verantwortung durchbrechen.

    Dass Sie von der GI etwas erwarten, ist nett. Ich bin da erheblich skeptischer. Die GI das sind wir selber. Vielleicht erinnern Sie sich noch, dass uns im Mai 2009 in Salzburg gesagt wurde, der GI-Vorstand ist nicht das Ausführungsorgan für Beschlüsse der Fellows. Wenn Sie von der GI etwas haben wollen, müssen Sie eine Aktivität starten, also Leute auf Trab bringen.

    Dieser Blog kann vielleicht helfen, falls Sie genug Leserinnen und Leser anwerben. Also bleiben Sie dabei.

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